Test: 4K-Handheld AG-DVX200 von Panasonic
Beim 4K-Camcorder AG-DVX200 geht Panasonic neue Wege: Das Gerätedesign hebt sich in einigen Aspekten vom üblichen ab, als Bildwandler ist ein 4/3-Zoll-Sensor im Einsatz. film-tv-video.de hat den jüngsten Profi-Handheld von Panasonic ausprobiert.
Eine Seitenplatte in Metallic-Rot und Plastikteile im Carbon-Look: Das neue Gerätedesign, das Panasonic beim DVX200 umsetzt, ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Aber das ist natürlich reine Geschmacksache — und wenn alles andere passt, sollte und wird das wohl kaum einen vom Kauf eines DVX200 abhalten. Viel wichtiger ist ja, dass er gute Bilder macht, als dass er selbst gut aussieht. Kann der DVX200 überzeugen? Das soll dieser Test zeigen.
Modellgeschichte
Vor rund fünf Jahren reagierte Panasonic mit dem Camcorder AG-AF101 (Test) auf den verstärkten Einsatz von DSLRs im Filmerbereich und präsentierte einen Camcorder mit Wechselobjektiv und großem Sensor. Bei der Konzeption des AG-AF101 hatte Panasonic nicht nur in puncto Sensor und Objektiv-Mount die üblichen Pfade verlassen, sondern auch bei der Bauform und beim Handling des Camcorders.
Seither ist in diesem Marktsegment insgesamt viel passiert — bloß nicht bei Panasonic. Fast schien es so, als hätte sich der Hersteller aus diesem Teil der Profimarkts zurückgezogen und ihn den Konkurrenten überlassen. Auch in puncto 4K-Handheld herrschte bei Panasonic lange Sendepause. Zwar verkaufte der Hersteller seinen Fotoapparat GH4 auch an professionelle Anwender recht gut, aber ein echter Nachfolger für den AG-AF101 oder dessen gepimpte A-Version kam nie.
So klaffte mittlerweile im Vergleich zu den Konkurrenten eine recht große Lücke im Profi-Line-Up von Panasonic. Mit dem neuen Modell AG-DVX200 will Panasonic diese Lücke jetzt schließen — mit einem veränderten Konzept: Der neue Reportage-Handheld kombiniert einen 4/3-Zoll-CMOS-Sensor und ein fest verbautes Zoomobjektiv mit 4K-Aufzeichnung.
Gleichzeitig erinnert die Modellbezeichnung des neuen Camcorders an das im Jahr 2003 vorgestellte und später modernisierte DV-Erfolgsmodell AG-DVX100 — den ersten Camcorder, der in der Lage war, in 25p aufzuzeichnen, damals noch in SD auf MiniDV-Band. Anklänge gibt es auch an den P2/DV-Camcorder AG-HVX200, einen Multiformat-Camcorder, der in verschiedenen SD- und HD-Auflösungen auf Band, aber auch auf P2-Speichermedien aufzeichnen könnte.
Sonderstellung
Der Handheld DVX200 ist momentan der Camcorder mit dem größten Sensor und fest eingebautem Motorzoom auf dem Markt. Sonys PXW-X70 und Canons XC10 ziehen mit einem 1-Zoll-Sensor den kürzeren, spielen aber prinzipiell am ehesten in der gleichen Liga, was die Grundparameter betrifft.
Sonys FS7 (Test) hat zwar eine Zoomwippe und es gibt ein Wechselobjektiv, das über diese Wippe bedienbar ist, aber viele Anwender sind mit der Anbindung und dem Zoomechanismus dieses Geräts nicht ganz glücklich, so dass eine vollintegrierte Lösung, wie sie der DVX200 mitbringt, hier Vorteile bringen könnte.
Der Anwender verliert zwar Flexibilität, wenn das Objektiv fest eingebaut ist, aber auf der Herstellerseite eröffnen sich Vorteile, von denen der Endkunde dann anderweitig wieder profitieren kann: Die Bildverarbeitung des Camcorders kann auf das Objektiv optimiert werden, so lassen sich etwa Verzerrungen und chromatische Aberrationen des Objektivs auf digitaler Ebene korrigieren.
