Test DVX100A: Durchstarter
Mit dem AG-DVX100 definierte Panasonic eine eigene Camcorder-Klasse. Mit dem DVX100A steht nun eine überarbeitete Version des kompakten Profi-Camcorders mit 25P-Funktion zur Verfügung. (PDF-Download am Textende)
Das Feature, das schon seit der ersten Vorstellung des AG-DVX100 von Panasonic bei diesem Camcorder im Vordergrund steht, ist 25P (im NTSC-Markt 24P). Das gilt auch für die überarbeitete Version DVX100A, denn noch immer ist dieser Camcorder das einzige relativ preisgünstige Camcorder-Modell mit dieser Funktion. Der erste Eindruck: Ein kompakter Camcorder speziell für Profis und nicht einfach nur ein abgewandeltes Consumer-Modell.
XLR-Audiobuchsen werden gern als Eintrittskarte in den Profi-Bereich verstanden. Der AG-DVX100A hat solche Buchsen: Sie sitzen vorne rechts vor der Halteschlaufe. Zwei separate Audioregler haben die Konstrukteure dort platziert, wo bei den meisten Filmern der linke Daumen anliegt, wenn sie mit einem Kompakt-Camcorder drehen.
Hat man den ausgeschalteten Camcorder beim ersten Kontakt etwas gedreht und gewendet, um in von allen Seiten zu betrachten, dann fällt ein zwar leises, aber doch seltsam klackendes Geräusch auf. Kippt man den Camcorder nach vorn oder hinten, ist es zu hören. Schaltet man den Camcorder ein, ist es weg. Das ist laut Panasonic kein Defekt, sondern normal.
Das Dicomar-Objektiv von Leica ist als 10fach-Zoom mit einer Brennweite von 4,5 bis 45 mm ausgelegt. Damit erreicht der Camcorder eine ordentliche Weitwinkelwirkung (maximaler Bildwinkel rund 50 Grad). Das fest montierte Objektiv bietet, im Semiprofi-Bereich mittlerweile ganz ungewöhnlich, eine mechanische Verkopplung zwischen dem großen Zoomring und dem Linsensystem. Nicht fest verkoppelt ist dagegen der ebenfalls üppig dimensionierte Schärfering. Drei CCDs sind beim DVX100A am Ende des Objektivs auf ein Prisma geklebt, jeder davon misst 1/3 Zoll in der Diagonale und nutzt effektiv 440.000 Pixel. Es handelt sich um IT-CCDs.
Das wichtige Feature Syncro Scan haben die Panasonic-Ingenieure integriert: zwischen 50.2 und 248 Hz lässt sich der Camcorder in Schritten zwischen 0,1 und 3,9 Hz anpassen. Mehr Flexibilität in puncto Belichtungszeit bietet der DVX100A gegenüber seinem Vorgänger durch den Slow-Shutter: Nun stehen auch längere Belichtungszeiten zur Verfügung. Bei 50i sind das: 1/3, 1/6, 1/12 und 1/25 Sekunde. Um den DVX100A an die jeweils herrschenden Lichtverhältnisse an zu passen, sind zwei ND-Filter (1/8 und 1/64 ) eingebaut, die sich nach Bedarf in den Strahlengang des Objektivs schwenken lassen.
Der Suchermonitor misst nur 1,12 cm Bilddiagonale, ein Linsensystem lässt ihn aber wesentlich größer erscheinen. Es ist ein Farb-LC-Schirm mit 180.000 Bildpunkten. Der Ausklappschirm, ebenfalls in Farbe, weist 8,7 cm Bilddiagonale auf und bringt es auf 200.000 Bildpunkte.
PRAXISBETRIEB
Ob ein Farb- oder S/W-Sucher besser ist, darüber lässt sich diskutieren. Nicht aber darüber, dass der Farbsucher des AG-DVX100A einfach zu wenig Auflösung bietet, um damit in allen Situationen sicher manuell scharf zu stellen. Der Ausklappschirm bietet immerhin 20.000 Pixel mehr, das reicht aber auch nicht in allen Fällen aus. Hier hat sich gegenüber dem Vorgängermodell nichts Grundlegendes verändert. Wer möchte, kann nun aber das Sucherbild in Schwarzweiß darstellen, natürlich bei gleicher Bildpunktzahl. Manch einer tut sich mit der monochromen Darstellung im Sucher eben leichter, die Schärfe zu beurteilen. Zudem hat Panasonic eine – allerdings nicht einstellbare – Peaking-Funktion integriert. Das bringt tatsächlich eine Verbesserung in diesem Punkt, aber mehr Auflösung wäre eben noch besser.
Die Audioregler sind ergonomisch geschickt und für ein Gerät dieser Bauart fast optimal platziert. Aber die Rädchen drehen sich etwas zu leicht, man kann sie ohne weiteres unabsichtlich verstellen. Die XLR-Audiobuchsen sind recht gut platziert, weglaufende Kabel stören an dieser Stelle des Geräts, vor der Handschlaufe, vielleicht am wenigsten.
Für Filmer, die bevorzugt im Automatikmodus drehen, bietet der DVX100A etliche schöne Funktionen. So lässt sich festlegen, was genau passieren soll, wenn man auf den Automatik-Knopf drückt: Es kann, muss damit jedoch keineswegs alles auf Vollautomatik gestellt werden. Einzelne Funktionen lassen sich ausnehmen oder hinzu fügen. So können ATW, AGC, Autofokus und Auto-Iris auf Wunsch zum Vollautomatikbetrieb gehören – oder eben nicht. Es gibt beim DVX100A außerdem drei »User«-Tasten auf die sich jeweils eine von elf Funktionen legen lässt.
Beim Weißabgleich lehnt sich der DVX100A an Profi-Schulter-Camcorder an. Die Taste AWB an der Gerätefront aktiviert den <LEX>Weiß</LEX>- und Schwarzabgleich. Die dabei festgestellten Werte speichert der Camcorder auf einem von zwei Speicherplätzen.
Der DVX100A bietet sehr weit reichende Möglichkeiten zur Bildkontrolle und -beeinflussung. Neben den komplett manuellen Bedienmöglichkeiten lassen sich auch die Regelbereiche von Automatikfunktionen limitieren. Zudem bestehen detaillierte Eingreifmöglichkeiten in der Signalverarbeitung: Farb<LEX>matrix</LEX>, Gamma, Kantenanhebung, Schwarzwert und vieles mehr lassen sich gezielt einstellen. Teilweise können Einzelwerte verändert werden, teilweise stehen im Menü mehrere Konfigurationen zur Wahl. Fast ebenso wichtig und sinnvoll wie die Einstellmöglichkeiten selbst: Es ist möglich, die Setups als »Scene Files« zu speichern und ganz simpel ab zu rufen. Letzteres geschieht mit einem Drehrad an der Camcorder-Rückseite.
Über den jeweils aktuellen Zustand des Camcorders informieren Suchereinblendungen. Aktiviert man alles Verfügbare, ist der Overkill perfekt: Vor lauter Schriften und Logos sieht man kaum noch was vom Bild. Es lässt sich aber zum Glück im Einstellmenü sehr differenziert festlegen, was eingeblendet werden soll und was nicht. Sind Zebra und Bildmittenmarkierung (Marker) aktiviert, dann ist auch eine Spotmessung mit dem Camcorder möglich: Der Pegel, der im linken oberen Viertel des Markers gemessen wird, kann dann anstelle der Shutter-Geschwindigkeit ins Bild eingeblendet werden.
Für 16:9 bietet der DVX100A zwei Funktionen: »Letterbox« kascht das Bild lediglich mit zwei schwarze Balken ab. »Squeeze« staucht die Bilder seitlich. In beiden Betriebsarten wird aber nicht die gesamte Chipfläche für die Bilderzeugung genutzt. Wer mit dem DVX100A in 16:9 produzieren und dabei die maximal mögliche Bildqualität erreichen will, sollte deshalb einen Anamorphoten vor die Linse schrauben.
BILD UND TON
Wie sehen die Bilder aus, die man mit dem DVX100A aufnimmt? Der AG-DVX100A gehört zu den besten Camcordern, die es in dieser Baugröße und in dieser Preisklasse gibt. Lediglich der DSR-PD170 von Sony, den die Tester zum Vergleich einsetzten, kann da noch mithalten (näheres dazu können Sie hier lesen). Wer mehr will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen und einen Broadcast-Camcorder kaufen. Schon im normalen Halbbildbetrieb, heben sich die Bilder des DVX100A vom Consumer-Lager ab, im 25P-Modus steigt zudem noch die vertikale Auflösung.
Auch beim Ton macht der DVX100A eine recht gute Figur. Selbst das eingebaute Stereo-Mikro produziert schon einen durchaus brauchbaren Ton. Dass der Zoomantrieb in leisen Passagen deutlich zu hören ist, liegt nicht etwa an mangelnder Entkopplung, sondern daran, dass dieser genau wie der Autofokus nicht zu den Leisesten seiner Art gehört. Über die XLR-Buchsen und ein abgesetztes Mikro lässt sich dieses Problem lösen. Um auch ein Mikro mit stärkerer Richtwirkung direkt am Camcorder montieren zu können, legt Panasonic einen Halter bei.
