Smart Content Production
Welche Überlegungen sollte man anstellen, um im großen medialen Umbruch die Anforderungen der verschiedenen Zielgruppen an Content — und damit an Produktion und Budgets — nachhaltig im Griff zu haben?
Der Medienmarkt — ein sich stetig ausdehnendes Universum: immer mehr Wettbewerber, immer mehr Plattformen, immer spezifischerer Content für diversere Zielgruppen, technische Disruption, und das bei wachsenden betriebswirtschaftlichen Zwängen sowohl bei privaten als auch öffentlich-rechtlichen Medienhäusern.
Eine Situation, in der man viele Fragen stellen muss, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Und die ersten sind: Wie kann diese Zukunft aussehen? Haben wir Megatrends und schwache Signale ausreichend berücksichtigt? Wo wollen wir etwa in zehn Jahren stehen? Welche strategischen Ziele haben wir, wenn wir dafür all die Signale und Trends berücksichtigen, die wir heute erkennen können? Mit welchen Qualitäten (Leistungen) können und wollen wir uns dann im Medienmarkt behaupten?
Ist das zumindest als strategisches Bild umrissen, folgt Schritt 2: Was muss ich heute bereits berücksichtigen, ändern oder aufbauen, um dafür nachhaltig aufgestellt zu sein? Welche Investitions-Horizonte müssen unsere Projekte, Formate, Berufsbilder berücksichtigen? Welche Zwischenlösungen müssen ggf. gefunden werden? Wie muss priorisiert werden und woran werden Erfolge gemessen?
Dabei ist klar, dass der Content die zentrale Rolle einnimmt: Was wird wie für wen wo produziert, publiziert und distribuiert? Wobei wir hier schon lange von einem iterativen Prozess sprechen und auch nicht mehr von einem Sender-Empfänger-Verhältnis ausgehen.
Das heißt vor allem, es muss vernetzt gedacht werden: Welche Aspekte haben jeweils Einfluss und müssen bei der Projektierung und strategischen Aufstellung mitbedacht werden?
Um das zu strukturieren, hat FLYING EYE die Smart Content Production Map entwickelt, die helfen soll, alle Aspekte zu betrachten und daraus die richtigen Schlüsse für eine strategische Drei-Horizonte-Projektierung zu ziehen.
In ihrem Mittelpunkt stehen die drei zentralen Ansatzpunkte der Content-Entwicklung: Thema, Kanal/Plattform und User. Auf strategische Fragestellungen und Projekte angewandt, zeigt sie die Vernetzungspotenziale, Abhängigkeiten, Synergie- und Entwicklungsmöglichkeiten und ist die Basis für die Erarbeitung nachhaltiger und individueller Umsetzungsmöglichkeiten.
Natürlich wird man sich in Projekten immer fokussieren. Man muss aber die Abhängigkeiten, andere Bereiche und Projekte und vor allem große Entwicklungen und Trends immer im Blick behalten. Ein agiles Vorgehen bedeutet auch immer, die Projekte im Kontext zu sehen und anzupassen, eine absolute Notwendigkeit angesichts der schnellen und massiven Änderungen in Gesellschaft und Medienmarkt.
Die Smart Content Production Map ist die Basis, auf der Epics und vernetzte Prozesse entwickelt, User-Stories beschrieben und in einem agilen Verfahren immer wieder überprüft und angepasst werden.
Die Karte wächst mit den Möglichkeiten und kann auf mehrere Horizonte gelegt werden, wie zum Beispiel:
• Welche Investitionen sind bereits heute eine wichtige Basis, um auch zukünftige Anforderungen vorzubereiten?
• Welche Entscheidungen müssen heute getroffen werden, um sowohl aktuelle Bedürfnisse zu erfüllen als auch Optionen für parallele, nachhaltige Entwicklungen zu schaffen?
• Welche Potenziale hinsichtlich Partnerschaften, Netzwerken und Distributionswegen sollten heute eruiert werden, um zum richtigen Zeitpunkt Weichen stellen zu können?
• Wo muss fokussiert und priorisiert werden? Was wird man auch lassen müssen?
Wir schaffen damit die Basis, um System-Lösungen projektieren und agil umsetzen zu können. Denn genau das ist es, was unser sich stetig ausdehnendes Medien-Universum rund um unsere drei Content-Ausgangspunkte verlangt: höchste Flexibilität, Vernetzung und Anpassungsfähigkeit.
