Test: OLED-Sucher Zacuto Gratical HD
Mit dem Gratical HD bringt Zacuto einen hochauflösenden OLED-Sucher auf den Markt, der ein brillantes und detailreiches Sucherbild liefern soll. Aufgrund seiner HDMI- und HD-SDI-Anschlüsse ist er zudem mit etlichen Kamerasystemen kompatibel. film-tv-video.de hat einen der ersten verfügbaren Gratical HDs ausprobiert.
Der Gratical HD von Zacuto ist ein elektronischer Sucher, der zur Bilddarstellung ein hochauflösendes Micro-OLED-Panel mit 1.280 x 1.024 Bildpunkten nutzt. Durch diese Auflösung ergibt sich ein für den Film- und Videobereich ungewöhnliches Bildseitenverhältnis von 5:4, was folgenden Hintergrund hat: Zacuto nutzt beim Gratical HD nicht das gesamte OLED-Panel für das Videobild, sondern lediglich einen Bereich von 1.280 x 720 Pixeln. Der restliche Bereich des OLED-Panels steht für die Darstellung von Monitoring-Tools zur Verfügung. Beispielsweise können Waveform, Histogramm und Vektorskop aufgrund der großen Display-Fläche und der hohen Auflösung unterhalb des eigentlichen Videobilds angezeigt werden, das dadurch frei von Überlagerungen oder Einblendungen bleiben kann.
Am Gratical HD sind Ein- und Ausgänge im HDMI– und HD-SDI-Standard vorhanden, der Sucher kann somit an alle gängigen Kameras, Video-DSLRs und On-Board-Recorder angeschlossen werden. Sowohl bei HDMI als auch HD-SDI ist es möglich, das am Input angeschlossene Videosignal zum Ausgang durchzuschleifen und dabei auch einzelne Sucheranzeigen in das durchgeschleifte Signal einzufügen. Zudem kann der Gratical als Konverter von HDMI auf HD-SDI genutzt werden. Derzeit verarbeitet der Gratical HD Eingangssignale bis zu maximal 1080p60.
Zum Aufspielen von Firmware-Updates besitzt der Gratical HD einen USB-Anschluss an der Rückseite. Des weiteren ist es über diesen USB-Port auch Look Up Tables (LUTs) zu importieren und exportieren, um schon im Sucher einen bestimmten Look auf das Videosignal anzuwenden (siehe auch Abschnitt LUT-Funktion).
Die Spannungsversorgung des Gratical HD erfolgt mit Akkus vom Typ Canon LP-E6. Über einen optionalen LP-E6-Adapter lässt sich der Gratical aber beispielsweise auch an einem leistungsstärkeren V-Mount-Akku mit D-Tap Buchse betreiben. Dabei werden Spannungen von 6 bis 28 V akzeptiert.
Zum Testzeitpunkt wird der Gratical HD zu einem Netto-Listenpreis von knapp 3.000 Euro angeboten.
Test-Setup und Montage des Gratical HD
Im Test wurde der Gratical HD an einer Canon C100 (Test) verwendet. Da die C100 lediglich über einen HDMI-Output verfügt, wurde das Videosignal auf diese Weise zum Gratical übertragen.
Um den Sucher an der Kamera zu befestigen, kam eine Halterung vom Typ Zacuto Axis Mini zum Einsatz, um die Brücke von der Montagerosette des Gratical zu einer auf der Kamera montierten Top Plate zu schlagen. Mit dieser Kombination aus Axis Mini und Top Plate war es dann möglich, den Gratical HD seitlich vom Gehäuse der C100 zu befestigen.
Dank der Axis-Mini-Halterung ließ sich der Sucher flexibel in Position und Winkel anpassen und anschließend sicher fixieren. Wurde beispielsweise ohne Rig aus der Hand gedreht, konnte der Gratical nahe am Kamera-Body arretiert werden. So entstand ein relativ kompaktes Set-Up aus Kamera und externem Sucher. Durch den Kontaktpunkt zwischen Auge und Gratical ließ sich das gesamte Kamerasystem außerdem stabiler und ruhiger führen.
Bei Verwendung eines Schulter-Rigs konnte der Sucher auch problemos in einem größeren Abstand von der Kamera positioniert werden.
Alternativ zur hier beschriebenen Befestigung über die seitliche Rosette des Suchers ist es auch möglich, den Gratical über ein ¼-Zoll-Gewinde im Boden des Viewfinders mit der Kamera oder einem Rig zu verbinden, etwa über einen Magic-Arm.
Handling und Bedienung
Der Gratical HD ist sehr stabil und robust konstruiert. Das Aluminiumgehäuse, in dem die Sucherelektronik untergebracht ist, vermittelt einen wertigen und langlebigen Eindruck. Sämtliche Anschlüsse sind mit Gummiabdeckungen versehen, um diese vor Spritzwasser und Schmutz zu schützen. Auch die Verarbeitung und Funktion der vor dem OLED-Panel angebrachten Sucheroptik überzeugte: Der Diopter kann über einen weiten Bereich an die Sehschärfe des Anwenders angepasst werden. Dies geschieht über einen aus Aluminium gefertigten Ring mit einer sehr angenehmen Dämpfung — was den ohnehin schon wertigen Gesamteindruck nochmals untermauert.
Die Bedienung des Gratical ist intuitiv und selbsterklärend: Über einen Taster auf der Rückseite wird das Gerät eingeschaltet. Danach dauert es ungefähr 10 Sekunden, bis der Sucher einsatzbereit und das angeschlossene Videosignal auf dem OLED-Panel zu sehen ist. Für Drehsituationen, in denen Kamera und Sucher sehr schnell am Start sein sollten, sind diese 10 Sekunden eine relativ lange Zeit. Aus Sicht der Tester empfiehlt sich hier eher, den Sucher im Zweifel laufen zu lassen und stattdessen einen Akku mehr mit zum Dreh zu nehmen.
Im Menü des Zacuto Gratical können etliche Display-Parameter eingestellt werden. Beispielsweise lässt sich hier Display-Helligkeit, Kontrast, Farbsättigung und Gamma justieren und in bis zu vier Presets ablegen — was speziell dann sehr sinnvoll ist, wenn der Sucher mit verschiedenen Kameras genutzt wird. Über weitere Menüpunkte lassen sich zudem diverse Monitoring-Tools, Overlays oder auch eine LUT-Funktion aktivieren und einstellen. Doch dazu später mehr.
Trotz des großen Umfangs an einstellbaren Funktionen ist das Menü recht übersichtlich und man findet sich darin schnell zurecht. Zur Menü-Navigation ist ein kleiner Joystick vorhanden, der sich an der linken Gehäuseseite des Gratical befindet.
Gleich neben dem Joystick sind außerdem vier Funktionstasten positioniert, die sich mit individuellen Funktionen belegen lassen. Für die tägliche Praxis bietet es sich an, diese mit oft benutzten Tools wie Peaking, Zebra, Pixel-to-Pixel-Zoom oder auch False Color zu belegen. Der User ist in der Belegung der Funktionstasten jedoch komplett frei und hat die Möglichkeit, hier nahezu jeden Menüpunkt zu hinterlegen.
Ist das Menü nicht in Verwendung, können die Richtungstasten des Menü-Joysticks ebenfalls als Funktionstasten genutzt werden. Insgesamt hat man somit bis zu acht Funktionstasten zur Verfügung. Die Bedienung des Gratical HD lässt sich auf dies Art individuell konfigurieren und in der Folge schnell bewerkstelligen.
Bildqualität
Was die Bildqualität angeht, konnte der Gratical HD überzeugen — die allermeisten eingebauten Sucher von DSLRs und Camcordern überflügelt er bei weitem und er kann sich auch mit deutlich teureren externen Suchern messen. Das im Gratical verwendete Micro-OLED-Panel mit seinen 1.280 x 1.024 Bildpunkten liefert ein Sucherbild, mit dem sich der Schärfeverlauf einer HD-Aufnahme sehr gut beurteilen lässt. Selbst ohne Fokussierhilfe wie Peaking oder Ausschnittvergrößerung ist schon recht gut erkennbar, in welchem Bildbereich die Schärfe liegt.
Auch der allgemeine Bildeindruck gefiel den Testern gut. Im Sucher entstehen detailreiche Bilder, bei denen auch hohe Kontraste noch gut dargestellt werden. Positiv aufgefallen ist in diesem Zusammenhang speziell die differenzierte und detaillierte Darstellung der dunkleren Bildbereiche — eine Stärke der verwendeten OLED-Technologie. Hat man sich einmal an den Umgang mit dem Gratical HD gewöhnt, sollte sich das aufgenommene Bild damit zuverlässig beurteilen und einstellen lassen, sowohl was die Schärfe, als auch die Belichtung angeht.
Einen wichtigen Anteil an der hohen Bildqualität hat auch die gute Sucheroptik, die sich vor dem OLED-Schirmchen befindet und mit der das Sucherbild optisch vergrößert wird. Mit dem vorhandenen Diopter lässt sich das Sucherbild außerdem über einen sehr weiten Bereich an die Sehstärke des Anwenders anpassen.
