Handling-Test Canon C100: Diener zweier Herren
Kurz vor der IBC2012 kündigte Canon mit der EOS C100 ein neues Mitglied seiner C-Baureihe digitaler Filmkameras an. Die neue Kamera rundet die Produktfamilie nach unten ab, sie soll das Arbeiten mit großem Sensor einerseits für Indiefilmer und andererseits für VJs attraktiv und erschwinglicher machen. film-tv-video.de konnte Funktionalität und Handling eines Vorseriengeräts testen.
Manchmal stehen einzelne Features eines Geräts exemplarisch für dessen Zielmarkt. So gelten etwa XLR-Buchsen an einem Camcorder — wie sie auch der C100 mitbringt — stets als Indiz für professionellen Anspruch. Aber auch der Verzicht auf bestimmte Features kann Signalwirkung haben: Dass etwa Canons erste C-Serie-Kamera, die C300 (Test), nur wenige Automatikfunktionen mitbringt, soll dieses Gerät als Digitalfilmkamera für höhere Ansprüche ausweisen, eher auf den szenischen Bereich zielend.
Die C100 nun orientiert sich vom Design her klar an der C300, ist aber kleiner und bringt etliche Automatikfunktionen mit, die man an der C300 vergeblich sucht. Eine Zoomwippe jedoch gibt es auch bei der C100 nicht. Diese Feature-Signale zusammengenommen und mit dem Netto-Listenpreis von 5.650 Euro kombiniert, machen klar: Die C100 soll den Einstieg in das Arbeiten mit filmischem Look und geringer Schärfentiefe etwas erschwinglicher und den Einmannbetrieb mit dem Camcorder einfacher machen, aber auf den klassischen, reinen Handheld-Reportage-Bereich zielt die C100 nicht.
Nun entscheiden am Ende immer noch die Endkunden, wofür sie ein Gerät tatsächlich nutzen, aber vielleicht ist es ganz nützlich, im Hinterkopf zu behalten, was sich die Entwicklungsabteilung von Canon wohl bei der Konzeption des Geräts gedacht hat.
Vorseriengerät
Das Vorseriengerät der C100, das film-tv-video.de für diesen Test zur Verfügung stand, entsprach schon weitestgehend dem späteren Serienmodell. Weil aber noch Software-Änderungen bis zum Lieferstart möglich sind, konnte noch keine abschließende Beurteilung der Bild- und Tonqualität erfolgen und es dürfen auch keine mit dem Gerät gedrehten Aufnahmen veröffentlicht werden, wie film-tv-video.de sie normalerweise mit seinen Camcorder-Tests bereitstellt.
In diesem Test stehen also Funktionalität und Handling der C100 im Vordergrund — obwohl die Tester den Eindruck gewannen, dass die Bild- und Tonqualität des Geräts schon durchaus dem Serienstand entsprachen und es auch hier keinerlei Bedarf für Nachbesserung gibt: Die Bild- und Tonqualität des Vorseriengeräts zeigten keinerlei Auffälligkeiten oder Probleme.
Eckdaten
Die C100 ist laut Hersteller mit dem gleichen Super-35-Sensor ausgerüstet, den auch die C300 aufweist. Dabei handelt es sich um einen CMOS-Sensor mit 4.206 x 2.340 Bildpunkten (9,84 Megapixel). Die C100 ist mit einem Wechselobjektivanschluss ausgestattet. Dabei handelt es sich um ein EF-Objektivbajonett, es lassen sich also Canon EF- oder EFS-Objektive direkt verwenden, andere Objektive können allenfalls mit Adapter verwendet werden. Von der C100 bietet Canon — anders als bei der C300 — keine PL-Mount-Variante an.
Der Body der Kamera lehnt sich vom Design her eng an die C300 an, es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Das Volumen des Bodys ist laut Canon rund 15 Prozent kleiner als bei der C300, das Gerät wirkt aber in der Realität noch deutlich kompakter.
Der entscheidende Unterschied zur C300 ist die interne Aufzeichnung in AVCHD, also mit 4:2:0, bei einer maximalen Datenrate von 24 Mbps. Es gibt aber eine HDMI-Schnittstelle, an der ein unkomprimiertes HD-Signal in 4:2:2 und 8 Bit mit eingebettetem Timecode zur Verfügung steht, was die Aufzeichnung in höherer Bildqualität auf externe Recorder ermöglicht.
