Branche, Licht, Report, Top-Story, Trend: 13.07.2012

LED: Lichtquelle der Zukunft – auch für kreative Aufgaben?

Dedo Weigert, Kameramann und Inhaber der Dedo Weigert Film GmbH, beschäftigt sich in diesem Beitrag mit der LED-Technik. Er erläutert Vor- und Nachteile des LED-Lichts, zeigt Perspektiven auf und erklärt Besonderheiten, die es bei dieser Technologie zu beachten gilt. Insgesamt geht es um die Frage: »Wo stehen wir heute — was sind die Hoffnungen für die Zukunft?« Der Beitrag basiert auf dem hoch gelobten Lichtvortrag, den Dedo Weigert bei verschiedenen Gelegenheiten gehalten und dort auch mit praktischen Beispielen untermauert hat.

LED-Lichtquellen werden mittlerweile in vielen Bereichen eingesetzt: in der Straßenbeleuchtung, im Automobilbereich oder auch in der Architekturausleuchtung sind LED-Lichtquellen heute schon Standard. Hier haben diese Lichtquellen zweifellos ihre Berechtigung und bieten viele Vorteile. Für ein Unternehmen wie Dedo Weigert Film erhebt sich jedoch die Frage, inwieweit LED-Lichtsysteme heute schon — oder in Zukunft — nützliche Instrumente sein können in den Bereichen Film, Video, Foto und Museum.

Warum sind LEDs derzeit so beliebt?

LEDs weisen eine geringe Leistungsaufnahme bei hoher Lichtausbeute auf. Das Ausmaß dieser Eigenschaften wird allerdings oft überschätzt und besonders im kreativen Profibereich muss man etliche Einschränkungen in Kauf nehmen — vor allem wenn man über weiße Phosphor-LEDs redet und wenn man eine halbwegs brauchbare Farbwiedergabe erreichen möchte. Um einordnen zu können, wo die LED-Technik wirklich steht, ist es sinnvoll, einen Blick auf andere Lichtquellen zu werfen und über Lichteffizienz und Lichtausbeute zu reden.

Hochvolt-Halogenlampen

Lampen, die im Studio verwendet werden, sollen auch eine halbwegs brauchbare Lebensdauer aufweisen. Oft werden sie deshalb mit Unterspannung betrieben und man geht davon aus, dass Halogenlampen, die mit 10 % Unterspannung betrieben werden, eine vierfache Lebensdauer haben. Beim Betrieb mit Unterspannung sinken aber Farbtemperatur und Lichtausbeute: Letztere liegt dann bei etwa bei 20 Lumen/Watt.

Niedervolt-Halogenlampen

Niedervolt-Halogenlampen werden unter anderem beim Classic Dedolight eingesetzt. Mit Niedervolt-Halogenlampen kann man eine erstaunlich hohe Farbtemperatur von bis zu 3.460 K erreichen und dennoch eine sehr gute Lebensdauer erzielen. Senkt man die Farbtemperatur auf etwa 3.200 K, steigt die Lebensdauer drastisch auf das Drei- bis Vierfache der Hochvolt-Halogenlampen an. Auch die Lichtausbeute ist höher und liegt bei 40 Lumen/Watt — doppelt so hoch wie bei Hochvolt-Studiohalogenlampen.

Metallhalogenlampen mit tageslicht-ähnlichem Charakter (HMI)

Diese Lampen werden oft als als HMI-Lampen bezeichnet, was dem Osram-Markennamen entspricht. HMI-Lampen sind vergleichsweise teuer, haben eine mittlere Lebensdauer und einen Output von 80 Lumen/Watt.

Metallhalogen-Kunstlichtlampen

Metallhalogen-Kunstlichtlampen sind eine neue Entwicklung von Dedo Weigert: Sie können alternativ zu den Tageslichtlampen verwendet werden, bieten aber eine längere Lebensdauer bei gleichem Output von 80 Lumen/Watt — was der vierfachen Lichtausbeute normaler Studiohalogenlampen entspricht.

