Postproduction, Top-Story: 12.02.2009

Ausprobiert: MXO2, I/O-Box für den Mac von Matrox

MXO2 von Matrox ist eine kompakte, externe Anschlussbox für den Mac, die analoge und digitale Video/Audio-I/O für die professionelle Videoproduktion zum vergleichsweise günstigen Preis bietet.

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MXO2 erweitert das Konzept des ersten Produkts dieser Art von Matrox: War MXO eine reine Monitoring- und Ausgabebox, bietet MXO2 zusätzlich auch Eingänge. Die Box hat einen eigenen Prozessor, der aber nur die Wandlung und Signalanpassung beim Ausgeben der Signale übernimmt. Dadurch ist die I/O-Box kompakt, wiegt nur rund 1,6 kg und braucht wenig Strom, wodurch sie sich auch für den mobilen Einsatz mit einem Laptop (MacBook Pro) eignet — sie kann sogar mit einem Camcorder-Akku betrieben werden. Außerdem ist MXO2 mit einem Netto-Listenpreis von 1.540 Euro ein ganzes Stück günstiger als konkurrierende Produkte von Aja, Blackmagic und Motu.

Es hat länger gedauert, bis Matrox die MXO2 liefern konnte, die das Unternehmen schon zur NAB 2008 angekündigt hatte (Meldung). Nun kann man die I/O-Box für den Mac kaufen, die sich in verschiedenen Aspekten von den Konkurrenzprodukten unterscheidet. In den ersten ausgelieferten Versionen zeigte sich noch, dass die MXO2 momentan an der Grenze des Machbaren operiert: Einige der ursprünglich versprochenen Features konnten noch nicht genutzt werden. Mittlerweile gibt es aber Treiberversion 1.2 und damit stehen schon ein paar mehr der früher angekündigten Features zur Verfügung.

Mit einem Netto-Listenpreis von 1.540 Euro ist die MXO2 das derzeit beste Preis/Leistungs-Verhältnis unter den I/O-Boxen mit ungefähr vergleichbarem Leistungsumfang, die digitale Video- und Audio-I/O bietet und professionelles Monitoring von HD-Videomaterial ermöglicht. Sie eignet sich besonders für das kleine Videostudio und für den mobilen Einsatz. Die kompakte Box kann derzeit in Verbindung mit den Apple-Softwares Final Cut Pro, DVD Studio Pro, Color und auch mit Adobe After Effects auf dem Mac eingesetzt werden. Unterstützung für das Adobe-Schnittprogramm Premiere soll folgen, generell ist die Box laut Hersteller kompatibel mit allen QuickTime-Anwendungen mit Video-Out-Funktion.

Konzept

Das Grundkonzept der MXO2 ist einfach: Bei den Ausgängen übernimmt die Box die Formatumwandlung, bei der Eingabe stellt sie nur die Anschlüsse bereit und lässt den Rest vom Rechner erledigen. Das ist auch der erste wesentliche Unterschied zu den beiden engsten Konkurrenten Motu V4HD und AJA I/O HD, die beide auch beim Einspielen interne Hardware der jeweiligen Box nutzen. Daher kommen die Konkurrenten auch mit wesentlich weniger Rechnerleistung aus. Dafür ist die MXO2 wesentlich kompakter als die beiden direkten Konkurrenten, da sie mit weniger Hardware auskommt. Entsprechend ist auch die Leistungsaufnahme geringer: MXO2 kann problemlos auch netzunabhängig mit einem Akku betrieben werden. Dafür benötigt man aber einen separat erhältlichen Adapter.

Zweiter auffälliger Unterschied zu den beiden nächstliegenden Konkurrenzprodukten ist, dass MXO2 nicht über Firewire 800 sondern über eine PCIe-Schnittstelle angeschlossen wird. Die beiden entsprechenden Adapterkarten für den Mac Pro (Host-Adapter) und das MacBook Pro (ExpressCard/34-Host-Adapter) sowie ein passendes Kabel liegen bei.

Dritter augenfälliger Unterschied: Die Box macht einen robusten und professionellen Eindruck, ist aber recht spartanisch ausgestattet: Es gibt nur eine LED, die zeigt, ob das Gerät eingeschaltet ist, auf Anzeigen für ankommende oder abgehende Signale oder Audiopegel — wie etwa bei Motus V4HD — hat Matrox komplett verzichtet.

