Audio, Test, Top-Story, Zubehör: 26.05.2012

Praxistest Audio-Fieldrecorder: Aeta 4 MinX

Der Aeta 4MinX ist ein sehr flexibles Gerät, das sich sowohl als Mixe, wie auch als Audiorecorder konfigurieren und nutzen lässt. Per Software-Upgrade lassen sich neue oder zusätzliche Funktionen nachträglich freischalten.

Technische Eckdaten

Der 4MinX repräsentiert ein noch relativ neues Gerätekonzept und wird vom französischen Hersteller Aeta dementsprechend als »Mixer/Recorder« bezeichnet. So ist der 4MinX zunächst einmal ein Mehrkanalmischer mit umfangreichen Anschlussmöglichkeiten. Besteht jedoch der Bedarf, das Gerät auch als Recorder einzusetzen, so lässt sich diese Funktion im Nachhinein per Software-Upgrade freischalten.

Je nach den Erfordernissen kann die benötigte Spurenzahl beim Hersteller dazugekauft werden. Der Vorteil dieses Konzeptes: Das Gerät kann nach und nach flexibel erweitert werden und die Einstiegskosten reduzieren sich. So liegt der Preis für das Aeta 4MinX-Basisgerät, also den reinen Mischer mit sechs analogen und vier digitalen Eingängen, aber ohne Recording- und Timecode-Optionen, bei einem Netto-Listenpreis von 3.500 Euro. Für die Software-Erweiterung um zwei Recording-Tracks werden jeweils rund 250 Euro fällig. Momentan ist der Aeta 4 MinX auf maximal acht Aufnahmespuren erweiterbar. Der nachträgliche Hardware-Einbau eines Ambient-Timecode-Moduls kostet etwa 600 Euro. In einer Variante, die für die Aufnahme von bis zu vier Audiospuren geeignet ist, liegt der Netto-Listenpreis des Aeta 4MinX bei rund 4.500 Euro, inklusive eines Ambient-Timecode-Moduls.

Auch im Bedienkonzept weicht der 4MinX von den Systemen der anderen Hersteller ab: So werden die Eingangssignale direkt in eine Datei geroutet, anstatt das Signal einer Spur zuzuweisen. Der Begriff »Spur« bezeichnet beim Aeta 4MinX also im Grunde eine Datei. Bereitet man zum Beispiel eine Aufnahme vor, so ordnet man die Eingangskanäle des 4MinX einer beliebigen Kombination aus Mono-, Stereo- und polyphonen Dateien zu. Ist das Gerät für vier »Aufnahmespuren« freigeschaltet, wird es möglich, beispielsweise ein 3-kanaliges Poly-File sowie eine Mono-Datei gleichzeitig zu speichern. Auf diese beiden Dateien können dann die vier verfügbaren Aufnahmekanäle verteilt werden. Genauso könnten aber auch vier Mono-Dateien aufgezeichnet werden, die je ein Tonsignal empfangen. Anstatt vor einer Aufnahme einzelne Spuren scharf zu schalten, werden beim 4MinX Dateien mit den ihnen zugeordneten Kanälen in Aufnahmebereitschaft versetzt. Der Benutzer kann so die gewünschten Signale in »Dateipaketen« (BWF-Container) organisieren, was vor allem die Übersicht in der nachfolgenden Tonbearbeitung erleichtert. Dieser Ansatz kommt der heutigen, file-basierten Arbeitsweise sehr entgegen.

Möglich wird dieses flexible Gesamtkonzept beim Aeta 4MinX durch eine DSP-basierte Hardware-Struktur, die über eine auf Linux aufgebaute Betriebs-Software genutzt werden kann. Im Grunde werkelt im Gehäuse des 4MinX also ein kleiner Computer auf Linux-Basis.

Die vier analogen XLR-Eingänge des 4MinX können zwischen Mikrofon- und Line-Pegel umgeschaltet werden. Die Verstärkung wird zunächst zwischen 0 dB und +50 dB in Schritten von jeweils 10 dB eingestellt. Im weiteren Verlauf kann das Eingangssignal dann per Drehregler feiner ausgesteuert werden. Neben 48-V-Phantomspeisung steht auch 12-V-Tonaderspeisung bereit. Kanal 1 und 2 verfügen zudem über ein zuschaltbares -20 dB-Pad, um hohe Pegel dämpfen zu können. Limiter können in jedem Kanal separat aktiviert werden. Der Threshold-Wert ist für jeden Limiter frei einstellbar. Das Eingreifen der Limiter wird über eine rote LED an der Gehäusefront signalisiert. Auch ein HP-Filter kann zugeschaltet werden, dessen Steilheit und Grenzfrequenz ebenfalls justierbar sind. Gleich unterhalb der analogen Eingänge finden sich zwei Digitaleingänge in XLR-Ausführung, um so digitale Mikrofone nach AES42-Standard anzuschließen. Digitale Phantomspeisung (10 V) ist vorhanden.

Der 4MinX stellt zudem zwei analoge Line-Eingänge zur Verfügung, die in Form einer einzigen 5-Pin XLR-Buchse ausgeführt sind. Betreibt man den 4MinX als »klassischen« Mischer, ist es so möglich, das durch einen Camcorder geschleifte Return-Tonsignal abzuhören. Es ist aber auch möglich, die Line-Ins als zusätzliche Eingänge auf einen Aufnahmekanal zu routen.

Zur Ausgabe analoger Audiosignale bietet der 4MinX insgesamt vier Kanäle. Über zwei 5-Pin-XLR-Buchsen können diese Signale mit Line-Pegel symmetrisch abgenommen werden. Weiter stehen am 4MinX kompakte Mini-XLR-Buchsen zur Ausgabe von drei digitalen Stereosignalen im AES-3-Format bereit. Alle Ausgänge können über das Menü mit beliebigen Eingangs- und Mixdown-Kombinationen beschickt werden.

Die Audiodaten werden beim 4MinX auf einer wechselbaren SD-Card gespeichert. Zum rechnerunabhängigen Backup der auf die SD-Card aufgezeichneten Daten kann per Mini-USB ein FAT32-formatiertes Speichermedium angeschlossen werden. Die mobile Spannungsversorgung des 4MinX erfolgt über Akkus vom Typ Sony NP-F. Wird das Gerät über den Hirose-Stecker am Netzteil betrieben, kann der Akku auch direkt am 4MinX aufgeladen werden.

Klangqualität und Bedienung

Die Klangqualität des Aeta 4MinX überzeugte voll und ganz. Der bereits auf dem Papier sehr gute Rauschabstand der Vorverstärker bestätigte sich auch im Höreindruck. Die mit dem 4MinX erstellten Aufnahmen bestachen zudem durch ein transparentes und natürliches Klangbild. Als etwas ungewohnt empfanden die Tester zunächst die eher »grobe« Einstellung der Vorverstärker in 10 dB-Schritten über die Plus/Minus-Tasten des jeweiligen Kanalzuges. Aufgrund des sehr geringen Rauschens und des hohen Dynamikumfangs der Vorverstärker konnten aber auch niedrig ausgesteuerte Signale in der nachfolgenden Bearbeitung ohne Probleme angehoben werden. Zur Bedienung des Mischers stehen vier Drehregler zur Verfügung, mit denen die Tonsignale der analogen Mikrofoneingänge feiner nachjustiert werden können.

Sämtliche Bedienelemente sind beim 4MinX auf der Gehäusefront angebracht. Um das 3-Zoll-Display herum findet der Anwender ein großes Wählrad sowie Tasten zur Menüsteuerung und den Rec-Button zum Aktivieren der Aufnahme. Auch die Regler zum Einstellen der Abhörlautstärke sind gut erreichbar auf der Vorderseite.

Über die Funktionstasten, die sich links vom Display befinden, kann man die wichtigsten Funktionen aufrufen: Beispielsweise springt man durch Drücken von »F1« direkt zum Einstellen der Eingangsverstärkung, über »F3« lassen sich die Kanal-Limiter aktivieren. Per Menü können die Funktionstasten »F1« bis »F4« auch mit individuellen Funktionen belegt werden. Neben den Drehreglern für die Mikrofoneingänge sind auf der Gehäusefront zudem noch vier kleinere Drehpotis vorhanden. Diese können über das Menü frei mit Funktionen belegt werden. Beispielsweise ist es möglich, diese Regler als Pan-Pot oder auch als Fader für ein Digitalmikrofon oder die Line-Ins zu betreiben.

Die Möglichkeit, sowohl einige Taster als auch Drehregler individuell belegen zu können, gefiel den Testern gut. Bedingt durch das software-basierte Konzept ist die Bedienung des Aeta 4MinX insgesamt doch eher »menülastig«. Allerdings findet man sich nach etwas Eingewöhnungszeit auch gut in den umfangreichen Menüs zurecht, die Bedienung über das Wählrad ist selbsterklärend.

Ebenfalls positiv fiel das bereits erwähnte Konzept auf, nach dem die Eingangssignale direkt in eine Datei anstatt eine Spur geroutet werden. Im Untermenü »File-Management« kann der Nutzer einen Dateityp definieren, also Mono, Stereo oder Polyphon, und diesem dann die gewünschten Signale zuweisen. Die so erzeugten Tondateien findet der Nutzer in einer Struktur auf der SD-Karte, die nach Projekten und innerhalb dieser Projekte nach dem Aufnahmedatum sortiert ist. In Kombination mit dieser übersichtlichen Ordnerstruktur, die während eines Projektes angelegt wird, lässt sich mit den Dateien gut in der Postproduktion arbeiten.

Die Audiopegel werden beim 4MinX hauptsächlich auf dem Display dargestellt. Unterhalb der Drehregler für die Kanäle 1 bis 4 befindet sich zwar jeweils noch eine aus vier Segmenten bestehende LED-Anzeige, diese dient jedoch nur zur groben Pegelkontrolle. In den Testsituationen war das Display stets hell genug, um den 4MinX gut bedienen zu können und die Pegel zuverlässig zu beurteilen. Die Pegeldarstellung kann per Menü ebenfalls individuell angepasst werden.

Die Verarbeitung und die mechanische Qualität des 4MinX ist auf hohem Niveau. Aus dem Testfeld war nur der teurere Sound Devices 788T noch eine Stufe robuster. In der passenden Umhängetasche aufbewahrt, ist der 4MinX aber mit Sicherheit auch für rauere Einsätze geeignet.

Fazit

Der Aeta 4MinX hat den Testern sehr gut gefallen. Neben einer rundum überzeugenden Tonqualität sowie einer stabilen Verarbeitung überzeugte vor allem das flexible Gerätekonzept: Die nachträgliche Erweiterung um zusätzliche Aufnahmespuren reduziert die Anschaffungskosten. Durch die Möglichkeit, die Eingangskanäle in beliebigen Kombinationen aus Mono-, Stereo- und polyphonen Dateien zu speichern, wird der Aufnahmeprozess flexibler gestaltet und die file-basierte Bearbeitung in der Postproduktion erleichtert. Auch die Option, einige Tasten und Regler mit individuellen Funktionen belegen zu können, ist vorteilhaft. Außerdem ermöglicht die per Linux gesteuerte DSP-Gerätearchitektur dem Hersteller, den 4MinX auch in Zukunft mit weiteren Optionen auszustatten.

Weitere Systeme in dieser Preiskategorie: Zaxcom Nomad 6, Tascam HS-P82, Sonosax SX-R4.

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