Leuchtstoffröhren

Leuchtstoffröhren werden oft in Büros verwendet und bieten eine Lichtausbeute von bis zu 100 Lumen/Watt. Allerdings muss man bei Leuchtstoffröhren meist einen sehr starken Grünstich in Kauf nehmen. Die gleichmäßigeren Leuchtstoffröhren von Kino Flo haben sich zu einem De-facto-Standard in der Industrie entwickelt. Ihre Ausbeute liegt bei rund 80 Lumen/Watt, sie sind in drei Farbtemperaturen verfügbar.

ESL-Lampen

ESM-Lampen werden meist sehr lang gebaut und weisen eine hohe Wattzahl auf. Sie werden unter anderem in Softsun-Leuchten mit bis zu 100.000 W eingesetzt und bieten eine hohe Lichtausbeute von 80 Lumen/Watt.

LEDs

Bei den LEDs gibt es verschiedenste Varianten, Bauweisen und Kombinationen. Die typische weiße Phosphor-LED bietet heute einen maximalen Output von 60 Lumen/Watt. LED-Lampen sind also keineswegs lichteffizienter als etwa Metallhalogenlampen, Leuchtstoffröhren oder ESL-Lichtquellen.

Die Herstellung von LEDs

Es scheint sehr schwierig zu sein, LEDs herzustellen, die alle identisch sind, also werden große Stückzahlen hergestellt und diese dann in einem Prozess aussortiert, der im Allgemeinen als »Binning« bezeichnet wird. Ein aufwändiger Prozess, und wenn man ein enges Binning verlangt, also eine recht präzise Definition der Farbwerte und der Lichtausbeute, dann macht dies das Verfahren recht teuer, das ist aber unabdingbar um hohe Qualitätsansprüche der Leuchten zu erfüllen.

Über das Binning hinaus kann man die Definition des Farbortes auch noch viel weiter treiben, viel enger eingrenzen, bis zu so engen Toleranzen, dass das Auge überhaupt keine Unterschiede mehr bemerken kann. Diese Eingrenzung wird dann als »Mac Adams Ellipse« bezeichnet. So etwas kann man nachträglich messen und festlegen, aber leider kann die Auswahl der LEDs vom Hersteller nicht mit derartiger Präzision erfolgen.

Wir wissen allerdings auch, dass beispielsweise auch Metallhalogen-Tageslichtlampen einer recht breiten Streuung unterliegen – selbst dann, wenn sie vom selben Hersteller aus derselben Produktionscharge stammen, gibt es deutliche Unterschiede, die durch die Betriebsbedingungen und das Alter noch verstärkt werden. Solche Effekte beschränken sich also nicht nur auf die Herstellung von LED-Lampen.

Kaum Hitzeerzeugung bei LEDs?

Es trifft zwar zu, dass die nach vorn gerichtete Wärmeabstrahlung bei den LEDs im Vergleich zu anderen Lichtquellen sehr begrenzt ist, an der LED selbst entsteht hingegen eine ganz enorme Hitze, die auch einen entsprechend hohen Kühlaufwand erfordert. Bei herkömmlicher Kühlung würde beispielsweise eine 40-W-LED-Lichtquelle eine gerippte Kühlfläche benötigen, die größer ist als ein Din-A4-Blatt und zudem auch noch rund zwei Kilogramm wiegt. Das würde die Leuchtenkonstruktion unverhältnismäßig aufblähen und deshalb werden neue, andere Kühlungstechnologien erprobt.

Naheliegend ist der Einsatz eines Ventilators, aber im Profibereich wird die Geräuschkulisse, die Ventilatoren mit sich bringen, natürlich generell nicht geschätzt. Bei einer LED-Leuchte muss der Ventilator direkt im Leuchtenkopf positioniert werden, steht also nah am Aufnahmegerät und kann nicht abseits des Sets positioniert werden, wie es etwa bei elektronischen Vorschaltgeräten mit Ventilator möglich ist.

