Kamera, Test, Top-Story: 24.10.2014

Praxistest Sony HXR-NX3: VJ-Maschine

Ein Dreichip-Handheld mit 20fach-Zoom und HD-Aufnahme in 1080p50 — die Eckdaten des HXR-NX3 von Sony werden bei manchem VJ Interesse wecken. film-tv-video.de hat den NX3 ausprobiert und dabei neben der Bildqualität auch das Handling und die Ergonomie des Camcorders im Auge behalten.

Die Stärken von Handheld-Camcordern wie dem Sony HXR-NX3 liegen in der eher traditionellen Bedienung und einem bewährten Gehäusedesign, das sich gut für mobile Einsätze eignet. Im Gegensatz zu DSLRs und vielen SLS-Kameras ist ein Handheld für Drehsituationen optimiert, in denen man flexibel und schnell reagieren muss. »Klassische« Handheld-User sind beispielsweise VJs, die oft als »Ein-Mann-Team« unterwegs sind oder auch Autorenfilmer, die dokumentarisch und mobil arbeiten — und natürlich ambitioniertere Amateure, denen Handyfilmchen nicht reichen.

Diese Anwendergruppen spricht Sony auch mit dem HXR-NX3 an. Außerdem nennt der Hersteller als weiteres Einsatzfeld für den Camcorder die News-Produktion, also den ENG-Bereich — speziell wenn das Material für die Online-Auswertung produziert wird. Auch Event-Filmer will Sony mit seinem Handheld ansprechen.

Preis und Lieferumfang

Der aktuelle Netto-Straßenpreis des Sony HXR-NX3 liegt bei etwa 2.700 Euro — ein recht attraktiver Preis für einen Dreichip-Handheld mit professioneller Ausrichtung — zumindest auf den ersten Blick.

Allerdings spart Sony kräftig am Lieferumfang des Geräts: Der Camcorder kommt ohne Akku und Ladegerät — was dann doch etwas verwundert. Um den HXR-NX3 gleich nach dem Auspacken trotzdem irgendwie in Betrieb nehmen zu können, legt der Hersteller lediglich ein einfaches Netzteil ohne Ladeschale bei. Will man mit dem Camcorder vernünftig mobil arbeiten, müssen Akku und Ladegerät also auf jeden Fall separat erworben werden.

Dreichip-Bildwandlung und 1080p50-Recording

Was die »inneren Werte« angeht, hat der HXR-NX3 da schon etwas mehr zu bieten: Sony stattet den Camcorder mit drei CMOS-Bildwandlern aus. Jeder CMOS-Sensor misst 1/2.8 Zoll in der Diagonale und bringt es auf eine Pixelzahl von rund 2,07 Millionen. Durch einen neuen Bildprozessor bietet der NX3 laut Sony eine hochwertigere, interne Bildverarbeitung. Beispielsweise soll der neue Prozessor sehr effektive Verfahren zur Rauschunterdrückung und zur Verbesserung der Bildqualität zur Verfügung stellen.

Der HXR-NX3 gehört zur NXCAM-Familie von Sony, und das bedeutet: Aufnahme im AVCHD/H.264-Codec bei 8-Bit-Quantisierung und einer Farbabtastung von 4:2:0. Wie beim AVCHD-Format üblich, werden die einzelnen Videofiles als MTS-Clips gespeichert.

Während einige ältere NXCAM-Camcorder auf die Aufnahme mit einer maximalen Datenrate von 24 Mbps bei 1080i50 beschränkt sind, besteht beim HXR-NX3 die Möglichkeit, HD-Video in einem Raster von 1.920 x 1.080 Bildpunkten mit 50 Vollbildern pro Sekunde und einer Datenrate von 28 Mbps aufzuzeichnen. Diese Eckdaten entsprechen dem AVCHD 2.0-Standard, der somit im HXR-NX3 implemntiert ist. Doch auch bei der Aufnahme in AVCHD 2.0 und in 1080p50 beträgt die Farbabtastung weiterhin 4:2:0. Wird das aufgenommene Footage nicht oder nur sehr »mild« nachbearbeitet, ist das in der Regel ganz gut zu verkraften und von der Bildqualität her betrachtet auch kein großes Problem (siehe auch Abschnitt Bildqualität). Soll mit den Aufnahmen aus dem HXR-NX3 aber eine umfangreiche Farbkorrektur oder ein Keying-Effekt umgesetzt werden, kann man schnell an die Grenzen der in AVCHD begründeten Farbunterabtastung stoßen.

Nach wie vor ist beim HXR-NX3 auch die Aufnahme in den anderen, gängigen AVCHD-Betriebsarten wie etwa 1080i50 oder 720p50 anwählbar. Parallel und gleichzeitig zu einer solchen HD-Aufzeichnung ist auch die Aufnahme von MP4-Files möglich. Diese Aufnahmefunktion ist allerdings auf ein Raster von 720p25 bei einer Datenrate von lediglich 3,5 Mbps beschränkt — was sich in der Praxis wohl eher für Proxy-Aufnahmen eignet. Im Modus 1080p50 ist die parallele MP4-Aufnahme nicht möglich. Als weitere Aufnahmeoption bietet der Camcorder auch einen Standard-Definition-Modus, bei dem im DV-Format aufgenommen wird.

Beim Speichermedium kann zwischen SD-Karten oder dem Memory Stick Duo gewählt werden. Es stehen zwei Speicherkarten-Slots zur Verfügung, die mit beiden Kartenformaten kompatibel sind.

»Klassische« Bauform

Vergleicht man den HXR-NX3 mit anderen Handheld-Camcordern aus dem Sony-Line-Up, so erkennt man eine starke Ähnlichkeit zum HXR-NX5 (Test) oder auch zum PMW-150 oder -200 (Test). Wie diese Modelle, so ist auch der HXR-NX3 von seinen äußeren Dimensionen her ein ausgewachsener Handheld, der aber immer noch kompakt genug ist, um sich gut für den mobilen Einsatz zu eignen. Allerdings bringt der Camcorder knapp 2,5 kg auf die Waage — ein Gewicht, das nach längerem Drehen ohne Stativ doch merkliche im Belastungen für das Handgelenk bedeutet.

Alles in allem bietet der HXR-NX3 aufgrund seines »klassischen« Gehäusedesigns aber von Anfang an das gewohnte und erwartete Handling und wenig Überraschungen.

Wodurch sich das Handling nach Ansicht der Tester jedoch noch ein wenig verbessern lassen würde, wäre ein drehbarer Handgriff: So könnte man den Camcorder noch einen Tick flexibler nutzen und auch in ungewöhnlichen Aufnahmepositionen bequemer festhalten. Sony selbst hat mit dem PMW-300 (Test) oder den etwas betagten Camcordern PMW-EX1 und PMW-EX3 Modelle im Programm, die ein solches Feature bieten. Und auch andere Hersteller, wie beispielsweise Canon beim XF205 (Test), bieten einen drehbaren Handgriff.

Vertraute Bedienung

Die Bedienung des HXR-NX3 wirkt sehr vertraut und wenig überraschend — was in diesem Zusammenhang positiv gemeint ist. Alle Schalter und Taster zum Setzen der wichtigsten Aufnahmeparameter sind dabei wie gewohnt auf der linken Gehäuseseite angeordnet und entsprechend beschriftet. Die grundsätzliche Bedienung des Camcorders erschließt sich daher sofort.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es hier dennoch: Für den Geschmack der Tester waren die Bedienelemente auf der linken Seite etwas zu eng platziert. Zudem wären etwas größere Buttons mit einem deutlicheren Druckpunkt ebenfalls wünschenswert. Denn die »blinde« Bedienung des Camcorders funktionierte im Test erst nach längerer Eingewöhnung einigermaßen sicher. Bei anderen Camcorder-Modellen hatten die Tester hier weniger Probleme.

Der HXR-NX3 besitzt sechs Assign/User-Buttons, die sich individuell mit Funktionen belegen lassen. Sämtliche Assign-Buttons sind schon ab Werk mit hilfreichen Funktionen verknüpft, die man im Drehalltag häufig braucht: Beispielsweise hat Sony Peaking, Zebra, Histogramm und Ausschnittvergrößerung (Magnify) auf entsprechenden Assign-Buttons abgelegt.

Dennoch — oder gerade deshalb — wäre es vorteilhaft, noch ein paar zusätzliche Assign-Buttons für weitere Individualfunktionen zur Verfügung zu haben. Denn da die vorhandenen Assign-Buttons bereits alle mit sehr praktischen Funktionen belegt sind, hat man im Grunde kaum noch Möglichkeiten, weitere Funktionen per User-Button zugänglich zu machen.

In Sachen Camcorder-Bedienung noch erwähnenswert: Die beiden Record-Tasten des Geräts können unabhängig voneinander genutzt werden. So lässt sich der HXR-NX3 etwa so einrichten, dass sich mit der Record-Taste am Henkel die Aufnahme für Slot A starten und stoppen lässt, während unabhängig davon mit der Record-Taste am Handgriff die Aufnahme für Slot B gestartet und gestoppt wird.

Die Menüsteuerung beim HXR-NX3 kann per Steuerkreuz oder per Scrollrad erfolgen — je nachdem, welche Variante man bevorzugt. Der Menüaufbau ist wie bei anderen aktuellen Sony-Camcordern gestaltet: Hatte man schon mal einen Sony-Camcorder in der Hand, findet man sich mit den Menü-Settings schnell zurecht.

Display und Sucher

Zur Beurteilung der Aufnahmen besitzt der Camcorder einen LCD-Ausklappschirm mit Touch-Funktionalität und 3,5 Zoll Bilddiagonale bei einer Auflösung von rund 922.000 Bildpunkten. Der ebenfalls vorhandene Sucher misst 0,45 Zoll in der Diagonalen und bietet eine Auflösung von 1.2 Megapixeln.

Wie bei anderen Camcorder-Modellen von Sony, befindet sich auch beim HXR-NX3 das Ausklapp-Display im vorderen Bereich des Henkels und liegt im Ruhezustand mit der Rückseite nach oben über dem oberen Bedienfeld. Die Tester finden diese Display-Position immer noch als ergonomisch sehr vorteilhaft und angenehm, denn so kann der Handheld bei längeren Einstellungen problemlos mit der Rückseite an der Schulter oder Brust abgestützt werden und es ist trotzdem noch eine gute Beurteilung des Bilds möglich, da sich Auge und Display auch dann noch in einem passenden Abstand zueinander befinden.

Was die Helligkeit und Darstellung angeht, konnte das Display für die Preisklasse des Camcorders überzeugen. Wie bei anderen Displays auch, gibt es natürlich Grenzen, was die Performance unter sehr hellem Umgebungslicht angeht. In solchen Aufnahmesituation muss man dann eben auf den Sucher zurückgreifen.

Im Test wurde der Dreh mit dem Display bevorzugt. Mit dem Sucher des HXR-NX3 kann aber auch ganz gut gearbeitet werden. Sehr vorteilhaft ist dabei die auf Wunsch auch abnehmbare große Suchermuschel, durch die helles Umgebungslicht zuverlässig abgehalten wird. Muss man die Schärfe per Sucher sicher beurteilen, empfiehlt es sich, eine Kombination aus Peaking und Ausschnittsvergrößerung zuzuschalten.

Eine Besonderheit: Die Touchfunktion des Displays dient beim HXR-NX3 im Aufnahme-Modus lediglich zum Setzen des Fokus mit der Spot-Focus-Funktion. Für die Menüsteuerung kann der Touchscreen nicht genutzt werden. Im Wiedergabe-Modus lassen sich zudem per Touchscreen die Clips zur Ansicht auswählen.

Kontrolle von Fokus und Belichtung

Zur Kontrolle von Fokus und Belichtung hat der HXR-NX3 die üblichen Hilfsfunktionen wie Peaking und Magnify, sowie Zebra und Histogramm mit an Bord.

Das im HXR-NX3 integrierte Peaking funktionierte in den meisten Situationen gut. Über das Menü kann zum Anpassen der Kantenanhebung zudem zwischen drei Peaking-Farben und drei Peaking-Empfindlichkeiten gewählt werden.

Manchmal wünschten sich die Tester hier jedoch die Möglichkeit, das Peaking noch differenzierter abzustimmen: Öfter mal wurde die Kantenanhebung als etwas zu »grob« empfunden — selbst in der feinsten verfügbaren Stufe. Details im Schärfeverlauf waren dann nicht mehr zu erkennen und wurden von der Peaking-Darstellung überlagert. Natürlich spielen hier auch persönliche Gewohnheiten und Vorlieben eine Rolle: Langjährige Sony-User werden vermutlich mit dem Peaking des HXR-NX3 gut zurecht kommen. Es sei aber noch erwähnt, dass etwa die ansonsten vergleichbaren Camcorder-Modelle von Canon wesentlich mehr Optionen zum individuellen Anpassen des Peakings zur Verfügung stellen.

Mit den Hilfsfunktionen für die manuelle Belichtung, also Zebra und Histogramm, kamen die Tester gut zurecht. Außerdem besitzt der Camcorder die ebenfalls von anderen Sony-Modellen bekannte Warnfunktion, die auf den Einsatz oder den Verzicht der ND-Filter hinweist. Enthält das Bild beispielsweise sehr viele helle Bildbereiche mit einem überdurchschnittlich hohen Videopegel, erscheint eine Anzeige, die zum Einschwenken des ND-Filters auffordert.

Gut gefallen hat den Testern, dass der HXR-NX3 sowohl über eine Push-Autofokus- als auch eine Push-Auto-Iris-Funktion verfügt. Schärfe und Blende können damit kurzfristig auf automatischen Betrieb gesetzt werden, um den korrekten Fokus und die korrekte Blendeneinstellung schnell zu finden.

Objektiv

Sony stattet den HXR-NX3 mit einem 20fach-Zoom aus. Dieses Objektiv deckt, umgerechnet auf Kleinbild-Verhältnisse, einen Brennweitenbereich von 28,8 mm bis 576 mm ab. Aufgrund dieses Zoombereichs kann der Camcorder in vielen Aufnahmesituationen flexibel eingesetzt werden — wenngleich etwas mehr Weitwinkelwirkung in sehr beengten Räumlichkeiten von Vorteil sein kann. Hier bietet Sony aber auch eine optionale Vorsatzlinse, die den Brennweitenbereich um den Faktor 0.8 verkürzt.

Die Optik ist mit drei Bedienringen für Fokus, Blende und Zoom ausgestattet. Mit der Steuerung des Objektivs über die Bedienringe kamen die Tester beim HXR-NX3 sehr gut zurecht. Zwar handelt es sich bei allen Bedienringen lediglich um Signalgeber für elektronische Stellmotoren — die Ringe sind also nicht mechanisch mit der Optik verkoppelt und bieten keinen festen Anschlag. Dennoch konnte sowohl mit dem Fokus- als auch dem Zoom- und Blendenring sehr gut gearbeitet werden. Der Abstand zwischen den Bedienringen ist dabei so gestaltet, dass sich jeder Ring gut greifen und bedienen lässt.

Möchte man eine Zoomfahrt umsetzen, verfügt der Camcorder neben dem Zoom-Bedienring natürlich auch noch über eine Zoomwippe am Handgriff und am Henkel, mit denen sich der Servo-Zoommotor ansteuern lässt. Die Zoomwippe am Handgriff reagiert dabei sehr differenziert und ermöglicht so fein abgestufte Änderungen in der Geschwindigkeit des Motorzooms.

In Weitwinkelstellung liegt die maximale Blendenöffnung der Optik bei F1.6, in Teleposition verringert sie sich auf bis zu F3.4. Während das Objektiv im Weitwinkelbereich also noch sehr lichtstark ist, hätten sich die Tester im Telebereich etwas mehr Lichtstärke gewünscht. Schließlich sind im Markt durchaus Handhelds mit 20fach-Zoom und ähnlichem Brennweitenbereich verfügbar, die in der Teleposition Werte von F2.8 erreichen.

Sehr positiv: Zwischen Optik und Dreichip-Wandler befindet sich ein 3-stufiger ND-Filter, der sich mechanisch in den Strahlengang schwenken lässt. Der ND-Filter reduziert die Lichtmenge wahlweise auf 1/4, 1/16 oder 1/64 der ursprünglichen Intensität. So hat man einen großen Spielraum, was die Wahl der Blende und der sonstigen Belichtungsparameter angeht.

Bildqualität

Mit den Bildern, die der HXR-NX3 aufnimmt, waren die Tester sehr zufrieden — natürlich immer unter Einbeziehung der Preisklasse des Geräts. Bei Tageslicht und unter gut ausgeleuchteten Bedingungen erzeugt der Camcorder eindrucksvoll rauscharme und detaillierte Aufnahmen. Selbst bei einer Landschaftstotalen werden so auch noch kleine Details scharf und plastisch wiedergegeben. Aufgrund des geringen Rauschens entsteht zudem ein ruhiger Bildeindruck, der aber immer noch angenehm natürlich wirkt und nicht »digital glattgebügelt« rüberkommt.

Im Besonderen überzeugt hat die Bildqualität des HXR-NX3 unter schlechten Beleuchtungsverhältnissen. So konnte die Verstärkung bei nächtlichen Testaufnahmen auf Werte von bis zu +15 dB hochgeschraubt werden, ehe das Rauschen wirklich störenden Einfluss hatte. Für einen Camcorder mit kleinen 1/2,8-Zoll-Sensoren ist das ziemlich eindrucksvoll.

An der Farbwiedergabe des HXR-NX3 gab es ebenfalls nichts auszusetzen. Der eigentlich in diesem Punkt limitierende AVCHD-Codec, der ja mit einer Farbabtastung von 4:2:0 arbeitet, fiel nicht negativ auf. Denn trotz dieses Codecs löst der Camcorder auch starke Kontraste in den Farben noch gut auf, ohne sichtbare Kodierartefakte. Möchte man das aufgenommene Footage einer intensiven Farbkorrektur oder sonstigen Postproduction unterziehen, wird man mit der internen Aufzeichnung des HXR-NX3 hier aber vermutlich an Grenzen stoßen.

Was die Wiedergabe der verschiedenen Helligkeitsbereiche angeht, so hat der HXR-NX3 seine Stärken eher bei den dunklen Bildpartien: Beispielsweise werden Schattenbereiche recht gut dargestellt und durchgezeichnet — das geringe Rauschen der Sensoren kommt dem Bild hier ebenfalls zugute. Sehr helle Bildbereiche dürften hingegen nach Meinung der Tester etwas besser durchgezeichnet sein. Eine helle Hausfassade beispielsweise wirkte bei einem ansonsten ausgewogenen Bildeindruck eher überbelichtet und leicht »ausgebrannt«. Daher sollte man bei der Aufnahme mit dem HXR-NX3 nach Ansicht der Tester lieber einen Tick dunkler belichten, als dies von der Belichtungskontrolle des Camcorders vorgeschlagen wird.

Chromatische Abbildungsfehler oder geometrische Verzerrungen der Optik bewegten sich bei den Testaufnahmen in einem Bereich, der nicht störend auffiel — bei Camcordern mit Festoptik leisten die internen digitalen Korrekturfunktionen hier heutzutage eben diskrete und saubere Arbeit.

Alle Testaufnahmen wurden im Raster 1.920 x 1.080 bei 50 Vollbildern pro Sekunde gemacht, bei einer Datenrate von 28 Mbps (PS-Modus). Für die Beurteilung der Bilder wurde der HXR-NX3 mit den Werkseinstellungen betrieben, es wurde kein Picture Profile genutzt. Der Bildeindruck kann über Picture Profiles jedoch sehr umfangreich angepasst und beeinflusst werden. Dabei stehen sechs Speicherplätze für unterschiedliche Bildprofile zur Verfügung.

Audioaufnahme

Audiosignale werden auf maximal zwei Kanälen aufgezeichnet, wahlweise als Linear-PCM– oder als komprimiertes Dolby-Digital-Signal. Am Henkel stehen zum Anschluss zwei XLR-Buchsen zur Verfügung, an die sich Mikrofone mit oder ohne Phantomspeisung sowie Line-Signale anschließen lassen.

Die Bedienelemente zum Pegeln der Tonsignale befinden sich an der linken Gehäuseseite, was ergonomische Vorteile bietet, denn so lässt sich der Camcorder auch beim Nachpegeln noch  mit der linken Hand einigermaßen stabil abstützen, selbst während man die Drehregler für den Pegel bedient.

Gewöhnungsbedürftig ist, dass sich der Wahlschalter zum Bestimmen des externen Tonsignals direkt am Henkel bei den XLR-Buchsen befindet, also an einer anderen Stelle, als die anderen Audio-Bedienelemente. Um das Audiosignal beispielsweise von Mikrofon- auf Line-Pegel umzuschalten oder auch die Phantomspeisung zu aktivieren, muss man den entsprechenden Schalter am Henkel direkt bei den XLR-Buchsen suchen und bedienen. Das ist zwar keine große Einschränkung, da man in der Praxis vermutlich nicht nach jeder Einstellung die externe Audioquelle wechselt. Allerdings wäre es etwas übersichtlicher, würde man alle Funktionen zur Audiosteuerung an einer Stelle am Camcorder vorfinden.

Video-Outputs

Bei den Video-Ausgängen, die zum Anschließen eines externen Recorders oder Displays genutzt werden können, zeigt sich der HXR-NX3 eher knausrig — was für einen Camcorder mit einem Nettopreis von etwa 2.700 Euro aber auch nicht ungewöhnlich ist.

So besitzt der HXR-NX3 neben einem HDMI-Ausgang lediglich noch einen analogen A/V-Out zum Ausspielen von SD-Video. Immerhin kann per HDMI aber neben Signalen in 720p und 1080i auch 1080p ausgegeben werden.

Einen HD-SDI-Ausgang sowie Genlock- und Timecode-Anschlüsse bietet der HXR-NX3 nicht. Der Einsatz des Camcorders in einer SDI-Studioumgebung oder im Mehrkamerabetrieb an einem SDI-Videomischer ist daher nicht ohne weiteres möglich.

WLAN-Features

Der Sony-Camcorder besitzt auch einige WLAN-Features. So ist es zum Beispiel möglich, den HXR-NX3 per WLAN von einem Smartphone oder einem Tablet-PC aus fernzusteuern. Hierzu muss zunächst die kostenlose App »PlayMemories Mobile« auf dem mobilen Endgerät installiert werden. Danach können dann Parameter wie Record-Start, Zoom und Blende fernbedient werden. Per Touch-Focus lässt sich über den Touchscreen des Smartphones oder Tablets zudem die Schärfe setzen. Eine Vorschau des aktuellen Bildausschnitts ist ebenfalls sichtbar.

Die direkte Streaming-Aufnahme von Video auf dem Smartphone oder Tablet funktioniert derzeit noch nicht. Allerdings ist es möglich, MP4-Aufnahmen, die auf der Speicherkarte des Camcorders abgelegt sind, nach der Aufnahme per WLAN zu übertragen. Die MP4-Aufnahme beim HXR-NX3 ist jedoch auf lediglich 1.280 x 720 bei 25 fps und eine Datenrate von 3,5 Mbps festgelegt. Full HD-Aufnahmen in 1080p können leider nicht übertragen werden.

Besonderheiten

Der Sony HXR-NX3 bringt eine integrierte Videoleuchte mit, die im Audiohenkel positioniert ist. Die Farbtemperatur der Leuchte liegt bei 5.500 Kelvin, die Helligkeit im Abstand von einem Meter gibt Sony mit rund 200 lx an. Die Intensität des Lichts lässt sich nicht regeln — es ist lediglich ein Schalter zum Ein- und Ausschalten vorhanden. Hat man kein vollwertiges Kopflicht dabei, kann man die integrierte Leuchte durchaus als »Notlicht« nutzen, um beispielsweise in einer Gegenlicht-Interviewsituation die Person vor der Kamera aufzuhellen.

Ein weiteres Feature, das den Camcorder von anderen Modellen unterscheidet, ist der »Clear Image Zoom«. Es handelt sich dabei um eine Art Digitalzoom, mit dem sich der optische Zoombereich des Camcorders verdoppeln lässt. Die maximale Brennweite mit »Clear Image Zoom« liegt somit dann bei 1152 mm. Im Gegensatz zu einem »normalen« Digitalzoom, sollen mit »Clear Image Zoom« laut Sony Aufnahmen möglich sein, die sich in ihrer Bildqualität mit reinen optischen Zoomaufnahmen messen können. Möglich wird das durch den ein gebauten Bildprozessor, die für die elektronische Bildverarbeitung im Camcorder verantwortlich ist.

Und tatsächlich funktionierte der »Clear Image Zoom« im Test ganz gut. Zwar besitzen die Bilder mit »Clear Image Zoom« nicht ganz die Schärfe einer optischen Zoomaufnahme, aber trotz des leichten Auflösungsverlusts konnten die Aufnahmen mit anderem Footage noch ganz gut kombiniert werden, ohne besonders negativ aufzufallen.

Eine Funktion, durch die sich der HXR-NX3 noch etwas universeller einsetzen lässt, ist Slow & Quick Motion: Damit können in gewissem Umfang Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen realisiert werden. Beispielsweise ist es möglich, im Raster 1080p25 mit 50 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen, wodurch in der Wiedergabe dann eine Zeitlupe mit halber Geschwindigkeit entsteht. Möchte man einen Zeitraffer realisieren, kann man die Aufnahmerate bis zu 1 Bild pro Sekunde herunterschrauben, was bei 1080p50 oder 750p50 dann zu einem 50-fachen Zeitraffer in der Wiedergabe führt.

Fazit

Im Test überrascht und punktet der Sony HXR-NX3 vor allem mit seiner vergleichsweise hohen Aufnahmequalität: Der Camcorder ermöglicht detailreiche und rauscharme Bilder, die auch in der Farbwiedergabe natürlich wirken. Für Nachtaufnahmen ist der HXR-NX3 bestens geeignet, denn auch hier überzeugt er mit niedrigem Rauschen. Erst bei Verstärkungswerten von über +15 dB fallen die Rauschanteile wirklich störend auf. Gemessen am Preis bietet der Sony HXR-NX3 eine wirklich sehr gute Bildqualität.

Als verbesserungswürdig sehen die Tester lediglich einige Punkte im Camcorder-Handling und in der Bedienung an: So wäre es wünschenswert, wenn der Camcorder etwas weniger Gewicht auf die Waage bringen würde. Auch einige zusätzliche Assign-Buttons wären von Vorteil. Schade ist, dass Sony sich beim Lieferumfang sehr zurückhaltend gibt und weder Akku noch Ladegerät mitgeliefert werden. Wäre ein HD-SDI-Ausgang vorhanden, könnte der Camcorder zudem für weitere Einsatzgebiete interessant sein.

Wer die angesprochenen Kritikpunkte aufgrund des attraktiven Preises aber verschmerzen kann, der bekommt mit dem HXR-NX3 einen Camcorder, mit dem sich von Anfang an hochwertige Ergebnisse erzielen lassen. Alle wichtigen Handheld-Features sind mit an Bord. Speziell für Produktion mit kleinerem Budget stellt der Camcorder somit eine interessante Alternative zu den teureren Dreichip-Handhelds dar.

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