Vergleichstest: Drittelzöller unter sich
Kompakte Handheld-Camcorder liegen unverändert im Trend und werden mittlerweile für vielerlei Aufgaben eingesetzt. Geräte mit Drittelzoll-Sensoren werden für Industriefilme ebenso genutzt, wie im TV-Bereich. Zwei jüngere Camcorder–Modelle mit diesen Spezifikationen sind JVCs GY-HM600 und Sonys PMW-150. film-tv-video.de hat die beiden Handhelds ausprobiert.
Mit drei Drittelzoll-Sensoren sind die Probanden GY-HM600 und PMW-150 klar als ENG-Camcorder konzipiert: Sie bieten keinen »Film-Look« mit geringer Schärfentiefe, sondern sind auf schnelles, effizientes und flexibles Arbeiten optimiert. Sie sind im Grunde für VJs konstruiert, die damit mittlerweile große Teile des aktuellen und dokumentarischen Programms vieler TV-Sender und Internet-Plattformen beschicken und verschiedenste Industriefilme und sonstige Auftragsproduktionen realisieren.
Die beiden Testgeräte sind dabei nicht auf minimale Baugröße getrimmt, sondern signalisieren einen gewissen Profi-Anspruch und wirken auch beim Einsatz auf einem Stativ nicht lächerlich. Sie sind aber auch sehr gut als Handhelds nutzbar. Das Gewicht liegt mit jeweils rund 2,5 kg in einem für Handhelds vernünftigen Bereich.
Dieser Camcorder-Typ wird genutzt, um Geld damit zu verdienen und vorzeigbare Produktionen zu realisieren. Deshalb müssen die Geräte auch einige professionelle Features mitbringen und werden, wenn sie diese bieten, von der Zielgruppe eher gekauft und genutzt, als reine Consumer-Camcorder.
Wenn kompaktes Equipment bei dennoch ordentlicher Bildqualität gefragt ist, können VJ-Camcorder all ihre Vorteile in die Waagschale werfen. Nicht zuletzt deshalb bieten die Hersteller in diesem Segment recht viele Geräte in unterschiedlichen Varianten an.
Mit Geräten wie dem JVC GY-HM600 und Sony PMW-150 arbeiten überwiegend Allrounder, die das selbst gedrehte Material auch schneiden — und diese realisieren in vielen Fällen als Einzelkämpfer heutzutage Jobs, die früher von mehrköpfigen Teams mit wesentlich höherem Personal- und Materialaufwand gedreht wurden. In Zeiten knapper Budgets ist das eben ein schlagkräftiges Argument für VJs und VJ-Camcorder — und die Bildqualität, die diese Geräte mittlerweile ermöglichen, spielt — zusammen mit der immer weiter gesteigerten Lichtempfindlichkeit — dieser Entwicklung zusätzlich in die Hände.
Auch die Preise der Camcorder sind entsprechend eingeordnet: Sony und JVC schicken die beiden Testgeräte GY-HM600 und PMW-150 zu Netto-Listenpreisen deutlich unter 5.000 Euro ins Rennen. Neben viele Gemeinsamkeiten weisen die Geräte auch etliche Unterschiede auf, die im Einzelfall durchaus spielentscheiden sein können — und die dieser Test herausarbeiten soll.
Preise
Die beiden Camcorder liegen beim Netto-Listenpreis mittlerweile nahezu gleichauf: Der GY-HM600 kostet laut Liste 4.495 Euro, Sonys PMW-150 liegt bei 4.590 Euro. Das war nicht immer so, denn Sony hatte den PMW-150 zunächst für 5.650 Euro avisiert, korrigierte den Preis dann aber um runde 1.000 Euro nach unten. Der Listenpreis des PMW-150 liegt nun also nur noch knapp 100 Euro über dem des GY-HM600. Und bei vielen Händlern hat such der Straßenpreis des PMW-150 inzwischen sogar noch etwas niedriger eingependelt, als der des GY-HM600: meist unter 4.000 Euro.
