ZweiB: Files und Festplatten fürs Filmfest München
film-tv-video.de blickt hinter die Kulissen und berichtet über die Technik, ohne die ein Filmfestival heutzutage gar nicht mehr möglich wäre.
Im Vorfeld: Mastering und DCP-Erstellung für das Filmfest München
Seit vier Jahren ist das Filmfest München ein digitales Festival: Die Festivalbeiträge werden bis auf wenige Ausnahmen als digitale Kopien eingereicht.
Das hat einerseits den Transport und die Verfügbarkeit während des Festivalbetriebs deutlich vereinfacht und verbessert, außerdem bringt es auch in anderen Bereichen Vorteile.
Andererseits treten natürlich auch die in anderen Lebensbereichen virulenten Problemzonen der Digitalisierung zutage: Filme werden heute in zahlreichen, unterschiedlichen Digitalformaten angeliefert, sie müssen technisch geprüft und in einen einheitlichen Standard gebracht werden, damit sie auch sicher und korrekt im Kino vorgeführt werden können.
»70 % der Filme werden uns heute als DCPs angeliefert, sie wurden also von den Einreichern so kodiert, dass man sie prinzipiell im Kino wiedergeben kann. Allerdings ist es so, dass es hier eine große qualitative Bandbreite gibt«, erläutert Tammo Buhren. Es ist also auch bei den DCPs erforderlich, die angelieferten Dateien zu prüfen und Metadaten darüber zu erfassen. Dieser Prozess stellt letztlich sicher, dass die Zuschauer im Kino ein korrekt dargestelltes Bild sehen und den richtigen Ton hören.
Außerdem werden Filme neben DCP auch in anderen Formaten eingereicht. Das sind recht häufig auch ProRes-Dateien auf Festplatten, SSDs oder Speichersticks. Es können aber auch DNxHD-Dateien oder XDCAM-Files auf verschiedenen Speichermedien sein. In geringem Umfang werden auch noch Bänder angeliefert: In diesem Jahr waren es noch sieben Filme auf HDCAM-SR-Kassetten.
»Die Anlieferung der Filme auf einem physischen Träger ist heute beim Filmfest München der Normalfall, in Ausnahmefällen können wir die Filme aber auch direkt von den Servern der Einreicher downloaden, wenn diese das wünschen«, erklärt Tammo Buhren.
Das ganze ankommende Material wird dann bei ZweiB gesichtet und analysiert. Dafür hat das Unternehmen einen mehrstufigen Workflow etabliert.
Zunächst wird das Material über linux-basierte Ingest-Stationen auf einen Zentralspeicher gespielt und dabei einer ersten technischen Kontrolle und Analyse unterzogen. Dabei nutzt ZweiB die Software CineFMS.
»Meistens ist alles in Ordnung, aber es kommt durchaus mal vor, dass wir nicht ganz korrekt erstellte Files erhalten oder OpenSource-DCPs, die nicht abspielbar oder korrupt sind. Dann versuchen wir, das zu reparieren oder fordern die Daten noch einmal an.«
Dann erfolgt die visuelle Kontrolle, die eingespielten Filme werden also angeschaut und unter technischen Aspekten geprüft. Dabei werden teilweise auch schon Preview-Files gerendert und Metadaten erfasst: So werden etwa Infos zu den Sprachversionen in einer Datenbank gespeichert und mit der Filmfest-Datenbank abgeglichen.
Ein Aspekt bei Ingest und Prüfung des Materials sind auch die Audio-Parameter: Es müssen eben beispielsweise Stereo- ebenso, wie Dolby-5.1-Filme korrekt abgespielt werden. In diesem Arbeitsschritt wird also auch sichergestellt, dass die Audiowiedergabe optimal erfolgt, was die Kanalzuordnung und auch die Lautheit betrifft.
Beim Filmfest laufen alle Festivalbeiträge im Original mit englischen Untertiteln. Daher wird bei der Kontrolle auch überprüft und festgelegt, dass das bei der ins jeweilige Kino gelieferten Kopie so zutrifft.
Am Ende dieses Prozesses sind alle eingereichten Festivalbeiträge als standardkonforme DCPs kodiert und die Metadaten wie Spieldauer, Seitenverhältnis, Sprachversion, Audioinfos, Untertitel und so weiter, in einer Datenbank erfasst. Diese Metadaten liegen dem Vorführer dann als Teil des Laufplans vor, so dass dieser dann ebenfalls umfassend über die technischen Aspekte des Films informiert ist.
Bei der Filmfest-Ausgabe des Jahres 2016 sind auf diese Weise rund 30 TB digitale Filmdaten auf dem Speichersystem von ZweiB zusammengekommen — das sind insgesamt rund 230 digitale Spielfilme und kürzere Bildbeiträge wie Trailer und Grußbotschaften.
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Seite 2: Im Vorfeld
Seite 3: Kinokopie und KDM
Seite 4: Im Kino
Seite 5: DCP-Tool von ZweiB
Seite 6: analoger Film, Ausblick