Feldversuch 5G-Today: TV-Übertragung in 5G
Im Rahmen des Forschungsprojekts 5G-Today gibt es nun einen Feldversuch: Über ein 5G-Testfeld im Bayerischen Oberland soll die TV-Übertragung über das 5G-Netz erprobt werden.
Testsendungen vom Sender Wendelstein sowie von weiteren Standorten in München sollen ab Herbst 2018 im Rahmen des Forschungsprojekts 5G-Today durchgeführt werden.
Unter Leitung des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) untersuchen die Projektpartner Kathrein und Rohde & Schwarz damit die großflächige TV-Übertragung im Rundfunkmodus FeMBMS (Further evolved Multimedia Broadcast Multicast Service) in 5G. Unterstützt werden sie von den assoziierten Partnern Telefónica Deutschland und dem Bayerischen Rundfunk, der das 5G-FeMBMS-Sendernetz als Testfeld auf seinen Senderstandorten betreibt.
Der neue Netzstandard 5G gilt als Schlüsseltechnologie, die unter anderem dann zum Einsatz kommen soll, wenn Fahrzeuge künftig hoch automatisiert oder vollkommen autonom fahren oder Geräte im Internet der Dinge miteinander vernetzt werden. 5G bietet aber auch ein großes Potenzial für die effiziente Verbreitung von Medieninhalten. Mit der Einführung von 5G könnte ein weltweiter Markt mit Millionen von Smartphones und Tablet-PCs als potenziellen TV-Empfängern entstehen, für Live-TV-Dienste, Zugriff auf Mediatheken, soziale Netzwerke und viele weitere Mediendienste. Im Juni 2017 wurden unter Beteiligung von europäischen Rundfunkanstalten und der Industrie internationale Standardisierungsarbeiten abgeschlossen, um Rundfunkangebote effizient in großflächigen 4G- und 5G-Netzen zu übertragen.
Dazu sagt Jochen Mezger, Geschäftsfeldleiter Netztechnologien am IRT: »Gemeinsam mit EBU, BBC, RAI und SWR sowie Industriepartnern haben wir die Rundfunkanforderungen für 5G definiert und in die internationale Standardisierung erfolgreich eingebracht. Diese enthalten unter anderem einen 100-Prozent-Rundfunkmodus sowie vergrößerte Senderabstände. Wir freuen uns, dass wir im Projekt 5G-Today jetzt die Standardisierungsergebnisse in einem Testfeld umsetzen und evaluieren können.«
5G-Today: Großflächige Versorgung im Test
Um eine großflächige Versorgung exemplarisch zu realisieren, werden große Senderzellen mit kleinen Senderzellen kombiniert. Dafür werden TV-Signale als Versuchsfunk im Kanal 56 vom BR-Sender Wendelstein und von weiteren Senderstandorten des BR im Raum München gleichzeitig abgestrahlt. Der Beginn von ersten Ausstrahlungen ist für Ende 2018 vorgesehen. Bis dahin werden Komponenten für Aussendung und Empfang entwickelt und installiert. Daneben finden theoretische Voruntersuchungen und Simulationen statt.
»Mit den Entwicklungen in 5G nähert sich der Standard den klassischen Parametern eines Rundfunkübertragungssystems an. Damit wird eine großflächige und wirtschaftliche Fernsehprogrammverbreitung möglich. Wir begrüßen die Gelegenheit, im Projekt 5G-Today das Netz der Zukunft mit unserer bestehenden Sendeinfrastruktur zu testen«, sagt Prof. Birgit Spanner-Ulmer, Direktorin Produktion und Technik des Bayerischen Rundfunks.
»Als global tätiger Netzbetreiber sowie Mitglied der Next Generation Mobile Networks, kurz NGNM, möchten wir die Tests zur Verbreitung von Medieninhalten mit modernen und konvergenten 5G-Netzen unterstützen. Deshalb werden wir 5G-Today bei Bedarf weiteres 700 MHz Spektrum und damit eines der seitens der EU-Kommission priorisierten 5G-Frequenzbänder zur Verfügung stellen«, so Jaime Lluch, Director Radio Access Network von Telefónica Deutschland.
»Der 5G-Standard bietet die einzigartige Chance, die Stärken der Rundfunkübertragung mit den breiten Möglichkeiten des Mobilfunks intelligent zu verknüpfen. Wir beteiligen uns mit unserer technologieführenden Kompetenz sowohl in der terrestrischen Sendertechnik als auch der Mobilfunk-Messtechnik aktiv an diesem zukunftsweisenden Forschungsprojekt, um damit die Basis für eine effiziente Übertragung von Medieninhalten auf mobile und portable Endgeräte zu schaffen«, sagt Manfred Reitmeier, Senior Director R&D Transmitter Systems von Rohde & Schwarz.
Ralf Exler, Leiter des Innovationsmanagements bei Kathrein, sieht in diesem Projekt eine wichtige Rolle für das Zusammenwachsen von Rundfunk und Mobilfunk: »Speziell junge Menschen wollen Rundfunkinhalte auf allen User-Devices empfangen. Durch den neuen Standard rückt das konvergente Netz ein Stück näher.« Der Kunde müsse sich nicht darum kümmern, über welche Wege er Inhalte nutzen kann. »Wir werden bei 5G-Today die Antennen und Netzparameter in der Praxis optimieren und auch Testfahrten durchführen, um für unsere Kunden im Automotive-Bereich innovative Technik anbieten zu können.«
Das Forschungsprojekt 5G-Today wird über die Laufzeit von 28 Monaten durch die Bayerische Forschungsstiftung gefördert.