Eckdaten
Der GY-HM600 von JVC ist mit drei 1/3-Zoll-CMOS-Sensoren ausgerüstet und zeichnet wahlweise AVCHD– oder MPEG-2-Files als MP4– oder Quicktime-Dateien auf SDHC– oder SDXC-Speicherkarten auf. Die maximale Auflösung, die der Camcorder dabei bietet, liegt bei 1.920 x 1.080.
Sonys PMW-150 ist ebenfalls mit drei 1/3-Zoll-CMOS-Bildwandlern bestückt und kann in XDCAM HD 422, XDCAM EX oder DVCAM auf SxS-Karten aufzeichnen. Die maximale Auflösung beträgt wie beim 600er 1.920 x 1.080.
Ein wichtiger Unterschied zwischen den Geräten in puncto Formatauswahl besteht darin, dass nur der PMW-150 interne 4:2:2-Aufzeichnung mit maximal 50 Mbps bietet, während der HM600 auf 4:2:0 mit maximal 35 Mbps limitiert ist (mehr dazu im Abschnitt »Aufzeichnungsmodi«). Im Zusammenspiel mit einem externen Recorder kann man aber auch bei Einsatz des JVC-Geräts mit höheren Datenraten und in 4:2:2 aufzeichnen, weil der Camcorder ein entsprechendes unkomprimiertes Signal an den Ausgangsbuchsen (HD-SDI, HDMI) bereitstellt.
Vorteile hat der JVC-Camcorder in puncto Speichermedien: SD-Speicherkarten sind weit verbreitet und fast überall verfügbar, sowie wesentlich kostengünstiger als die SxS-Speichermedien, die der Sony-Camcorder braucht, wenn man dessen volle Funktionalität nutzen will (ist man zu Abstrichen in einigen Funktionsbereichen bereit, kann man den PMW-150 auch mittels Adapter mit SD-Speicherkarten bestücken).
Optik
Beide Camcorder sind mit fest verbauten Objektiven ausgerüstet: Sonys PMW-150 bietet eine 20fach-Optik, die einen Brennweitenbereich von 4,1 bis 81,8 mm abdeckt — umgerechnet auf 35-mm-Fotoverhältnisse sind das 29,5 bis 590 mm. Die Optik ist mit zwei — allerdings nicht mechanisch verkoppelten — Ringen bestückt, über die sich Schärfe und Zoom auch manuell einstellen lassen.
JVC hat seinem Camcorder ein noch leistungsfähigeres Fujinon-Objektiv mit mechanischer Verkopplung spendiert: Die 23fach-Optik deckt einen Brennweitenbereich von 4,1 bis 94,3 mm ab — bezogen auf 35-mm-Fotoverhältnisse sind das 29 bis 667 mm, ein Tick mehr Weitwinkligkeit und deutlich mehr Telewirkung als beim Konkurrenten also. Wie die Sony-Optik, ist auch das Objektiv von JVC mit zwei Ringen für Schärfe und Zoom ausgerüstet. Drei Zoompositionen kann der Anwender beim GY-HM600 zudem auf Wunsch speichern und per Tastendruck wieder abrufen — Vergleichbares sucht man beim Sony-Gerät vergeblich.
Beide Camcorder sind mit drei mechanisch schaltbaren, internen ND-Filterstufen bestückt. Bei beiden beträgt der Filterdurchmesser 72 mm.
Speichermedien
Sonys PMW-150 bietet zwei SxS-Kartenslots für die bandlose Aufzeichnung. Sony empfiehlt den Einsatz von SxS-Pro- oder SxS-1-Karten, um eine einwandfreie Aufzeichnung in allen Modi zu gewährleisten. Wie schon erwähnt, können aber per Adapter auch andere Speichermedien (SD-Speicherkarten, Memory Stick, XQD) genutzt werden.
JVCs GY-HM600 zeichnet im Unterschied zum PMW-150 auf die gängigen und weit verbreiteten SDHC– oder SDXC-Speicherkarten auf. Diese sind deutlich günstiger, sowie von wesentlich mehr Herstellern und in wesentlich mehr Geschäften erhältlich — was gerade beim VJ-, Doku- oder News-Einsatz von Vorteil sein kann.
