Branche, C2C, Cloud, Kamera, Top-Story, Wireless: 17.02.2022

Camera-to-Cloud

Ist das der nächste »Hot Shit« in unserer Branche? Könnte sein: Ein Blick auf diesen Trend.




5G-Modem, © Nonkonform
Das ist ein 5G-Modem. Die Platine ist ungefähr scheckkartengroß und kann problemlos direkt in Kameras eingebaut werden.
Wireless-Anbindung

Ein wichtiger Co-Faktor für die Praktikabilität von Camera-to-Cloud-Workflows sind Wireless-Techniken. Natürlich könnte man die Kamera auch per Kabel anbinden, um die Originalbilder in die Cloud zu schicken, aber sehr viel bequemer wäre nun mal eine Drahtlos-Anbindung. Wenn man sich ansieht, was LiveU, Teradek, Dejero und andere in puncto Wireless schon bieten, kann man zwar leicht extrapolieren, was hier in wenigen Jahren los sein wird, aber es wird eben noch ein bisschen dauern. Dennoch kann man sagen: es geht langsam los.

© Nonkonform
Teradek-Wireless-Lösung.

Teradek etwa bietet seinen Kunden in den USA ein 5G-Paket an und arbeitet mit AWS und dem Mobilfunkanbieter Verizon zusammen. Auch mit FrameIO, einem Unternehmen, das eine cloud-basierte Video-Review-Plattform entwickelt hat, schloss das Unternehmen vor gut einem Jahr eine Partnerschaft. 

Apropos: Adobe hat im Sommer vergangenen Jahres FrameIO gekauft — zu einem Kaufpreis von 1,275 Milliarden US-Dollar. Bei der Keynote-Speech während des Adobe Events »Adobe Max« wurde diese Akquisition kurz gestreift, und selbst innerhalb dieses kurzen Schnipsels war klar zu erkennen: Hier zeigt uns Adobe den Weg zu Camera-to-Cloud.

LiveU, Sky
Mit 5G-Network-Slicing arbeiteten auch Sky und LiveU schon in einem Pilotprojekt zusammen.

Das Wireless-Thema ist eng verbunden mit 5G, denn irgendwelche kabellosen Lösungen wird man, wie ausgeführt, ja definitiv benötigen, wenn man Bilder direkt aus der Kamera in die Cloud übertragen will.

Ganz sicher ist Deutschland hier nicht das fortschrittlichste Pflaster. Und kürzlich gab es sogar auch eine Hiobsbotschaft in puncto 5G aus den USA: Die Fluglinien United und Delta sowie die Lieferservices UPS und Fedex befürchteten Probleme durch 5G. Demnach könnte 5G die Flugsicherheit beeinträchtigen.

Die LU600 5G vereint interne 5G Modems und reichweitenstarke Antennen mit der 4K HEVC Übertragungstechnologie von LiveU
LiveU-Transcoder mit internen 5G-Modems und reichweitenstarke Antennen für die 4K-HEVC-Übertragung.

In der Folge verschoben mehrere Netzwerkbetreiber in den USA ihren 5G-Netzwerkstart. Der Hintergrund: die Höhenmesser diverser Flugzeuge funktionieren im Funkbereich von 4,2 bis 4,4 GHz. Anders als hierzulande, wo 5G nur im Bereich unter 3,7 GHz verwendet wird, nutzt 5G in den USA auch höhere Frequenzlagen oberhalb 4 GHz — und es gab die Sorge, dass dies möglicherweise zu Störungen führen könnte.

Der Abstand der von Höhenmessern verwendeten Frequenzen des deutschen 5G-Mobilfunknetzes gilt hingegen jetzt schon als ausreichend groß. So ging nahe des Berliner Flughafens schon vor einiger Zeit eine 5G-Antenne in Betrieb, die mit 3,6 GHz sendet, und es gab laut der deutschen Flugsicherung keine Problem, wie die FAZ recherchiert hatte.

Was trotz solcher Startprobleme in jedem Fall jetzt schon gehen würde: Studios könnten ein eigenes 5G-Campus-Netzwerk errichten (Artikel) — und schon wäre darüber prinzipiell auch Wireless-C-to-C möglich.

Kurzum: Es ist vermutlich keineswegs gewagt zu prognostizieren: 5G wird ein wichtiges Puzzle-Teil für bequeme, funktionierende Camera-to-Cloud-Workflows sein.

FrameIO, Set
Einige Kameras sind schon mit C2C von FrameIO kompatibel.
Was heute schon geht: Ist das schon Camera-to-Cloud?

Natürlich kann jeder seine eigene Definition von Camera-to-Cloud wählen. So verwendet FrameIO diesen Terminus konsequent für das eigene Produkt C2C. Und Adobe hat FrameIO aus gutem Grund gekauft: Hier geht schon vergleichsweise viel in puncto Camera-to-Cloud.

FrameIO C2C funktioniert derzeit im Zusammenspiel mit einigen Kameras von Red, Arri, Panavision und Sony. Sobald der Record-Knopf dieser Kameras ausgeschaltet wird, wird eine Proxy-Datei jeder Aufnahme mit passenden Dateinamen und Timecode direkt an FrameIO gesendet.

Als Link zwischen dem Set und FrameIO fungieren Geräte und Softwares, die am Set verwendet werden — etwa von Teradek, Aaton, Pomfort und anderen.

Als Link zwischen der Kamera und der Cloud fungieren Geräte wie der Echtzeit-H.264-Encoder Teradek CubeE 655, bestimmte Tonmischer von Sound Devices und Aaton — oder Softwares von Colorfront, Pomfort Livegrade mit ShotHub, Magic ViewFinder und ZoeLog. Nach der Authentifizierung kodieren und senden diese Geräte/Softwares timecode-genaue H.264-Proxy-Dateien mit zugehörigen Metadaten sowie entsprechenden Produktionsdaten per Cloud direkt an FrameIO. Die Übertragung erfolgt über eine verschlüsselte und sichere Verbindung per LTE, 5G oder WiFi. Auf diese Weise können bearbeitbare Proxy-Dateien nahezu in Echtzeit überall auf der Welt verschickt werden.

Das Material und die Metadaten schlagen via Cloud bei autorisierten Empfängern auf.

Dabei weist der Hersteller auf die hohe Datensicherheit hin, die dafür sorge, dass nur Autorisierte auch Zugriff haben. Ist das schon Camera-to-Cloud? Es ist zumindest ein erster Anfang.

Sony C3 Portal.

Sony bietet mit C3 Portal ebenfalls schon eine Lösung, mit der professionelle Videokameras mithilfe einer mobilen Verbindung schnell und stabil mit der Cloud verbunden werden können. Das Besondere an C3 ist letztlich, dass das Grundprinzip umgekehrt wurde: Die Zentrale hat einen Überblick über das vorhandene Material, das im Gerät aufgezeichnet und gespeichert wurde, und kann selbsttätig das interessanteste Material aus dem Gerät in die Zentrale ziehen — während das Team vor Ort weiter drehen kann. film-tv-video.de hatte darüber berichtet.

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