Es gibt zwar auch moderne Kühlsysteme, die mit Membranen und Ventilen arbeiten. Dadurch können die Kühlflächen verkleinert werden, aber leider arbeiten auch diese Kühlsysteme so laut, dass es im Profibereich nicht akzeptabel ist. Will man also LED-Leuchten mit höherer Leistung anbieten, muss man andere Wege gehen. Dedo Weigert experimentiert in diesem Bereich zur Zeit mit Heatpipe-Systemen, wie sie bei Computern schon längere Zeit eingesetzt werden.

Bei Leuchten, die im Studiobereich eingesetzt werden, muss man allerdings bedenken, dass die Leuchte mal nach unten, mal waagerecht, mal nach oben scheinen soll. Das muss man bedenken, wenn man Heatpipes für die Kühlung von Leuchten einsetzt, denn das Heatpipe-Prinzip funktioniert so: In einem Rohr herrscht Unterdruck und mit Hilfe einer Flüssigkeit wird in dem Rohr Wärmeenergie von einem zum anderen Punkt transportiert. Es spielt also eine Rolle, in welcher Richtung die Flüssigkeit fließt.

Dedo Weigert hat eine Lösung entwickelt, die für sich alleine gut zu funktionieren scheint, aber immer noch eine recht große Bauweise bedingt. Bei LED-Lampen mit hohem Output setzt Dedo Weigert Film deshalb, wie einige andere Hersteller auch, auf die Kombination einer Heatpipe-Kühlung mit leisen, langsam laufenden Ventilatoren oder mit konventionellen Konvektionskühlungen.

Die Lebensdauer und Stabilität der LED-Lichtquellen

Manchmal werden in offiziellen Datenblättern 15.000 Stunden als Lebensdauer von LEDs genannt, manche Hersteller geben sogar 50.000 Stunden an. Ob das jedoch schon häufiger ausprobiert wurde, kann man durchaus bezweifeln. Manche Kritiker von LED-Lichtquellen im Profibereich haben auch schon darauf hingewiesen, dass LED-Lichtquellen, die sie selber ausprobiert haben, bereits nach rund 500 Stunden die Hälfte ihrer Lichtintensität verloren hatten. Bei Dedo Weigert Film haben wir allerdings den Eindruck, dass sich hier bereits vieles verbessert hat. Darauf deuten auch unsere konstanten, eigenen Versuche hin, die wir seit vielen Jahren durchführen.

Für den Profi ist allerdings nicht nur die Konstanz und Stabilität der Lichtausbeute von Bedeutung, sondern vor allem die des Farbcharakters einer Lampe. Zu diesem Thema gibt es ein paar sehr kritische Stellungnahmen und Erfahrungsberichte. Allerdings muss man berücksichtigen, dass es eben auch sehr viele unterschiedliche LED-Systeme gibt. Außerdem schreitet die Entwicklung in diesem Bereich sehr rasch voran: Schon in einem halben Jahr, spätestens aber in zwei Jahren, werden alle heutigen Messwerte und Erfahrungen schon längst überholt sein. Das erschwert es natürlich enorm, Rentabilitätsberechnungen durchzuführen und etwa zu prognostizieren, ob sich die relativ hohen Investitionskosten schnell rechnen, wenn man das System für 50.000 Stunden einsetzen kann, ohne jemals eine Lampe wechseln zu müssen. 

Vielleicht kann man die Problematik mit einer Analogie verdeutlichen: Wer heute einen PC kauft, wird nicht gleich sein Testament ändern, um festzulegen, dass sein Urenkel diesen PC erben soll, denn in zwei oder drei Jahren wird der PC, der heute gekauft wird, schon überholt sein. Im LED-Bereich findet gerade eine ähnliche Entwicklung statt, und manche der ersten Studioanwender von LED-Systemen sind inzwischen in einer ähnlichen Situation wie der PC-Käufer. Jede auf viele Jahre bezogene Rentabilitätsrechnung kann angesichts des rasanten technologischen Fortschritts nicht realistisch sein.

