Media Broadcast: 5G für Live-Produktion
5G-Showcase bei der SportsInnovation 2022: voller Erfolg unter Produktionsbedingungen.
5G ist bereits seit geraumer Zeit in der Branche virulent, etliche Broadcaster versprechen sich davon neue Möglichkeiten für die Produktion. Tests sollen klären, wie weit die Technik dabei schon ist.
Einerseits geht dabei darum, die praktischen Produktionsaspekte auszuprobieren: Wie kann man mit 5G-Handys oder auch mit 5G-fähigen Kameras drehen und deren kabellose Live-Signale an die technische Infrastruktur einer TV-Produktion anbinden? Andererseits geht es aber auch um Bandbreiten, Netzqualität und Zuverlässigkeitsaspekte: Wie kann man unter diesen Aspekten 5G für TV-Produktionen nutzen?
Ein interessanter Showcase zu diesem Thema wurde bei der SportsInnovation (Meldung) realisiert. Dort installierte Media Broadcast ein 5G-Campusnetzwerk, das für die Kontribution von Videoinhalten genutzt wurde.
Daniel Wolbers, Leiter Bid & Solutions Management bei Media Broadcast, erläutert: »Wir haben ein privates 5G-Netz im Frequenzbereich von 3,7 bis 3,8 GHz errichtet, das in der Merkur-Spiel-Arena in Düsseldorf zur Verfügung stand. In diesem Frequenzbereich von 100 MHz stand dem Showcase dann eine Bandbreite von rund 1 Gbps zur Verfügung.«
Das 5G-Campusnetzwerk hatte Media Broadcast schon am Vortag der Veranstaltung installiert, erläutert Daniel Wolbers. »Es wurde dann am nächsten bei der SportsInnovation genutzt, um das die Vertical-Production-Setup mit zwei Kamerasignalen zu versorgen.«
Das 5G-Campusnetzwerk wurde also genutzt, um die 9:16-Bilder drahtlos via 5G in die Regie zu übertragen.
Daniel Wolbers erläutert: »Als Kameras wurden Sony-Camcorder verwendet, deren Signale dann in einen angedockten Aviwest-Encoder geleitet wurden. Dort wurden die Signale per HEVC komprimiert und dann über das eingebaute 5G-Modem des Aviwest-Encoders in das von Media Broadcast aufgespannte private 5G-Netzwerk eingespeist. Mit einem Delay von nur 200 ms standen diese Signal der Regie zur Verfügung.«
Die Idee dahinter: So kann man sehr kurzfristig und flexibel bei jeder Art von Veranstaltung zusätzliche mobile Drahtlos-Live-Kameras einsetzen. Der Aufwand hinter der Kamera ist dabei ebenfalls überschaubar: eine einzige Outdoor-5G-Anstenne reicht aus, um ein komplettes Stadion auszuleuchten und im gesamten Innenbereich des Stadions 1.000 Mbps bereitzustellen. Dahinter steht noch ein kleines mobiles Rack, die 5G Blue Box von Media Broadcast, und damit ist das 5G-Campusnetzwerk operational.
Daniel Wolbers erläutert, dass die Nutzung so eines 5G-Campusnetzwerks sicher keine Alternative sei für die klassische Ü-Wagen-Produktion eines Topspiels. Doch überall dort, wo man ohne großen Verkabelungsaufwand zusätzliche Bilder möchte, etwa aus bestimmten Fanbereichen im Stadion oder von anderen, schwer zugänglichen Ecken, könnte diese Form der Produktion durchaus einen Mehrwert bieten.
Media Broadcast zeigte bei der SportsInnovation unter realen Produktionsbedingungen, wie so etwas funktionieren kann, und verspricht, seine 5G-Campusnetz-Dienstleistung innerhalb von 24h bundesweit zur Verfügung stellen zu können: bei Festivals, Sportveranstaltungen oder anderen Ereignissen.
Beim Test in Düsseldorf gab es noch einen weiteren interessanten Aspekt: Das 9:16-Material wurde über das 5G-Campusnetzwerk in den TVN-Ü-Wagen vor Ort und per Riedel Mediornet weiter in die AWS-Cloud geschickt, von wo es mit der DreamCatcher Bravo Production Suite schlussendlich produziert wurde. Es ist aber auch möglich, ohne Umweg über einen Ü-Wagen direkt aus den Kameras via 5G-Campusnetzwerk in die jeweilige Cloud zu übertragen.
Hintergrund: Virtuosa
Die dritte Phase des Virtuosa-Projekts umfasste den Einsatz der 5G-Technologie im Broadcast-Bereich in der Praxis. Dabei sprachen Logic Media und Nevion als Partner Media Broadcast an. Dort haben die Partner die Grundlagen für das erarbeitet, was Sportcast nun — kaum drei Monate nach Abschluss des Projekts (Meldung) — bei der SportsInnovation angefragt hatte.
Diese Hintergrundgeschichte erläutert Jens Gnad von Logic Media im eingefügten Video: