Überblick: Stereo-3D-Rigs
Um Stereo-3D-Aufnahmen machen zu können, müssen zwei Kameras in einem genau definierten Abstand zueinander positioniert werden. Dazu werden sie im Normalfall auf einem Rig montiert. Neben vielen Eigenbau- und Experimental-Lösungen werden derzeit im Markt drei gängige Stereo-3D-Rigs von 3ality Systems, Pace und P+S Technik genutzt.
Besonders durch Animationsfilme hat das Thema Stereo-3D in jüngster Zeit wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wenn man aber die räumlichen Bilder nicht am Computer erzeugen, sondern Realbilder aufnehmen will, benötigt man dafür ein Rig, auf dem zwei Kameras montiert werden können.
3ality Systems
3ality Systems aus dem kalifornischen Burbank bietet Stereo-3D-Rigs ausschließlich im Paket mit den dazu gehörigen Dienstleistungen an. Geschäftsführer Steve Schklair erklärt dies damit, dass die in eigener Regie entwickelten Systeme aus seiner Sicht einen bei weitem zu hohen Komplexitätsgrad für den normalen Rental-Markt aufweisen und damit zu viele potentielle Fehlerquellen die Arbeit erschweren. 3ality Systems bietet neben verschiedenen Stereo-3D-Rigs und daran geschultem Bedienpersonal auch Postproduktionsplätze und Stereo-3D-Displays an. Damit könnte man 3ality Systems als 3D-Systemhaus bezeichnen.
Neben 3D-Rigs für Kran-, Stativ- und Schulterbetrieb ist bei 3ality seit kurzem das neu entwickelte Miniatur-Rig TS-3 im Programm. Es basiert auf zwei linear angeordneten HD-Kameramodulen und gehört zu den kompaktesten Vertretern seiner Zunft.
Die Entwickler von 3ality haben in ihren Rigs nicht nur die üblicherweise manuell abzugleichenden Einstellparameter für Interokularabstand, Konvergenz und Bilddeckung per Servoantrieb fernsteuerbar gemacht, vielmehr ist das gesamte Rig über diese Servoantriebe auch automatisierbar. Ein Alleinstellungsmerkmal der 3ality-Rigs ist die automatische Korrektur von Objektivungenauigkeiten. Dazu werden die verwendeten Objektive zunächst auf einem Kollimator eingemessen. So wird erreicht, dass die Linsenfehler für jede Objektiveinstellung bekannt sind. Besonders wichtig ist dies bei Zoomobjektiven, da diese einen teilweise erheblichen Achsenfehler aufweisen. Die ermittelten Parameter werden dann in eine Steuerbox überspielt und zur Achsensteuerung des Rigs herangezogen. So ist es möglich, auch mit variablen Brennweiten und nicht nur mit Festbrennweiten zu arbeiten.
Pace Technologies
Vince Pace hat sich mit seiner Firma Pace Technologies ebenfalls der Stereo-3D-Kameratechnik verschrieben. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt auf Unterwasseraufnahmen. Vince Pace bietet neben einem Line-Up an hoch spezialisierten 3D-Rigs auch einen Operator-Service für seine Systeme an. Bekannt ist Pace besonders durch die spektakulären 3D-Unterwasseraufnahmen vom Wrack der Titanic, die er für die Ausspielung in Imax-3D-Kinos produzierte (siehe Meldung).
P+S Technik
Die Münchner Firma P+S Technik stellte Anfang 2008 erstmals ein modular aufgebautes Stereo-3D-Rig vor, das künftig als Serienprodukt in drei Größen erhältlich sein soll. Es ist als Spiegelsystem aufgebaut. Nach Angaben des Herstellers soll diese Rig-Familie für mehr als 30 Kameratypen verwendbar sein. Die drei erhältlichen Größen orientieren sich im wesentlichen an den für übliche Festbrennweiten erforderlichen Objektivaperturen. Damit hängt die Wahl der geeigneten Spiegel-Box vom maximal zu erwartenden Öffnungswinkel des Objektivs ab.
Damit nach einem Objektivwechsel nicht jedesmals neu justiert werden muss, besitzen die Rigs von P+S Technik herausziehbare Objektivschlitten. Ist eine Einstellung für ein Objektivpaar einmal gemacht, gestaltet sich der Wechsel auf dieses justierte Objektivpaar bei ansonsten gleichgebliebenen Einstellparametern denkbar einfach. Erst nach einer Änderung im Objektabstand muss die Einstellung der Parameter neu vorgenommen werden.
Die angestrebte Modularität ist sicherlich ein wichtiger Schritt, um ein Stereo-3D-Rig für einen größeren Markt fit zu machen und vom Experimental-Charakter wegzukommen, den viele Systeme noch aufweisen. Weiter sollen alle wichtigen Elemente des P+S-Systems einzeln erhältlich und damit individuell vom Anwender konfigurierbar sein, was ein Maximum an Flexibilität gewährleisten soll.
Das Rig von P+S Technik ist für eine manuelle Einstellung der mechanischen und optischen Parameter ausgelegt — das dürfte Einsteiger allerdings überfordern. P+S Technik will deshalb den Käufern eines Stereo-3D-Rigs eine Software zur Verfügung stellen, mit der sich die Einstellung des Rigs erlernen und erleichtern lassen. Weiter sind zukünftig auch fernsteuerbare Versionen der Rigs von P+S Technik geplant.
Weitere Infos zum Thema bei film-tv-video.de
Grundlagen zum Thema Stereo-3D finden Sie in einem separaten Artikel zu diesem Thema.
Ein Videoreport über das Stereo-3D-Rig von P+S Technik steht hier bereit.
Einen aktuellen Messekommentar zum Thema Stereo-3D können Sie hier nachlesen, einen älteren finden Sie hier.
Einen Videoreport von der IBC2008 zum Thema Live-Stereo-3D können sie hier sehen.
Ein Gespräch mit Matt Cowen, Chief Scientific Officer des kanadischen Unternehmens Real D, steht hier bereit.
Wie die Games-Welt mit Stereo-3D ins Kino kommen will, erklärt ein Interview zu diesem Thema.
Infos zur Projektion fasst ein weiterer Artikel zusammen, ergänzende Infos hierzu bietet eine weitere Meldung.
Welche Chancen Quantel dem Thema Stereo-3D einräumt, können sie in einem Videoreport sehen.