Broadcast, IP, Top-Story: 06.09.2018

Plazamedia nimmt IP-basiertes Sendezentrum in Betrieb

Plazamedia hat in ein komplett IP-basiertes Sendezentrum investiert, das im August den Betrieb aufgenommen hat. Dabei setzt der TV-Dienstleister auf ein innovatives Konzept, das Flexibilität mit Nachhaltigkeit kombiniert.



Bauliche Rahmenbedingungen
Die Technik ist auf drei Stockwerken verteilt.

Die neue Technik ist im Plazamedia-Gebäude in drei Stockwerken verteilt. Auf einer Ebene befinden sich Hauptschaltraum, Sendeabwick­lung und vier große sogenannte Multifunktionsräume mit dem zentralen Streaming- und Ingest-Bereich; auf der anderen sind weitere kleinere Multifunktionsräume untergebracht. Drei zentrale Geräteräume sorgen für Redundanz, nehmen aber vergleichsweise wenig Raum ein, weil die neue IP-Technik mit deutlich weniger Kabeln und auch weniger Platz in den Racks auskommt. Die vertikale Verkabelung zwischen diesen Ebenen ist wenig aufwendig und wurde ausschließlich über Glasfaser realisiert.

Multifunktionsräume
Alle Arbeitsplätze in den Multifunktionsräumen verfügen über eine Grundausstattung.
Per Knopfdruck am VSM-Panel lassen sich zusätzliche Funktionen aufrufen.

Die Planer bei Plazamedia haben sich mit den Multifunktionsräumen ein Konzept überlegt, das ihnen größtmögliche Flexibilität erlaubt. Alle Arbeitsplätze in den Multifunktionsräumen verfügen über eine Grundausstattung, sind aber mit jedem Gerät in den drei Geräteräumen vernetzt.

So können sie via IP auf alle Ressourcen zugreifen, um unterschiedlichste Funktionen abzubilden. »Die Rüstzeit der Arbeitsplätze beschränkt sich auf einen Knopfdruck am VSM-Panel«, erläutert Rainer Litfin, Senior Sales bei Lawo.

Live-Sendeabwicklung, Grafik und Vertonung können projektbezogen in einem Raum konzentriert werden. Das sei überhaupt nur dank der neuen IP-Installation mit Nevion-Hard-/Software möglich, wo die Vernetzung ohne »Bottleneck« Realität werde, erläutert Haci Cengiz von Logic.

Rainer Litfin, Senior Sales Manager bei Lawo.

Rainer Litfin ergänzt: »Plazamedia hat das neue Sendezentrum konsequent auf den Kerngedanken von V-Matrix als Plattform mit Software-definierter Funktionalität ausgerichtet. Das Haus ist ein Musterbeispiel dafür, wie man den verfügbaren Raum und das Equipment optimal nutzt.«

Die Mitarbeiter müssen bei ihrer Anmeldung am Arbeitsplatz lediglich ihr Aufgabenprofil angeben. Ein KVM-Router von Black Box ermöglicht dann den direkten Zugriff auf die Bedienoberflächen der zugewiesenen Ressourcen – und dann können sie mit ihrem jeweiligen Job schon loslegen.

 
Hauptschaltraum und Sendeabwicklung
Der Hauptschaltraum weist vier identische Arbeitsplätze auf.

Hauptschaltraum und Sendeabwicklung sind die zentralen Räume im neuen Sendezentraum. Im Hauptschaltraum laufen alle ankommenden und abgehenden Signale auf. An vier identischen Arbeitsplätzen kontrollieren die Operator die Signale, verwalten Ressourcen, disponieren und können auch messen. »Hierfür setzen wir unter anderem Abhörmodule von Wohler ein, die über eine IP-Schnittstelle verfügen und IP-Ströme messen können,« erläutert Martin Späth.

Die Sendeabwicklung hat Plaza­media so geplant, dass ein Teil auch als Multifunktionsarbeitsraum genutzt werden kann – etwa dann, wenn sie nicht so stark ausgelastet ist. »Wir können die Sendeabwicklung funktional abspalten und bei Bedarf einen Teil der Arbeitsplätze für eine eigenständige Produktion nutzen«, beschreibt es Martin Späth.

Steuerung der Systemkomponenten
Die Programmierung des VSM-Systems für das neue IP-Setup war sehr anspruchsvoll.

Die Systemsteuerung all dieser Komponenten realisiert Plazamedia im 800 qm großen Sendezentrum mit einer VSM-Broadcast-Steuerung von Lawo. Damit lassen sich innerhalb des voll redundant aufgebauten Systems die Benutzeroberflächen und Bedienteile nahezu uneingeschränkt frei konfigurieren und so an die verschiedensten Anwendungsgebiete und Arbeitsabläufe von Plazamedia anpassen.

Blick in die Sendeabwicklung.

Projektplaner Martin Späth berichtet, dass die Programmierung des VSM-Systems für das neue IP-Setup eine enorme Aufgabe war, die viel Zeit in Anspruch genommen habe. Weil aber Plazamedia-Projektleiter Jürgen Konrad über fundiertes Wissen der Möglichkeiten des Systems verfügte, konnten die Anforderungen sehr präzise formuliert und die Konfiguration intensiv begleitet werden.

Orchestrierung und Monitoring
Geräte aus der »alten Welt« werden mit Hilfe von Edge Devices adaptiert.

Die Systemkomponenten von unterschiedlichen Herstellern innerhalb einer IP-Installation anzubinden, erforderte eine präzise Vorplanung. Jürgen Konrad erläutert: »Nevion bietet mit VideoIPath ein leistungsfähiges IP-Orchestrierungssystem, das es ermöglicht, alle eingebauten Nevion-Komponenten zu überwachen und damit zu kommunizieren.«

Teilweise war es eine Herausforderung, die einzelnen Geräte, die mit unterschiedlichsten Steuerprotokollen arbeiten, einzubinden. Aber hier habe es sich ausgezahlt, mit dem Orchestration- und SDN-System VideoIPath zu arbeiten und dieses auf effiziente Weise mit dem Broadcast Controller VSM von Lawo zu vernetzen, erklärt Jürgen Konrad.

Über Ember+ findet die Kommunikation mit Lawo statt – etwa mit den Multiviewern.

Über Ember+ findet die Kommunikation mit den Lawo-Komponenten statt, etwa mit den 40 IP-basierten, frei beschaltbaren Multiviewern für das Monitoring im Sendezentrum.

Auch die LCUs wurden darüber angebunden. Das IP-basierte Kommentatorensystem ist für die Live-Bericht­erstattung zugeschnitten.

 

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