Lawo: Mit Innovation und Tradition in die Zukunft
Lawo entwickelt und baut hochwertige Audio-, Video- und Processing-Produkte für den Broadcast-Markt. film-tv-video.de hat den Hauptsitz des Unternehmens in Rastatt besucht und mit den Führungskräften Kuhfuss, Blum und Hilmer über aktuelle Branchentrends und -entwicklungen gesprochen.
AIMS: Standardisierung hilft allen
An vielen Stellen, so Blum, sei in der Broadcast-Branche noch Fortbildungsarbeit in puncto IT und IP zu leisten: »Es ist ja nicht sinnvoll, einfach nur bestehende Strukturen 1:1 zu ersetzen. Ein echter Nutzen entsteht erst dann, wenn IP neue, tatsächlich in der Praxis nutzbare Möglichkeiten eröffnet. Die gilt es klar zu machen und zu definieren.«
»Die Gründung von AIMS als Interessensverband und Plattform (Infos) war dabei für uns ein enorm wichtiger Schritt«, führt Andreas Hilmer, Director Marketing & Communications, diesen Gedanken weiter. Dank dieses Gremiums werde von den Herstellern endlich die Grundlage geschaffen, einheitliche Standards und Schnittstellen zu definieren.
»Ob dabei nun der aus individueller Sicht bestmögliche Standard erreicht wird, ist nicht so sehr entscheidend. Wichtig ist, miteinander im Gespräch zu bleiben und sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen. Foren wie AIMS schaffen die Basis für echte Interoperabilität.« Aus der Sicht von Andreas Hilmer wird sich das in diesem Jahr in konkretem IP-Business für alle Marktteilnehmer widerspiegeln.
CTM Johannes Kuhfuss ergänzt: »Viele Anwender hatten anfangs die Furcht, dass ihnen mit der SDI-Buchse die universelle und zentrale Schnittstelle eines Fernsehsenders abhanden kommt. Mit der Standardisierung von SMPTE 2110 wird nun die Marktakzeptanz an IP-Lösungen an Fahrt gewinnen, denn damit gibt es ein gemeinsames Verständnis darüber, wie man die Basis-Funktionalität, die man mit der SDI-Buchse bereitgestellt hatte, ersetzen kann.«
Es habe sich aber auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass man nicht mehr nur gemeinsame Steckverbindungen brauche, wenn man zeitgemäß und effizient Essenzen austauschen wolle, erklärt Kuhfuss weiter und führt aus: »Vielfach wird darüber geklagt, dass die Standardisierung bei IP zu lange brauche. Verglichen mit dem Standardisierungsprozess von MXF liege man bei SMPTE 2011 aber sehr gut im Rennen. Zudem findet die Implementierung bei den Herstellern parallel dazu statt.«
»Das hat es in dieser Form und Geschwindigkeit meines Erachtens noch nie gegeben«, bilanziert Andreas Hilmer.
Investitionsstau: kurz vor der Auflösung
Ein Sender, der üblicherweise mit längeren Investitionszyklen plant, möchte natürlich um keinen Preis in einer Phase investieren, in der viele technische Fragen ungeklärt sind. Das war bei IP allerdings für eine lange Phase der Status Quo.
Martin Blum urteilt: »Viele Sender haben aus diesem Grund ihre Investitionen immer wieder hinausgeschoben, manche bis zu einem Punkt, an dem es nun wirklich nicht mehr weitergeht mit der installierten Technik: Supportverträge laufen aus, Produkte wurden abgekündigt. Deshalb sind nun viele in Zugzwang und selbst konservative Sender sprechen davon, das Thema jetzt anzugehen: Es muss was passieren.«
Im Hintergrund der nun anstehenden Investitionsentscheidungen geht es aber nicht ausschließlich um technische Fragen. Angesichts disruptiver Marktbedingungen spielten auch ganz andere Faktoren eine Rolle, erklärt Andreas Hilmer: »Fernsehen ist nicht mehr das gesetzte Medium, das es war. Die Art und Weise, wie man Fernsehen macht, wird sich massiv verändern. Einerseits hat die Internet-Technologie das Verteilungsmonopol für Bewegtbildinhalte komplett aufgelöst. Andererseits werden sich auch die Produktionsmethoden radikal wandeln.«
Das alles habe aber letztlich Rückwirkungen auf die finanziellen Möglichkeiten der Sender und damit letztlich auch auf den Etat, der für technische Investitionen zur Verfügung stehe, so Hilmer.
Martin Blum ergänzt: »Man muss zudem sehen, dass viele Budgets, die klassischerweise in den Broadcast-Bereich gingen, mittlerweile in ganz andere Bereiche wandern, etwa zu Herstellern, die Switches bauen oder intelligente virtuelle Lösungen entwickeln. Als Hersteller muss man sich darauf einstellen. Ich denke, wir als Lawo sind hier auf einem sehr guten Weg.«
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Seite 2: Standardisierung, Investitionsstau, Video mit Thomas Kuhfuss
Seite 3: Virtualisierung, Software, Video mit Andreas Hilmer
Seite 4: Wechsel, Arbeitsbedingungen, Kunden, Video mit Martin Blum
Seite 5: SDI vs. IP, Modular-Business, Fazit
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