Top-Story, Trend: 02.07.2015

IP-Special: Dimetis, Joachim Kniesel

Joachim Kniesel ist Vorsitzender der Geschäftsführung bei Dimetis, einem Software-Anbieter von standardisierten und innovativen OSS-Lösungen für die Broadcast- und Telekommunikationsbranche. Im folgenden finden Sie die vollständige Version seiner Antworten auf die Fragen von film-tv-video.de.

IP for Broadcast gehörte zu den Topthemen der vergangenen Messen. Was verstehen Sie unter IP-basierter Produktion?

Eine Produktion als solches ändert sich ja nicht, der Transport zwischen den Produktionsschritten wird auf ein IP-Format umgesetzt und mit Hilfe von Standard-Equipment transportiert. Das ist bereits heutiger Alltag mit file-basierten Workflows und Dank heute zur Verfügung stehender Netzwerkkonnektivität kann es in ein Live-Produktionsszenario übertragen werden. Ein Motivationsgrund ist die Kostenersparnis bei der Hardware, da man von sehr speziellen und somit kostenintensiveren Broadcast-Lösungen auf sehr verbreitete Lösungen aus der IT/Telekommunikationswelt migriert. Ein in meinen Augen viel wichtiger Grund ist die Formatunabhängigkeit.

Damit meine ich, dass die Infrastruktur flexibler und somit zukunftssicher etwa für 4K/8K mit HDR, erweitertem Gamut, höhere Bildwechselfrequenz und immersive Audio ist. Ein physikalisches Kabel lässt sich logisch in unterschiedliche Anwendungen aufteilen — Video, Audio, Tally, Intercom, BB und mehr. Da sich alle Geräte dann mittels Standard-Kommunikation unterhalten, haben wir es mit reduziertem CAPEX und OPEX zu tun.

Aktuell gibt es unterschiedliche Ansätze und Standards, wenn es um IP-basierte Übertragung geht, darunter SMPTE 2022 und AVB. Welchen Standard unterstützt ihr Unternehmen und warum?

Unsere Produkte sind standard-basierend und hardware- sowie format-agnostisch. Dimetis unterstützt die beiden genannten Protokolle und darüber hinaus auch neue, die sich gerade am Markt entwickeln — Sony Networked Media Interface, VSF TR01 und weitere. Die Steuerung der Netze ist auf einem höheren Abstraktions-Level und interagiert mit der Hardware, die die jeweiligen Schnittstellen unterstützt. Daraus ergibt sich die Technologie, die in den jeweiligen Netzen unterstützt wird.

Welche Produktionsbereiche adaptieren nach Ihrer Einschätzung die neue IP-Technologie zuerst?

In der Programmverteilung und Programmzuführung ist der IP-Transport schon seit Mitte der 2000er eine sehr bewährte Technologie. Begünstigt durch die WAN-Netzwerkanbindung und -Verfügbarkeit und die massiv gestiegenen Datenbandbreiten, die heute kostengünstig bereit stehen, ist es nur ein logischer Schritt Remote-Produktionen voranzutreiben.

Offensichtlich können damit erhebliche Reisekosten der Produktion gesenkt werden und die einzusetzende Technik hat keine Totzeiten mit An- und Abtransport, die leicht in Dimensionen von Tagen und Wochen liegen können. Die Produktionstechnik kann in dieser Zeit mehrfach eingesetzt werden und so auch das Bedienpersonal.

So wird etwa Boss Link Manager aus unserem Haus für die Weitverkehrsanbindung von Veranstaltungsorten eingesetzt. Somit stehen die geforderten Verbindungen für die Remote-Produktion dann zuverlässig auch mit Havarie-Konzepten bereit. Der Boss Link Manager unterstützt dabei den Freiheitsgrad der Kunden, die für ihre Anwendung beste Technologie auszuwählen und durchaus heterogene Netzwerke und Medienkonverter unterschiedlichster Hersteller einzusetzen.

Was ist Ihr IP-Flaggschiff-Projekt oder-Produkt?

Um es vereinfacht auszudrücken agiert der Boss Link Manager als Kreuzschiene in der Private Cloud. Das heißt: Ich habe Quellen und Senken, die ich vermascht miteinander verbinden kann, auch mehrfach.
Welche Vorteile eröffnen sich daraus für den Operator? Er kann sich auf seine Anwendung fokussieren und den Produktionsbetrieb aufrechterhalten, ohne sich mit technischen Details auseinanderzusetzen. Es können Ad-Hoc- und geplante Schaltverbindungen sehr dynamisch hergestellt und diese auch über Havariewege abgesichert werden.

Für die nächste Generation von IP-basierender Produktion ist der Boss Link Manager bereits gerüstet. War bis dato der Fokus in der Weitverkehrsanbindung, ist das Portfolio erweitert worden und wir haben den Boss Link Manager mit einem Live Produktions Management System gekoppelt. Der Operator kann nun mit den gewohnten Bedieneinheiten umfangreiche Schaltungen über die LAN/WAN-Kopplung transparent durchführen. Es erfordert keinen weiteren Arbeitsschritt zur Disponierung einer WAN-Übertragungsstrecke. Durch die Anwahl des Verbrauchers und der Quelle ist die inkludierte Netzwerkverbindung automatisiert hergestellt.

Ein Whitepaper von Dimetis zum Themenbereich IP steht unten zum Download bereit.

Downloads zum Artikel:

Managing_All_IP__2013.pdf

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