Canon: C100 — mehr Camcorder als Filmkamera
Kurz vor der IBC kündigt Canon ein neues Mitglied seiner C-Baureihe digitaler Filmkameras an: Die C100 zum Netto-Listenpreis von 5.650 Euro ist etwas kleiner als die C300 und rundet die Kamerafamilie nach unten ab. Sie basiert laut Hersteller auf den Kern-Spezifikationen der C300, bietet aber mehr Automatikfunktionen und zielt somit auf Indie-Filmer und andere Profis, die mit kleiner Crew und/oder eher reportageorientiert arbeiten.
Sensor und Bildverarbeitung der C100 sollen denen der C300 (Test) entsprechen, der Body des Camcorders ist aber laut Hersteller um etwa 15 Prozent kleiner als bei der C300. Die C100 soll es zudem ausschließlich mit EF-Objektivbajonett geben und — der vielleicht entscheidende Unterschied — die interne Aufzeichnung erfolgt in AVCHD, also mit 4:2:0, bei einer maximalen Datenrate von 24 Mbps. Es gibt aber eine HDMI-Schnittstelle, an der ein unkomprimiertes HD-Signal mit eingebettetem Timecode zur Verfügung steht, was die Aufzeichnung in höherer Bildqualität auf externe Recorder ermöglicht.
Mit diesem Gerät stellt Canon der C300 und der C500 ein Gerät zur Seite, das zumindest in Teilen den Wünschen entspricht, die etliche Anwender schon bei der Vorstellung der C300 geäußert hatten: Einer Variante der C300, die auch im Einmannbetrieb und unter nicht planbaren Drehbedingungen problemloser einzusetzen ist.
Aufgenommen wird bei der C100 auf SD/SD-HC/SD-XC-Speicherkarten (zwei Slots), was einen weiteren Unterschied zur C300 und C500 darstellt, bei denen CF-Karten als Speichermedium dienen. Im Raster 1.920 x 1.080 stehen Bildraten von 24/25/30p und 50/60i zur Auswahl. Die C100 kann laut Canon simultan auf die Speicherkarten aufzeichnen (Double Slot Recording) oder die Karten nacheinander bespielen (Relay Recording). Per Down-Konvertierung kann man auch die HD-Aufnahmen der einen, in SD auf die andere SD-Karte kopieren.
Der große ISO-Bereich von 320 bis 20.000 und viele andere Funktionen wie etwa Log Gamma entsprechen denen der C300. Bilder der beiden Kameras sollen sich angleichen und problemlos mischen lassen.
Zusätzlich zur praktisch vollständig manuellen Steuerung der C300 — die auch bei der C100 möglich ist — bietet die neu vorgestellte kleine Schwester auch eine Reihe von Automatikfunktionen: Autofokus und Scharfstellhilfen spielen dabei eine Rolle, etwa in Form der One Shot AF-Taste, die das einmalige Scharfstellen ermöglicht (keine Nachregelung). Mit »Push Auto Iris« steht auch eine ähnlich gelagerte Blendenautomatik zur Verfügung. Auch eine Weißabgleichautomatik ist integriert. Schon jetzt kündigt Canon Funktionserweiterungen für diesen Bereich an: 2013 soll ein Firmware-Update verfügbar werden, das bei Fokus und Blende auch die automatische, kontinuierliche Nachregelung unterstützt, wenn Objektive mit EF Stepper Motor (STM) benutzt werden.
Die Menüführung wurde laut Hersteller ebenfalls überarbeitet. Gamma-Einstellungen können mit einer Vorher/Nachher-Funktion verglichen werden, der Weißabgleich kann als Farb-/Ebenen-Grafik dargestellt und über einen Joystick verändert werden.
Anders als die C300, bietet die C100 einen an der Rückseite des Bodies dreh- und schwenkbar befestigten Ausklappschirm (Bilddiagonale 3,5 Zoll). Den DSLR-ähnlichen, abnehmbaren Handgriff der C300 gibt es auch bei der C100. Das Tastenlayout der Filmkamera hat Canon nach eigenen Angaben auf der Basis von Anwender-Feedback optimiert: Alle Aufnahmetasten sind mit roten Markierungen versehen. Bis zu 15 konfigurierbare Tasten bietet die C100.
Ton zeichnet die C100 als Dolby Digital AC3 oder 16-Bit Linear PCM Audio mit 48 kHz auf. Im abnehmbaren Handgriff der Filmkamera ist ein Stereo-Mikrofon integriert, zudem gibt es hier Audioregler und zwei XLR-Eingänge.
Die EOS C100 soll voraussichtlich ab Ende November 2012 verfügbar sein. Als Netto-Listenpreis nennt Canon 5.650 Euro.
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