Farbwiedergabe: Messung

Viele Kameraleute sind groß geworden mit Farbtemperatur-Messgeräten – und nicht wenige nutzen sie bis heute. Oft sind das Geräte von Minolta oder Kenko, aber natürlich gibt es noch etliche andere. All diese konventionellen Messgeräte sind gut geeignet, um das Sonnenlicht oder auch Halogenlicht zu bewerten. Sie geben auch noch hinreichend brauchbare Auskünfte bei Leuchtstoffröhren oder Metallhalogenlichtquellen. Bei LED-Lichtquellen liefern Farbtemperaturmessgeräte allerdings keine verlässlichen Werte, mit denen man wirklich arbeiten kann.

Farbwiedergabe: Bewertungen durch Spektralanalyse

Die Geräte, die man für die Spektralanalyse braucht, sind meist komplex zu bedienen, relativ groß und teuer. Sie eignen sich deshalb im Grunde nicht für den Einsatz am Set durch den Kameramann. Die Spektralanalyse bringt aber im Test- und Laborbetrieb recht aufschlussreiche Resultate.

LED-Licht bietet eine Spektralkurve, die auf den ersten Blick noch recht vernünftig aussieht, längst nicht so zerrissen und längst nicht mit so vielen einzelnen Spitzen, wie die meisten Leuchtstoffröhren sie aufweisen. LEDs sehen sanfter aus und man könnte fast meinen, homogener. Bei den weißen Phosphor-LEDs ist das allerdings ein Trugschluss.

Eine andere Darstellung der Ergebnisse einer Spektralanalyse ist das bekannte Farbdreieck mit den XY-Koordinaten. Alle Lampen, deren Ergebnisse hier auf der Planck-Kurve liegen, galten bisher von der Farbe her als so sauber ist, dass man sich nicht vor der Wiedergabe von Grün oder Magenta fürchten musste. Auch bei dieser Analyse gibt es aber viele weiße Phosphor-LEDs, die auf den ersten Blick noch recht anständig wirken, aber in der Praxis negative Eigenschaften aufweisen.

CRI: Farbwiedergabe-Index

Per Software lassen sich Spektraldaten in CRI-Werte umrechnen: CRI steht für Color Rendition Index, auf deutsch Farbwiedergabeindex. Mit diesem Wert lässt sich die Qualität der Farbwiedergabe von Lichtquellen gleicher korrelierter Farbtemperatur beschreiben. Bis dato war der CRI für Profis eine verlässliche Größe, doch im Zusammenhang mit LED-Lichtquellen gilt das nicht mehr. Um das zu verstehen, kann man die CRIs unterschiedlicher Quellen betrachten:

  • Sonnenlicht hat den CRI 100, das ist der Maximalwert, alle Farben werden hier korrekt wiedergegeben.
  • Hochvolt-Halogenlicht erreicht den CRI 98, das ist ein Spitzenwert.
  • Niedervolt-Halogenleuchten wie das Classic Dedolight erreichen ebenfalls den CRI 98.
  • Metallhalogen-Tageslicht weist ein Spektrum mit vielen Spitzen und Tälern auf. Der CRI-Wert liegt um die 92, wobei die Messungen bei Dedo Weigert Film zeigen, dass jede einzelne Lampe, selbst vom gleichen Hersteller, und aus der gleichen Produktionscharge, Unterschiede aufweisen kann: in der Farbe und auch in der Lebensdauer.
  • Metallhalogen-Kunstlicht liegt identisch mit der Tageslichtlampe gleicher Technik bei CRI 92.
  • handelsübliche Büro-Leuchtstoffröhren haben unterscheidlichste Werte, meist liegt der CRI im unteren 70er-Bereich.
  • Kino Flo Leuchtstoffröhrenleuchten erreichen einen CRI von etwa 92.
  • Weiße Phosphor-LEDs weisen eine große Streuung auf, bewegen sich aber oft im Bereich von CRI 74. Dieser CRI-Wert  impliziert, dass weiße Phospor-LEDs eigentlich nicht für Profieinsätze geeignet sind. Allerdings darf man auch nicht übersehen, dass sich dieser Markt weiterentwickelt und Produkte, wie auch die LED-Technologie stetig weiter entwickelt werden. Ein Beispiel: Ältere Multi-LED-Panels im Markt weisen einen CRI von um die 74. Die neue Felloni Multi-LED von Dedo Weigert Film hat hingegen einen CRI von über 80 und erreicht bei vergleichbarer Baugröße eine um 35 % höhere Lichtausbeute bei 24 Watt gegenüber 50 Watt Leistungsaufnahme.
Warum reicht der CRI nicht mehr für die Bewertung aus?

Betrachtet man den Farbwiedergabeindex der einzelnen Farben von R1 bis R14, dann fällt bei LED-Lichtquellen im Allgemeinen auf, dass der Farbwiedergabeindex für R9 (das ist ein volles Rot) deutlich tiefer liegt. Berechnet man den Durchschnittswert aller R-Werte (R1-R14), erhält man den RA-Wert, der letztlich dem CRI-Wert entspricht. Auch wenn der CRI-Wert dann insgesamt relativ hoch ist, kann das Defizit im Rotbereich sich bei der Wiedergabe von Hauttönen negativ auswirken.

Viele weiße LED-Lichtquellen haben solche Defizite. Die bisherigen Messungen und Analysen von Dedo Weigert Film zeigen, dass die Phosphormischungen bei tageslichtähnlichen LEDs offenbar schwieriger zu handhaben sind, als die von LEDs mit kunstlichtähnlicher Farbtemperatur. Gleichzeitig fällt oft auf, dass LEDs mit tageslichtähnlicher Farbtemperatur oft eine etwas höhere Lichtausbeute liefern, als LEDs mit einer kunstlichtähnlichen Farbtemperatur.

Bewertungen von LED-Lichtquellen durch Kameratests

Um die Praxistauglichkeit von Lichtquellen bewerten zu können, gibt es verschiedene Testmöglichkeiten.

Man könnte zu Vergleichszwecken eine standardisierte Referenzlichtquelle kaufen, die aber teuer und deren Einsatz kompliziert ist. Ein einfacherer Weg besteht darin, als Referenzlicht die Lichtquellen zu verwenden, mit denen man jeden Tag arbeitet. Die Idee dahinter: Wenn wir es schaffen könnten, LED-Licht an diese Referenzlichtquellen anzupassen, hätten wir schon gewonnen.

Also nehmen wir eine Halogenlampe, idealerweise eine, die als Referenzlampe ausgezeichnet ist. Damit belichten wir zum Beispiel das McBeth Color Chart, auf dem viele Farbflächen abgebildet sind. Anschließend belichten wir mit derselben Kamera und demselben Belichtungswert oder Tonwert die gleiche Farbtafel noch einmal und zwar diesmal mit dem zu testenden LED-Licht. Mit einer einfachen, per Nachbearbeitungs-Software hergestellten Split-Darstellung, kann man dann beide Aufnahmen vergleichen. Das Ergebnis ist erstaunlich, weil kaum eine Farbe der beiden Aufnahmen zusammenpasst – selbst dann nicht, wenn die Spektralanalyse zuvor schon recht gute Resultate vorgegaukelt hatte.

Im nächsten Schritt können wir mit dem Weißabgleich arbeiten und eventuell auch verschiedene Filterungen an der LED-Lichtquelle oder an der Kamera vornehmen. Damit lassen sich die Resultate um kleine Schritte verbessern, aber eine vollständige Kongruenz zwischen den beiden Aufnahmen ist auch auf diesem Weg nicht zu erreichen.

Glaubt man schließlich, endlich einen halbwegs erträglichen Kompromiss erzielt zu haben, gibt es neue Erkenntnisse eines Kollegen aus der Ukraine:

  • Verschiedene Kameras mit verschiedenen Sensoren geben Farben und Flächen, die vom Sonnenlicht beleuchtet werden, weitgehend identisch wieder.
  • Auch bei Halogenlicht, bei Metallhalogenlicht und bei Leuchtstoffröhrenlicht lassen sich identische Farben und Tonwerte bei den verschiedenen Sensoren erreichen.
  • Bei den meisten weißen Phosphor-LEDs liefern die verschiedenen Sensoren jedoch eine drastisch unterschiedliche Farbwiedergabe.

Trotz solcher Erkenntnisse glauben wir bei Dedo Weigert Film, dass sich die LED-Technik in den kommenden Jahren deutlich verbessern wird und LED-Lichtquellen vielleicht eines Tages Eigenschaften aufweisen werden, bei denen diese schwer zu erklärenden und vor allem schwer zu kontrollierenden Erscheinungen reduziert oder gar nicht mehr auftreten werden.

Wo liegen die Lösungsansätze?

Die weißen Phosphor-LEDs werden laufend verbessert und bei manchen neuen Kunstlicht-White-Phosphor-LEDs die Dedo Weigert Film verwendet werden schon recht gute Resultate erreicht. Darüber hinaus scheinen auch die von der Bauweise anderen Remote-Phosphor-LEDs interessante Möglichkeiten zu bieten.

Auch heute ist es schon möglich, durch die Mischung von mehrfarbigen LED-Lichtquellen eine sehr gute Farbwiedergabe zu erzielen. Das kennt man aus der Theater- und TV-Studiotechnik, wo oft mit Vierkammerleuchten gearbeitet wird und rotes, grünes, blaues und weißes Licht gemischt wird – und damit im Grunde jede Farbe darstellbar ist. LEDs kann man das ähnlich handhaben, aber hier wird im Allgemeinen eine fünfte Farbe hinzugenommen: Rot, Grün, Blau, Weiß und Amber (Bernsteinfarbe) werden hier genutzt. Durch derenb Mischung kann man eine recht sanfte, gleichmäßige Spektralkurve erreichen, gute Werte im Farbdreieck auf der Planck-Kurve und auch recht gute Hauttöne. Aber diese Technik hat auch entscheidende Nachteile: Sie funktioniert nur mit Flächenleuchten, es lassen sich keine präzisen Licht- und Schattenkanten erzeugen.

Also bleibt derzeit nur, die White Balance auf die Bildpartien einzustellen, die bildwichtig sind oder bei denen es auf die Hauttöne ankommt. Dabei kann ganz generell gesagt werden, dass das Ganze wesentlich einfacher wird, wenn man die Lichtquellen in ihrer Technologie und in ihrem Charakter nicht mischt. Dann lassen sich per White Balance schon relativ gute, gleichmäßige Resultate erzeugen.

Welche Ansprüche stellt der kreative Profi?
Gute Hauttonwiedergabe oder Farbwiedergabe im Allgemeinen

Perfekte Resultate erhalten wir immer noch mit traditionellem Halogenlicht. In der digitalen Fotografie wie auch in der digitalen Bewegtbildaufnahme wird aber Tageslicht immer interessanter, und oft wird gesagt, dass sich damit interessantere und schönere Farbeffekte und Sättigungen erreichen lassen. Gleichgültig, was die Gründe dafür sind, aber es scheint etwas dran zu sein an der Präferenz für Tageslicht.

Intensitätskontrolle

Die Intensitätskontrolle ist mit LED-Systemen sehr gut machbar — das ist einer der großen Vorteile von LED-Lichtquellen, denn Sie lassen sich meist innerhalb eines großen Bereichs dimmen, ohne dabei die Farbwiedergabe ernsthaft zu ändern.

Kontrolle der Farbtemperatur

Hier sind die sogenannten Bi-Color-LED-Leuchten, die sowohl mit Tageslicht, als auch mit Kunstlicht-LED-Lichtquellen bestückt sind, besonders interessant. Bi-Color-Leuchten kann man stufenlos von Farbtemperaturen von 2.800 K bis zu 7.000 K regeln und getrennt davon gleichzeitig die Intensität nachstellen. Bei Drehs, bei denen sich die Lichtsituation immer wieder mal ändert oder andere Anforderungen erhoben werden, kann der Umgang mit Bi-Color-Systemen daher viele Vorteile bieten.

