Storage, Top-Story: 02.06.2001

Familienbande

Mit DVCPRO ist es Panasonic erstmals gelungen, dem Marktführer Sony mit einem Videoformat im Broadcast-Markt Paroli zu bieten. DVCPRO basiert auf DV, weist aber wesentliche Unterschiede zu diesem Consumer-Format auf.

Die Formate DVCAM von Sony und DVCPRO von Panasonic nutzen beide grundlegende Technologien des ursprünglich für den Consumer-Markt entwickelten DV-Formats. Dennoch unterscheiden sich die beiden Profi-Derivate deutlich: Während Sony mit DVCAM recht eng am DV-Standard blieb, weicht DVCPRO teilweise deutlich davon ab.

DVCPRO arbeitet mit einer größeren Spurbreite von 18 µm und das Band läuft bei DVCPRO mit 33,8 mm/s fast doppelt so schnell wie bei DV. Das Spurbild von DVCPRO enthält ausserdem eine zusätzliche CTL- und eine Cue-Audio-Spur, die es bei DV nicht gibt. Diese beiden Spuren bieten beim linearen Schnitt Vorteile: Die CTL-Spur erlaubt kurze Preroll-Zeiten beim Schnitt und gewährleistet rasche, exakte Synchronisierung. Die Cue-Audio-Spur dient als Tonspur für den Notfall und erlaubt es, beim Bildsuchlauf und beim langsamen Rangieren den Ton zu hören, was bei DV nicht möglich ist. Als Abtastverhältnis wurde bei DVCPRO generell 4:1:1 festgelegt, während DV ja in der PAL-Version mit 4:2:0 arbeitet.

Der Ton wird bei DVCPRO immer zweikanalig mit 16 Bit und 48 kHz aufgezeichnet. In den Subcode-Bereich der Schrägspur wird bei DVCPRO ein zusätzlicher Timecode geschrieben. Die Datendichte dieses Timecodes ist gegenüber den Audio- und Videobereichen halbiert, wodurch die TC-Werte in allen Bandgeschwindigkeiten lesbar sind. Der Subcode-Timecode erfüllt somit die Funktionen, für die bei anderen Bandformaten der LTC genutzt wird. Den Subcode-TC geben DVCPRO-Maschinen wie einen LTC aus.

Ausserdem nutzt DVCPRO ein anderes Bandmaterial, nämlich das allgemein als robuster eingeschätzte MP-Band. Auch die Banddicke unterscheidet sich: Mit 8,8 µm ist das DVCPRO-Band um rund ein Viertel dicker als DV-Band. Das veränderte Bandmaterial führt dazu, dass DVCPRO-Kassetten nicht mit DV-Geräten abgespielt werden können.

DVCPRO verwendet Kassetten in zwei Größen: Die größte DVCPRO-Kassette entspricht der auch bei DV-Heimrecordern verwendbaren Standard-DV-Kassette. Die kleinere DVCPRO-Kassette liegt zwischen Mini-DV und Standard-DV, sie wird meist als Midsize-Kassette bezeichnet. Die meisten DVCPRO-Camcorder arbeiten dagegen ausschliesslich mit der Midsize-Kassette, nur einige Modelle (AJ-D200, AJ-D215) nutzen die große DVCPRO-Kassette.

DVCPRO-Studiomaschinen können aber nicht nur Bänder des eigenen Formats abspielen, sondern auch DVCAM- und DV-Bänder. Um Mini-DV-Kassetten abspielen zu können, benötigt man einen mechanischen Adapter. Bis zum Modelljahr 2001 gilt die folgende Regel: Aufzeichnungen sind mit DVCPRO-Geräten nur dann möglich, wenn DVCPRO-Tapes, also Kassetten mit MP-Bandmaterial eingelegt werden. Aufgezeichnet wird dabei stets im DVCPRO-Format, man kann mit einem DVCPRO-Recorder also keine DV-Aufnahme herstellen. Der Recorder erkennt die von den äußeren Abmessungen mit DV-Kassetten identischen DVCPRO-Tapes an einem kleinen, transparenten Fenster hinter der Bandabdeckung. DVCPRO-Kassetten sind zudem farblich durch eine gelbe Klappe gekennzeichnet. Im Modelljahr 2001 stellte Panasonic mit dem AJ-D455 erstmals einen DVCPRO-Recorder vor, der wahlweise auch im DV-Format auf normale DV-Kassetten aufzeichnen kann.

DVCPRO-Geräte geben analoge und digitale Bild- und Tonsignale ab. Unkomprimierte, digitale Videosignale lassen sich bei DVCPRO-Geräten über die optionale SDI-Schnittstelle ausgeben. Für den direkten, digitalen Signalaustausch von komprimierten Daten zwischen DVCPRO-Geräten ist dagegen die SDTI-Schnittstelle vorgesehen. Via SDTI ist es möglich, DVCPRO-Daten in bis zu vierfacher Normalgeschwindigkeit zu übertragen. Die bei DVCPRO-Geräten ebenfalls anzutreffende IEEE-1394-Schnittstelle ist nicht bei allen Modellen kompatibel mit der Consumer-Schnittstelle i-Link.

Zwei von Panasonic für DVCPRO angekündigte Evolutionsstufen sind schon Realität: DVCPRO50 und DVCPROHD. DVCPRO50 bietet eine Videodatenrate von 50 Mbps. Zu diesem Format finden Sie in www.film-tv-video.de an anderer Stelle ausführliche Informationen. DVCPROHD arbeitet mit 100-Mbps-Videodatenrate und soll es ermöglichen, auch bei HDTV-Anwendungen kostengünstig mit einem datenreduzierenden Format zu produzieren.

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