Blick auf 4K-Consumer-Displays: So schaut’s aus!
UHD-TV-Geräte sind da – aber wie sich Bildschirmtechnik, Programmquellen und Peripherie entwickeln, steht derzeit in den Sternen. Einige Trends aus dem Consumer-Bereich zeichnen sich aber durchaus schon ab.
Über eines müssen sich Broadcaster, Film- und TV-Produzenten beim Thema UHD keine Sorgen machen: die Verfügbarkeit der Bildschirme. Ganz anders als beim Wechsel von SD auf HD: Als damals die ersten Consumer-HD-Camcorder auf den Markt kamen, konnten die seinerzeit erhältlichen Flachbildschirme teilweise nicht mal ein SD-Bild in voller Auflösung darstellen. Auf ordentliche HD-Displays mussten Profis wie Consumer lange warten — auf erschwingliche Varianten davon noch länger.
Bei UHD hingegen ist die Situation umgekehrt: Die ersten TV-Geräte mit der höheren Auflösung wurden bereits 2011 vorgestellt und seit der Funkausstellung 2014 finden sich in den Sortimenten der Hersteller — bei den dafür geeigneten, größeren Display-Diagonalen — ein Drittel und mehr UHD-fähige Modelle. Zur CES2015 erfolgte der nächste Schritt: So ermittelte Spiegel Online anlässlich der Messe, dass etwa Samsung im Jahr 2015 bereits 66 UHD-Modelle anbieten werde. Bei LG sollen es demnach 34 sein, mehr als die Hälfte des Sortiments dieses Herstellers. Sony kündigt zwölf neue UHD-Fernseher an (siehe Meldung).
Consumer-Geräte als günstige UHD-Monitore im eigenen Vorführraum oder als Basis für die Verteilung professioneller Inhalte gibt es also reichlich und auch vergleichsweise günstig. Aber wie so oft, steckt der Teufel im Detail.
Schnittstelle
Das fängt beim Anschluss an: Die erste Generation der UHD-TVs konnte nur mit Einschränkungen überhaupt ein UHD-Signal entgegennehmen. Im Extremfall rechnete das TV-Gerät zwar eingehende Signale auf UHD hoch, akzeptierte aber keine nativen UHD-Signale von außen. Via HDMI ging das Zuspielen anfangs nur mit einer bescheidenen Bildfrequenz von 30 Hz, parallelgeschaltete DVI-Kontakte und andere komplizierte und/oder proprietäre Konstruktionen erlaubten unter Umständen auch höhere Bildfrequenzen. Wirklich praktikabel war das alles aber nicht.
Seit dem Modelljahrgang 2014 gibt es jedoch an den UHD-TVs der Markenanbieter jeweils mindestens eine UHD-taugliche Buchse, die auch Signale mit bis zu 60 Hz entgegennimmt, also TV-typische Bildraten bedient. Neben HDMI 2.0 ist dabei auch der Display-Port im Einsatz (mehr zum Thema 4K-Schnittstellen in einem separaten Artikel).
Dass alle HDMI-Buchsen eines UHD-TVs auch tatsächlich UHD akzeptieren, ist aber bislang nur ein frommer Wunsch. Das kann zu Ärger führen, wenn man etwa einen nagelneuen, UHD-tauglichen AV-Receiver mit dem Bildschirm verbinden und dabei den Audio Return Channel (ARC) nutzen will, also die Möglichkeit, den Ton des TV-Empfangsteils per HDMI an den AV-Receiver zu leiten. Denn genau das unterstützten die UHD-HDMI-Anschlüsse an den bislang verfügbaren UHD-TVs nur selten, doch bei den neueren Modellen ist das Problem gelöst.
TV-Empfang und andere UHD-Quellen
Will man mit dem UHD-Fernseher direkt Programme in hoher Auflösung empfangen, kommen die möglichen Sendewege von UHD ins Spiel.
Klar ist dabei derzeit im Grunde nur eines: Als Codec soll H.265 (High Efficiency Video Codec; HEVC) zum Einsatz kommen.
Für Satellitenempfang ist die Übertragungstechnik bereits im Probeeinsatz: Im Oktober 2014 etwa übertrug SES-Astra ein Konzert der Band »Linkin Park« in UHD (Produktionsmeldung 1, Sendermeldung), Sky sendete im Dezember 2014 ein Konzert der »Fantastischen Vier« (Meldung). Außer Sky scheint aber bislang niemand unter den klassischen Broadcastern konkrete, greifbare Pläne für regelmäßiges UHD-Programm zu haben.
Auch auf der Empfängerseite ist man noch nicht soweit: Selbst wenn die Videoelektronik des TV-Geräts HEVC versteht, garantiert das derzeit noch kein funktionierendes Zusammenspiel mit dem integrierten Sat-Empfangsteil. Die »Linkin-Park«-UHD-Premiere konnte man aus diesem Grund etwa nur mit einigen UHD-TV-Modellen von Samsung und zwei Gerätetypen aus dem Panasonic-Sortiment sehen. Sony und LG Electronics können einigen ihrer UHD-TVs per Firmware-Update HEVC-Satellitenempfang beibringen, TP Vision (Philips) muss hingegen zur Zeit noch komplett passen.
UHD-Empfang via Breitbandkabel oder Terrestrik ist derzeit bestenfalls angedacht — wer sein TV-Signal auf diesem Wege erhält, kann momentan froh sein, wenn ihm HD-Signale geliefert werden.
Bei entsprechender Bandbreite ihres Internet-Zugangs können UHD-Interessenten immerhin auf Streaming-Dienstleister ausweichen. Netflix ist hier bereits sehr rührig, Youtube und Amazon ziehen nach (siehe Interviews: Youtube, Amazon, Netflix).
Bleibt noch Packaged Media in Form einer UHD-fähigen Blu-ray Disc. Zwar gehen viele Branchen-Insider davon aus, dass es in spätestens zehn Jahren keinen profitablen Markt für physikalische Medien mehr geben werde, aber bis dahin ist ja noch Zeit: Zur Funkausstellung im Spätsommer 2015 erwartet die Branche die Erweiterung der BD um UHD-Fähigkeit, erste aufgetauchte Datenblätter kursieren jetzt schon im Internet. Wichtig für eine spätere Wiedergabe von UHD-BDs ist bei Displays die Unterstützung von HDCP 2.2.
Alternativ kann man selbst in 4K drehen — und das wird auch für Consumer immer erschwinglicher: Im Frühjahr 2015 will etwa Panasonic den HC-WX 878 anbieten, einen UHD-Camcorder für 800 Euro …
Trends und Technologien
Nicht unmittelbar an UHD geknüpft, in der Praxis aber nicht von diesem Thema zu trennen, sind allgemeine Fragen zu zukünftigen Displays.
Seit 2013 versuchten zunächst koreanische Hersteller, der Kundschaft gebogene (»curved«) Bildschirme schmackhaft zu machen. Die Konkurrenz folgte notgedrungen.
Technisch ist die Sache klar: Für die krummen Dinger spricht eigentlich nur die verringerte Reflexion von Umgebungslicht. Ansonsten mutet die Mode widersinnig an: Jahrzehntelang tüftelten die Techniker zunächst an möglichst planen Bildröhren, dann an flachen Displays — und jetzt, wo es sie gibt, biegt man die Bildschirme wieder.
In den typischen TV-Nutzungsszenarien ist das Unsinn, denn nur derjenige Zuschauer, der vor der Bildschirmmitte sitzt, sieht ein optimales Bild. Als PC- oder Schnittplatzmonitor mögen die Biege-Bildschirme eventuell sinnvoll sein — ihren höheren Platzbedarf sollte man allerdings am Schreibtisch berücksichtigen.
Aus Sicht der Gewinnoptimierung sind die Curved-TVs übrigens ein cleverer Schachzug: Gleiche Stückzahl, Materialien sowie identischen Bildschirmaufbau vorausgesetzt, sind die Curved Displays in der Herstellung billiger, denn die gewölbten Teile sind in sich stabiler als gleich große Flachbildschirme. Man kann am Trägermaterial sparen, ohne die mechanische Stabilität zu gefährden.
Die Masse der zur Zeit angebotenen UHD-TVs und -Monitore — gleich, ob gebogen oder flach — setzt auf konventionelle Flüssigkristallbildschirme (LCD). Seit mehr als einem Jahrzehnt geistern nun schon die organischen Leuchtdioden (OLED) als attraktive Alternative durch Gazetten und Online-Medien. Zur Zeit engagiert sich im Consumer-Bereich aber nur LG Electronics mit OLEDs in TV-typischen Diagonalen – alle von Mitbewerbern angekündigten Consumer-Modelle nutzen die Panels von LG.
Der größte Vorteil von OLED-Displays: Wie Bildröhren und Plasma-TVs sind OLEDs selbstleuchtend, ihr Bild ist also vom Blickwinkel unabhängig und sie bieten eine bessere Schwarzwiedergabe. Fakt ist aber auch: Sofern die organischen Leuchtstoffe nicht hundertprozentig luftdicht gekapselt werden, beginnen sie zu gammeln. Und selbst bei perfektem Schutz vor Umwelteinflüssen altern die Leuchtstoffe für die Grundfarben Rot, Grün und Blau unterschiedlich schnell.
Ein weiteres OLED-Schirm-Problem: Ihre Helligkeit liegt immer noch unter der von LCDs. In den typischen Heimkino- oder Studioumgebungen mit wenig Licht ist dies kein Problem — hier setzten Kenner auch gern die ebenfalls lichtschwachen Plasma-TVs ein. Im Standard-Wohnzimmer, auf einem Messestand oder in einem Schaufenster, also in Umgebungen mit Tageslicht, wird die niedrigere Helligkeit aber zum Problem.
All dieses Hürden werden sich über kurz oder lang überwinden lassen — man rufe sich einmal kurz in Erinnerung, wie lange Farbbildröhren brauchten, um von der unzuverlässigen Funzel zum brillanten, alltagstauglichen Display zu werden. Oder LCDs: Premiere feierten sie 1973 in einem Sharp-Taschenrechner, erst ums Jahr 2000 erschienen dann LCD-TVs — zu Fabelpreisen und mit grottenschlechtem Bild. Erst seit etwa dem Jahr 2009 gibt es Flüssigkristallbildschirme, die wirklich als ordentliche Fernsehgeräte taugen. OLED wird diese Evolution aller Voraussicht nach ebenfalls durchlaufen — aber es dauert leider noch.
Erweiterte Farbräume, höhere Bildraten
Erweiterte Farbräume, also die Möglichkeit, mehr Farben als mit dem bislang gängigen (HD)TV zu übertragen und darzustellen, sind schon seit Jahren ein Thema, ebenfalls erweiterte Kontrastumfänge. Auf diesem Gebiet ist Dolby mit Dolby Vision unterwegs (Infos), aber beispielsweise auch Philips.
Auch höhere Bildraten sind ein Thema: Untersuchungen der BBC etwa zeigen, dass für wirklich konturscharfe Bewegtbilder eine Vollbildfrequenz von 120 bis 150 Hz (letztere lässt sich besser für Altgeräte auf 50 oder 60 Hertz umsetzen) nötig wäre.
Diese Themenbereiche könnten als nächstes im Consumer-Bereich durchschlagen — aber das muss die Zukunft zeigen.
Dieser Artikel ist auch als Teil eines 4K-Sonderhefts von film-tv-video.de verfügbar. Das gedruckte Heft oder das PDF können Sie hier bestellen.
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