Kleinere Camcorder und Fotoapparate, wie die schon genannten GH4, Sonys PXW-X70 und Canon XC10, stellen aufgrund der geringeren Baugröße immer einen Kompromiss dar, was dezidierte Bedienelemente am Gehäuse und den Bedienkomfort insgesamt betrifft. Auch hier schließt der DVX200 also eine Lücke: Als vollwertiger Handheld-Camcorder mit XLR-Buchsen für den Ton und mit den klassischen Bedienelementen eines Schultercamcorders. Neben dem großen Sensor gibt es auch einen ND-Filter und einen guten Motorzoom. Letzteren mögen viele Filmemacher aus dem szenischen Bereich zwar verachten, wenn man aber dokumentarische Formate oder News als Einpersonenteam realisiert, kann es eine große Hilfe sein, wenn man den Camcorder einhändig bedienen kann.
In einigen Aspekten hat der DVX200 in der Kombination seiner Features also im momentanen Marktumfeld fast schon einen Exotenstatus, den Panasonic mit dem farbigen Gerätedesign — absichtlich oder unabsichtlich — noch unterstreicht.
Formate und innere Werte
Oft ist »nur« UHD drin, wenn 4K drauf steht. Das ist beim DVX200 anders, denn er beherrscht auch echtes 4K — letzteres aber nur in 24p. UHD steht mit 25p zur Verfügung, HD mit 50p/60p.
Zeitlupenaufnahmen sind mit bis zu 120 fps in voller HD-Auflösung möglich — eine Besonderheit in einem Camcorder der Handheld-Klasse.
Aufgenommen werden Quicktime-Dateien (oder MP4/AVCHD) im H.264–Codec, in 8 Bit und 4:2:0. Das einzige All-Intra-Format in Full-HD hat mit 200 Mbps die höchste Datenrate. UHD mit 50 Bildern pro Sekunde gibt es mit 150 Mbps.
Voraussetzung für das Aufzeichnen mit hohen Frame- und Datenraten sind SD-Speicherkarten der UHS Speed Class 3. Es stehen zwei Slots für SD-Speicherkarten zur Verfügung. Parallel zu einer UHD-Aufnahme lässt sich beispielsweise auch gleichzeitig eine Proxy-Datei mit 8 Mbps auf der zweiten Karte aufzeichnen.
Über die HDMI- oder SDI-Schnittstelle kann der DVX-200 ein 10-Bit-Signal in 4:2:2 ausgeben, dabei aber nicht gleichzeitig aufzeichnen. Das leuchtet nicht wirklich ein, vielleicht bringt ein späteres Software-Upgrade hier noch eine Veränderung. Eigentlich wünscht man sich als Anwender heutzutage schon, ein 10-Bit-4:2:2-Signal auch intern aufzeichnen zu können.
Der 4/3-Zoll-Sensor ist ein guter Kompromiss zwischen den Möglichkeiten für das gestalterische Arbeiten mit geringer Schärfentiefe und den Anforderungen des schnellen, flexiblen, dokumentarischen Arbeitens, bei dem eine größere Schärfentiefe hilfreich ist.
Das 13fach-Objektiv bringt eine Anfangsöffnung von F2.8 mit (steigt vom weitwinkligen Ende des Brennweitenbereichs bis F4.5 bei 80 mm Brennweite an und bleibt dann konstant). Das reicht vor allem bei längeren Brennweiten nicht für ganz extreme Unschärfe. Ab einer Brennweite von 35 mm lässt sich bei einer Halbtotalen aber schon ein ganz gutes Bokeh herstellen.
Mit 12,8 mm bietet das Objektiv zwar eine akzeptable Weitwinkelwirkung, ohne aber wirklich für extrem weitwinkelhungrige Formate wie Dokusoaps oder für das Drehen in engen Innenräumen gerüstet zu sein. Problematisch wird es aber vor allem bei 4K-Aufnahmen, bei denen, wie bei der GH4, im Vergleich zum HD-Modus, ein Teil des Bildwinkels auf der Strecke bleibt. Das 35-mm-Fotoäquivalent beträgt bei 4K/24p: 29,5 mm bis 384,9 mm, im HD-Modus 28 mm bis 365,3 mm.
Insgesamt bietet das 13fach-Zoomobjektiv von Leica im HD-Modus aber einen doch recht ordentlichen Kompromiss aus Weitwinkelwirkung und ausreichend Telewirkung für die allermeisten Aufgaben mit. Auch die Verzeichnung hält sich in Grenzen und ist kaum zu bemerken. Wieviel davon auf der Linsenqualität beruht oder auf digitaler Bildoptimierung, lässt sich bei einem Camcorder mit fest eingebautem Objektiv natürlich nicht ohne weiteres sagen.
Mittels V-Log-Aufzeichnung sollen sich mit dem DVX200 bis zu 12 Blenden Dynamik einfangen lassen. Verzichtet man auf die Nutzung dieses Features und wählt eine kontrastreiche Einstellung der Bild-Parameter, mit der man gleich »fertige« Bilder aufzeichnet, bietet der Camcorder aber immer noch weit mehr Kontrastumfang als etwa ältere HD-Camcorder wie der HPX171 von Panasonic.
Ein 5-Achsen Bildstabilisator ermöglicht ruhige, sehr stabile Aufnahmen aus der Hand, selbst bei der längsten Brennweite.
Bauform
Das Design des Camcorders ist aus ergonomischer Sicht insgesamt durchaus gelungen. Jeder Handheld ist ja ein Kompromiss, wenn es um längeres Aufnehmen ohne Stativ geht — und dabei spielen Haltemöglichkeiten und die Lage des Schwerpunkts eine wichtige Rolle. Der Schwerpunkt des DVX200 liegt relativ weit hinten, was wohl die meisten Anwender als angenehmer empfinden dürften. Mit einem betriebsbereiten Gewicht jenseits von 3 kg gehört der DVX zwar nicht zu den Leichtgewichten, ist aber ganz gut zu halten und zu bedienen.
Das Gehäuse wirkt insgesamt stabil, auch wenn es vielleicht eine etwas zu plastikhafte Anmutung hat. Am wenigsten gelungen sind die Abdeckungen der SDI-Schnittstelle, der Tonbuchsen oder des Kopfhörerausgangs: Sie hinterlassen den Eindruck, sich bei der ersten Gelegenheit verabschieden zu wollen. Verwendet man einen Kopfhörer oder schließt etwa einen externen Recorder oder Field-Monitor an und hat hierfür die Klappe des SDI-Ausgangs geöffnet, dann stören die jeweiligen Abdeckklappen bei der Bedienung des Camcorders.
Der Handgriff ist ergonomisch gestaltet und der Camcorder liegt gut in der Hand. Auch die Bedienung der Zoomwippe funktioniert beim Drehen aus der Hand für einen Handheld ungewöhnlich gut — wenngleich sie natürlich auch nicht mit den Zoom-Mechanismen von 2/3-Zoll-Objektiven mithalten kann.
Auch der Tragegriff ist massiv und erlaubt sowohl den leichten Transport, wie auch das Drehen in tiefen Positionen, etwa für Aufnahmen aus Untersicht.
Die Bauform erleichtert und unterstützt es auch, den Camcorder an die Schulter zu drücken oder anderweitig am Körper abzustützen. Der Schwerpunkt liegt wie schon erwähnt, weit genug hinten, so dass man mit dem DVX200 relativ lange aus der Hand drehen kann. Wer es noch bequemer will, kann eine Schulterstütze mit V-Mount-Akkuanschluss nachrüsten, einen externen Stromeingang bringt die Kamera mit.
Praktisch ist, dass Panasonic das Ausklapp-Display weit vorne am Tragegriff befestigt hat — wie es viele Konkurrenten schon länger praktizieren. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man das Display auch beim Drehen von der Schulter ganz gut nutzen kann, sondern dass es auch keine Schaltelemente mehr verdeckt, wenn es geschlossen ist. Will man das Display nutzen, zieht man es seitlich heraus und dreht es dann in die gewünschte Position. Es ist bei Nichtbenutzung gut geschützt, aber es bietet bei weitem nicht die Flexibilität bei der Positionierung, die andere Hersteller an ihren Camcorder-Displays mittlerweile bieten. Rausziehen und Drehen: das war’s beim DVX200, mehr Freiheitsgrade sind nicht drin — kein Klappen, kein Schwenken, keine Flexibilität in der Höhe.
Das Akkufach kann ganz geschlossen werden, es fasst auch größere Akkus, die dann dennoch mittig im Gerät sitzen und den Schwerpunkt nicht dramatisch verändern.
Die Handhabung
Die Bedienelemente sitzen genau da wo man sie vermutet — zumindest wenn man Panasonic-Handhelds kennt und schon benutzt hat. Für Blende, Schärfe und Zoom bietet das Objektiv jeweils einen eigenen Bedienring. Die wichtigsten Tasten für Weißabgleich, Gain und Shutter befinden sich gut zugänglich für die linke Hand vorne am Gehäuse. Alle Ton-Bedienelemente sind unter einer Klappe in der roten Abdeckung versenkt, auch die Wahl des Eingangs findet hier statt.
Ein dritter Schalter, der neben Weißabgleich und Gain positioniert ist, schaltet die Anzeigeoptionen des Displays. Damit kann das Display etwa schnell von allen Anzeigen befreit werden, oder man kann nachsehen, wie die User-Tasten belegt sind. Kleines Manko ist, das man bei ausgeschalteten Anzeigen auch keine Pegelanzeige mehr sieht. Die Blende hat eine schnelle Automatik-Taste und die Schärfe kann per Knopfdruck auf unendlich gestellt, oder kurzzeitig per Automatik eingestellt werden.
Für den Waveform-Monitor, den Bildstabilisator und das Zebra gibt es eigene Tasten unterhalb des Audiobereichs.
Zudem gibt es noch vier User-Tasten, die mit einer von 25 unterschiedlichen Funktionen wie etwa Histogramm, Super-Gain mit bis zu 32.000 ISO oder der Zeitlupenaufnahme belegt werden können. Das einzige, was wirklich fehlt, ist eine Option, um schnell zwischen zwei Auflösungen wechseln zu können, etwa wenn man bei einem 4K-Dreh doch noch Zeitlupenaufnahmen erstellen oder für mehr Weitwinkel zu HD wechseln will. Hierfür muss man leider doch wieder ins Menü. Für die übliche Drehpraxis sollte aber die Flexibilität des Geräts ausreichen, um die notwendigen Bedienelemente auf Tasten legen zu können.
Das Peaking sitzt weit vorne bei den Schaltelementen für die Schärfe. Wenn es ganz schnell gehen muss, kann per Schalter alles auf Automatik gestellt werden. Weitere Funktionstasten für Farbbalken, Timecode und Wiedergabemodus befinden sich oberhalb des Displays unter einem Kläppchen.
Das Einstellrad für das Menü wird auch für die Shutter-Verstellung oder die Wiedergabe von Clips verwendet. Alternativ kann das Gerät auch über das Touchscreen-Display bedient werden, wo auch nochmals vier zusätzliche virtuelle User-Tasten bereitstehen.
Im Tragegriff gibt es ebenfalls eine kleine Zoomwippe für die per Menü eine von sieben Geschwindigkeiten festgelegt werden kann, und eine Aufnahme-Taste. Für schnelles und flexibles Arbeiten ist der DVX200 also gerüstet.
Um den Camcorder grundsätzlich einzustellen und auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen, muss man sich einmal durch das umfangreiche Menü kämpfen. Hat man das hinter sich gebracht, bleibt man davon weitgehend verschont und es gibt nur noch wenige Situationen, in denen man auf das Menü zurückgreifen muss. Die Menügestaltung fanden die Tester nicht gerade intuitiv, vor allem da unnötig viele Abkürzungen verwendet werden und die Kategorisierung nicht immer ganz logisch scheint — aber man kommt nach kurzer Gewöhnung damit zurecht.
Die per Menü abrufbaren Vorlagen für verschieden Bildcharakteristiken nennt Panasonic Scene-Files. Diese sind direkt mit dem Menürad aufrufbar. Das ist eigentlich kein Nachteil, denn sind diese einmal festgelegt, bleibt man für gewöhnlich ohnehin bei einer Ästhetik. Das Auswahlrad für das Menü ist intelligent mehrfach belegt. Mit einem Druck kann man den Gain anwählen und in Stufen verändern, oder eben die Scene-Files auswählen und die vier zusätzliche digitalen User-Tasten aufrufen. Wenn ein Kopfhörer angeschlossen ist, kann die Lautstärke ebenfalls mit dem Menürad eingestellt werden.
Für dokumentarisches Arbeiten ist der DVX200 — nicht nur wegen der insgesamt ergonomisch gelungenen Bedienung, sondern vor allem wegen der drei eingebauten ND-Filter und dem Motorzoom — jeder DSLR überlegen. Die Zoomwippe reagiert, wie bei den meisten Handheld-Camcordern üblich, etwas zu direkt und weist zu wenig Verstellweg auf. Mit etwas Übung sind aber durchaus differenzierte Zoomfahrten mit mehrere Geschwindigkeiten und ohne Anrucken möglich, zumindest beim Zufahren. Beim Aufzoomen ist zwar ebenso eine gleichmäßige Geschwindigkeit mit sauberem Anfahren möglich, am Ende stoppt der Zoom aber immer etwas zu abrupt.
Leider erlauben die Objektivmotoren keine ganz hohen Zoomgeschwindigkeiten, wie man sie etwa von 2/3-Zoll-Objektiven kennt. Was Panasonic »Fast-Zoom« nennt, ist nicht gerade schnell, eher eine mittlere Geschwindigkeit — richtig schnell schafft es der Motorzoom nicht durch den Brennweitenbereich.
Beim Einsatz des Camcorders auf einem Stativ gibt es eine Besonderheit: Das Griffdesign macht es schwer bis unmöglich, die Zoomwippe mit der linken Hand zu erreichen, wenn man einen Schwenk mit der rechten Hand am Schwenkhebel ausführt. Bei anderen Camcordern, kann man sich so behelfen, beim DVX200 ist das schwierig. Für das Arbeiten vom Stativ empfiehlt sich deshalb eine Zoom-Fernbedienung, die über LANC angeschlossen werden kann. Einen Anschluss für Fokusfernsteuerung gibt es auch.
Im Sucher ist ein Sensor eingebaut, der den Sucher abschaltet, wenn man das Auge wegnimmt. So soll verhindert werden, dass das Oled-Schirmchen im Sucher Schaden nimmt und »Einbrenner« entstehen. Die würden sich zwar wieder regenerieren, aber das braucht halt Zeit. Dieser Oled-Schutz kann aber auch irritieren: Nähert man sich bei Werkseinstellung des Camcorders dem Sucher, dann schaltet sich dieser ein und das Display geht aus. Das kann man aber im Menü unterbinden und auch die Sensorempfindlichkeit kann reduziert werden. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, sich die Umschaltung zwischen LCD und EVF auf einen User-Button zu legen.
Ältere Panasonic-Akkus können mit dem DVX200 leider nicht verwendet werden, auch wenn der eigentliche Anschluss gleich geblieben ist: Der Hersteller hat den Verschlussmechanismus verändert.
Menü und Bild-Parameter
Das Menü ist etwas gewöhnungsbedürftig, stellt aber vielfältige Parameter bereit, die in der Praxis nützlich sein können. Profi-übliche Optionen wie Free-Run-Timecode oder Farbbalken (auch per Taste aktivierbar) sind selbstverständlich. Die Navigation durch das Menü mit Tastenrad ist etwas fummelig und auch wenn ein Touch-Screen nicht jedermanns Sache ist, hier ist er von Nutzen, um sich schneller durch das Menü bewegen zu können.
Neben der Farbe lässt sich beim Peaking auch die Empfindlichkeit in 7 und die Stärke in 15 Stufen einstellen. Damit ist das Peaking flexibel genug, um für fast alle Situationen gerüstet zu sein auch wenn der Bildkontrast mal etwas geringer ist. Allerdings muss man für die Einstellung ins Menü einsteigen.
Bei den Bildparametern gibt es neben Schwarz- und Weiß-Pegel, Gamma und Detail oder Skin Tone Detail, Knee, Sättigung und Chroma Phase. Die DRS-Funktion soll die Dynamik innerhalb des Bildes verbessern, das zeigte im Test vor allem Einfluss auf die Durchzeichnung der Mitten, die dabei auch etwas heller wiedergegeben werden. Sonst ist damit aber keine Wirkung aufgefallen.
Etwas irritierend beim Einstellen der Scene-Files ist, dass man die Bildwirkung des jeweils ausgewählten Scene-Files erst sieht, wenn man die Auswahl mit dem Drehrad bestätigt. Welches Scene-File gerade ausgewählt ist, wird im Display übrigens nicht angezeigt. Es gibt konservative Scene-Files für klassische Rec.709-Aufnahmen und welche für eine erweiterte Dynamik, bei der aber dann eine Nachbearbeitung notwendig wird.
Der etwas versteckte V-Log-Modus deaktiviert alle anderen Bildparameter und produziert ein stark entsättigtes Bild mit flacher Gammakurve. Er zeigt deutlich mehr Details in den Schatten, geht aber auch mit höherem Bildrauschen einher, selbst wenn man ISO 500 auswählt.
Eine weitere Funktion ist der 20fache »iZoom«: Dabei wird beim Drehen in Full-HD Auflösung die höhere Auflösung des Sensors als zusätzlicher Puffer für nähere Einstellungen verwendet. Leider funktioniert der Übergang zwischen optischem und digitalem Zoom nicht übergangslos und der »iZoom« kann nicht mit der Zoomwippe, sondern nur mit den Tasten auf dem Display angesteuert werden. Damit ist dieses Feature in der Anwendung sehr eingeschränkt.
Der Bildstabilisator verfügt über einen Custom Modus, bei dem die Blur-Amplitude und -Frequenz eingestellt werden kann. Im Praxistest konnten wir keinen Unterschied feststellen.
Die Makrofunktion, die es in Weitwinkelstellung erlaubt, Objekte bis in 10 cm Entfernung scharfzustellen, kann im Menü deaktiviert werden. Die automatische Blendeneinstellung kann in drei Geschwindigkeiten eingestellt werden: In den Stufen Medium und Slow wirkt es, je nach Schwenk-Geschwindigkeit tatsächlich meist so, als würde die Blende gleichmäßig gezogen werden — Pump- und Überkompensationseffekte werden vermieden.
Mit der Waveform-Taste kann auf Wunsch eine Waveform oder ein Vektorskop-Darstellung eingeblendet werden. Die Darstellung auf dem Display, im Sucher und im ausgegebenen Bildsignal lässt sich umfangreich einstellen.
Schärfeebene und Brennweite werden in Metern und tatsächlicher Brennweite angegeben. Display und Sucher könne in Helligkeit, Sättigung und Kontrast eingestellt werden. In der neutralen Einstellung ist das Display allerdings sehr matschig und wirkt oft zu dunkel: Gut, dass es den Sucher gibt.
Bildqualität
An den Bildern ist schnell zu sehen, dass der DVX200 einen Sensor beinhaltet, der dem des Fotoapparats GH4 sehr ähnlich ist oder ihm sogar vollkommen gleicht.
Auch wenn die H.264-Kompression stark ist, liefert die Kamera bei ISO 500 scharfe und ausgewogene Bilder — sowohl in UHD/4K als auch in HD. Das Objektiv verzeichnet erstaunlich wenig, selbst im Weitwinkelbereich. Der zu Vergleichszwecken im Test verwendete, ältere Panasonic-Camcorder HPX171 weist annähernd den gleichen Bildwinkel auf, wie der DVX200 im HD-Modus, zeigt aber deutlich mehr Verzeichnungen und schafft trotz 10-Bit-Quantisierung und 4:2:2-Abtastung sichtbar weniger Bildschärfe. Auch bei den chromatischen Aberrationen ist der DVX200 dem älteren Kollegen überlegen.
Selbst bei offener Blende bietet der DVX200 noch eine gute Bildschärfe. Im direkten Vergleich mit dem Fotoapparat GH4 und der Lumix-Optik 12-35 kann der DVX-200 im Weitwinkel sogar gut mithalten, nur bei 35 mm hatte das Foto-Objektiv leichte Vorteile in den Details.
Für den langen Zoom-Bereich ist die Schärfe des DVX-200 aber durchwegs gut. Bei den Bildparametern bietet der DVX200 eine enorme Bandbreite an Einstellungsoptionen, die einen erheblichen Einfluss auf das Bildrauschen haben. Hier ist aber Vorsicht geboten: Die einstellbare, höhere Dynamik im Bild wird durch einen deutlichen Anstieg des Bildrauschens in den dunklen Bereichen erkauft.
Verwendet man den Log-Modus, ist der Einsatz eines Noise-Reduction-Filters in der Postproduktion nahezu unvermeidlich. Die Grundempfindlichkeit von ISO 500 bringt je nach Einstellungen der Parameter unter Umständen auch schon ein leichtes Bildrauschen mit. Stellt man die ISO-Empfindlichkeit über 1.000, wird das Rauschen auch in der Grundeinstellung der Bildparameter ein klar sichtbarer Faktor, über 1.600 sollte man kaum gehen, vor allem mit den Cine-Einstellungen.
Der Hypergain-Modus mit 32.000 ISO ist allenfalls als künstlerisches Mittel verwendbar, nicht aber, um bei schlechten Lichtbedingungen aufzunehmen. Low-Light ist damit auch der große Schwachpunkt des DVX200. Selbst bei normaler Bürobeleuchtung ohne Tageslicht sind eigentlich erst ab ISO 1.000 vernünftige Aufnahmen möglich. Zusätzliches Licht ist für solche Situationen also Pflicht.
Die Rolling-Shutter-Minderung ist beim Test mit einem Ventilator sehr gut sichtbar, bei Fotoblitzen konnten wir keine Besserung feststellen.
Fazit
Der DVX200 ist insgesamt eine gelungene Fusion aus dem Sensor der GH4 mit der Bauform eines Reportage-Camcorders mit fest eingebautem Zoomobjektiv, ND-Filtern und vernünftiger Tonausstattung. Das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt.
Das Gewicht ist für einen Camcorder dieser Klasse vielleicht einen Tick zu hoch, durch das Semi-Schulter-Design und die Position des Displays lässt sich der Camcorder auch für längere Takes aus der Hand einsetzen. Die Bauform ist wesentlich praktischer und ergonomischer als etwa beim entfernten Verwandten AG-AF101 — und sie würde sich auch für eine Variante mit Wechseloptik eignen. Insgesamt ist die Ergonomie und Benutzerführung sehr gut und praktisch. Der LCD-Schirm ist nicht gerade überragend, aber gut genug, um die Schärfe mit Hilfe des einstellbaren Peakings in den meisten Drehsituationen beurteilen zu können. Die zwei größten Nachteile sind einerseits die 8-Bit-Quantisierung und die 4:2:0-Abtastung bei interner Aufzeichnung und andererseits die mittelmäßige Lichtempfindlichkeit.
Die Kombination aus Sensor und Objektiv begrenzt die Lichtempfindlichkeit so weit, dass es schon bei normaler Bürobeleuchtung kaum möglich ist, ohne zusätzliches Licht zu drehen — oder eben erhöhtes Bildrauschen in Kauf zu nehmen. Das Objektiv bietet eine gute Bildschärfe mit erstaunlich wenig Verzeichnung im Weitwinkelbereich. Leider bleibt in 4K ein Teil des Weitwinkelwirkung auf der Strecke. Verbunden mit der Möglichkeit, Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 120 fps aufzunehmen, ist der DVX200 ein guter Reportage-Camcorder mit der Möglichkeit zum Filmlook, am besten nutzbar bei Außendrehs oder ausgeleuchteten Interviews.
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