Anschlüsse

Das Einspielen von analogen Videoquellen kann über in Form von FBAS-, Y/C– oder Komponentensignalen erfolgen. Für digitale SD/HD-Daten stehen eine SDI-Schnittstelle und HDMI bereit. Zusätzlich gibt es einen Blackburst– und einen HD-Tri-Level-Sync-Eingang für die externe Synchronisation der Box. Für den Ton stehen eingangsseitig zwei XLR– und zwei Cinch-Buchsen zur Verfügung, ausgangsseitig vier XLR- und sechs Cinch-Buchsen — eine erster Hinweis darauf, dass die Box 5.1Surround-Monitoring ermöglicht. Die prinzipiell etwas windigen Cinch-Buchsen widersprechen eigentlich dem professionellen Anspruch der Box, müssen aber auch gar nicht genutzt werden, denn die Box beherrscht schließlich auch Embedded Audio. Das kompakte Gehäuse hätte für mehr XLR-Buchsen gar keinen Platz geboten, so dass sich Matrox wohl aus diesem Grund für Cinch entschieden hat.

Monitoring

Anstelle eines DVI-Ausgangs, wie bei der MXO, bietet die MXO2 einen HDMI-Anschluss, der die selben Darstellungsoptionen auf einem LCD-Fernseher/Monitor mit HDMI-Eingang eröffnen soll. Damit das gewährleistet ist, muss der HDMI-Monitor aber die volle HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten unterstützen. Matrox hat angekündigt, eine Liste empfohlener HDMI-Monitore auf der Firmen-Webseite zu veröffentlichen, bis zum Erscheinungstermin dieses Artikels hat sich hier aber noch nichts getan, sondern es ist bisher bei allgemeinen Hinweisen für die Monitorauswahl geblieben.

Ob ein HDMI-Fernseher oder ein Computermonitor besser für das Monitoring geeignet sind, darüber gehen die Meinungen auseinander und es ist eben auch eine Frage des einzelnen Monitorfabrikats. Beides sind letztlich Kompromisslösungen, die aber dank der Einstellungsoptionen der MXO2 sehr nahe an eine optimale Farb- und Helligkeitsdarstellung herangeführt werden können. Fernsehbildschirme mit voller Auflösung stellen zumindest immer die passende Pixelzahl zur Verfügung und arbeiten nicht wie viele Computerbildschirme mit der nicht für Video optimierten Auflösung von 1.980 x 1.200 Bildpunkten, was je nach Darstellungsmodus zu Verzerrungen führen kann. Weiterer Unterschied: Fernseher arbeiten normalerweise videotypisch im YUV-Farbraum, während Computermonitore den RGB-Farbraum verwenden. Bein Anschluss eines HDMI-Schirms fällt also die Farbraumkonvertierung weg, was sicher kein Fehler ist. Der Nachteil vieler Fernseher, besonders aus dem Consumer-Segment, ist deren übertriebenen Farbdarstellung und intensives Signal-Processing. Dadurch ist es mit Fernsehgeräten meist sogar schwieriger, eine farbneutrale Einstellung zu erreichen.

Um eine möglichst naturgetreue Darstellung zu gewährleisten bietet die MXO2 eine Kalibrierungsfunktion mit Optionen für die Farbton, Sättigung, Kontrast und Helligkeit. Dabei bietet die Box auch eine »Blue only«-Funktion, die bei der Einstellung des Bildschirms sehr hilfreich ist. Insgesamt bietet die Box in dem Preisrahmen und Umfeld, in dem Sie sinnvoll eingesetzt werden sollte, eine recht gute Monitoring-Möglichkeit.

HD-Daten wandelt die Box in Echtzeit in ein überzeugendes SD-Signal um, das parallel an den Komponenten- und Composite-Ausgängen bereitsteht. Alle fünf Ausgänge des Geräts können parallel fürs Monitoring genutzt werden. Einzige Einschränkung: Da es nur eine SDI-Buchse für HD und SD gibt, hat man immer nur entweder HD-SDI– oder SDI-Ausgabe entscheiden. Für die Ausgabe auf einen Monitor stellt die MXO2 eine Hardware-Beschleunigung von Dynamic-RT-Sequenzen aus FCP bereit. In der neuesten Treiberversion 1.2 funktioniert diese nun auch ohne Fehler, die es bei den ersten Treiberversionen noch gab. Mit den sechs Cinch-Steckern und vier XLR-Ausgängen lassen sich — ohne umzustecken — zwei Stereomix-Varianten und ein 5.1-Mix abhören. In FCP und Premiere CS4 kann man jeden Eingang auf den entsprechenden Ausgang leiten. Wenn ein Monitor angeschlossen ist, wird die Tonspur auf diesen synchronisiert.

Ingest

Für MXO2 reklamiert der Hersteller, dass die Aufnahme in einer Vielzahl von Codecs möglich sei, darunter auch ProRes 422 HQ und unkomprimiertes 10-Bit-HD. Auch unterstützt die Box das file-basierte Arbeiten in den Formaten XDCAM, XDCAM HD, XDCAM EX, P2 und P2HD: Es muss nicht zwangsweise transkodiert werden, wenn man MXO2 einsetzt: Material von XDCAM, P2, HDV und DV kann nativ verarbeitet werden.