Positiv aufgefallen ist auch die große Suchermuschel, die Außenlicht zuverlässig abhält und auch für Brillenträger gut geeignet ist. Zudem ist die Suchermuschel drehbar, so dass sie sich am linken wie auch am rechten Auge nutzen lässt. Somit sollte sich das Sucherbild auch beim drehen unter gleißendem Sonnenlicht noch gut beurteilen lassen.
Apropos Sonne: In die Suchermuschel ist eine Gummiabdeckung integriert, die sich für die Aufnahme zur Seite klappen oder ganz abnehmen lässt. Da sich in der Abdeckung ein Magnet befindet, schließt diese dann wieder, wenn das Auge vom Sucher genommen wird. Speziell beim Dreh im Freien ist diese »automatische« Abdeckung sehr sinnvoll, da das OLED-Panel so vor Sonneneinstrahlung geschützt wird. Das ist wichtig, denn OLEDs basieren auf organischen Materialien, denen Sonnenstrahlen und hohe Temperaturen Schaden zufügen können, wie sie auftreten könnten, wenn das Sonnenlicht durch die Sucheroptik gebündelt auf das Panel fällt. Dreht man drinnen, kann man die Sucherabdeckung auch problemlos komplett abnehmen.
Im Test wurde der Gratical mit den Werkseinstellungen betrieben. Wie zuvor erwähnt, kann die Darstellung von Helligkeit, Kontrast, Farbsättigung und Gamma aber auch individuell angepasst und als Preset gespeichert werden. Selbst die einzelnen Farbkanäle lassen sich gezielt beeinflussen. Um das OLED-Panel zu kalibrieren, kann als Referenz eine Farbbalken-Darstellung oder ein Macbeth-Chart genutzt werden, die sich beide per Menü oder Funktionstaste im Sucher einblenden lassen. Auch eine Blue-Only-Funktion kann zugeschaltet werden, um die Bilddarstellung des OLED-Panels mit deren Hilfe zu kalibrieren.
Kontrolle von Schärfe und Belichtung
Zwar ist es aufgrund der hohen Auflösung des Gratical HD möglich, die Schärfe auch ohne Fokussierhilfen schon relativ gut abzuschätzen. Möchte man aber wirklich zuverlässig die Schärfe setzen, empfiehlt sich nach Ansicht der Tester trotzdem das Zuschalten der Fokussierhilfen. Zacuto hat hierzu eine Peaking-Funktion sowie einen Pixel-to-Pixel-Zoom integriert.
Beim Peaking kann die Kantenanhebung in drei Stufen eingestellt werden, wobei im Test die mittlere Einstellung gewählt wurde. Zudem stehen unterschiedliche Peaking-Farben zur Auswahl — eben ganz so, wie man das von etlichen anderen Camcorder-Systemen und elektronischen Suchern gewohnt ist. Grundsätzlich funktionierte das Peaking beim Gratical gut und war in schwierigen Situationen eine echte Hilfe beim Scharfstellen. Allerdings wäre es schön, wenn sich das Peaking noch etwas feiner abstimmen ließe und man die dann gefundenen Einstellungen als Preset speichern könnte.
Um zuverlässig scharf zu stellen, bietet der Gratical HD neben der Peaking-Funktion auch einen Pixel-to-Pixel-Zoom, der einen Ausschnitt des jeweils anliegenden Videobildbilds in einer 1:1-Darstellung auf den Sucher bringt. Dabei wird dann die gesamte Fäche des OLED-Panels mit 1.280 x 1.024 Bildpunkten für die Darstellung des Bildausschnitts verwendet. Eventuell eingeblendete Monitoring-Tools werden für die Dauer des Pixel-to-Pixel-Zooms ausgeblendet. Die Auswahl des jeweils gezeigten Bildausschnitts trifft man mit Hilfe des Menü-Joysticks, die Geschwindigkeit des Scrollings lässt sich im Menü einstellen. Im Test wurde der Pixel-to-Pixel-Zoom auf eine Funktionstaste gelegt, so dass er mit einem einzigen Knopfdruck aktiviert werden konnte.
Um die Belichtung zu kontrollieren, bietet der Gratical HD unter anderem eine Zebra-Funktion. Es ist damit möglich, gleichzeitig zwei Zebra-Layer einzublenden, die auf beliebige Videopegel eingestellt werden können. Ab Werk sind hier praxisnahe Werte von 75 Prozent und 100 Prozent voreingestellt. Auch die Farbe der Zebra-Overlays kann angepasst werden.
