Kamera, Test, Top-Story: 14.07.2010

SxS-Schultercamcorder mit 2/3-Zoll-Sensoren: PMW-350 von Sony

Wenn alle Welt mit DSLRs dreht und Handhelds jeder Art angesagt sind: Wer braucht da noch einen Schultercamcorder? Ein Blick in die »Meute« der Berichterstatter bei großen Medienereignissen klärt diese Frage: Schultercamcorder sind immer noch das Mittel der Wahl, wenn es um den klassischen EB-Bereich geht, der TV-Nachrichten produziert — und keineswegs nur dort. Handhelds und noch kleinere Videogeräte haben eben doch nicht alles andere abgeräumt.

Es ergibt durchaus Sinn, dass Sony in Form des PMW-350 einen SxS-Camcorder in Schulterbauweise anbietet, ein Gerät, das robust ist und auch ruppigere Einsätze übersteht, das groß genug ist für ordentliche Funktionstasten, das schnelles und effizientes Arbeiten mit guter Bildqualität und ausgereiftem Handling verbindet.

Grundsätzliche Aspekte

In den Handling- und Bedienaspekten liegen die entscheidenden Unterschiede eines PMW-350 im Vergleich zu einem EX1 (Test, Vergleichstest) oder EX3 (Test). Sony stattete den PMW-350 zwar mit 2/3-Zoll-Sensoren aus, dennoch sollte man von seiner Bildqualität im Vergleich zu den Halbzoll-Camcordern PMW-EX1 und -3 keine Wunder erwarten. Zwar gibt es auch hier klare Vorteile, die weiter unten ausgeführt sind, viel schwerer wiegen aber die Unterschiede in Handling, Ergonomie und Bedienung. Mit dem Standard-B4-Mount als Objektiv-Anschluss, passt der PMW-350 in die Infrastruktur größerer Anwender mit TV-Hintergrund, weil sich hier schon viele 2/3-Zoll-Objektive im Markt befinden. Das gleiche gilt auch für den V-Mount-Akku-Anschluss, hierzulande mittlerweile so etwas wie der allgemeine Standard im oberen Profi-Segment — mit entsprechend großer Verbreitung. Der Standard-Akku ist ein großes Praxisplus, denn er eliminiert das nervige Vorhalten von x-fach verschiedenen Akkutypen und Ladegeräten, auch wenn man unterschiedliche Geräte betreibt.

Mit einem dicken Akku kombiniert, den es in der V-.Mount-Form von vielen Herstellern gibt, läuft der PMW-350 — und läuft und läuft, denn der Body alleine begnügt sich mit nur 15 W Leistungsaufnahme. Dementsprechend wird auch wenig Wärme produziert und es ist kein Lüfter eingebaut — auch wenn die zahlreichen Lüftungsschlitze im Gehäuse zuerst etwas anderes vermuten lassen. So ist, bis auf die unvermeidlichen Objektivgeräusche, mit dem PMW-350 praktisch lautloser Betrieb möglich.

Insgesamt überzeugt der Camcorder mit einer wertigen Verarbeitung und macht einen robusten Eindruck. Das etwas derzeit bei etlichen Herstellern angesagte, raue Gehäuse-Finish zieht, solange der Camcorder noch ganz neu ist, Staub und Brösel jeder Art fast magisch an. Das reduziert sich aber erfahrungsgemäß, wenn der Camcorder einige Zeit durch die Hände des Nutzers ging und sich an Wange und Ohr anschmiegen durfte.

Im Vergleich zu einem Handheld wirkt der PMW-350 ziemlich massig. Das liegt aber vor allem am voluminösen Sucher. In Wahrheit ist der Body des Camcorders relativ schlank und flach, wenn man ihm Seinesgleichen zur Seite stellt. Er wiegt nur 3,5 kg und gehört damit auch zu den Leichteren seiner Art.

Konkurrenten

Als schärfster Konkurrent des PMW-350 muss derzeit sicher Panasonics AG-HPX371 gelten (Test), denn bis auf die mit 1/3 Zoll nur halb so große Sensordiagonale, weist dieser Camcorder am meisten Parallelen in Bauform sowie grundlegender Funktionsweise und Ausstattung auf.JVCs GY-HM700 (Test ist als kompakterer Schultercamcorder auch noch relativ eng dran, ebenfalls ein 1/3-Zoll-Gerät. Aus dem eigenen Haus soll in Kürze der PMW-320 dem neuen Sony-Schultercamcorder zu Seite gestellt werden, der ansonsten gleich, aber mit 1/2-Zoll-Sensoren bestückt ist.