Aufzeichnungs-Modi JVC
Der GY-HM600 bietet verschiedene Aufzeichnungsmodi und Formate, er kann SD und HD aufzeichnen. Im einzelnen bietet der JVC-Camcorder folgende Aufzeichnungsvarianten:
- HD-Signale können im MPEG-2-HD-Codec komprimiert werden oder im AVCHD-Codec.
- Entscheidet man sich für MPEG-2-HD, stehen als Dateiformate für die Aufzeichnung Quicktime (Mov) oder MP4 zur Wahl. In MPEG-2-HD kann man aus drei Rastern auswählen: 1.920 x 1.080, 1.440 x 1.080 oder 1.280 x 720. Im höchsten Raster sind als Bildraten 60i und 50i verfügbar, sowie 30p, 25p und 24p. Im mittleren Raster steht nur Interlaced-Abtastung zur Verfügung, im kleinsten Raster nur progressive.
- Als weitere Möglichkeit für die HD-Aufzeichnung steht der AVCHD-Codec zur Verfügung, hier geht ausschließlich 1.920 x 1.080i.
- In den meisten HD-Modi hat der Anwender die Wahl zwischen den Qualitätsstufen SP und HQ. In AVCHD steht SP für 17 Mbps und HQ für 24 Mbps, in den anderen Modi steht SP für 18,3 oder 25 Mbps und HQ für 35 Mbps.
- Auch SD-Signale können aufgezeichnet werden, hierfür kommt der H.264-Codec zum Einsatz und es wird eine Quicktime-Datei gespeichert.
Die aufgezeichneten Clips werden beim GY-HM600 auf der SD-Karte im Ordner »Private« abgelegt, in dem der Camcorder je nach den gewählten Voreinstellungen automatisch verschiedene Unterordner anlegt: HD-Aufnahmen im Mov-Format liegen im Unterordner JVC/CQAV, HD-Aufnahmen im Format MP4 im Unterordner JVC/BPAV, AVCHD-Aufnahmen im Unterordner AVCHD und SD-Aufnahmen im Mov-Format.
In der höchsten Qualitätsstufe, die der GY-HM600 bietet (MPEG-2-HD, 1.920 x 1.080, 4:2:0, HQ = 35 Mbps), passen rund 50 Minuten auf eine 16-GB-Karte.
Eine schöne Möglichkeit des GY-HM600: Man kann mit dem Camcorder parallel auf beide Karten aufzeichnen und somit sozusagen auch gleich das Backup herstellen — oder die Kundenkopie. Es geht sogar noch mehr: Der Camcorder erlaubt es, auf die eine Karte ohne Unterbrechung aufzuzeichnen, und auf die andere Karte wie gewohnt szenenweise (funktioniert allerdings nicht, wenn in AVCHD aufgenommen wird). Mit dieser Methode kann man etwa bei einer Veranstaltung auf einer Karte den gesamten Redebeitrag aufzeichnen und auf der anderen eine Auswahl von Highlights, um anschließend rasch einen schnellen Zusammenschnitt realisieren, aber eben auch die auf der anderen Speicherkarte vorhandene, ungekürzte Langversion anbieten zu können. Solche Nutzungsmöglichkeiten, die sicher nicht jeder braucht, aber die beim einen oder anderen Einsatz einen echten Vorteil darstellen können, hat der PMW-150 von Sony nicht zu bieten.
Aufzeichnungs-Modi Sony
Der PMW-150 bietet verschiedene Aufzeichnungsmodi und Formate, er kann SD und HD aufzeichnen. Im einzelnen bietet der Sony-Camcorder folgende Aufzeichnungsvarianten:
- HD-Signale werden ausschließlich im MPEG-2-HD-Codec komprimiert (XDCAM-Familie), SD-Signale im DVCAM-Codec.
- Als HD-Raster stehen 1.920 x 1.080, 1.440 x 1.080 und 1.280 x 720 zur Verfügung. Im höchsten und mittleren Raster sind als Bildraten 50i und 25p verfügbar. Im kleinsten Raster 50p und 25p.
- Der PMW-150 ist standardmäßig auf das Filesystem UDF eingestellt, er kann aber auf FAT umgestellt werden. UDF kommt ursprünglich aus dem Bereich der optischen Medien und ist das neuere Dateisystem. FAT stammt in den Grundzügen aus Zeiten der Floppy Disk, wird aber üblicherweise auch bei aktuellen Festspeichermedien eingesetzt. Bei Sony-Geräten wie dem PMW-150 gibt es nun den Sonderfall, dass man das Festspeichermedium SxS in UDF formatieren muss, wenn man etwa in XDCAM HD 422 aufzeichnen will. Die FAT/UDF-Umstellung betrifft aber nicht ausschließlich das Speichermedium, sondern den ganzen Camcorder, teilweise hat das Auswirkungen bis in einzelne Funktionen hinein. Man muss sich also zunächst entscheiden, ob man den PMW-150 im UDF- oder im FAT-Modus betreiben will. Der Wechsel zwischen UDF- und FAT-Modus erfordert jeweils einen Neustart des Camcorders.
- Wer mit dem PMW-150 Aufnahmen erzeugen will, die mit XDCAM HD 422 (MPEG-2-HD, 4:2:2, 50 Mbps) kompatibel sind, der muss im UDF-Modus arbeiten. Wer volle Kompatibilität mit XDCAM-EX-Aufzeichnungen erreichen will (MPEG-2-HD, 4:2:0, 35 Mbps), der muss den FAT-Modus wählen.
- Im UDF-Modus kann die HD-Aufzeichnung mit den Datenraten 50 oder 35 Mbps erfolgen. 50 Mbps ist dabei automatisch mit 4:2:2 gekoppelt (XDCAM HD 422), 35 Mbps mit 4:2:0, aber das Medium ist im UDF-Dateisystem formatiert, kann also nicht direkt mit anderen XDCAM-EX-Geräten ausgetauscht werden — die einzelnen Dateien schon.
- Im FAT-Modus wird immer in 4:2:0 gearbeitet, es stehen 35 oder 25 Mbps als Datenraten zur Wahl, wobei ersteres XDCAM EX entspricht und zweiteres HDV.
Der PMW-150 bietet mit 4:2:2 und 50 Mbps klar eine höhere interne Qualität der Signalaufzeichnung als der HM600 von JVC: Im Unterschied zum PMW-150 beschränkt sich JVCs GY-HM600 bei der internen Aufzeichnung auf 4:2:0. Bei externer Aufzeichnung mit einem entsprechenden Recorder, kann man aber auch mit dem HM600 in 4:2:2 und mit 50 Mbps produzieren.
Braucht man 4:2:2 und 50 Mbps?
Ein Argument, diese Eckdaten zu erreichen, kann etwa darin bestehen, dass die aktuellen technischen Anforderungen vieler Fernsehsender für die HD-Akquisition diese vorschreiben. Wer aber gar nicht für diese Kundengruppe arbeitet, dem kann zumindest diese Argumentationslinie im Grunde gleichgültig sein. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass der sehr erfolgreiche Camcorder PMW-EX1 von Sony (Test) auch von zahllosen Sendern intensiv genutzt wurde — obwohl auch er diese Anforderungen nicht erfüllt.
So lässt sich dieser Aspekt vielleicht auch so betrachten: 4:2:2 und 50 Mbps können wichtig sein und können auch ganz sicher nicht schaden — aber man sollte diese beiden Werte vielleicht auch nicht überbewerten und zum einzigen Kriterium machen.
Slow/Quick-Motion, Intervallaufnahme
Viele Camcorder bieten mittlerweile zumindest im 720p-Aufnahmemodus die Möglichkeit, Zeitlupen aufzuzeichnen. Das gilt auch beim GY-HM600 und beim PMW-150: Beide können in 720p bis zu 60 Bilder pro Sekunde aufzeichnen.
Auch weitere besondere Funktionen, wie etwa die Möglichkeit für Intervall- oder Einzelbild-Aufnahmen, kontinuierliche Clipaufzeichnung oder mehrsekündiges Pre-Recording (Retro Loop) bieten sowohl der GY-HM600 wie auch der Sony PMW-150. In diesen Aspekten liegen beide Camcorder ziemlich gleich auf.
Anschlüsse
Bei den Anschlüssen überflügelt der PMW-150 von Sony den JVC GY-HM600 eindeutig: Der 150er bietet BNC-Buchsen für Timecode und Genlock. So lässt sich der Camcorder anhand eines Referenzsignals mit anderen Camcordern am Set synchronisieren. Weiter sind beim 150er eine HD-SDI-Buchse, sowie Buchsen für HDMI, USB, i.Link, Remote (Kabelfernbedienung) und AV-Out eingebaut. Außerdem gibt es beim Sony-Gerät eine Lens-Remote-Buchse, über die man das Objektiv fernsteuern kann. Eine solche Buchse sucht man beim JVC-Konkurrenten vergeblich.
JVCs HM600 ist hier insgesamt etwas magerer bestückt: Er bietet Anschlüsse für SDI, HDMI, USB, Remote (Kabelfernbedienung) und AV. Mit dem Camcorder ist es unter anderem möglich, unkomprimierte HD-Signale parallel via HD-SDI und HDMI auszugeben — was aber auch der 150er beherrscht. Ein Genlock-Modul fehlt dem 600er, für den Timecode ist lediglich eine Cinch-Buchse vorgesehen.
Eine Besonderheit des PMW-150 besteht darin, dass er für den WiFi-Adapter CBK-WA01 vorbereitet ist: Es gibt einen Haltebügel und eine spezielle Buchse dafür. Der WiFi-Adapter schafft die Verbindung mit XM-Pilot und ermöglicht darüber eine umfangreiche Metadaten-Verwaltung. Auch die Fernbedienung des Camcorders via Smartphone oder Tablet ist über diesen Adapter möglich.
JVC geht hier insgesamt einen anderen Weg: Es gibt eine separate Variante des GY-HM600 mit der Bezeichnung GY-HM650, in die der Hersteller umfassende Streaming-Funktionalität sowie Browser-Fernsteuerung integriert und seit dem Lieferstart auch schon mit einem Firmware-Update deutlich erweitert hat (siehe unten eingefügtes NAB2013-Video). Der 650er steht derzeit mit rund 5.500 Euro in der Netto-Preisliste von JVC, ist also rund 1.000 Euro teurer als der 600er.
Audiofunktionalität
Der JVC- wie auch der Sony-Camcorder sind mit einem fest installierten, also nicht abnehmbaren Audiomodul mit zwei XLR-I/Os und einem integrierten Stereomikrofon ausgerüstet.
Der PMW-150 bietet, anders als der HM600 vier Audiokanäle. Da es am Gerät aber nur zwei XLR-Buchsen gibt, können auch nur zwei externe Signale aufgezeichnet werden, aber parallel dazu auch noch der Stereoton des eingebauten Mikrofons. Es gibt beim PMW-150 diverse Möglichkeiten, einzustellen, welches Signal in welchem Kanal aufgezeichnet werden soll.
JVCs 600er bietet zwar nur zwei Audiokanäle für die steht jedoch insgesamt mehr Funktionalität bereit: So kann man beim HM600 etwa die automatische Audioaussteuerung beeinflussen und feinjustieren und es steht ein integrierter Audio-Equalizer zur Verfügung.
Handling HM600
Beide Camcorder zielen auf den VJ-Markt, sind also für den Einmannbetrieb konzipiert, bei dem man oft auch flexibel und schnell reagieren muss. Den JVC-Ingenieuren ist es aus Sicht der Tester besonders gut gelungen, auf die Wünsche und Bedürfnisse dieser Zielgruppe einzugehen: Der HM600 ist schön kompakt, einen kleinen Tick leichter und handlicher. Viele wichtige Funktionen lassen sich direkt per Taste aufrufen und aktivieren oder deaktivieren: Zebra, Stabilisator, AE-Lock, Shutter und Focus Assist etwa, befinden sich im direkten Zugriff. Hier haben die Geräte in der Baugröße der Testgeräte einen klaren Vorteil gegenüber noch kleineren Handhelds: Sie bieten einfach mehr Platz für dedizierte Bedienelemente.
Über Statusbildschirme und Suchereinblendungen kann sich der Anwender einen raschen Überblick der am Gerät eingestellten Paramater und aktivierten Funktionen verschaffen. Einzelne Funktionen lassen sich auf die vorhandenen User-Tasten legen. Außerdem kann der Anwender öfter benötigte Menüpunkte zusätzlich zu ihrer vorgegebenen Position in der Menüstruktur des Camcorders auch auf einer eigenen Favoriten-Menüseite platzieren.
Gut gelungen ist beim JVC-Camcorder die Bedienung des Menüs: Es lässt sich bequem aufrufen und bedienen. Bedienelemente dafür gibt es direkt neben dem Display und am Body des Camcorders. Besonders mit dem größeren Cursor-Feld am Body kann man gut navigieren und die gewünschten Menüpunkte aufrufen.
Der Autofokus des JVC HM-600 konnte die Tester nicht ganz überzeugen: Er arbeitet mitunter recht behäbig und findet auch nicht immer ganz zuverlässig den Schärfepunkt — hier war öfter mal manuelle Unterstützung nötig. Dafür gibt es als Scharfstellhilfe ein farbiges Peaking. Zusätzlich hilfreich wäre als weitere Scharfstellhilfe eine Bildausschnittsvergrößerung. Auf eine solche Funktion haben die JVC-Ingenieure beim HM600 allerdings verzichtet.
Zur Belichtungskontrolle bietet der HM600 neben dem Zebra auch eine Spotmessung an. Die lässt sich auf verschiedene Weise nutzen, unter anderem so, dass auf Tastendruck der hellste und dunkelste Punkt im Bild mit einem kleinen Rahmen im Sucherbild markiert werden. Diese Max/Min-Anzeige ist aus Sicht der Tester ein wirklich sehr schönes, nützliches Feature. Was dem HM600 in puncto Belichtungskontrolle allerdings fehlt: Es gibt keine ND-Filterwarnung. Man kann die Filterposition auf Wunsch im Sucher einblenden, aber eine Warnung wann er zugeschaltet werden sollte, wenn man im Automatikmodus arbeitet, gibt es nicht.
Praxisnah und schön gelöst: Der Arbeitspunkt der Blendenautomatik kann auch im Full-Auto-Modus sehr schnell und einfach verändert werden.
Die in den Griff eingebaute Zoomwippe kann wahlweise mit fixer Geschwindigkeit oder aber variabel zoomen, also die Zoomgeschwindigkeit ändern, wenn man die Wippe mehr oder weniger weit durchdrückt.
Die optische Bildstabilisierung des HM600 gefiel den Testern recht gut: Sie bietet zwei Level und arbeitet recht effektiv.
Nicht restlos überzeugen konnte dagegen das 3,5-Zoll-Ausklapp-Display des 600ers: Das Display gehört nicht zu den Schlechten seiner Art, aber auch nicht zu den Besten. Hier bietet so mancher andere Camcorder mehr Kontrast und Schärfeleistung. Man kann mit dem Display des HM600 schon ganz gut arbeiten, aber hier hätten sich die Tester noch etwas mehr gewünscht.
Eine Funktion, die aus dem Consumer-Bereich stammen dürfte, ist die Gesichtserkennung des HM-600: Sie soll wahlweise automatisch auf ein bestimmtes Gesicht scharfstellen oder zusätzlich auch noch auf dieses Gesicht zu belichten. Das kann zwar funktionieren, dürfte den meisten Profis dann aber doch zu unsicher sein. Sinnvoller erscheint den Testern da schon die ebenfalls vorhandene Skin-Detail-Funktion, mit der sich die Wiedergabe von Hauttönen so einstellen lässt, dass kleinere Hautunregelmäßigkeiten schon bei der Aufnahme elektronisch weggebügelt werden.
In den Einstellmenüs des HM600 finden sich zahlreiche Möglichkeiten das Bild zu beeinflussen: Automatikfunktionen lassen sich verändern und limitieren, Level einstellen und Funktionen wie Black-Stretch und –Compress, Knie, Dynamikumfang, Gamma und Farbmatrix justieren. Hier bietet der HM600 alles, was man von einem Camcorder dieser Bauart erwartet.
Einmal für gut befundene Einstellungen der Kameraparameter können gespeichert und mit anderen Camcordern des gleichen Typs ausgetauscht werden.
Bedienung, Handling, Ergonomie PDW-150
Der PDW-150 bietet die sony-typischen Bedienelemente: Wer schon mit anderen Sony-Camcordern gearbeitet hat, fühlt sich an diesem Camcorder rasch heimisch und kommt gut damit zurecht. Wie der JVC-Konkurrent, bietet der 150er viele Tasten für direkten Zugang zu öfter benötigten Funktionen. Allerdings hatten die Tester mit der Anordnung der Tasten auf dem Sony-Camcorder einen Tick mehr Mühe als mit dem JVC-Camcorder: Teilweise ist der PMW-150 etwas umständlicher zu bedienen, denn bei manchen Funktionen muss man sich recht tief ins Menü bewegen, um die gewünschte Einstellung finden und verändern zu können. Warum sich etwa einige zentrale Systemeinstellungen unter dem Menüpunkt »Others« verbergen und dort in diverse Unterpunkte aufgesplittet sind, leuchtete den Testern nicht ganz ein.
Auch das Menü orientiert sich am klassischen, von Sony-Camcordern bekannten Aufbau. Bedienelemente für das Navigieren und Einstellen im Menübereich gibt es im oberen Bedienfeld unterhalb des Displays und am Body des Camcorders.
Die Kontrolle über ausgewählte Funktionen und Werte des Camcorders ist über Suchereinblendungen und Statusbildschirme möglich. Einzelne Funktionen können auf die vorhandenen User-Tasten gelegt werden.
Anders als beim JVC-Konkurrenten bietet die Zoomwippe im Handgriff beim PMW-150 nur konstante Zoomgeschwindigkeiten, deren Höhe je nach Schalterposition und Menüeinstellung verstellbar ist, aber während des Zoomvorgangs nicht verändert werden kann.
Bildstabilisierung und Fokussierhilfen entsprechen denen ähnlicher Sony-Camcorder, hier setzt Sony ebenso zurecht auf Bewährtes, wie bei der Ausstattung mit speziellen Funktionen. Das gilt etwa auch für die Sony-Spezialität, dass man ein Standbild speichern und dieses semitransparent über das aktuelle Sucherbild legen kann: Damit lassen sich die Positionen von Bildelementen kontrollieren, die später in der Postproduktion — etwa per Stanztrick — kombiniert werden sollen.
Beim Autofokus ist der PMW-150 keine besondere Leuchte, er fällt aber auch nicht besonders negativ auf. Picture Profiles mit zahlreichen Parametern, darunter Skin-Detail-Einstellung, Knie, Matrix, Gamma und mehr, können gespeichert und zwischen Camcordern des gleichen Typs ausgetauscht werden.
Sonys PMW-150 ist insgesamt etwas voluminöser und liegt nicht so gut in der Hand wie JVCs GY-HM600 — die Unterschiede sind allerdings nicht dramatisch.
Bild- und Tonqualität
Die eingebauten Mikros der beiden Camcorder liefern ganz passable Tonqualität, wobei das Mikro des HM600 mit einer sehr guten Stereowirkung eine Idee vorne liegt. Außerdem kann man beim JVC-Gerät den Equalizer nutzen, um schon vor Ort bei der Aufnahme den Pegel von Störgeräuschen gezielt zu reduzieren oder andere klangliche Defizite der Raumakustik zu kompensieren. Beim JVC stört allerdings bisweilen das Geräusch des eingebauten Lüfters, das in leisen Umgebungen leider eindeutig zu hören ist.
Insgesamt wirkten die Bilder des Sony-Camcorders sehr warm und bisweilen eine Spur zu gelb. Die Bilder des JVC-Camcorders sahen im Vergleich dazu kühler, aber auch kontrastreicher aus. Bei detailreichen Motiven, etwa bei der Gemüse- und Kräuterauslage eines Ladens, wirkten die Bilder des Sony im Vergleich auch etwas verrauschter, als die des JVC-Camcorders. Auch die feinen Verästelungen des Unterholzes an einer Böschung konnte der JVC-Camcorder besser bewältigen als der Sony-Camcorder. Insgesamt produzierte der HM600 aus Sicht der Tester im Automatikmodus ein realistischeres Bild als der Konkurrent von Sony.