Fokus auf die Architektur der Systemlandschaften
(Enterprise Application Architecture, EAA)
Mit diesen Herausforderungen ist die Zeit der Systeme, die in 900-seitigen, starren Lastenheften beschrieben und quasi linear umgesetzt werden, endgültig vorbei. Auch die Praxis, die Verantwortung für die Funktionalität auf einen Generalunternehmer abzuschieben, war schon immer kritisch. Oft genug entwickeln sich daraus unendliche Mehrungs-Minderungs-Diskussionen. In nicht seltenen Fällen führte dies zu Eskalationen, die die anstehenden Aufgaben erheblich verzögerten.
Um nachhaltige, vernetzte, flexible Lösungen zu finden, geht es bei einer modernen Projektierung darum, besonders folgende Aspekte zu berücksichtigen:
1. Die gesamte Anwendungslandschaft von Unternehmen steht im Fokus
Bisher stand oft das Einzelsystem im Mittelpunkt, und man machte sich bestenfalls Gedanken um die Schnittstellen zu den Umsystemen. Dies gilt es umzukehren: Funktionierende Gesamtsysteme sollten den Vorrang haben. Damit sind die Anforderungen des Gesamtsystems auch ein gutes Regulativ für ausufernde Anforderungen an das Einzelsystem. Einzelsysteme mit infrastrukturellem Charakter haben dabei selbstverständlich einen anderen Betrachtungshorizont.
Diese Anforderungen der Einzelsysteme leiten sich aus der Gesamt-Strategie für den Produktionsbereich ab, die sich wiederum aus den strategischen Überlegungen der gesamten Unternehmung ableitet. Aus der Strategie für den Produktionsbereich leiten sich damit die Rahmenbedingungen für die Anforderungen der Einzelsysteme ab.
2. Investitionsprojekte müssen sich in Umfang und zeitlichem Ablauf der Schnelllebigkeit der Anforderungen anpassen
Der Wasserfall-Ansatz, in dem Systeme ausgeschrieben werden, die möglichst viele Anforderungen abdecken, hat aus unserer Sicht endgültig ausgedient. Nicht nur weil er ein Hort ausufernder Anforderung ist, sondern insbesondere, weil seine zeitlichen Abläufe nicht mehr in die Zeit der sich schnell verändernden Anforderungen an die Systemlandschaft der Medienproduktion passen. Außerdem ist er maximal nutzerfern, da der Nutzer, wenn überhaupt einmal, am Anfang und dann wieder am Ende des Projektes eingebunden wird.
Uns ist bewusst, dass der Begriff der »agilen Projekte« in den letzten Jahren bereits ziemlich verbrannt wurde. Insbesondere deshalb, weil er von vielen Lieferanten missbraucht wurde, um sich von den lästigen Fesseln des Festpreises zu befreien.
Trotzdem ist das agile Manifest die richtige Antwort auf die Schnelllebigkeit unserer Zeit.
Es gilt also, ein klares Bild seiner eigenen Systemlandschaft über alle Funktionen, Redaktion, Produktion, Verwaltung etc. und deren Zusammenspiel zu entwickeln.
Diese Systemlandschaft gilt es dann in Module zu zerlegen, die in kurzen, agilen Projekten bearbeitet werden können. Die Agilität gewährleistet dann sogar Änderungen der Anforderungen während der Projektlaufzeit. Dies garantiert Nutzer-Nähe.
…und wer sich Gedanken um die Festpreise macht, dem sei das Buch »Der agile Festpreis« empfohlen. Auch FLYING EYE nutzt seine Expertise im Bereich Risikomanagement, um das Kosten-Risiko bei agilen Projekten zu managen.
Fazit
Signale und Trends erkennen, die eigenen Stärken, Aufgaben und Strategien betonen, Content-Planung, -Produktion und -Publikation synergetisch sowie nutzer- und themenzentriert denken – alles Voraussetzungen, um für die Zukunft in der Medienbranche gut aufgestellt zu sein.
Im Investitions- und Projektbereich heißt es darum, wesentlich flexibler, agiler, vernetzter und mit Blick auf mehrere Horizonte gerichtet unterwegs zu sein. Um Lösungen entwickeln zu können, die eine nachhaltige Basis für die großen Herausforderungen des sich stetig ausdehnenden Medien-Universums bilden.
In der Branche macht seit einiger Zeit der Begriff »Smarte Produktion« die Runde. Die oben angestellten Überlegungen sind aus unserer Sicht der notwendige Einstieg, um zu »smarten Produktionsweisen« zu kommen.