Power to the people
Mit Xpress Pro präsentiert Avid die neue Einsteiger-Software seiner professionellen NLE-Produktlinie. Mit oder ohne die Beschleuniger-Hardware Mojo soll Xpress Pro einen neuen Leistungs-Level in dieser Produktklasse erreichen. www.film-tv-video.de hat das ausprobiert.
Xpress Pro ist Teil des neuen Produkt-Line-Ups, das Avid erstmals zur NAB2003 vorgestellt hatte. Die Software lässt sich separat betreiben, zusätzlich ist sie aber auch in der Kombination mit der Beschleuniger-Hardware Mojo verfügbar. In diesem leistungsfähigen Doppelpack entfaltet das System Echtzeitfunktionalität, die in dieser Klasse ihresgleichen sucht – aber der Reihe nach:
Zum Test trat ein PC-Komplettsystem (HP XW 8000) in Kombination mit der Beschleuniger-Hardware Mojo an. Prinzipiell lässt sich die Software sowohl auf der Windows- wie auf der
Ganz generell gilt: Xpress DV ist eine reine DV-Software, die Avid in der aktuellen Version 4 zum Netto-Kampfpreis von nur 695 Euro als Einsteigerprodukt platziert, das durchaus auch Anwender aus dem Consumer-Bereich ansprechen soll. Xpress Pro ist dagegen als Software konzipiert, die sich enger an professionellen Bedürfnissen orientiert und insbesondere in Kombination mit Mojo auch deutlich leistungsfähiger ist. Der Nettopreis für die Software-Only-Variante von Xpress Pro liegt bei rund 1.800 Euro, für Mojo wird noch einmal der gleiche Betrag fällig.
SOFTWARE-OBERFLÄCHE
Bei der Arbeit mit Avid Xpress Pro ist es sinnvoll und vor allem bequemer, mit zwei Computerschirmen zu arbeiten. Das sorgt für bessere Übersicht, vor allem bei Projekten, bei denen man sein Material in verschiedenen Bins übersichtlich arrangieren möchte. Schön, dass die Software nun dank unterschiedllicher Darstellungs-Modi für mehr Übersichtlichkeit sorgt. Im Skriptmodus etwa ist ein kleines Piktogramm jeder Szene zu sehen und direkt daneben kann der Editor seine Kommentare und Anmerkungen einfügen – eben ein Skript für seinen Beitrag entwerfen. Zusätzlich ist es im Bildmodus auch möglich, die Piktogramme der Szenen per Drag & Drop in der gewünschten Reihenfolge zu arrangieren und dann einfach auf die Timeline zu ziehen – so wie man das vom Storyboard-Editing her kennt. Damit ist recht schnell ein erster Rohschnitt möglich. Für den Ton bietet die Software ähnlich komfortable Werkzeuge: Waveform-Darstellung und Rubberbanding sind hier selbstverständlich.
FUNKTIONALITÄT
Avid Xpress Pro orientiert sich in puncto Funktionalität eindeutig an professionellen Bedürfnissen. So ist es etwa möglich, mit je 24 Bild- und Tonspuren zu arbeiten. Nesting, also das Verschachteln verschiedener Spuren etwa für einen Effekt, nicht mit eingerechnet.
In Kombination mit der Beschleuniger-Hardware Mojo gehen auch effektlastige Arbeit schnell von der Hand, hier zahlt sich die leistungsfähige Beschleunigerbox voll aus. Es stehen über 100 Echtzeit-Effekte zur Verfügung. Die 2D- und 3D-Open-GL-basierte Effekt-Technologie ermöglicht auch komplexe Effekte ohne Rendering. Schön ist etwa auch die Möglichkeit, mit Xpress Pro 3D-Timewarp-Effekte gestalten zu können. Dabei muss man sich allerdings auf die vorgegebenen Preset-Werte einlassen, die Timewarp-Effekte sind nicht individuell editierbar.
Beeindruckend sind die umfangreichen Möglichkeiten in der Farbkorrektur. Hier transferiert Avid die weit reichende Funktionalität der Farbkorrektur, wie sie etwa das deutlich teurere Symphony-System bietet, auf die Profi-Einsteigerplattform. Das führt dazu, dass dieses Modul auf den ersten Blick recht überladen und abschreckend wirkt. Weil Avid aber auch simple, weit gehend automatisierte Korrekturfunktionen anbietet, können auch Einsteiger die Farbkorrektur zielführend nutzen. So lässt sich etwa mit der Funktion »Auto-Kontrast« flaues Material sehr schnell optimieren, mit »Auto-Balancing« lassen sich unterschiedliche Szenen auf einfache Weise in der Farbwiedergabe angleichen.
Neu in Avid Xpress Pro ist die Group-Funktion, mit deren Hilfe sich mehrere Clips synchron verkoppeln und dann in die Timeline bearbeiten lassen. Wer nach dem Verkoppeln in den Group-Modus umschaltet, sieht bis zu vier Clips in einem Fenster dargestellt, die dann auch synchron »mitgezogen« werden. Wenn man also den Cursor vorwärts bewegt, bewegen sich alle vier Clips im Viewer vorwärts. Das ersetzt zwar sicher nicht in allen Fällen eine echte Multikamera-Funktion, wie sie etwa die teureren Media-Composer-Systeme bieten, bietet aber immerhin eine praktikable, preisgünstigere Alternative hierfür.
Den Titler von Xpress Pro hat Avid etwas aufpoliert. Wie auch bei den anderen Avid-Systemen ist er voll in die Editing-Applikation integiert. Das ist bei der Arbeit mit Titeln ausgesprochen angenehm, weil das bei vielen Konkurrenzprodukten notwendige, lästige Wechseln in eine vollkommen abgekoppelte Titel-Applikation entfällt.
Avid Xpress Pro wird laut Hersteller in der kommenden Version (ab Januar 2004) auch den Panasonic-Camcorder AG-DVX100 unterstützen, 25P-Aufnahmen sollen sich dann direkt bearbeiten lassen.
Für die Ausgabe hält Xpress Pro Unterstützung durch die Software Sorensen Encoder parat. Sie sorgt dafür, dass sich das Material direkt in MPEG-2 oder auch in internet-tauglichen Formaten ausgeben lässt. Weiter steht mit Reel DVD auch eine Authoring-Software bereit, mit der sich das Material für eine DVD vorbereiten und auf diesem Medium ausgeben lässt. Das funktionierte im Test sehr zuverlässig, was leider nicht für alle Software-Pakete gilt, die derzeit auf dem Markt sind.
FAZIT
Avid Xpress Pro bietet mit bekanntem User-Interface eine leistungsfähige Software für Ein- und Aufsteiger. In Kombination mit der Beschleuniger-Hardware Mojo erreicht Xpress Pro eine in dieser Klasse hervorragende Echtzeitfunktionalität. Wichtige Einschränkung: Auch bei der PC-Hardware des Systems sollte man nicht geizen, hier gilt: Je schneller und leistungsfähiger Prozessor, RAM und Festplatte sind, desto besser. An einer leistungsfähigen, schnellen Grafikkarte sollte man auch keinesfalls sparen: Dann wird aus Avid Xpress Pro ein echtes Powerhorse für Profis.
Downloads zum Artikel: