Kamera, Test, Top-Story: 12.07.2013

JVC GY-HM650: Camcorder mit Streaming-Funktionen

Mit der 600er-Serie hat JVC seit einiger Zeit zwei neu entwickelte Handheld-Camcorder für Profis im Programm. Der GY-HM650 unterschied sich von Beginn an durch umfassende Streaming-Funktionalität vom 600er, nun wurde diese Funktionalität des 650ers mit einem kostenlosen Firmware-Update noch weiter ausgebaut. film-tv-video.de hat die erweiterte Funktionalität in einem Kurztest ausprobiert.

JVCs GY-HM650 gleicht, rein als Camcorder betrachtet, bis in die Details dem GY-HM600 aus gleichem Haus (Test) — aber er bietet mehr, wenn man in die IT-Abteilung blickt:Wer W-LAN- und Streaming-Funktionalität braucht, der ist beim äußerlich gleichen, aber in diesen Aspekten besser ausgerüsteten 650er richtig. Das macht sich allerdings auch im Preis bemerkbar: Der Netto-Listenpreis liegt beim HM650 rund 1.000 Euro höher als beim 600er und beträgt rund 5.500 Euro. Beim deutlich günstigeren Straßenpreis fällt der Preisunterschied zwischen den beiden Camcordern etwas niedriger aus.

Grundeinstellungen der Aufzeichnung

Schon JVCs GY-HM600 bietet Formatvielfalt, er zeichnet wahlweise in SD oder HD auf und nutzt dabei MPEG-2 in verschiedenen Wrappern oder AVCHD. Beim GY-HM650 gibt es zusätzlich noch die Option, in einer niedrigeren Web-Auflösung zu speichern.

Es ist bei den Camcordern der 600er-Reihe sogar möglich, auf die beide Karten parallel in unterschiedlichen Auflösungen aufzuzeichnen: also etwa auf die eine Karte in HD und auf die andere in SD — oder beim 650er eben auf die eine Karte in HD und auf die andere in einer niedrigen Web-Auflösung. Das von JVC vorgegebene Web-Raster beträgt 480 x 270 Pixel in Quicktime (H.264). Das entspricht 1/4-HD-Auflösung. Entscheidet man sich für die Variante »HD+Web«, ist automatisch ein Bildseitenverhältnis von 16:9 vorgegeben.

Bei der Wahl des Dateiformats hat man beim 650er also noch einen Tick mehr Möglichkeiten als beim 600: Neben Quicktime (MPEG-2 als Mov-Datei), MP4 (MPEG-2) und AVCHD, stehen zusätzlich MXF (MPEG-2) und Quicktime (H.264) zur Verfügung.

Generell gilt: Nutzt man beim 650er die Möglichkeit, parallel auf die Karten in Slot A und B aufzuzeichnen, sollte man in der Bedienungsanleitung auf jeden Fall nachlesen, in welchen Modi diese überhaupt möglich ist. Je nachdem, welche Kombi eingestellt ist (HD, SD, HD+SD oder HD+Web) gibt es nämlich Unterschiede darin, welches Format überhaupt in welchem Slot aufgezeichnet werden kann.

Verbindung mit Netzwerken

Die Netzwerkfunktion des GY-HM650 lässt sich nutzen, wenn man einen USB-Adapter für W-LAN, Ethernet oder Mobilfunk am Host-Anschluss einsteckt. Das Schöne daran: Man kann die Netzwerkfunktionalität des Camcorders browser-basiert nutzen, benötigt also keine spezielle App oder Software. Auch Filetransfers per FTP sind über diese Schnittstelle möglich.

Will man eine Netzwerkverbindung nutzen, muss man vorab im Camcorder-Menü den HDMI- oder den SDI-Ausgang deaktivieren, sonst lässt sich die Netzwerkverbindung nicht starten.

Im weiteren Einstellprozedere wählt man, ob die Verbindung per W-LAN, LAN oder über Mobilfunk hergestellt werden soll. Prinzipiell ist es somit also sogar möglich, über Mobilfunk Material zu übertragen (dafür benötigt man aber weiteres Equipment).

Nutzt man ein W-LAN, kann man wahlweise eine P2P-Verbindung aufbauen — etwa direkt zwischen dem Camcorder und einem Laptop — oder aber eine Verbindung via Access Point in ein W-LAN realisieren. Bei beiden Wegen muss man in den Netzwerkprofilen des jeweiligen Endgeräts einige Punkte einstellen. Wer etwa das Kameramenü des 650ers über Tablet oder Smartphone bedienen möchte, muss dazu beim Tablet oder Smartphone zunächst die entsprechenden Positionen eingeben. Im Praxistest dauerte es einen Moment, bis alle Positionen passten und die Geräte miteinander kommunizierten.

Fernsteuerung per Tablet, Smartphone oder PC

Stimmen die Netzwerk-Einstellung, gelingt die Fernsteuerung des Camcorders tadellos. Zum einen kann man darüber alle wichtigen Kamerafunktionen detailliert einstellen, etwa Blende, Gain, Shutter und Weißabgleich. Zum anderen kann man sogar den jeweiligen Bildausschnitt des Camcorders sehen. Das ist für eine echte Fernsteuerung des Camcorders natürlich sehr bequem, denn selbst wenn die Kamera entfernt montiert ist, kann man auf diese Weise auch ohne Kabelinfrastruktur das Kamerabild sehen und einstellen. Im Zoom-Menü ist es sogar möglich, einen Anfang- und einen Endpunkt für eine Zoomfahrt zu definieren und diese dann automatisiert auszulösen — was sinnvoll ist, denn es kommt schon zu spürbaren zeitlichen Verzögerungen zwischen dem Abenden eines Befehls vom Handy und dessen Ausführung am Camcorder und da ist es gut, wenn man den Endpunkt einer Zoomfahrt schon vorher festgelegt hat und nicht übers Ziel hinausschießt.

Metadaten von Clips bearbeiten

Möchte man bei den einzelnen Clips Metadaten eingeben, lässt sich auch das einigermaßen komfortabel über die browser-basierte Fernsteuerung bewerkstelligen — diese Lösung hat durchaus ihren Charme.

Datentransfer per FTP

Der GY-HM650 bietet die schöne Möglichkeit, dass man dank der Netzwerkfunktionalität aufgezeichnete Daten per FTP auf einen Server übertragen kann. Das funktionierte im Test tadellos. Es ist mit dem Camcorder sogar möglich, die Clips, die man übertragen will, im Menü zu trimmen. Der HM650 sendet dann nur jene Passagen des Clips, die man per In/Out markiert hat via FTP an den Empfänger. Auch das funktionierte im Test ohne Probleme. Die Clips, die man trimmt, werden übrigens nicht überschrieben, sondern mit einer anderen Dateibezeichnung, der ein »TRM« vorangestellt ist, gespeichert.

Dass der GY-HM550 gleichzeitig HD und Web-Video aufzeichnen kann, bietet übrigens auch hier viele Vorteile: So können etwa nur die kleineren Web-Proxy-Dateien via FTP schnell und mit vertretbarem Datenvolumen übertragen werden.

Streaming

Das Live-Streaming von Daten ist mit dem GY-HM650 ebenfalls möglich. Im Praxistest scheiterte die Übertragung zwar im letzten Schritt, aber nur deshalb, weil es im firewall-geschützten Netzwerk der Redaktion nicht möglich war, die Daten auf den gewünschten Rechner zu streamen und die Firewall zu umgehen — hier hätte es einiger Änderungen in der IT-Installation bedurft, die in der Kürze der Zeit nicht realisierbar waren. Prinzipiell ist der 650er aber zum Streaming in der Lage — selbst dann, wenn über ein Mobilfunknetz gearbeitet wird, wie JVC bestätigt.

Fazit

Die Streaming- und Netzwerkfunktionalität des JVC GY-HM650 ist beeindruckend. Die größte Hürde besteht zunächst darin, eine Netzwerkverbindung zustande zu bringen. Hier liegt die Tücke im Detail — wie immer, wenn IT mit im Spiel ist. Hat man einen IT-Experten zur Verfügung, lässt sich diese Hürde leichter nehmen, als wenn man sich als durchschnittlicher Anwender selbst ans Werk macht. Will man mit dem GY-HM650 eine Netzwerkverbindung herstellen, fühlt man sich an die Zeit erinnert, als es noch ein mittlere Herausforderung und ein Abenteuer war, sich in ein W-LAN einzuwählen. Entweder es funktioniert ganz reibungslos auf Anhieb — oder eben erst nach längerem Probieren und schrittweisem Verändern einzelner Parameter.

Die Netzwerk- und Streaming-Funktionen des HM650 sind den Aufpreis im Vergleich zum GY-HM600 durchaus Wert, wenn man Projekte in diesem Bereich realisieren möchte. Es eröffnen sich neue Anwendungsgebiete und Workflows.

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