Medientage München 2017: Aktuelle Trends im Überblick
Unter dem Motto »Media. Trust. Machines – Vertrauen in der neuen Mediengesellschaft« setzten sich mehr als 7.000 Kongress- und Messebesucher während der Medientage München 2017 mit aktuellen Trends auseinander. Einige davon greift dieser Beitrag auf.
Potenziale von Sprachassistenten wie Alexa, Google Assistant oder Cortana
Sprachassistenten sind in der digital vernetzten Welt weitaus mehr als nur ein weiterer Abspielkanal für die Audiokanäle der Medienhäuser. Dies verdeutlichte eine Panel-Diskussion während der Medientage München 2017, bei der sich Experten mit den Potenzialen von Alexa, Google Assistant und Cortana auseinandersetzten.
Ein kurzer Film über einen Blinden, der sich mittels des Audiodienstes einer Datenbrille bestens in der Welt der Sehenden zurechtfindet, brachte es auf den Punkt: Nach Ansicht von Thomas Heigl, Industry Lead Media bei Microsoft Deutschland, der dieses Video präsentierte, sind Sprachassistenten Teil einer neuen Disruption. Derartigen bahnbrechenden Veränderungen müsse sich die Medienwelt etwa alle zehn Jahre stellen, und wir befänden uns nun in einer solchen Phase. »Nachdem wir uns die Technologien bislang mit Tastatur und Maus angeeignet haben, steht uns mit der Sprache nun ein ganz natürliches Interface als Zugang zu den digitalen Technologien zu Verfügung«, lobte Heigl die Vorzüge sprachgesteuerter Lautsprecher.
Beim Internet-Konzern Google versteht man sprachliche Assistenzsysteme als eine natürliche Weiterentwicklung der Google-Dienste. Daher brauche der Google Sprachassistent auch keinen eigenen Namen, erklärte Jens Redmer, Principal New Products bei Google Deutschland. Weltweit erreiche Google schon jede fünfte Anfrage als gesprochene Eingabe in ein Mobilgerät. »Das Layout der Tastatur hat sich seit knapp dem letzten Jahrhundert nicht verändert. Aber die meisten Menschen können schneller sprechen als eine Tastatur bedienen«, sagte Redmer.
Sprachassistenten eigneten sich besonders gut für News, zeigte sich Eva Messerschmidt, Ressortleiterin Sales & Digital Products bei N-TV überzeugt. Seit dem überwältigenden Erfolg der ersten Einführung einer eigenen Smartphone-App eines TV-Senders prüfe das Medienhaus bei allen neuen technologischen Entwicklungen, ob und wie N-TV darauf vertreten sein könne. Außer beim Car En-tertainment, Smart Home (etwa Kühlschrank- oder Dunstabzugshauben-Displays) oder künftig beim autonomen Fahren wolle N-TV die Nutzer überall dort erreichen, wo sie sich befänden. »Wir haben eine Innovationsabteilung, die permanent auf der Suche nach möglichen neuen Anwendungen ist«, erklärte Messerschmidt. Nicht ganz so einfach verhalte es sich mit der Distribution von Content. »Natürlich wäre es toll, für jede Technologie eine eigene Redaktion aufbauen zu können«, sagte die N-TV-Managerin. Zurzeit produziere aber eine Redaktion in Berlin für alle Plattformen. Die Verteilung des Contents erfolge schließlich über ein gut aufgestelltes Content-Management-System.
Bei der Monetarisierung versuche N-TV als First Mover im ersten Schritt »auf die Marke einzuzahlen«, um später vielleicht auch eigene Geschäftsmodelle daraus zu entwickeln. Das One-Shot-Prinzip der Sprachassistenten aber mache es für Medienhäuser schwer. »Für uns ist es wichtig, dass wir eben diesen einen Treffer haben und bei der Antwort von Alexa, Google und Cortana auch genannt werden«, erläuterte Messerschmidt. Etwas einfacher, so hofft die Sales-Chefin von N-TV, würden sich die Geschäftsmodelle bei der kommenden neuen Generation der Alexa gestalten, weil man über deren Display auch wieder die bewährte Pre-Roll-Werbung laufen lassen könne.
»Das Tor, das wir aufgestoßen haben, ist sehr groß«, warnte Thomas Heigl. Denn dahinter warteten viele offene Fragen bis hin zur Ethik im Umgang mit den Sprachdaten der Nutzer. Der Content werde multimedialer, und man brauche bei der Recherche viele Metadaten. Das sei eine neue Disziplin, die man in den Redaktionen noch nicht gewohnt sei.
Mit Voice-Technologien müsse man das Internet neu denken, resümierte Moderatorin Prof. Dr. Katja Nettesheim, Gründerin des Beratungsunternehmens Mediate. In dieser Welt gebe es beispielsweise viele Analphabeten, für die sich das Internet dank Voice Control jetzt überhaupt erst erschließe.
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