Camera-to-Cloud
Ist das der nächste »Hot Shit« in unserer Branche? Könnte sein: Ein Blick auf diesen Trend.
Was wird noch kommen?
Blickt man noch einmal in das Positionspapier des Motion Picture Laboratory, eröffnen sich weitere Perspektiven. Letztlich basiert das Ganze auf einem einfachen, grundlegenden Fundament: Die Assets wandern schnellstmöglich in die Cloud und bleiben dann für immer dort — und werden nondestruktiv gespeichert. Das zweite »Grundgesetz« der Vision 2030 wird so formuliert: »Applications come to the media.«
Es sollen also nicht mehr Daten in Apps importiert, dort verändert und wieder exportiert werden, sondern umgekehrt: Die Apps greifen nondestruktiv und gesichert auf das Material zu und schreiben ihre Veränderungen dieses Materials als Attribut dieses Materials in die Cloud.
Das klingt einfach und logisch, aber allein dieser Aspekt erfordert schon grundlegende, tiefe Eingriffe in Speicherinfrastrukturen, denn das bedeutet in letzter Konsequenz: Wenn ich als Editor sehen will, was ich geschnitten und per Grading oder anderweitig bearbeitet habe, muss das Material in Echtzeit abgerufen werden und alle Veränderungen am Material müssen in Echtzeit stattfinden. Das erfordert immense Processing-Power und ganz andere Speicherstrukturen.
Doch selbst hier sind schon erste Grundlagen geschaffen: Das File-System BeeGFS, über das Heiner Lesaar von Elements in einem Beitrag berichtete, hat auf Teile der kommenden technischen Herausforderungen im Speicherbereich einige Antworten und eröffnet neue Möglichkeiten.
Für die Autoren des Thesenpapiers des Motion Picture Laboratory ist klar: Künftig wird der gesamte Lebenszyklus so gut wie aller Medien in der Cloud ablaufen – von der Aufnahme bis zur Bearbeitung, über die Ausspielung bis zur Archivierung.
Kommt C-to-C?
Die Vorhersage von film-tv-video.de lautet: Ja, Camera-to-Cloud wird kommen. Vielleicht nicht in der radikalsten Ausprägung, die oben formuliert wurde. Aber schon jetzt deutet vieles darauf hin, dass Camera-to-Cloud in den kommenden Jahren in unserer Branche eine große Rolle spielen wird.
Schleppende 5G-Einführung kann diese Entwicklung bremsen — aber ganz sicher nicht blockieren.
Wird sich C-to-C flächendeckend durchsetzen? Dort, wo in Teams gearbeitet wird, wo Effizienz und Geschwindigkeit gefordert sind, vermutlich schon. Aber natürlich gibt es auch Bereiche, in denen es länger dauern wird. Wer hauptsächlich alleine dreht, profitiert von den Vorteilen einer C-to-C Arbeitsweise natürlich weniger als größere Teams.
Was man auch nicht vergessen darf: Es gibt ja auch jetzt noch Leute, die analog auf Film drehen und fotografieren — aber das sind eben wenige. Bei C-to-C dürfte es sich ähnlich entwickeln.
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