Allerdings delegiert MXO2 praktisch die komplette Signalwandlung beim Einspielen an den Rechner und nutzt hierfür keine eigenen Prozessor-Ressourcen. Das verlangt nach einem leistungsstarken Rechner: Wer etwa in das Apple-Format ProRes 422 HQ wandeln will, benötigt dafür mindestens einen Quadcore-Intel-Mac mit 2,4 GHz und 4 GB Arbeitsspeicher. Die Leistung eines aktuellen MacBook Pro reicht dafür nicht aus. Hier lassen sich allenfalls noch SD-Formate wandeln, allerdings auch erst ab einer Rechnerausstatttung mit Intel Core Duo 2,4 GHz.

Die physische Ausstattung an Eingängen korrespondiert weitgehend mit den Ausgängen.

Die Digitalisierungsvorgänge mit dem neuen Treiber 1.2 liefen problemlos, kein Einfrieren des Rechners mehr, wie es bei ältere Versionen vorkommen konnte. Matrox stellt eine große Zahl an Voreinstellungen bereit, zusätzlich kann ein eigenes Preset für fast jedes Format erstellt werden. Alle Konvertierungsvorgänge in ProRes 422 SD und HD, DVCPROHD und in unkomprimiertes 10-Bit-Material liefen problemlos. Das gilt auch für die Konvertierung von interlaced auf progressive. Zudem kann man auch von NTSC auf PAL wandeln, allerdings nur in einfacher Qualität, da keine Interpolation stattfindet, sondern einfach nur Bilder ausgelassen werden: Bewegungsabläufe sehen dadurch oft nicht flüssig aus. Durch diese sehr einfache Funktionalität im Bereich Normwandlung ist auch die Wandlung in der anderen Richtung nicht möglich: um von 25-PAL-Bildern auf 30-NTSC-Bilder zu kommen, werden schwarze Einzelbilder eingefügt. Diese Funktionalität hat Matrox zwar auch nicht explizit angekündigt, aber man kann es ja mal probieren …

Im Prospekt kündigte Matrox jedenfalls vollmundig »10-Bit-Hardware-Up/Down/Cross-Konvertierung in Echtzeit« an. Das nährt die Vorstellung, man könnte mit der Matrox-Box in Echtzeit alles in alles wandeln. Das ist zumindest momentan aber definitiv nicht so.

Die Cross-Konvertierung von 720- und 1080-Zeilen-HD-Formaten, sowie von SD auf HD und umgekehrt, funktioniert auch in der aktuellen Treiberversion 1.2 nur von den Eingängen direkt auf die Ausgänge. Will man hingegen Material einspielen und in einem anderen Format auf der Festplatte haben, um es dann in Final Cut Pro weiter zu verarbeiten, wird statt einer erfolgreichen Cross-Konvertierungen nur ein sehr verzerrtes und komplett unbrauchbares Bild erzeugt und aufgenommen. Nach eigenen Angaben arbeitet Matrox derzeit noch an diesem Feature.

Die Cross-Konvertierung kann man also derzeit eigentlich nur sinnvoll nutzen, wenn man das Material ausspielen und direkt in einem anderen als dem eingespielten Bandformat sichern will: Etwa um HDV-Aufnahmen auf HDCAM auszuspielen.

Generell sollte man sich aber im Einzelfall auch die Frage stellen, ob die Cross-Konvertierung über die Box ein wirklich bedeutender Punkt ist: Die Konvertierung über die Box läuft stets in Echtzeit ab, während ein schneller Rechner diesen Job — je nach Konvertierungsaufgabe und geforderten Formaten — auch wesentlich schneller als in Echtzeit abwickeln kann.

Fazit

Mit der MXO2 bietet Matrox eine ambitionierte Weiterentwicklung der MXO an. Den VGA- Ausgang hat man sinnvollerweise durch einen HDMI-Ausgang ersetzt und zusätzlich zur reinen Ausgabe- und Monitoring-Funktionalität auch die notwendigen Schnittstellen zum Einspielen von SD- und HD-Material bereit gestellt. Die fehlende Hardware für die Konvertierung verlangt aber einen Mac der neuesten Generation und die immer noch nicht ganz ausgereifte Cross-Konvertierung zeigt, dass man mit dem Produkt vielleicht immer noch etwas zu früh auf den Markt gegangen ist.

Für das Monitoring und das Einspielen von SD-Bändern ist MXO2 aber schon heute die attraktivste Kombination aus Preis und Flexibilität auf dem Markt — für HD gilt das nur, wenn man einen entsprechend leistungsfähigen Rechner besitzt.

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