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25P

Darunter wird in der Praxis die digitale Produktion mit 25 Vollbildern pro Sekunde verstanden. Man übernimmt also die im PAL-Bereich übliche Bildrate von Filmabtastungen und -produktionen für den Fernsehbereich und arbeitet zudem nicht wie sonst im Videobereich üblich mit Halbbildern (interlaced), sondern mit Vollbildern (progressive).

Häufig wird der Begriff 25P auch gleich noch mit höheren Auflösungen assoziiert, also mit HD-Bildern, die in 720 oder 1080 Zeilen Auflösung vorliegen. Die Auflösung hat aber mit der Bildrate im Grunde nichts zu tun. Schließlich kann auch mit normaler PAL-Auflösung im 25P-Modus gearbeitet werden.

Das eigentlich Besondere und Neue an 25P kann man nur verstehen, wenn man es im Unterschied zum bisher Üblichen darstellt. Das Übliche ist im deutschsprachigen Raum das PAL-Videosystem. Eine der PAL-Grundlagen: Bilder bestehen aus einzelnen Zeilen, sie werden zeilenweise übertragen und dargestellt.

625 Zeilen machen ein PAL-Bild aus. Jedes dieser Bilder wird aber in zwei separaten Teilen verarbeitet, den Halbbildern. Das erste Halbbild besteht aus den ungeraden Zeilen, das zweite aus den geraden. Dann folgt das nächste ungerade Halbbild und so fort. Auf dem Bildschirm wechseln sich also ständig gerade und ungerade Halbbilder ab. Diese Art der Bildübertragung wird im englischen Sprachraum als »interlaced scan« bezeichnet.

Interlace-Bildverfahren haben aber verschiedene Nachteile. Einige kann man gut sehen, wenn man etwa am Computer PAL-Videobilder im Standbildmodus betrachtet: Die beiden Halbbilder stecken wie zwei Kämme ineinander. Wenn sich die aufgenommenen Objekte bewegt haben, scheinen die Halbbilder seitlich leicht versetzt zu sein. Das Gesamtbild wirkt zerrissen, vertikale Kanten sind gezackt. Es gibt auch noch andere Probleme, so können etwa harte horizontale Kanten im Bild zu einem Flicker-Effekt führen, diese Kanten zittern also im Bild.

Jeder CCD-Chip in einem aktuellen PAL-Camcorder nimmt gleichzeitig 576 Zeilen auf. Wieso nur 576 und nicht 625? Weil von den 625 Zeilen des PAL-Systems nur 576 auch tatsächlich für den Bildinhalt genutzt werden.

Alle 576 Zeilen werden also ausgelesen. In einem zweiten Arbeitsschritt werden dann immer zwei aufeinander folgende Zeilen
addiert. Aus den so errechneten 288 Zeilen wird ein Halbbild erzeugt. Diese Vorgehensweise bringt eine höhere Lichtempfindlichkeit bei gleichem Rauschabstand und reduziert den oben beschriebenen Flicker-Effekt. Das Addieren der Zeilen hat aber auch einen Nachteil: Es reduziert die vertikale Auflösung, in vertikaler Richtung wird also nicht die maximal mögliche Abbildungsschärfe erreicht. Ist das erste Halbbild verarbeitet, wird der Chip erneut ausgelesen und nach dem gleichen Schema das zweite Halbbild erzeugt. Die beiden Halbbilder entstehen also nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Das ist die Ursache für die oben beschriebene »Zerrissenheit« von Interlace-Bildern, weil sich der Bildinhalt zwischen der Entstehung des ersten und des zweiten Halbbildes verändern kann. Soweit also das Interlace-Verfahren.

Das P in 25P steht aber genau dafür, dass nicht »interlaced«, sondern »progressive« gearbeitet wird. Das hat, wie man aus
dem bisher Gesagten schon ableiten kann, etliche Vorteile: Progressive Abtastung löst die oben beschriebenen Probleme mit Interlace-Bildern, erreicht eine höhere vertikale Auflösung und passt besser mit der Computerwelt und modernen, ebenfalls progressiv arbeitenden Displays zusammen. Technische Gründe verhinderten in der Zeit, als die Fernsehsysteme erfunden wurden, dass man damals schon hätte progressiv arbeiten können. Praktisch alle aktuellen Computersysteme arbeiten dagegen mit progressiver Bilddarstellung.

Zwar werden auch bei 25P die 576 Zeilen des CCD-Chips ausgelesen, der nächste Arbeitsschritt entfällt aber: Die ausgelesenen Zeilen werden nicht paarweise addiert. Stattdessen werden die 576 Zeilen in Form von zwei aufeinander folgenden 288-Zeilen-Halbbildern aufgezeichnet. Im Unterschied zum Interlace-Verfahren werden die beiden Halbbilder bei Progressive Scan aber zur exakt gleichen Zeit ausgelesen, es kann also keinen seitlichen Versatz von Bildobjekten zwischen den beiden Halbbildern geben. Die beiden zusammen gehörenden Halbbilder passen also perfekt zueinander, die oben beschriebenen Interlace-Artefakte treten nicht auf.

Aufgezeichnet werden die beiden progressiv ausgelesenen Halbbilder dann genau gleich, wie beim Interlaced-Verfahren. Der Bildeindruck unterscheidet sich aber vom bislang üblichen Interlace-Video und sieht etwas »filmischer« aus. Er ähnelt von der Bildfolge schließlich dem, was man von auf Film gedrehten, aber auf Video kopierten Spielfilmen kennt. Das kann von empfindlichen Zeitgenossen durchaus auch als leichter Stroboskop-Effekt wahrgenommen werden. Ebenfalls filmähnlicher: die normale Belichtungszeit bei progressiver Abtastung beträgt 1/25 Sekunde gegenüber 1/50 Sekunde bei Interlaced-Video. Dadurch erscheinen schnell bewegte Objekte letztlich unschärfer, Bewegungen wirken fließender, ganz so, wie man das vom Kinofilm her kennt.
Gut sichtbar ist auch die höhere vertikale Auflösung, die man im Progressive-Mode erreicht. Diese höhere vertikale Auflösung
resultiert daraus, dass keine Zeilenaddition stattfindet. Sie wirkt aber aus wahrnehmungsphysiologischen Gründen noch stärker, als man rein physikalisch und rechnerisch erklären kann.

Auf Computer- und anderen Progressive-Displays wie etwa Plasma-Schirmen sehen 25P-Bilder automatisch besser aus. Will man das 25P-Material aber auf Film belichten, muss man dabei einiges beachten und sicherstellen, dass aus den progressiven Halbbildern wieder Vollbilder erzeugt und belichtet werden.

Siehe auch:

24P
Progressive
HD
Interlace
PAL