Kontrolle der Abstrahlung – Formen und Gestalten des Lichtes

Bei Multi-LED-Panels kann man Tore praktisch gar nicht einsetzen, weil sie sehr ungewöhnliche Multischatten erzeugen. Daher haben Tore an Multi-LED-Panels meist nur dekorativen Charakter. Wenn man jedoch die Abstrahlrichtung eingrenzen oder darauf achten möchte, dass kein Licht von einem Backlight in die Kamera scheint, sind Richtgitter nützlich. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: entweder tiefe textile Richtgitter, die vielleicht mehr Lichtausbeute gestatten und dennoch das Licht begrenzen können oder honigwabenförmige Metallrichtgitter, bei denen jedoch manchmal bei kritischer Betrachtung Wolkeneffekte erscheinen, die man allerdings auch wieder sanfter gestalten kann, indem man eine Diffusionsfolie zwischen der LED-Leuchte und dem Honigwabenrichtgitter einsetzt.

Harte präzise Schattenkanten

Mit Multi-LED-Panels sind harte, präzise Schattenkanten nicht zu erreichen, wohl aber mit den verschiedenen fokussierbaren Dedolight-LED-Leuchten. Sie arbeiten mit einer viel kleineren LED-Lichtquelle und mit der doppelasphärischen Dedolight-Optik. Auch mit allen klassischen Dedolight-Leuchten und den klassischen Lichtformer Imager Projektionsvorsätze lassen sich harte Schattenkanten erzeugen.

Weiche Schattenkanten

Mit den neuen Dedolight doppelasphärischen fokussierbaren LED-Leuchten lassen sich weiche Schattenkanten erzielen. Wie man es erwartet, ergeben sich in Flood-Stellung härtere Schattenkanten, in der Mittelstellung des Abstrahlwinkels weichere Schattenkanten.

Unmerkliche Lichtschatten-Abstufungen

Durch Verwendung von Grauverlauffiltern sind unmerkliche Lichtschatten-Abstufungen möglich – so, wie das auch bei den klassischen Dedolights der Fall ist.

Lichtquellen und Leuchten

Neben den Eigenschaften der Lichtquelle ist in der Praxis natürlich auch entscheidend, was mit dem dieser Quelle innerhalb der Leuchte passiert.

Multi-LED-Panel

Am weitesten verbreitet ist bei Multi-LED-Panels die Bauform mit einer Fläche von 30 x 30 cm. Hier gibt es verschiedene Ausführungen mit unterschiedlichen Abstrahlwinkeln: 15°, 30°, 50° und natürlich die Versionen Tageslicht, Tageslicht-High-Output, Kunstlicht, Kunstlicht-High-Output, Bi-Color und Bi-Color High-Output.

Low Profile Variante

Für Ausleuchtungen in Räumen mit niedriger Decke eignet sich besonders die Low-Profile-Variante, die es wieder in allen oben aufgeführten Ausführungsformen gibt. Hier ist die allgemeine Abstrahlrichtung abgeknickt, die Lichtabstrahlung geht also nicht direkt senkrecht von der Leuchte aus, sondern erfolgt nach einer Seite im Winkel von ca. 45°. Das hat sich schon häufig als besonders nützlich erwiesen, etwa in kleineren Räumen oder in Büros mit niedriger Decke. Weiter eignet sich diese Bauart auch gut für Teleconferencing und Webcast-Studios.

LED-Headlight

Bei den normalen Multi-LED-Panels sollte man immer einen Diffusor im Abstand vor den LEDs einsetzen, um das Licht für die Darsteller sanfter und erträglicher zu gestalten. Dedo Weigert Film liefert etwa seine Felloni-Leuchten standardmäßig mit einem Diffusor aus.

Ringleuchten

LED-Ringleuchten werden um das Objektiv herum eingesetzt und wenn das dann auch als Ring leuchtet, so ist der Beauty-Effekt auf einem Gesicht nicht schlecht, aber in der Nahaufnahme kann ein solcher Ring einen unangenehmen Augenreflex erzeugen. Deshalb sind die meisten dieser Ringleuchten inzwischen in Segmenten schaltbar, sodass man z.B. nur das Segment links oben leuchten lässt oder rechts unten – damit lassen sich dann passable Ergebnisse erzielen.

Fokussierbare LED-Leuchten

Dedo Weigert arbeitet an einer Familie fokussierbarer LED-Leuchten in robuster Bauform, die besonders durch hohe Lichtleistung und gleichmäßige Licht- und Farbverteilung über den gesamten Fokussierbereich überzeugen wollen. Die Leuchten basieren auf den doppelasphärischen Optik-Patenten von Dedo Weigert Film, und die Reihe deckt aktuelle den Bereich von 20 W bis 120 W ab.

PanAura Domes

Das, was es heute bei den flächigen LED-Leuchten eigentlich noch gar nicht gibt, sind die ganz großen Abstrahlflächen mit wirklich sanftem Lichtcharakter. Für diese Zwecke hat Dedo Weigert Film das »Portable Window« PanAura 5 entwickelt. Es eignet sich nicht nur für die szenische Ausleuchtung, sondern auch für Porträts, bei denen wir wissen, welch wundervolles Licht man von einem großen Fenster erhalten kann, welch ganz eigener und schmeichelnder Charakter davon ausgehen kann.

Batteriebetrieb

Der Bedarf an großen Lichtvolumina ist gesunken durch die immer empfindlicher werdenden Sensoren der Kameras, aber auch durch empfindlichere Filmemulsionen. Dem kommen auch LED-Systeme entgegen, die dank neuer Bauweisen ausreichend Licht bei sehr geringer Leistungsaufnahme bieten. So wird es denkbar, komplette Sets in extremen Situationen, eventuell auch bei Dokumentationen, im Batteriebetrieb zu realisieren. Die Standard-Felloni-Lampe lässt sich schon mit dem kleinsten Sony NP-F-Akku für lange Zeit betreiben. Andere Systemzusammenstellungen sind möglich und werden mit Sicherheit in naher Zukunft ergänzt werden.

Subjektive Sicht: Der Charakter von LED-Licht

Das Licht nackter Multi-LED-Panels wird oft als störend und aggressiv empfunden. Diffusoren von Dedo Weigert Film, die auf gewissem Abstand eingesetzt werden, verbessern diesen Eindruck und darüber hinaus gibt es auch Softboxen, die die Situation für die Leute vor der Kamera erträglicher machen. Dennoch bleibt bei mir der subjektive Eindruck: Wenn ich eine Interview-Ausleuchtung mit herkömmlichem Dedolight und den dazu gehörigen Softboxen mache, sieht die Person vor der Kamera relativ entspannt aus. Wenn ich versuche, die gleiche Ausleuchtung mit LED-Lichtquellen zu wiederholen, kann man eine andere Reaktion beim Gesprächstpartner bemerken – als wäre der Einsatz von LED-Lichtquellen irritierender, aggressiver, unangenehmer. Wahrscheinlich ist das sogar unabhängig von der Farbtemperatur und hat etwas mit dem wesentlich schwerer zu beschreibenden Charakter der Lichtquelle zu tun. Ich bin aber sicher nicht der Einzige, der in einer privaten Umgebung Energiesparlampen als äußerst unangenehm empfindet.

Wir leben mehr und mehr in einer digitalen Welt. Wir bewegen uns mehr und mehr in virtuellen Studios. Auf den ersten Blick erscheinen die kreativen Möglichkeiten absolut phänomenal und werden auch noch unterstützt von all den Wunderwerken in der Postproduction. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass unser Bildempfinden und mehr noch unsere Seele beeinflusst werden vom Charakter des Lichtes und sich manchmal der Digitalisierung etwas widersetzen möchten. Wir haben immer noch Menschen vor der Kamera, bei denen die kaum wahrnehmbare Mikromimik, die fast unter der Haut entsteht, beeinflusst wird durch menschliche Kommunikation, in der manche der heutigen LED-Lichtquellen eher einen künstlichen, wenn nicht gar etwas aggressiven Charakter vermitteln. Und so hoffe ich, dass in der Welt des digitalen Workflow die Arbeit des Bildgestalters auch weiterhin Anregungen schöpfen mag aus dem Licht, das so unendlich viele Emotionen zu vermitteln vermag.

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