Ein weiterer wichtiger Unterschied: Canon hat die C100 so ausgestattet, dass sie auch im Einmannbetrieb und unter nicht planbaren Drehbedingungen besser einsetzbar ist. Es gibt etwa auch etliche Automatikfunktionen, die C300 und C500 in dieser Form nicht bieten. Der Netto-Listenpreis der C100 liegt bei 5.650 Euro, die Kamera kostet also gerade mal halb so viel wie die C300.
Lieferumfang
Mit dem Kamerabody liefert Canon einen auf der rechten Geräteseite montierbaren Handgriff mit Bedienelementen aus. Zudem liegt noch ein Tragegriff bei, der auf den Montageschuh an der Oberseite der Kamera geschoben und dort fixiert werden kann. In den Tragegriff sind ein weiterer Auslöser, ein Stereomikrofon und ein Audiomodul mit zwei XLR-Buchsen integriert, außerdem lässt sich am Tragegriff ein mitgelieferter Mikrohalter festschrauben. Ein Akku liegt der Kamera natürlich ebenfalls bei.
Bauform, Handling, Ergonomie
Canon hat die grundlegende Bauform von C300/C500 auch bei der C100 übernommen: der Kamerabody ist hochkantig, kompakt und dick. Weil der C100-Body weniger Volumen hat, erinnert er sogar entfernt an eine Mittelformat-Schachtkamera. So kann sogar ein gewisses »Hasselblad-Gefühl« aufkommen, wenn man den Body betrachtet und in den Händen hält.
Installiert man das mitgelieferte Zubehör, also den Akku, den seitlichen Handgriff und den Tragegriff mit integrierter Audioeinheit und Mikrofonhalterung, wird das Gesamtpaket schon etwas größer. Mit Objektiv schließlich — das allerdings nicht mitgeliefert wird — wird ein richtiger Camcorder draus.
Unterhalb des Objektivanschlusses hat der Body eine Nase. Die soll verhindern, dass die Kamera nach vorne kippt, wenn Objektiv, Tragegriff und Aufsteckmikro montiert sind, die allesamt den Schwerpunkt nach vorne verlagern. Schon mit einem einfachen, leichten und relativ kurzen Mikro und einer vergleichsweise kleinen Optik ist das Gesamtsystem stark frontlastig. Wird ein Zoomobjektiv angesetzt, dann reicht auch die Nase des Bodys nicht mehr aus und die ganze Chose kippt nach vorne. In vielen Fällen wird man also um eine Cage-System oder eine Baseplate, Rohre und möglicherweise auch ein Gegengewicht nicht herumkommen.
Der seitliche Handgriff nimmt über eine Kabelsteckverbindung Kontakt zur Kamera auf. Ist der Griff montiert, sieht man diese elektrische Verbindung nicht. Der Griff kann senkrecht montiert werden, kann aber auch in Positionen außerhalb der Senkrechten fixiert werden. Schlüpft man in die Handschlaufe, kommt der Daumen auf einem Mini-Joystick zu liegen, der Zeigefinger auf einem Auslöser. Weiter gibt es eine Funktionstaste, die man mit dem Daumen erreichen kann. Die ist in der Grundeinstellung mit der Vergrößerungsfunktion (Magnify) für die bessere Fokuskontrolle per Bildausschnittvergrößerung belegt, es können dieser Taste im Einstellmenü auch andere Funktionen zugewiesen werden. Mit dem Zeigefinger erreicht man statt des Auslösers auch ein Stellrad, mit dem man etwa die Blende vom Handgriff aus regeln kann.
Der seitliche Griff liegt weit außerhalb des Schwerpunkts der Kamera und besonders mit einem etwas schwereren Objektiv geht das im Handheld-Betrieb aufs Handgelenk, wenn man die Kamera nicht zusätzlich mit der linken Hand am Body oder am Objektiv abstützt: Ein weiterer Aspekt, der dafür spricht, bei der Anschaffung einer C100 auch gleich noch Geld für Kamera-Rigging-Zubehör beiseite zu legen.
Lässt man den seitlichen Handgriff weg, hat man zwar eine recht kompakte Kamera, aber man kann die Menüfunktionen nicht mehr bedienen, denn das geht nur über den Joystick im Handgriff — zumindest war das beim Vorserienmodell der C100 so, das für diesen Test zur Verfügung stand. Einen Auslöser gibt es hingegen nicht nur im Handgriff und im Henkel, sondern auch rechts auf der Frontseite des Bodys.
Um die Audiofunktionalität und den Auslöser im Tragegriff nutzen zu können, wird dieser über ein Multipin-Kabel mit der passenden Buchse oben an der Kamera verbunden. Erst wenn diese Verbindung hergestellt ist, stehen auch die zugehörigen Audiooptionen im Einstellmenü zur Verfügung, ohne Verbindung sind sie ausgegraut.
Die Bedienung der C100 orientiert sich an der C300, wenngleich Canon ein paar Aspekte für VJs optimiert hat: So sind nun alle Aufnahmestarttasten mit roten Markierungen versehen.
Im Einstellmenü können insgesamt 15 Tasten mit Funktionen belegt werden, die der jeweilige Nutzer direkt im Zugriff haben will. Das Belegen funktioniert rasch und einfach: Im entsprechenden Menüpunkt die Taste auswählen, aus einer Liste die gewünschte Funktion auswählen, speichern — fertig. Die Tasten im »Blindflug« zu bedienen, ist aber eine Herausforderung und erfordert einiges an Gewöhnung und Übung, weil es eben viele gleichartige Tasten gibt, die beim Ertasten schwer zu unterscheiden sind.
Wie erwähnt, bietet die C100 nun auch etliche Automatikfunktionen, sodass sich die Kamera im Einmannbetrieb schneller bedienen lässt, als etwa eine C300. Auch die Menüführung weicht etwas von der C300 ab.
Im Bereich der Einstellmenüs gibt es Möglichkeiten, die Kamera zu individualisieren: Der Anwender kann sich beliebige Menüpunkte aus den Einstellmenüs auf einer eigenen »Mein-Menü«-Seite zusammenstellen, was die Bedienung vereinfachen und beschleunigen kann.
Beim Praxistest mit der Kamera fiel auf, dass sie ganz ordentlich Abwärme produziert. Canon hat daher einen Ventilator eingebaut, der Luft seitlich durch das Gehäuse pumpt. Im Menü gibt es eine Möglichkeit, den eingebauten Ventilator entweder auf Automatik zu stellen oder ihn aktiv einzuschalten. Läuft der Ventilator unter Volllast, dann ist er erstaunlich laut und dadurch an einem leisen Set leider gut zu hören.
Display / Viewfinder
Anders als die C300, bietet die C100 einen dreh- und schwenkbar an der Rückseite der Kamera montierten Ausklappschirm. In der Ruhe- und Transportposition deckt dieses Display die Laufwerktasten und die Speicherkarten-Slots ab. Der Ausklappschirm weist eine Bildschirmdiagonale von 3,5 Zoll mit 922.000 Bildpunkten auf.
Mit dem Display kann man im Grunde ganz ordentlich arbeiten, die Bildqualität und der Schärfeeindruck sind gut. Allerdings hätten sich die Tester beim Arbeiten mit der Kamera etwas mehr Flexibilität beim Drehen und Neigen des Displays gewünscht: Könnte man den Klappschirm noch weiter hochschwenken, als es in der Praxis möglich ist, so dass es auch Positionen oberhalb des Bodys einnehmen könnte, wäre man in der Handhabung der Kamera noch flexibler.
Der zusätzlich zum Ausklapp-Display vorhandene Sucher hat aus Sicht der Tester fast nur dekorativen Wert. Es ist ein absoluter Notsucher: klein, mit mäßiger Schärfeleistung und zweifelhafter Montageposition. Die meisten Mitteleuropäer müssen sich die Nase plattdrücken, um einigermaßen in den Sucher blicken zu können, der weder geneigt, noch hochgeklappt werden kann. Immerhin gibt es eine ganz passable Dioptrieneinstellung, aber ergonomisch ist der Sucher eindeutig misslungen. Das Sucher-Display weist eine Diagonale von 0,24 Zoll auf, der Hersteller nennt 1,55 Millionen Pixel — eine Angaben, sie aber nicht unbedingt mit dem Schärfeeindruck korreliert, den die Tester gewannen. Blinzelt man beim Blick in den Sucher, nimmt man zudem störende Regenbogeneffekte und Farbsäume wahr.
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, den kleinen Notsucher ganz wegzulassen, stattdessen die Bewegungsfreiheit des Klappschirms zu vergrößern und für diesen eine aufsteckbare Sonnenblende mitzuliefern.
Automatik- und Hilfsfunktionen
Bei der C100 ist eine praktisch komplett manuelle Steuerung möglich, analog zur C300. Hilfsfunktionen wie Magnify und Peaking helfen beim manuellen Scharfstellen, Histogramm und Zebra bei der Belichtung. Dass eine Weißabgleichautomatik integriert ist, versteht sich von selbst.
Das Peaking und die Ausschnittvergrößerung, die Canon bei der C100 integriert hat, funktionieren sehr gut und sind wirklich nützlich, besonders in der Kombination: Vergrößert man per Magnify einen Ausschnitt des Motivs, kann man mit Hilfe des Peakings exakter und zuverlässiger die Schärfe auf dem Ausklapp-Display einstellen, als das bei vielen anderen Camcordern möglich ist.
Die C100 bietet zudem auch eine Reihe von Automatikfunktionen, die es bei der C300 nicht gibt: Autofokus etwa steht in Form der One-Push-AF-Taste bereit, die das einmalige Scharfstellen ermöglicht (keine Nachregelung). Im Praxistest benötigte der One-Shot-Autofokus fürs Scharfstellen aber auch durchaus mal einen Tick länger, bis alles korrekt eingestellt war — länger als man es von Autofokusfunktionen von Canon-DSLRs oder von anderen Camcordern gewöhnt ist. Wenn er schließlich so weit war, hatte der Autofokus die Schärfe aber stets sehr zuverlässig eingestellt.
Mit »Push Auto Iris« steht eine ähnlich gelagerte Blendenautomatik zur Verfügung. Auch sie funktioniert ordentlich und ist eine große Hilfe, wenn man mal die Hilfe einer Automatik braucht.
Apropos Blende: Die Fotoobjektive der EF-Serie von Canon erlauben keine stufenlose Blendenverstellung, sondern sie können nur in Stufen auf- oder abgeblendet werden. Man kann also mit diesen Objektiven nicht stufenlos innerhalb eines Takes die Blende nachziehen. Das ist natürlich eine Einschränkung gegenüber echten Filmobjektiven, die aber wiederum von der Kamera nicht erkannt werden.
Schon jetzt kündigt Canon Funktionserweiterungen für diesen Bereich an: 2013 soll ein Firmware-Update verfügbar werden, das bei Fokus und Blende auch die automatische, kontinuierliche Nachregelung unterstützt, wenn Objektive mit EF Stepper Motor (STM) benutzt werden.
Aufzeichnungsraster
Die C100 kann mit 50 und 59,94 Hz betrieben werden, ist also für den USA und Japan-Einsatz gleichermaßen geeignet, wie für den europäischen Markt. Aufgezeichnet wird in AVCHD im 1.920 x 1.080 Bildpunkten, wobei Bildraten von 50/60i sowie 24/25/30p zur Verfügung stehen. In den progressiven Modi werden jeweils zwei identische Bilder nacheinander aufgezeichnet (PF-Modus). Wer den C100 in Deutschland oder Europa einsetzt, wird wohl in den meisten Fällen in 50i aufzeichnen und eher selten auf 25 PF setzen.
Bei der Qualität bietet die C100 weitere Abstufungen und erlaubt die AVCHD-Aufzeichnung mit 7 Mbps (1.440 x 1.080) sowie mit 14 und 24 Mbps (1.920 x 1.080). Im 24-Mbps-Modus wird der Ton wahlweise als Dolby Digital AC3 oder 16-Bit Linear PCM Audio mit 48 kHz aufgezeichnet.
Variable Frameraten sind ein Feature, das derzeit sehr angesagt ist. Die C100 kann hier allerdings nicht punkten und bietet keine Möglichkeit für Zeitlupen- oder Zeitrafferaufnahmen — was man in dieser Preisklasse mittlerweile aber fast schon erwarten kann.
Aufzeichnungsmedien, -funktionen
Anders als bei der C300 und C500, die Bild und Ton auf CF-Karten speichern, dienen bei der C100 SD-Speicherkarten als Speichermedium. Es können Karten der Typen SD, SDHC oder SDXC in den beiden Slots des Camcorders verwendet werden.
Eine Besonderheit der Kamera ist die Möglichkeit, simultan auf beide Speicherkarten aufzeichnen zu können (Double Slot Recording). So lässt sich schon während des Drehs ein Backup erstellen. Es ist aber auch möglich, die beiden Karten per Relay Recording nacheinander zu bespielen. Wer in HD aufzeichnet, hat mit der C100 zusätzlich die Möglichkeit, die Clips im Gerät in SD-Auflösung zu konvertieren und von der einen auf die jeweils andere Speicherkarte zu kopieren. Dazu markiert man im Menü den entsprechenden Clip, dann konvertiert die C100 das File in Echtzeit in ein MPEG-File, das auf die zweite Karte geschrieben wird.
Pre-Recording ist mit der C100 ebenfalls möglich. Dabei schreibt die Kamera kontinuierlich die jeweils letzten drei Sekunden in einen Speicher. Sobald man in diesem Modus die Recording-Taste drückt, hat man also auch die drei Sekunden vor dem Tastendruck »im Kasten«.
Menü, Funktionen
Die C100 bietet, wie auch die C300, viele Möglichkeiten, Bildparameter zu verändern und diese Settings als eigene Vorgaben zu speichern.
Neu ist bei der C100 eine grafische Möglichkeit, um Gamma-Einstellungen mit einer Vorher/Nachher-Funktion vergleichen zu können. Dazu wird eine Grafik eingeblendet, die es erlaubt, die Gammakurve direkt in der Grafik anzupassen, während im Bild die Auswirkungen der neuen Kurve zu sehen sind. Auch der Weißabgleich lässt sich als Farb-/Ebenen-Grafik darstellen und über einen Joystick verändern.
Mit »Wide DR Gamma« und »Canon Log Gamma« gibt es zwei vordefinierte Gamma-Einstellungen, die für einen hohen Dynamikbereich sorgen und helfen, Material so aufzuzeichnen, dass später in der Postproduction mehr Möglichkeiten offen bleiben, gestaltend einzugreifen.
Es gibt auch fertige, voreingestellte Kameraabstimmungen, die mehr als nur das Gamma umfassen und die man als »Custom Picture«-Modi abrufen kann. Auch hierüber kann Wide DR (Wide Dynamic Range) abgerufen werden, zudem gibt es einen »Cinema«-Modus und mit »EOS Std« eine Betriebsart, die den gleichen Look erzeugen soll, wie man ihn von Canon-DSLRs kennt.
Der große ISO-Bereich von 320 bis 20.000 entspricht dem der C300. Die Lichtempfindlichkeit der C100 gibt Canon mit F10 bei 2.000 Lux an. Weitere praktische Erkenntnisse wird ein Test mit einem Seriengerät liefern. Bilder der beiden Kameras sollen sich angleichen und problemlos mischen lassen, sodass die C100 etwa als günstigere Zusatzkamera bei C300-Produktionen gut passt.
Canon hat der C100 auch mechanisch umschaltbare ND-Filter spendiert (1/4, 1/16 und 1/64, entsprechend 2, 4 und 6 Blendenstufen), was sehr hilfreich ist, wenn man die Möglichkeiten des großen Sensors ausschöpfen und die Schärfentiefe gestalterisch einsetzen möchte.
Der Shutter kann zwischen den Modi Geschwindigkeit, Winkel, Clear Scan und Slow umgeschaltet werden. Clear Scan ist dabei sehr fein abgestuft und deckt den Bereich von 50 bis 250,78 Hz ab.
Die C100 erkennt automatisch, welches EF-Objektiv jeweils montiert ist und kann entsprechende Korrekturen aufrufen, etwa was Vignettierung, also den Lichtabfall in den Ecken betrifft, die zwar bei der Standbildfotografie meistens nicht stören, aber beim Filmen schon, wenn Fahrten und Schwenks realisiert werden.
Ein kleines Sprachproblem hat die C100, wenn die Menüsprache auf deutsch gestellt ist. Nicht alles, was auf englisch »Backlight« heißt, sollte man mit »Gegenlicht« übersetzen: Die Hintergrundbeleuchtung des Displays hat im Deutschen nichts mit Gegenlicht zu tun, heißt aber im Einstellmenü so.
Im Menüpunkt »Custom Display« kann der Anwender weitreichend festlegen, welche Informationen im Sucher in Form von Einblendungen zur Verfügung stehen sollen: Je nach persönlichen Wünschen und Bedürfnissen kann man hier Reduktion oder Opulenz walten lassen.
Was die Tester vermissten, ist eine rasche Szenenrückschau: Will man gerade aufgezeichnete Szenen überprüfen, dann muss man bei der C100 in den Wiedergabemodus wechseln und den entsprechenden Clip aufrufen. Das kostet Zeit und ist etwas umständlich und es kommt rasch der Wunsch nach einer Review-Funktion auf, die man sich auf eine der Tasten legen könnte.
Die C100 ist auf das Arbeiten mit Stereo-3D-Rigs, Objektiv-Vorsätzen oder im Kopfüber-Einsatz vorbereitet: Das Bild kann schon in der Kamera horizontal, vertikal und in einer Kombination aus beidem gespiegelt werden.
Anschlüsse
Bei den Anschlüssen der C100 zeigt sich Canon nicht sehr spendabel: Eine HD-SDI-Buchse etwa sucht man am C100 vergeblich. Die Kamera bietet neben einem HDMI-Ausgang nur einen analogen AV-Ausgang für Bild und Ton. Außerdem gibt es direkt am Body noch einen USB-Anschluss, eine Remote-Buchse (Miniklinke), einen Kopfhörerausgang und einen Multipin-Anschluss. XLR-Buchsen hat Canon in einem abnehmbaren »Audiohenkel« untergebracht, der auch ein Stereomikrofon beherbergt. Das Tonmodul nimmt über den Multipin-Anschluss Kontakt zum Camcorder auf. Im Vergleich zur C300 ist die C100 bei der Buchsenbestückung also deutlich abgestrippt.
Tragegriff/Tonmodul
An einen Zubehörschuh auf der Oberseite der Kamera kann ein Tragegriff montiert werden, der bringt unter anderem einen weiteren Auslöser mit, aber er beinhaltet auch Audiofunktionalität.
Die aufsteckbare Kombination aus Tragegriff und Audiomodul bietet die beiden schon erwähnten XLR-Eingänge (mit 48 V Phantomspeisung) sowie kleine Stellrädchen, mit denen sich der Ton manuell pegeln lässt. Außerdem finden sich hier auch einige Schalter für die grundlegenden Audiofunktionen. Zudem ist im abnehmbaren Handgriff der Filmkamera auch ein Stereo-Mikrofon integriert.
Die über das Mikro oder die XLR-Buchsen anliegenden Tonsignale zeichnet die C100 als Dolby Digital AC3 oder 16-Bit Linear PCM Audio mit 48 kHz auf.
Was bietet die C300, was der C100 fehlt?
- interne 4:2:2 Aufzeichnung mit 50 Mbps
- HD-SDI Out
- Zeitraffer und Zeitlupe
- Intervall-Aufzeichnung
- Wireless File Transmitter für Fernsteuerung
- Mehr Ausgänge: 1x HD-SDI / SDI Out, 1x Genlock In, 1x Sync Out, 1x Timecode In / Out (1x BNC umschaltbar)
Fazit
Canon will mit der C100 offenbar Anwender ansprechen, die gern mit einer SLS-Kamera im Filmlook drehen wollen, denen aber die C300 und andere hochwertige Kameras dieser Bauart zu teuer sind: etwa Indiefilmer, die bisher auf DSLRs zurückgegriffen haben. Außerdem soll die C100 auch die Wünsche von Anwendern erfüllen, die öfter mal alleine unterwegs sind und sich deshalb eine kompaktere Kamera mit Automatikfunktionen wünschen, mit der man auch mal eher reportageartig arbeiten kann. Darauf ist die Kamera von der Baugröße, der Funktionalität, wie auch vom Aufnahmeformat AVCHD her besser ausgerichtet als die C300.
So ist mit der C100 eine Hybridkamera entstanden, die zwischen den Lagern steht: Sie eröffnet einerseits viele Möglichkeiten und ist flexibel einsetzbar, aber sie ist eben andererseits weder ein optimales Handheld-Gerät, noch eine reine Digitalfilmkamera, die kompromisslos für den szenischen Bereich mit Kinoambitionen konzipiert wurde. Nun ist es ja in der Praxis auch so, dass viele Anwender ebenfalls auf vielen Hochzeiten tanzen müssen und deshalb eine Kamera brauchen, die sich für ganz verschiedene Bereiche eignet. Der Netto-Listenpreis von 5.650 Euro macht aus der C100 aber nicht gerade zum Schnäppchen und auch die recht spezielle Bauform spricht sicher nicht jeden Anwender an. Bei einer Kamera dieser Preisklasse wünscht man sich zudem mittlerweile auch Zeitraffer- und Zeitlupen-Funktionalität.
Was das Vorseriengerät an Bildqualität zu bieten hatte, konnte sich sehen lassen, hier liegt ein Pfund, mit dem die C100 wuchern kann. Da die Seriengeräte sicher nicht schlechter sein werden als das getestete Vorseriengerät, wird wohl die Bildqualität der Kamera bei der Kaufentscheidung das Zünglein an der Waage sein: Ist die C100 ihr Geld wert und sind die von den Testern vermissten Features zu verschmerzen? Das muss jeder Anwender individuell entscheiden.
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