IP, Live, Software / IT, Top-Story: 04.07.2016

Sony: IP-Studio in Pinewood für Demos und Training

Sony hat seine Präsenz in den Pinewood Studios bei London um ein IP-Live-Produktionsstudio ergänzt. Dort sollen Demos und Trainings von Sony und Partnern des Unternehmens angeboten werden.

Gespräch mit SVP Toshihiko Ohnishi

Wieso betont Sony das IP-Thema in jüngster Zeit so stark? Geht es vorrangig darum, NMI als Schnittstelle zu etablieren? Gibt es nun, so wie es früher mal den Formatkrieg gab,  einfach einen Schnittstellenkrieg?

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Toshihiko Ohnishi ist Senior Vice President und Corporate Executive bei Sony.

Zu solchen Fragen bezieht Toshihiko Ohnishi, Senior Vice President und Corporate Executive bei Sony, klar Stellung: »Sony hat SDI erfunden und später HD-SDI. Daraus hat sich ein Industriestandard entwickelt, von dem letztlich so gut wie alle Hersteller und Anwender profitiert haben.« Das habe mit Krieg nichts zu tun und so sei es auch mit NMI: »NMI soll die Interoperabilität innerhalb von IP-Live-Strukturen sicherstellen. Es kann letztlich eine ähnlich segensreiche Wirkung entfalten, wie früher mal SDI.«

Weshalb ist denn der Wechsel hin zu IP jetzt angesagt? Könnte man nicht einfach mit SDI weiterarbeiten? Hier weist Ohnishi auf 4K als treibende Kraft hin: »Höhere Auflösung bringt auch höhere Datenraten mit sich und dies erzwingt sozusagen den Wechsel.« Außerdem weist Toshihiko Ohnishi darauf hin, dass man davon ausgehen müsse, dass in den kommenden Jahren in der Produktion viele Auflösungen und Datenraten parallel genutzt werden: »Das wird in der Tendenz sogar eher zunehmen, alles wird flexibler und variabler. Und diese Vielfalt kann in IP-Strukturen wesentlich besser verarbeitet und abgebildet werden.«

Aber IP-basierte Infrastrukturen eröffnen aus Sicht von Toshihiko Ohnishi noch viel mehr Möglichkeiten, als viele Bitraten parallel handhaben zu können: »Wir sprechen hier von sehr stark erweiterter Funktionalität und Intelligenz innerhalb eines Netzwerks. Ich möchte als Beispiel nur die Möglichkeiten im Bereich Remote Production nennen.«

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Gemeinsam mit Olivier Bovis, Toshihiko Ohnishi und Masakazu Yoshimoto stand Toshihiko Ohnishi bei der Einweihung des IP-Studios für Gespräche bereit.

»Firmen, die an der TV-Übertragung von Top-Sportereignissen mitwirken, sind sofort auf das Thema IP-Live angesprungen. Aus den schon genannten Gründen, aber auch aus ganz konkreten, naheliegenden Aspekten«, führt Toshihiko Ohnishi weiter aus. Wenn man Ü-Wagen mit immer mehr Kameras und immer mehr Funktionalität bauen wolle, gerate man an Grenzen, was den Platz und das Gewicht betreffe. »Mit IP-Technologie kann man viel kompakter und leichter mehr Funktionalität realisieren. Deshalb ist IP-Live-Technologie im Ü-Wagen-Bereich sehr attraktiv.«

Es könne aber nicht Sinn der Sache sein, mit IP-Technologie einfach nur SDI-Strukturen abzubilden und zu ersetzen, ist sich Ohnishi sicher: »IP muss sehr viel mehr Zusatznutzen bieten, als nur eine praktikable und funktionierende Alternative zu SDI zu sein. Diese Grundfunktionalität bietet IP zwar auch, aber gleichzeitig muss die Interoperabilität bei IP genau so gut sein, wie bei SDI. Das ist vielleicht nicht immer leicht, aber es ist machbar und realistisch.«

Einen weiteren Aspekt sieht Ohnishi darin, dass die einzelnen Produkte in der IP-Ära sehr viel intelligenter werden müssen, als das in der SDI-Ära der Fall war. »Die Geräte müssen sich intelligent miteinander vernetzen, sie müssen sich erkennen und sich gegenseitig mitteilen, was sie jeweils können.« Maschine-zu-Maschine-Kommunikation soll einen neuen Level der Funktionalität erlauben und unterstützen. »Es wird auch völlig neue Flexibilität geben: jederzeit skalierbare Mischer — bisher undenkbar — werden mit IP-Technologie Realität.«

In zukünftigen, IP-basierten Infrastrukturen kann das für eine bestimmte Produktion genutzte Equipment räumlich weit verteilt sein. Es ist vorstellbar, ganze Regien zu virtualisieren und von einem Punkt aus Equipment innerhalb einer Produktion gemeinsam zu nutzen und zu verknüpfen, das über das ganze Firmengelände, mehrere Niederlassungen und in letzter Konsequenz über die ganze Welt verteilt sein kann. Um das Realität werden zu lassen, müssen die einzelnen Devices aber intelligenter werden. Sie müssen miteinander kommunizieren, und es muss möglich sein, zu ermitteln, welche Devices im Netzwerk verfügbar sind und was sie können.

Gleichzeitig muss letztlich auch die Funktionalität der einzelnen Devices wachsen: Es wird letztlich weniger Devices geben, die nur auf eine einzige Aufgabe festgelegt sind, und mehr, die ihre jeweiligen Ressourcen auf verschiedene Weise bereitstellen können. Das ist aber nur die eine Seite. »Die neuen Möglichkeiten, die der Wechsel von SDI zu IP mitbringt, erfordern auch andere Skills und letztlich vielleicht sogar ein teilweise anderes Mindset bei den Anwendern. Und hier haken wir mit unseren neuen Möglichkeiten hier in Pinewood ein: mit einer Test- und Schulungsinstallation, mit der Anwender erste Erfahrung sammeln und experimentieren können«, umschreibt Toshihiko Ohnishi den Ansatz.

 

Seite 1: Einführung
Seite 2: Ist der Wechsel zu IP unabwendbar?

Seite 3: Wie sich Sony positioniert
Seite 4: Konkrete Installation und Nutzungsmöglichkeiten

Seite 5:  Training in Pinewood, Partner des IP-Studios
Seite 6:  Gespräch mit Sony-SVP Toshihiko Ohnishi über IP