Eine weitere Funktion, die den User bei der korrekten Belichtung unterstützen soll, ist die integrierte False-Color-Darstellung. Dabei wird dem Bild eine Falschfarbendarstellung überlagert, bei der jede Farbe einem bestimmten Helligkeitswert entspricht. Ist man mit dem Farbschema vertraut, kann auf diese Weise sehr schnell festgestellt werden, welche Bildbereiche unter- und überbelichtet sind.
Scopes: Waveform, Histogramm und Vektorskop
Der Gratical HD bietet auch die Möglichkeit, als Belichtungshilfe einen Waveform-Monitor sowie ein Histogramm zu aktivieren. Das Histogramm kann wahlweise in einer Luminanz– oder einer RGB-Darstellung angezeigt werden. Außerdem ist es möglich, die Werte des Histogramms in linearer oder logarithmischer Darstellung einzublenden. Um die Farbparameter des Bildes zu überwachen, lässt sich außerdem ein Vektorskop zuschalten.
Aufgrund der hohen Sucherauflösung des Gratical HD konnten sämtliche Scopes sehr detailliert dargestellt werden und waren im Test immer sehr gut lesbar. Die Scopes lassen sich einzeln voneinander aktivieren und deaktivieren. Außerdem kann per Menü bestimmt werden, an welcher Position im Sucher jedes Scope angezeigt wird.
Sehr gut gefallen hat die Möglichkeit, die Scopes unterhalb des Sucherbildes einzublenden. Hier kommt das Bildseitenverhältnis von 5:4 zum Tragen, welches das OLED-Panel mit seinen 1.280 x 1.024 Bildpunkten besitzt: Aktiviert man eines oder mehrere Scopes, springt das Videobild der Kamera in den oberen Bereich des Suchers. Darunter werden dann Waveform, Histogramm und Vektorskop angeordnet. Da das eigentliche Sucherbild somit nicht durch die Scope-Einblendungen überlagert wird, ist mit dem Gratical zu jedem Zeitpunkt eine sehr gute Beurteilung der Bildkomposition möglich.
Unabhängig von den im Sucher angezeigten Scopes können auch am HD-SDI-Output des Gratical HD bei Bedarf ebenfalls Waveform, Histogramm und Vektorskop ins Signal eingeblendet werden. Am HDMI-Out ist dies allerdings nicht möglich. Hier wird stets ein »cleanes« Videosignal ohne Overlays oder Scope-Einblendungen ausgegeben.
LUT-Funktion
Eine Besonderheit des Gratical HD besteht in der Möglichkeit, auf das Eingangssignal einen Look Up Table (LUT) anzuwenden. Dies ist besonders dann hilfreich, wenn man mit der Kamera im Log-Modus dreht und sehr flache und entsättigte Bilder aufnimmt. Durch die Verwendung einer LUT kann der Gratical das Videosignal dann so anpassen, dass im Sucher ein Bild zu sehen ist, das schon weitgehend dem angestrebten Endergebnis entspricht.
Zacuto liefert den Gratical mit einigen Preset-LUTs, die beispielsweise auf den Log-Modus von Kameras wie der Canon EOS C300 (Test) oder der Sony PMW-F5/F55 (Test) abgestimmt sind. Es ist aber auch möglich, LUTs über den USB-Anschluss in den Gratical zu importieren. Derzeit ist der Gratical mit 1D-LUTs vom Dateityp .look, .cube und .csm kompatibel. LUTs lassen sich innerhalb des Gratical auch editieren und verändern, es stehen bis zu 16 Speicherplätze für selbst gestaltete LUTs zur Verfügung. Auch ein LUT-Export kann durchgeführt werden. Dabei wird ein Format mit der Endung .zlut genutzt, das derzeit jedoch nur mit anderen Gratical HD-Suchern kompatibel ist.
Zudem ist es möglich, am HD-SDI-Output eine LUT anzuwenden, die unabhängig von der im Sucher genutzten LUT angewählt werden kann. Damit hat man zum Beispiel die Option, auf einem an den HD-SDI-Out angeschlossenen On-Set-Monitor das Videosignal mit einer anderen LUT darzustellen, als der im Sucher verwendeten. Etwas schade ist, dass sich die LUT-Funktion nicht auch auf den HDMI-Out anwenden lässt. Am HDMI-Output des Gratical wird zu jeder Zeit das Videosignal ohne LUT angezeigt — also so wie es aus der Kamera kommt.
Sonstige Features
Der Gratical HD hat etliche Overlay-Features mit an Bord. Beispielsweise kann aus einer Reihe gängiger Bildseitenverhältnisse und Rahmen ausgewählt werden, die bei der Kadrage des Bildes helfen. Neben Rahmen für 16:9 und 4:3 stehen beispielsweise auch Overlays für den Dreh in 1.85:1 oder 2.35:1 zur Auswahl. Ein Center Cross sowie Action Safe-Rahmen, die zum gewählten Bildseitenverhältnis passen, können ebenfalls zugeschaltet werden.
