Audio, Test, Top-Story, Zubehör: 26.05.2012

Praxistest Audio-Fieldrecorder: Sound Devices 788T

Der Sound Devices 788T ist das »Flaggschiff« der 7er-Serie des amerikanischen Herstellers und sehr üppig ausgestattet.

Technische Eckdaten

Das Gerät bietet acht symmetrische Eingänge, an die sich Signale mit Mikrofon- oder Line-Pegel anschließen lassen. Zudem besteht die Möglichkeit, digitale Mikrofone anzuschließen, zum Beispiel das Digitalmikro »Schoeps SuperCMIT«. Die analogen Eingänge 1 bis 4 sind als XLR-Buchsen ausgeführt. Die Eingänge 5 bis 8 als platzsparende Mini-XLR-Anschlüsse (TA-3). Über die passenden Adapter können aber auch hier Kondensatormikrofone per Phantomspeisung verbunden werden. Für den Anschluss digitaler Eingangssignale ist eine optionale Kabelpeitsche erhältlich (15-Pin-D-Sub-Stecker). Die Vorverstärker bieten eine Anhebung des Mikrofonpegels um bis zu 76 dB.

Die Aufzeichnung erfolgt auf bis zu zwölf Spuren, mit einer Auflösung bis 24 Bit / 96 kHz. Dank umfangreicher Routing-Optionen ist so zum Beispiel die gleichzeitige Aufnahme von acht Eingangssignalen sowie einem Stereo-Mixdown und einem weiteren Aux-Mix möglich. Zum Speichern der Audio-Files wird beim 788T standardmäßig auf eine integrierte 2,5-Zoll-Sata-Festplatte mit 160 GB zurückgegriffen. Optional ist auch eine Variante des Gerätes mit SSD-Platte erhältlich. Der Aufpreis für die SSD-Version beträgt rund 500 Euro. Weiter bietet der 788T die Möglichkeit, parallel auf CF-Card sowie ein externes Speichermedium zu speichern. Dieses muss in FAT32 formatiert sein und findet per Firewire 400/800 oder auch per USB Anschluss. Ebenso besteht die Möglichkeit, Backups auf das externe Speichermedium zu machen, ohne dass ein Computer nötig wäre. Gespeichert werden die Audiodaten wahlweise als monophone oder polyphone Wav-Datei. Die Wiedergabe von komprimierten MP2- und MP3- Files beherrscht das Gerät ebenfalls.

Der Sound Devices 788T verfügt über sechs analoge und sechs digitale Ausgänge sowie einen Kopfhörerausgang (3,5 und 6,3 mm). Das ebenfalls integrierte Timecode-Modul bietet alle Möglichkeiten, um den 788T in einer timecode-synchronen Umgebung zu betreiben.

Klangqualität und Bedienung

Wie erwartet, beeindruckte die Klangqualität des Sound Devices 788T die Tester sehr positiv. Selbst bei höchsten Vorverstärkungswerten fiel das Rauschen sehr gering aus. So war es problemlos möglich, ein zu leise ausgesteuertes Signal nachträglich am Computer anzuheben – unter Beibehaltung eines sehr guten Rauschabstandes. Die Aufnahmen an der Bahntrasse bewerkstelligte der 788T sehr gut. Das angeschlossene AKG C414-Mikrofon wurde bei einem Verstärkungswert von 55 dB betrieben. Dieser Wert entspricht in etwa einer 2/3-Stellung des Gain-Reglers. Bei Vorbeifahrt eines Zuges griffen die Limiter sanft ein, was in einem dynamisch natürlichen Klangbild resultierte.

Im Verstärkungsbereich zwischen 40 dB und 65 dB lag die Gain-Abstufung bei rund 0,4 dB. Es ist also ein sehr feines Justieren des Signals möglich. Vorteilhaft ist auch die Option, die Eingangskanäle komplett ausschalten zu können. So lässt sich die Batterielaufzeit verlängern.

Im Allgemeinen gestaltet sich die Bedienung des Sound Devices 788T recht intuitiv. Die Menüführung ist logisch nach Punkten wie Recording, Input, Timecode oder Output aufgebaut. Anzumerken ist, dass das Menü eine »flache Hierarchie« aufweist. So gibt es nach Betätigen des Menü-Buttons gleich 100 Menüpunkte, die sich über ein Multifunktionsrad an der Gehäuseseite schnell ansteuern lassen. In der nachgeschalteten Menüebene kommt man dann ohne Umschweife zur gewünschten Auswahlfunktion. Mehrfach verschachtelte Menüs sind somit kaum vorhanden. Dies kommt einem schnelleren Setup der gewünschten Einstellungen entgegen. Durch die einfache Menüstruktur ist das relativ kleine Display des 788T ausreichend.

Schön ist auch die Möglichkeit, etliche Aufnahme-Optionen per Menü anpassen zu können: Beispielsweise sind die Limiter voll programmierbar und lassen sich so in ihren Treshold-, Recovery- und Knee-Werten beeinflussen. Auch der Regelbereich der Fader sowie die Pegeldarstellung durch die LEDs ist per Menü einstellbar. Die HP-Filter in den Eingangskanälen können ebenfalls angepasst werden: Der Anwender kann hier eine Frequenz bis zu 320 Hz anwählen, ab welcher der Filter bei einer Steilheit von 6 dB / 12 dB pro Oktave greift. Auch die flexiblen Signal-Routing-Optionen des 788T lassen keine Wünsche offen.

Nicht nur das Menü ist übersichtlich, die gesamte Bedienung wirkt durchdacht und strukturiert. Gut gefallen haben den Testern die LED-Ringe, die sich direkt um die Pegelsteller herum befinden: Je nach Intensität des Eingangssignals leuchten diese LED-Ringe in einem mehr oder weniger intensiven Grün, das wiederum mit dem Eingangspegel korrespondiert. Ist der Limiter im entsprechenden Kanalzug aktiviert, leuchtet die LED mit einsetzendem Limiter gelb. Wird der Limiter ausgeschaltet und kommt es dadurch zur Übersteuerung des Eingangssignals, leuchtet der Ring rot. So ist in der Tat eine schnelle und intuitive Pegeleinstellung möglich. Die LED-Pegelanzeigen sind auch in hellsten Umgebungen problemlos ablesbar und können in der Helligkeit gesteuert werden. Auch das LCD-Display war in allen Testsituationen stets gut ablesbar.

Der Kopfhörerverstärker bietet genügend Leistungsreserven, um selbst in sehr geräuscherfüllten Umgebungen abhören zu können. Praktisch: Über das seitliche Multifunktionsrad kann sehr schnell zwischen verschiedenen Monitoring-Einstellungen für die Kopfhörerausgänge gewechselt werden.

Das Metallgehäuse und die solide Verarbeitung des Gerätes vermitteln einen extrem wertigen Eindruck. Das umfangreiche, englischsprachige Handbuch geht auf sämtliche Funktionen des Geräts detailliert und verständlich ein. Besitzt der Anwender bereits Erfahrung im Bereich Fieldrecording, ist das Setup des 788T aber auch ohne langwieriges Studium des Handbuches möglich.

Fazit

Der Sound Devices 788T lässt keine Wünsche offen. Gemessen am hohen Anschaffungspreis darf man das bei diesem Gerät aber auch erwarten. Die Klangqualität bewegt sich auf höchstem Niveau, die Verarbeitung ist extrem robust und für härteste Einsätze geeignet. Die Pegelkontrolle, sowohl über die LED-Anzeigen als auch die LED-Ringe direkt an den Drehreglern, ist sehr gut gelöst. Auch die Anschlussoptionen sind sehr umfangreich und bieten alle Möglichkeiten für analoge und digitale Signale sowie Timecode. Mit der Bedienung des 788T findet man sich schnell zurecht.

Weitere Systeme in dieser Preiskategorie: Fostex PD-606, Nagra VI, Aaton Cantar X.

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