In puncto Lichtstärke positioniert sich der DVX100A im vorderen Teil des Feldes, bietet gleichzeitig mit einer Maximalverstärkung von +18 dB auch große Reserven. Das alles gilt aber nur für den regulären Betrieb. Im 25P-Modus sinkt die Lichtempfindlichkeit deutlich ab. Da ist besonders bei Motiven in Innenräumen drastisch sichtbar.
25P-BESONDERHEITEN
Generell ist es beim DVX100A so, dass die 25P-Umschaltung lediglich den Kamerateil betrifft. Dort werden die Bildfolgen also entweder ganz traditionell als 50 Halbbilder interlaced oder eben als 25 Vollbilder progressiv erzeugt. Der Recorder und die gesamte Video-I/O des DVX100A arbeiten dagegen immer mit den in PAL üblichen 50 Halbbildern. Der Camcorder generiert also immer PAL-DV-kompatible Bänder und Signale. Die Entstehungsgeschichte der Bilder schlägt aber auf die Bildwirkung durch.
Mit der Umschaltung auf 25P sind beim DVX100A verschiedene Aspekte verbunden. Bei sonst exakt gleichen Bedingungen in Bezug auf die Aufnahmeumgebung und auch in Bezug auf die anderen Camcorder-Einstellungen (Gain, Knie, Gamma) schafft der Camcorder bei 50i Blende 8.0, bei 25P Blende 4.8.Bei Innenaufnahmen kommt man im 25P-Modus also kaum ohne Zusatzlicht aus. Was man für den höheren Aufwand bekommt, kann sich aber durchaus sehen lassen: Näher als mit 25P kann man in der Preisklasse des DVX100A nicht an »Filmlook« heran kommen. Die vertikale Auflösung wird noch einmal deutlich sichtbar verbessert, wenn man den DVX100A von 50i auf 25P umschaltet. Kantenaufsteilungsartefakte sind hier deutlich reduziert. 25P sorgt für mehr Bewegungsunschärfe und eine film- und kinoähnlichere Bewegungswiedergabe.
Anders als bei der ersten Version des DVX100, stehen bei der A-Version auch im 25P-Modus fast alle Funktionen zur Verfügung: so etwa Farbbalken und Autofokus.
Der Autofokus gerät aber im 25P-Modus bei schwacher Beleuchtung immer wieder aus dem Tritt und schafft es nicht immer zuverlässig, ein scharfes Bild ein zu stellen. Auch im 25P-Modus lassen sich beim DVX100A nun mittels Slow-Shutter noch längere Belichtungszeiten einstellen (1/3, 1/6, 1/12 Sekunde).
Die elektronische Verstärkung ist im 25P-Modus ein kritisches Thema. Die andere Signalverarbeitung im 25P-Modus hebt das Farbrauschen gegenüber 50i an, es ist etwa 1,4 mal so stark. Jede elektronische Verstärkung steugert natürlich den Rauschanteil noch weiter. Die höchste Stufe von +18 dB lässt sich daher im 25P-Betrieb nicht aktivieren. Bei diesem Thema versucht Panasonic mit recht gutem Erfolg, über verschiedene, per Scene-File-Stellrad und Menü abrufbare Voreinstellungen, Abhilfe zu schaffen und Alternativen an zu bieten. So etwa beim Gamma: »Cine-Like« ist auf guten Signal-/Rauschabstand optimiert, »Cine-Like-D« auf maximale Dynamik. »Cine-Like-V« optimiert den Kontrastumfang. Die Auswirkungen dieser verschiedenen Gamma-Einstellungen aufs Bild sind dabei deutlich zu sehen, es handelt sich nicht nur um reine Kosmetik. Beim Aktivieren von Cine-Gamma in seinen verschiedenen Varianten ‹ was auch im 50i-Modus funktioniert‹ wird auch Einfluss auf die Knie-Funktion des Camcorders genommen. Cine-Gamma schaltet die Kniefunktion ab oder verändert sie.
FAZIT
Der AG-DVX100A ist ein beeindruckender Camcorder. Er bietet enorm viel fürs Geld und ist wirklich eine Klasse für sich. Auch bei der verbesserten A-Version des Camcorders bleiben noch ein paar Schwächen, aber Panasonic hat beim Optimieren des Geräts einen guten Job gemacht. Die in dieser Preisklasse ausgesprochen gute Qualität der Aufnahmen entschädigt voll und ganz für die verbliebenen, kleinen Defizite. Wer den DVX100A wirklich ausnutzen will, muss sich jedoch intensiv mit dem Gerät befassen. Das gilt in besonderem Maß auch für das während der Aufnahme letztlich aufwändigere Produzieren in 25P.
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