Des Weiteren ist im Gratical HD eine Anamorphic-Desqueeze-Funktion integriert. Dreht man mit einer anamorphotischen Optik, lässt sich über diese Funktion das gestauchte Bild im Sucher wieder elektronisch entzerren.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch das Frame-Store-Feature des Gratical HD: Damit kann das momentane Sucherbild in einem Speicher abgelegt und bei Bedarf wieder eingeblendet werden. Die Einblendung des zuvor gespeicherten Bildes kann halbtransparent erfolgen. Somit ist diese Funktion beispielsweise bei Stop-Motion-Aufnahmen sehr hilfreich.
Firmware-Verbesserungen angekündigt
Beim getesteten Sucher gab es noch einige Einschränkungen, als Folge einer frühen, noch nicht ganz ausgereiften Firmware-Version. Unter anderem stand in der getesteten Version des Gratical HD noch kein Audio-Metering zur Verfügung — obwohl dieses Feature vom Hersteller angekündigt wurde und auch in der Bedienungsanleitung aufgeführt ist. Nach Informationen von Zacuto wird das Audio-Metering jedoch mit dem nächsten Firmware-Update verfügbar werden, wenn zunächst auch nur für HD-SDI-Signale.
Ein weiteres Firmware-Problem beim Testgerät bestand darin, dass sich der Sucher nach etwa einer Stunde im Betrieb nicht mehr bedienen ließ. Zwar wurde dann immer noch ein korrektes Sucherbild angezeigt, allerdings waren die seitlichen Taster ohne Funktion und auch das Menü konnte nicht mehr aufgerufen werden. Nach einem Neustart des Gratical funktionierte dann wieder alles wie gewohnt. Da Zacuto mit dem kommenden Firmware-Update auch die Stabilität des Gratical verbessern will, bleibt zu hoffen, dass damit auch diese Fehlfunktion abgestellt werden kann.
Die Anzeige des Record-Status im Sucher wäre natürlich ein Feature, das man sich als Anwender wünscht, denn sonst muss man, um zu kontrollieren ob die Aufnahme auch tatsächlich läuft, das Auge immer wieder vom Sucher nehmen. Ob sich eine solche Record-Status-Funktion beim Gratical vielleicht mit späteren Software-Versionen noch realisieren lässt, muss man abwarten. Vielleicht eröffnet die W-LAN-Funktionalität, die viele Camcorder mittlerweile bieten, hier einen Weg.
Fazit
Im Test hinterließ der Gratical HD einen positiven Gesamteindruck. Besonders die Bildqualität, die Zacuto mit dem Micro-OLED-Panel und der davor angebrachten Optik erzielt, ist überzeugend. Der Sucher vermittelt einen sehr detaillierten Bildeindruck, Schärfe und Belichtung können gut beurteilt werden. Hat man sich an den Gratical HD gewöhnt, sollten sich damit sehr gute Ergebnisse erzielen lassen.
Die Verarbeitung des Gratical HD bewegt sich auf sehr hohem Niveau, weshalb der Sucher einen durchweg wertigen Eindruck hinterlässt. Mit HDMI- und HD-SDI-Anschlüssen ausgestattet, ist er zudem mit allen neueren Kameras und Recordern kompatibel. Gemessen am Netto-Listenpreis von knapp 3.000 Euro darf man all dies aber auch erwarten.
Die Bedienung ist intuitiv gelöst, auf den bis zu acht Funktionstasten können oft genutzte Features hinterlegt und direkt und schnell abgerufen werden. Sehr gut gefallen hat im Test zudem, dass sich Monitoring-Tools wie beispielsweise Waveform und Histogramm unterhalb des eigentlichen Sucherbildes einblenden lassen — wodurch eine ungestörte Bildkomposition möglich ist.
Der Funktionsumfang und die mitgelieferten Monitoring-Tools lassen kaum Wünsche offen. Lediglich das noch fehlende Audio-Metering und die nicht vorhandene Record-Status-Anzeige trüben den ansonsten positiven Gesamteindruck.
Anmerkung: Unmittelbar nach Abschluss des Tests hat Zacuto ein erstes Firmware-Update für den Gratical bereitgestellt, das einige Fehler behebt und in manchen Bereichen zusätzliche Funktionalität bereitstellt. Bitte beachten Sie also, dass der Software-Stand bei der Durchführung dieses Tests vom jeweils aktuellen Software-Stand schon jetzt abweicht.
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