Bei Testaufnahmen im Automatikmodus hatten die Tester auch den Eindruck, dass der JVC-Camcorder tendenziell etwas dunkler belichtet als der Sony-Camcorder.
Bei Nahaufnahmen überzeugte der JVC-Camcorder unter anderem dadurch, dass er in der Weitwinkelstellung bis auf zehn Zentimeter ans Motiv heranrücken und dabei immer noch scharf stellen kann. Zoomt man allerdings auf das Objekt ein, ist die Freude auch schon wieder vorbei, dann muss man rasch den Abstand auf etwa einen Meter vergrößern, wenn das Bild scharf werden soll. Beim Sony kann man bis auf 80 cm ans Aufnahmeobjekt herangehen — oder eben in manuell in Makromodus wechseln, dann kann man wieder sehr nahe ans Objekt heran.
Probleme hat der JVC-Camcorder bei Bildern mit viel Bewegung: Dann geht der Codec in die Knie, sodass die Bilder etwas unscharf wirken. Hier liefert Sonys PMW-150 eindeutig die besseren Ergebnisse — vor allem natürlich dann, wenn er in XDCAM HD 422 aufzeichnet.
Bei schwächerer Beleuchtung punktet wiederum der GY-HM600 von JVC, der im Lolux-Modus ohnehin fast schon als Nachtsichtgerät durchgeht. Aber auch wenn die Verstärkung nicht in maximaler Stufe zugeschaltet wird, bietet der JVC ganz ordentliche Bilder. Kurzum: In puncto Lichtstärke liefert der PMW-150 von Sony im direkten Vergleich eindeutig die schwächere Vorstellung.
Bei beiden Camcordern zeigen sich bei geringer Beleuchtung und höherer Verstärkung deutlich sichtbare Rauschartefakte: Der HM600 hat diese Probleme jedoch etwas besser im Griff als der PMW-150. Bei geringer Verstärkung, oder ganz ohne Verstärkung (0 dB), produziert der HM600 hingegen recht rauscharme Bilder — er kann sich hier mit dem XF 305 von Canon messen, der in dieser Geräteklasse diese Disziplin bisher dominierte.
Ein Plus bei beiden Camcordern ist die gute optische Bildstabilisierung — ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist, denn wenn aus der Hand gedreht wird, ist eben auch die Bildruhe ein Kriterium der Bildqualität.
Fazit
Der größte Konkurrent des PMW-150 ist — vielleicht unfairerweise — gar kein anderer Drittelzöller, sondern der Halbzoll-Camcorder PMW-200 aus gleichem Haus (Test): Den gibt es zu Nettopreisen in der Größenordnung von 5.000 Euro und er schlägt den PMW-150 in praktisch allen Aspekten — außer eben beim Preis. Die meisten Anwender, die mit einem Sony-Handheld liebäugeln, werden aktuell wohl eher versuchen, noch einen Tausender mehr locker zu machen und eine Klasse höher einzusteigen.
So gesehen ist es für Sony vielleicht gar nicht so schlimm, dass aus Sicht der Tester auch bei den getesteten Drittelzöllern der HM600 knapp vorn liegt. Letztlich dürften ohnehin individuelle Rahmenbedingungen und Präferenzen bei einer Kaufentscheidung zwischen dem GY-HM600 und dem PMW-150 den Ausschlag geben: Für Allrounder, die Material in 4:2:2 anliefern müssen oder aber schon andere Sony-Peripherie besitzen, fällt die Wahl mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den PMW-150 — wenn das Budget einfach nicht für den PMW-200 reicht. Auch die Anschlussvielfalt spricht im Vergleich zum HM600 für den Sony-Camcorder. Bei Bedienung, Bild und Formfaktor punktet hingegen aus Sicht der Tester JVCs GY-HM600.
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