Branche, C2C, Cloud, Kamera, Top-Story, Wireless: 17.02.2022

Camera-to-Cloud

Ist das der nächste »Hot Shit« in unserer Branche? Könnte sein: Ein Blick auf diesen Trend.




Camera-to-Cloud, Grafik, © Nonkonform/Pixabay/geralt
Camera-to-Cloud: Zukunftsvision oder bald schon Realität? Bilder direkt aus der Kamera könnten direkt in die Cloud hochgeladen werden.

Warum soll man überhaupt noch auf On-Board-Speichermedien speichern? Könnte man nicht stattdessen das gesamte Footage direkt in der Cloud speichern? Für Schnitt, Grading und alle anderen Bearbeitungsschritte muss man die Daten ja sonst x-fach hin und her kopieren.

MovieLabs, Logo
Das Motion Picture Laboratory ist ein Non-Profit-Forschungsinstitut.

Ganz sicher kann man die Camera-to-Cloud-Idee unterschiedlich auslegen und definieren, aber so radikal wie oben beschrieben, kann man das auslegen, was das Motion Picture Laboratory letztlich formuliert. Das Motion Picture Laboratory ist ein Non-Profit-Forschungsinstitut, gemeinsam betrieben von den großen Hollywood-Studios Paramount, Sony, Universal, Walt Disney und Warner. Dass hier nicht nur irgendwelche bedeutungslose Hirngespinste ausgebrütet werden, dürfte also selbstredend sein.

Das Institut hat im Jahr 2019 ein Positionspapier veröffentlicht, das eine »Vision 2030« entwirft. In diesem Papier mit dem Titel »The Evolution of Media Creation« wird unter anderem postuliert: »All assets are created or ingested straight into the cloud and do not need to be moved.«

MovieLabs, Positionspapier
Die »Vision 2030« des MovieLabs in einem Positionspapier zusammengefasst.

Das interessante und lesenswerte Positionspapier umfasst noch neun weitere Thesen, in denen es um Postproduktion, Archivierung, Distribution und Sicherheit geht. Das Thema, mit dem sich dieser Beitrag beschäftigt, ist also nur ein Aspekt, ein Ausschnitt aus dieser Zukunftsperspektive.

Ganz sicher wird es in der Medienpraxis auch viele andere Ansätze, Zwischenstufen und Hybrid-Lösungen geben, die sich von dieser »reinen Lehre« unterscheiden. Aber schauen wir doch einfach mal auf das, was es schon gibt.

Status Quo: Branche insgesamt

Im Verlauf der Pandemie haben sich Remote-Workflows sehr stark verbessert, intensiviert und in etlichen Bereichen etabliert. Abläufe und Technologien, die man weit in der Zukunft wähnte, wurden einfach mal ausprobiert — und siehe da: es hat funktioniert.

Status Quo: Filmset
Teradek
An sehr vielen Filmsets gibt es leistungsfähige Wireless-Video-Lösungen.

An sehr vielen Filmsets gibt es leistungsfähige Wireless-Video-Lösungen: DoPs, Assistenten, Regisseure, andere Verantwortliche sehen auf Monitoren, Tablets und Handys die Bilder, die die Kamera grade aufnimmt.

Teradek
Am Set eines Jaguar-Werbedrehs.

Da lag natürlich letztlich der Gedanke nahe, diese Signale nicht nur direkt per Funk am Set zu übertragen, sondern sie auch an weiter entfernte Empfänger zu streamen.

Folgerichtig ist es heute keine Besonderheit mehr, wenn die am Drehort produzierten Bilder nicht nur die dortigen Teammitglieder sehen, sondern auch Verantwortliche von der Agentur oder vom Kunden, die das Material direkt in ihren Büros oder Hotelzimmern sehen können — mit geringem Zeitversatz, solange vor Ort noch gedreht wird.

Dejero
Blick über den Zaun: Im TV- und Streaming-Bereich werden Technologien verwendet, die auch für Camera-to-Cloud-Workflows zur Anwendung kommen.

Der Grundgedanke, das noch weiter zu treiben, liegt natürlich keineswegs fern — und hier bietet sich ein Blick über den Zaun in den Bereich Live-TV-Produktion an. In diesem Bereich gibt es Technologien und Arbeitsweisen, die 4K-Signale im IP-Umfeld mit geringen Latenzen übertragen, verteilen und manipulieren. Der TV-Bereich agiert zwar in vielen Aspekten ganz anders als der Filmbereich, aber einige Arbeitsweisen und Technologien nähern sich eben immer weiter an.

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Seite 2: Status Quo: Live-Produktionen, Fusion Workflows/Technologien
Seite 3: Wireless-Anbindung, Was heute schon geht
Seite 4: Was wird noch kommen? Kommt C-to-C?