Wireless Video: Drahtlos am Set
Bild und Ton am Set drahtlos zu übertragen, ist schon lange kein unbezahlbares Hexenwerk mehr. film-tv-video.de hat mit den Drahtlos-Experten von Band Pro Munich über aktuelle Technik, Systeme und Trends im Wireless-Bereich gesprochen, und eine PDF-Tabelle listet gängige Systeme auf.
Mittlerweile können Kamerabilder kabellos auf Handys und Tablets gestreamt werden und selbst billige Consumer-Drohnen bieten eine Möglichkeit, die Bilder der fliegenden Kamera am Boden zu sehen. Soweit, so gut: Wer aber wirklich professionell arbeiten will, der braucht ein zuverlässiges System, das die Bilder störungsfrei in hoher Qualität mit möglichst geringer Signallaufzeit von weniger als 1 ms überträgt. Diese Kriterien führen in der Regel zur Anwendung von speziell auf diesen Zweck optimierten Wireless-Systemen. Bekannte Anbieter sind Teradek, Paralinx, Swit und Connex/Amimon, und natürlich gibt es noch etliche weitere.
»Es gibt viele Anbieter von Wireless-Systemen, die meisten aber nutzen den gleichen Chipsatz als Basis«, erklärt Martin Kreitl, Head of Sales & Marketing bei Band Pro Munich. »Das geht so weit, dass man teilweise die gleiche Fernbedienung oder Software nutzen kann, um Systeme verschiedener Anbieter zu bedienen. Trotzdem gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Wireless-Systemen, was die Verarbeitung und Robustheit betrifft, aber natürlich auch bei Ausstattung, Reichweite und Bedienerfreundlichkeit.«
Dieser Artikel fasst einige Aspekte zusammen, die man vor dem Einsatz eines Wireless-Systems klären sollte, er zeigt zudem mögliche Einsatzbereiche auf und beschreibt einige der Systeme etwas genauer.
Preisbereich, Anwendungsbereich
»Systeme, die aus unserer Sicht profitauglich und ernstzunehmen sind, bieten wir zu Nettopreisen zwischen rund 1.250 und 7.800 Euro. Dafür bekommt man ein Set aus einem Sender- und einem Empfängermodul — aber natürlich mit ganz unterschiedlichem Funktionsumfang. Wir glauben aber, dass gerade auch bei Wireless-Systemen die Beratung sehr wichtig ist, denn die Einsatzgebiete sind vielfältig und die Unterschiede zwischen den Systemen fallen doch recht deutlich aus«, erläutert Martin Kreitl. Kitty Scharinger Product Specialist bei Band Pro ergänzt: »Oft sind es kleine Unterschiede, die den Ausschlag geben können, ob das System zur jeweiligen Anwendung passt — oder eben nicht.«
Einsatzgebiet: Live-Bildkontrolle
Wireless-Systeme werden am Set zunehmend eingesetzt, um Bild und Ton der Kamera an ein externes Display oder ein Tablet zu übertragen — für den Regisseur, aber etwa auch für Bildtechniker. So kann das Bild deutlich komfortabler als bisher beurteilt und technisch überwacht werden.
Einsatzgebiet: On-Set Look Management
Es ist auch möglich, schon am Set bestimmte Looks zu kreiieren und Kameras zu matchen. Pomfort etwa bietet mit LiveGrade ein Grading-System an, das auf einem MacBook läuft und mit dem sich universell einsetzbare LUTs gestalten und laden lassen. Im Zusammenspiel mit dem Teradek Colr ist es möglich, die LUTs und Looks von LiveGrade per WLAN zur Colr-Hardware zu schicken. Von dort lassen sich die gegradeten Kamerasignale mit einem HD wireless System zum Monitor übertragen, sodass man sofort sehen kann, wie das bearbeitete Bild später aussehen wird. Für die Gestaltung des Bildes, auch bei einer Multi Kameraproduktion bietet das natürlich viele Vorteile.
Einsatzgebiet: Kamera-Fernsteuerung
Andere Systeme sind darauf optimiert, nicht nur Live-Bilder zu sehen, sondern auf deren Basis auch in der Gegenrichtung die Kamera drahtlos zu steuern.
Für Red-Kameras etwa ist mit Foolcontrol eine Fernsteuer-Software verfügbar, die es in Verbindung mit dem Teradek Colr erlaubt, Red-Kameras nahezu vollumfänglich in allen Parametern fernzusteuern. Die Software ist auch als iOS-App verfügbar und erlaubt den Zugriff aufs komplette Kamerasetup.
Arri bietet bei der Alexa via integriertem Web-Server ebenfalls eine Möglichkeit, die Kamera per Web-Interface zu steuern. Das hat den Vorteil, dass es software- und auch plattform-unabhängig ist.
Dabei ist derzeit der Kombibetrieb auf dem Vormarsch: Das Bild kommt live per Funk zum Operator, der bedient per W-LAN die Kamera.
Einsatzgebiet: Kein Kabelsalat mehr
Wireless-Systeme bieten nicht nur am Filmset viele Vorteile, sondern auch überall dort, wo man sonst Probleme bekäme, wenn man viele Kabel verlegen müsste: Das gilt für Messestände genauso wie für Konzerte, Theateraufführungen oder andere Events.
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