Lawo: Mit Innovation und Tradition in die Zukunft
Lawo entwickelt und baut hochwertige Audio-, Video- und Processing-Produkte für den Broadcast-Markt. film-tv-video.de hat den Hauptsitz des Unternehmens in Rastatt besucht und mit den Führungskräften Kuhfuss, Blum und Hilmer über aktuelle Branchentrends und -entwicklungen gesprochen.
Virtualisierung als nächster großer Schritt
Das Thema Virtualisierung liegt auch im Broadcast-Markt aus der Sicht von Lawo nicht mehr all zu weit in der Zukunft. Schon jetzt gehe es darum, hardware-unabhängige Lösungen zu entwickeln und auszubauen. »Spezifische Hardware wird nicht mehr mobil sein müssen, nur die Bedienoberfläche«, fasst Kuhfuss zusammen.
»Wenn man sieht, dass Amazon inzwischen auch FPGA-Ressourcen in der Cloud anbietet, die man dort mieten kann, liegt die Überlegung nahe, dass man auch per Software definierte Broadcast-Hardware nicht mehr notwendigerweise bei sich vor Ort betreibt, sondern diese an einem zentralen Ort bereitsteht und der Anwender letztlich nur noch die Bedienoberflächen mitnimmt«, meint Johannes Kuhfuss.
In der klassischen IT habe diese Prozess an vielen Stellen schon stattgefunden, sagt Kuhfuss, und nennt als Beispiel die schon heute in vielen Bereichen für Firmen und auch für Privatkunden reibungslos funktionierenden Cloud-Angebote.
Andreas Hilmer teilt diese Auffassung und nennt ein anderes Beispiel als Beleg dafür, wie schnell sich Märkte verändern können, wenn die entsprechende Technik da ist: »Als im Internet höhere Bandbreiten verfügbar wurden, haben sich viele Geschäftsmodelle komplett umgekrempelt«, erläutert er.
»Wenn ausreichend Bandbreite zur Verfügung steht und man andere Aspekte vorerst außer Acht lässt, sind auch beinahe alle Broadcast-Abläufe prinzipiell via Cloud möglich. Auch unsere V-Matrix-Plattform ist ja dafür designed, als Private Cloud zu funktionieren. Das wird sicher nicht von jedem und überall umgesetzt, aber es wird ganz generell eine Bewegung in dieser Richtung geben«, ist Hilmer überzeugt.
Software ist nicht alles – aber vieles
Software steht daher für viele Hersteller, auch für Lawo, im Fokus der Entwicklung. Johannes Kuhfuss betont aber auch, dass es den Kunden gerade bei komplexeren Anwendungen, nicht nur um funktionale Software gehe, sondern auch um Aspekte wie Bedienbarkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit eines Systems.
»Nicht alles lässt sich mit Software optimal abbilden. Bis dato gibt es beispielsweise einfach noch keine gute Möglichkeit, ein komplettes Audiomischpult mit 48 Fadern so zu ersetzen, dass die Bedienbarkeit darunter nicht leidet – gerade im Live-Betrieb. Ganz anders verhält es sich bei den Rechenprozessen im Hintergrund beim Transport der Signale – das kann durchaus in Software ausgelagert werden«, meint Kuhfuss.
Martin Blum konstatiert in diesem Zusammenhang, dass viele Ideen, die in der IP-Technik umgesetzt werden sollen, letztlich schon längere Zeit in der Branche diskutiert würden: »Es gab schon sehr früh Ansätze für Ressourcen-Sharing in der Audio- und Videotechnik. Doch nun gibt es erstmals auch die Bandbreiten, mit denen wir das auch umsetzen können.«
Blum ergänzt, dass derzeit allerdings noch viele Kunden Bedenken in puncto Sicherheit äußern und fragen, wer denn für die Sicherheit eines IP-Setups garantiere. Der Hersteller? Der Anbieter in der Cloud, der die Bandbreite liefert?
»Diese Ängste sind uns wohlbekannt, das ist für unsere Kunden ein großes Thema«, berichtet Martin Blum, weist aber auch darauf hin, dass man das Thema durchaus differenziert betrachten müsse. Denn einerseits wünschten sich Unternehmen hundertprozentige Sicherheit, lagerten aber andererseits etwa ihre CRM-Daten, also einen zentralen Wert des Unternehmens, in die Cloud aus. »Das geht heutzutage auch gar nicht mehr anders, und meiner Meinung nach wird man diesen Schritt irgendwann wagen.«
Bedeutet das, plakativ gesagt, dass man nicht bis zum jüngsten Tag über Sicherheit diskutieren sollte, weil sich die Zeiten und auch der Markt verändern?
Andreas Hilmer macht hier durchaus solche Entwicklungen am Markt aus: »Hier verändert sich etwas, und davon sind nicht nur kleine Unternehmen betroffen, was man auch daran ablesen kann, dass vor einigen Wochen die Internet-Präsenzen großer Anbieter wie Amazon oder AirBnB aufgrund eines Server-Dienstleisters nicht erreichbar waren«. Hilmer erläutert: »Irgendwo ist eben der individuelle Sweet Spot erreicht, an dem man selbst mit solchen Situation leben kann. Aber zunächst wird es im Broadcast sicher eher um Private Clouds einzelner Broadcaster gehen, als um ein gesamtes Virtualisieren der Branche.«
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Seite 3: Virtualisierung, Software, Video mit Andreas Hilmer
Seite 4: Wechsel, Arbeitsbedingungen, Kunden, Video mit Martin Blum
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