SxS für die Schulter

Mit dem PMW-350 durchbricht Sony ein weiteres Mal eine selbst gezogene Grenzlinie: Bisher gab es keinen echten Schultercamcorder, der in XDCAM EX auf SxS-Karten aufzeichnet. Bei den Schultercamcordern hatte Sony bisher ausschließlich Band und optische Scheiben der eigenen Professional Disc-Familie als Speichermedien verwendet.

Warum nun der Schwenk? Ganz sicher nicht aus freien Stücken: Konkurrenz und Anwender haben Sony unter Druck gesetzt, diese Produktpolitik aufzugeben. Eine kleine Hürde hält der Hersteller in diesem Rückzugsgefecht aber noch aufrecht: Der PMW-350 kann wie alle Camcorder der XDCAM-EX-Familie nur in 4:2:0 mit maximal 35 Mbps aufzeichnen. Wer mehr will, muss auf das disc-basierte XDCAM HD 422 ausweichen — oder eben auf Angebote der Konkurrenz. Und es gibt noch einen dritten Weg: Weil der Kamerateil des PMW-350 intern mit unkomprimierten 4:2:2-Signalen arbeitet und diese über HD-SDI auch ausgeben kann, lassen sich Recorder von Drittanbietern für die Aufzeichnung in höherer Signalqualität nutzen.

Warum Sony das nicht gleich selbst anbietet, das wissen die Götter, aber eine der Argumentationslinien lautet, dass die Aufzeichnung von 4:2:0-Signalen mit 35 Mbps einen sehr guten Kompromiss aus Datenmenge und Bildqualität darstelle, der für viele Einsatzzwecke sinnvoll sei. Das stimmt, sonst wären EX1 und EX3 nicht so erfolgreich, aber der Weisheit letzten Schluss und das Ende einer Entwicklung, stellt dieser Status ganz sicher nicht dar.

Sei’s drum: Der PMW-350 bietet die gleichen Formate für die Aufzeichnung, wie EX1 und EX3, maximal ist das 1.920 x 1.080 in 4:2:0 mit 35 Mbps. Weniger HD geht auch: Man kann die Eckwerte auf HDV-Niveau absenken. Zudem ist eine kostenpflichtige SD-Option verfügbar, mit der dem PMW-350 dann DVCAM-Aufnahmen (auf SxS-Speicherkarte) ermöglicht werden.

Objektiv

Den PMW-350 bietet Sony für 17.691,45 Euro ohne Objektiv an (Netto-Listenpreis). Für rund 2.000 Euro mehr packt der Hersteller ein passendes Autofokus-Objektiv von Fujinon bei. Der 16fach-Zoom mit einer Anfangsbrennweite von 8 mm ist speziell für den PMW-350 konstruiert. Am Camcorder können zwar auch andere 2/3-Zoll-Objektive genutzt werden, umgekehrt gilt das aber nicht: Das mitgelieferte Objektive kann seinen Dienst — zumindest derzeit — ausschließlich am PMW-350 aufnehmen. Der Grund dafür: Das Auflagemaß — manchen nur noch als Backfocus geläufig — wird bei diesem Objektiv ausschließlich elektronisch eingestellt und das funktioniert bei diesem Zoom eben nur im Zusammenspiel mit dem PMW-350.

Das Objektiv bietet keinen Bildstabilisator, es kommuniziert aber in puncto chromatische Aberration mit dem Camcorder. Die Anfangsbrennweite von 8 mm entspricht dem gleichen Bildwinkel wie die KB-Fotobrennweite 32 mm.

Für den Zoomfaktor 16 ist das Objektiv relativ kurz, was im EB-Betrieb durchaus vorteilhaft ist — zumal auch das mitgelieferte Mikro recht kurz und kompakt ausgeführt ist, so dass man auch im Pulk damit kaum hängen bleiben kann.

Das Objektiv weist einen in Richtung der Objektivachse verschiebbaren Schärfering auf. Man kann dadurch auf verschiedene Arten fokussieren, auch mit verkoppeltem Schärfering mit Anschlag und Entfernungsanzeige direkt am Objektiv. Außerdem bietet das Objektiv einen Autofokus, der allerdings etwas langsam reagiert und manchmal auch ratlos bleibt. Generell ist eine gewisse Trägheit beim Autofokus sicher besser, als hektisches Hin und Her, aber der AF des PMW-350 ist definitiv zu lahm.

Der Camcorder bietet verschiedene Scharfstellmodi, etwa auch den klassischen Push AF für einmaliges, automatisiertes Scharfstellen auch im manuellen Fokusbetrieb. Zudem verfügbar: »Manual Focus Assist«. Dabei stellt man von Hand scharf und sobald man nicht mehr am Schärfering dreht, optimiert der Camcorder einmalig kurz die Schärfeposition (der Bildmitte) und hält dann diese Position, regelt also solange nicht mehr nach, bis man erneut manuell am Schärfering dreht. Das ist eine recht gute Scharfstellhilfe, die durch weitere Hilfsfunktionen in der Sucherdarstellung des Bildes ergänzt wird.

Weil das Objektiv keinen Extender bietet, hat Sony sich entschlossen, einen »elektronischen Extender« einzubauen: Das ist aber nur ein Euphemismus für eine digitale Zoomfunktion mit den entsprechenden Auflösungsverlusten.

Sucher, Monitoring

Im etwas klobig wirkenden Sucher des PMW-350 sind einige sehr interessante Ideen umgesetzt. Das Display selbst entspricht dem Sucherschirm von EX1/EX3. Beim PMW-350 ist es aber in Form eines klassischen Winkelsuchers montiert: Man blickt also im Schulterbetrieb über einen Spiegel auf das Display und es steht eine Sucherlupe mit Dioptrienausgleich zur Verfügung. Der Sucher lässt sich aber ohne Werkzeug in zwei Richtungen aufklappen und auseinander bauen. So wird mit wenigen Handgriffen aus dem gekapselten Sucher ein frei zugängliches Display, auf das man bequem seitlich blicken kann. Direkt in den Sucher integriert: ein Schalter für die elektronische Spiegelung des Bilds, sodass man mit oder ohne vorgesetzten Spiegel stets ein seitenrichtiges Bild sieht.

Dieser Sucher ist ungewohnt, aber wirklich sehr flexibel nutzbar und er bietet ein recht gutes, scharfes Bild, bei einem erstaunlich breiten Blickwinkel.

Um Belichtung und Schärfe überwachen und steuern zu können, bietet der Sucherschirm Zebra, farbiges Peaking und auf Knopfdruck kann auch eine Bildausschnittsvergrößerung aufgerufen werden. In das Sucherbild lassen sich zudem auf vielfältig einstellbare Art und Weise, verschiedene Statusinfos einblenden. Die Sucheranzeigen können auf Wunsch auch über die Monitorbuchse und/oder über HD-SDI auf einen externen Bildschirm ausgegeben werden.

Schalter, Bedienung, Funktionen

Der größere Body des PMW-350 bietet einfach mehr Platz für die sinnvolle Anordnung von dezidierten Tasten und Schaltern, als etwa ein Handheld-Camcorder. Vielen davon kann der Anwender zudem nach eigenem Geschmack bestimmte Funktionen aus einer Auswahlliste zuweisen. Das wird via Einstellmenü geregelt, wo sich auch noch zahlreiche andere Funktionen und Einstellmöglichkeiten finden.

Im Großen und Ganzen hält sich Sony bei den Kernbedienelementen an das, was man von anderen, modernen Schultercamcordern dieses Herstellers kennt, Darüber hinaus sollte man allerdings über ein gutes Gedächtnis verfügen: Sich bei acht Assign-Tasten zu merken, womit man diese jeweils belegt hat, ist gar nicht ohne — vor allem, wenn man das hin und wieder ändert oder andere Nutzer auf das gleiche Gerät zugreifen, muss man oft herumprobieren. Zwei der Assign-Tasten befinden sich oben im Handgriff des Camcorders, gut mit dem Daumen erreichbar, wenn man den Camcorder in einer tiefen Position am Handgriff führt.

Der Camcorder bietet nur ein Filterrad mit ND-Filtern von klar bis 1/64, die grundlegende Farbanpassung erfolgt elektronisch per Color-Temp-Schalter. Schön: Man kann sogar die kleinen Farbunterschiede, die manchmal beim Einsatz der ND-Fiilter verschiedener Dichte auftreten, per einmaliger Menüeinstellung automatisch kompensieren: So spart man sich den erneuten Weißabgleich, wenn man von einem auf den anderen ND-Filter umschaltet. Um den Weiß- und Schwarzabgleich nach eigenem Gusto zu beeinflussen, stehen in den Einstellmenüs zahlreiche Funktionen zur Verfügung, so lässt sich ein farblicher Look bestimmen, der auch Bestand hat, wenn man ganz normal die Weißabgleichsautomatik nutzt. Weißwert und Blendenautomatik sind insgesamt sehr umfangreich einstellbar, die einmal gefundenen Werte können gespeichert werden.

Der Camcorder bietet auch einen »EZ Mode«, in dem alles auf Vollautomatik geschaltet wird: Blende, Schärfe, Weißabgleich und Shutter werden dann ohne weiteres Zutun des Anwenders eingestellt — eine Funktion, auf die auch Profis gern mal zurückgreifen, wenn es wirklich hektisch zugeht und alles ganz schnell gehen muss. Apropos Hektik: der PMW-250 bietet bis zu 15 Sekunden Pre-Recording (Retro Loop, Picture Cache). Auch Intervall, Einzelbildaufzeichnung (Stop Motion) sowie Zeitraffer und Zeitlupe (im PAL-Modus bei HQ 1920/25P, HQ 1280/50P, HQ 1280/25P HQ) stehen zur Verfügung. Die Spanne der Bildrate beträgt im 1.080i-Modus 1 bis 30 fps, bei 720p 1 bis 60 fps.

Insgesamt hat Sony dem PMW-350 ein etwas modernisiertes Bedienkonzept spendiert, auch mit etwas schöneren Einstellmenüs, die im Vergleich zu anderen Camcordern sehr logisch und stringent sortiert sind. Insgesamt stehen weit in die Tiefe gehende Menüs zur Verfügung, die es erlauben, den Camcorder nach eigenen Vorstellungen abzugleichen und einzustellen, darunter umfangreiche Detail-, Gamma– und Matrixeinstellungen. In den Einstellmenüs vom Anwender für gut befundene Parameter-Kombinationen lassen sich auf einer SxS-Karte speichern und von dort wieder einlesen.

Interessant für alle, die den Camcorder in einem Spiegel-Rig oder mit einem Filmlook-Adapter einsetzen wollen: Das Bildsignal kann nicht nur im Sucher gespiegelt werden, sondern auch im internen Signalweg der Kamera, um es schon seitenrichtig aufzeichnen zu können.

Audio

Ein wichtiger Unterschied von PMW-350 zu EX1/EX3 besteht darin, dass der Schultercamcorder 4-Kanal-Audio bietet. An der Vorderseite des Geräts befindet sich ein 5-Pol-XLR-Eingang. An der Rückseite stehen zwei weitere XLR-Buchsen in 3-Pol-Ausführung für Kanal 3 und 4 bereit. Außerdem gibt es einen Slot für einen analogen oder digitalen Funkempfänger an der Geräteoberseite. Für das manuelle Pegeln ist ein Rändelrad an der Gerätefront eingebaut, im seitlichen Audiobedienfeld unterhalb des LC-Displays stehen hierfür zwei große und zwei kleinere Drehregler bereit. Ausgegeben wird der Ton über eine 5-Pol-XLR-Buchse an der Geräterückseite.

Weitere Anschlüsse

Neben den schon genannten Anschlüssen gibt es noch einen 4-poligen XLR-Anschluss für externe Stromversorgung und einen Anschluss für die Bedienung mit der Fernsteuerung RM-B150 oder einem ähnlichen Modell. Zusätzlich zum HD-SDI-Ausgang steht das Signal auch parallel an einer HDMI-Buchse zur Verfügung. Monitorausgang sowie BNC-Buchsen für Timecode und Genlock, runden den klassischen I/O-Bereich ab. Auch eine USB-Buchse bietet der Camcorder, an einer etwas ungewöhnlichen Position rechts im Handgriff untergebracht.

Eine Bordleuchte findet Anschluss an das Stromsystem des Camcorders und kann in verschiedenen Funktionen automatisch gesteuert werden, etwa auch mit »Vorglühen« im Intervallbetrieb.

Bildqualität

Sony betont in der Vermarktung des PMW-350 besonders dessen Lichtempfindlichkeit, die der Hersteller mit Blende 13 bei 2.000 lx angibt. Tatsächlich ist der Camcorder recht lichtstark, aber für eine riesige Sensation sorgt er im Verbund mit dem Fujinon-Objektiv und dessen maximaler Öffnung von 1:1.9 auch wieder nicht. Ein anderer Aspekt fiel den Testern wesentlich stärker ins Auge: der sehr ruhige, natürliche, plastische Bildeindruck, der unter normalen Bedingungen nur von ganz minimalem Rauschen belastet wird. Anders als einfachere — aber auch preisgünstigere — Camcorder, rechnet der PMW-350 das Rauschen nicht plump und platt weg. Seine Bilder unterscheiden sich dadurch vom oft unnatürlichen, diskontinuierlichen und flächigen Bildeindruck einfacherer Geräte. Statt Bildrauschen in flach eingeebnete Bildbereiche umzuwandeln, hat Sony bessere Wege in der Signalverarbeitung gefunden, um das Rauschen zu minimieren und dennoch feine Details zu erhalten und harmonische Kontrastverarbeitung zu realisieren. Bei Kunstlicht ist das Rauschen einen Tick geringer als bei Tageslicht.

Das von Sony angebotene Fujinon-Objektiv gehört nicht zu den Schlechtesten seiner Art, es handelt sich aber auch nicht um ein Top-HD-Zoom. Das kann man bei der Netto-Preisdifferenz von rund 2.000 Euro zwischen dem Camcorder mit und ohne Objektiv auch nicht erwarten. Dass die beiden Hersteller Sorge dafür getragen haben, dass man das Objektiv nicht mit anderen Camcordern verwenden kann, legt die Vermutung nahe, dass vielleicht die Camcorder-Elektronik etliche Objektivfehler korrigiert, eventuell sogar über die chromatischen Aberrationen hinaus. Beim Objektiv gibt es also noch Spielraum: Ein hochwertigeres Objektiv holt noch mehr Bildqualität aus dem PMW-350 heraus — allerdings nicht nur zu einem höheren finanziellen Preis, sondern auch zum Preis des Verzichts auf automatische Auflagemaßjustage und Autofokus.

Fazit

Mit dem PMW-350 will Sony ganz offensichtlich testen, ob die Verheiratung einer anspruchsvollen Schulterkamera mit der SxS-Technik bei den Kunden auf Interesse stößt. Ein klassischer Schultercamcorder mit 2/3-Zoll-Sensoren, der in 4:2:0 mit 35 Mbps aufzeichnet — diese Kombination birgt schon auch einen gewissen Widerspruch in sich. Was aber beim PMW-350 an Bildqualität auf den Speicherkarten abgelegt wird, das kann überzeugen: Der PMW-350 ist ganz eindeutig das Flaggschiff der XDCAM EX-Baureihe und hat auch einen entsprechenden Preis. Im Vergleich zu EX1/EX3 klingen die knapp 20.000 Euro Netto-Listenpreis des PMW-350 sehr stattlich. Man bekommt aber auch sehr viel für dieses Geld: Ein Camcorder dieser Qualität wäre für dieses Geld bis vor kurzem undenkbar gewesen.

Ob die Anwender auf so ein Produkt gewartet haben, das muss sich aber erst noch zeigen. So ganz sicher scheint sich Sony da auch nicht zu sein und schiebt deshalb gleich den preisgünstigeren PMW-320 mit Halbzoll-Sensoren nach, der zum Netto-Listenpreis von 12.600 Euro ins Rennen gehen soll (inklusive Objektiv). So lässt sich vermuten, dass der PMW-350 für Sony auch ein strategisches Produkt ist: Wird dieser Camcorder im Markt positiv aufgenommen, ebnet er den Weg für den langsamen Abschied von der Professional Disc — zumindest als Hauptspeichermedium im Profibereich von Sony.

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