Double Feature
DSR-PD150 heißt die Profi-Version des Sony-Camcorders DCR-VX2000. Der Direktvergleich zeigt, wo Unterschiede liegen und was der Profi-Zwilling auf dem Kasten hat.
Dass es vom DCR-VX2000 eine Profiversion gibt, hat einen einfachen Grund: Sein legendärer Vorgänger VX1000 fand auch im Profilager viel Anklang. Es war die Kombination aus kompakter Bauform mit einer Bildqualität, die bis zur Vorstellung des VX1000 mit einem Consumer-Gerät unerreichbar war, die viele Profis überzeugte. Allerdings passte der VX1000 von Bedienung und Handling nicht so recht ins Profi-Umfeld, so hatte er etwa hierfür die falschen Anschlüsse und manche Bedienelemente waren nicht für den Profi-Einsatz tauglich.
Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass Sony vom DCR-VX2000 eine modifizierte Version baut, die besser auf den Profi-Einsatz abgestimmt ist und sich in einigen Punkten von der Consumer-Variante unterscheidet. Freilich kostet der DSR-PD150 mit einem Nettolistenpreis von 9.116 Mark (Endpreis 10.575 Mark) auch rund 1.500 Mark mehr als die Consumer-Version. Was gibt‘s dafür?
Zwischen dem PD-150 und dem VX-2000 gibt es viele Unterschiede, die im folgenden beleuchtet werden. Aber insgesamt überwiegen sicher die Gemeinsamkeiten. So ist auch die Profi-Version des Camcorders mit drei 1/3-Zoll-Chips mit je 450.000 Pixel bestückt, und wie beim VX2000 ist ein 12fach-Zoomobjektiv eingebaut. Der Anschluss eines Wechselobjektivs ist nicht möglich. Schön ist, dass beim PD150 nicht nur das Zebra-Muster zur Belichtungskontrolle (70 oder 100%), sondern auch der Farbbalken zum normalen Funktionsumfang gehören. Noch beim Vorgänger DCR-VX1000 war Fingerakrobatik nötig, um die in der Bedienungsanleitung nicht dokumentierte Farbbalken-Anzeige zu aktivieren.
Der DSR-PD150 gibt sich schon äußerlich als der etwas ernsthafterer Bruder des DCR-VX2000. Die dunklere Gehäusefarbe und das Audio-Anschlusskästchen oberhalb des Objektivs sind dabei die augenfälligsten Unterschiede. Auch die etwas aussagekräftigere Objektiv-Beschriftung mit Brennweitenbereich (6 – 72 mm) und maximaler Öffnung (1: 1,6) unterstreicht den Profi-Nimbus.
Der DSR-PD150 kann wahlweise im DV-Format oder im DVCAM-Format auf Mini-DV-Kassetten aufnehmen. Wird im DVCAM-Format aufgezeichnet, verkürzt sich aber die Aufnahmezeit pro Kassette um ein Drittel. Außerdem sind auch nicht alle DV-Geräte in der Lage, DVCAM-Kassetten abzuspielen. Der DSR-PD150 kann im Unterschied zum DCR-VX2000 aber nicht im Longplay-Modus (LP) aufzeichnen. (Zum Thema Kompatibilität zwischen den DV-Formaten gibt es in der Info-Zone einen separaten, ausführlichen Artikel.)
Der DSR-PD150 ist neben dem ausklappbaren Farb-LC-Display mit einem Schwarzweiß-Sucher ausgestattet, während beim DCR-VX2000 beide Monitore als Farbschirme ausgeführt sind. Die meisten Profis wünschen sich S/W-Sucher, weil sich damit die Schärfe besser beurteilen lässt. Allerdings bietet der PD150-Sucher nur eine minimal größere Auflösung als der Farbsucher des DCR-VX2000. Einen echten, handfesten Vorteil bringt dieser Unterschied dem DSR-PD150 also nicht.
Einige Tasten sind beim DSR-PD150 mit anderen Funktionen belegt als beim DCR-VX2000. Die »Menü«-Taste, mit der man das Einstellmenü auf den Schirm holt, ist beim PD150 auf die linke Geräteseite gewandert und kann nur bei ausgeklapptem LC-Display erreicht werden. Alle menügesteuerten Einstellungen am PD150 erfordern also das Ausklappen des seitlichen Schirms.
Die größten Unterschiede zwischen Consumer- und Profi-Camcorder finden sich zwischen 2000er und 150er im Audiobereich. Das fängt bei den Anschlüssen an, geht über die Lage der Bedienelemente bis zu Zusatzfunktionen im Einstellmenü.
An der Stelle, wo beim DCR-VX2000 das Stereomikro sitzt, befindet sich beim PD150 ein Kästchen mit zwei XLR-Buchsen auf der einen und diversen Schaltern auf der anderen Seite. Die Schalter erlauben es, den Ton der Buchse 1 auf einen oder beide Kanäle zu legen, die Buchsen zwischen Micro- und Line-Betrieb um-, sowie die Phantomspeisung (48 V) für die Mikro-Buchsen ein- und auszuschalten.
Drückt man auf die Taste »Audio Level«, wird ein Balkeninstrument ins Sucherbild eingeblendet, mit dem sich die Tonaussteuerung kontrollieren und — bei manueller Audio-Aussteuerung— mit einem kleinen Rändelrad justieren lässt. Das manuelle Aussteuern geht beim PD150 im Unterschied zum 2000er auch für jeden Kanal separat, wenn das im zusätzlichen Menüpunkt »Audio Set« ausgewählt wurde.
Das Mono-Elektret-Kondensator-Mikrofon, das zum Lieferumfang des PD-150 gehört, überzeugt nicht besonders und sollte bei professionellen Anwendungen auf jeden Fall ausgetauscht werden, denn die Aufnahmen klingen etwas muffig und wenig transparent. Einziger Vorteil gegenüber dem eingebauten Stereomikro des DCR-VX2000 ist die bessere Richtwirkung.
Die automatische Aussteuerung des Camcorders (AGC-Schaltung) leistet gute Arbeit und sorgt in den meisten Drehsituationen für gute Tonqualität. Wer allerdings auf manuelle Aussteuerung umstellt, kann auf folgendes Problem stoßen: Im Vergleich zur AGC-Aufnahme ist das Grundrauschen im manuellen Betrieb deutlich höher. Zudem steigt der Rauschanteil gegenüber dem Nutzsignal um so stärker, je höher gepegelt wird.
Dieses Problem trat insbesondere bei den ersten Testmustern des DSR-PD150 verstärkt auf, und Sony versprach mit einer Audio-Modifikation Abhilfe. Das Testmuster, das der Redaktion zur Verfügung stand, wurde zwar nach Herstellerangaben schon modifiziert, doch das Grundproblem besteht nach Auffassung der Tester immer noch. Auch bei einem später nachgereichten, fabrikneuen Gerät mit der Seriennummer 1006308 war das Problem nicht beseitigt, aber immerhin deutlich minimiert.
Dass beim DSR-PD150 ein höheres Grundrauschen auftritt, wenn er von automatischer auf manuelle Aussteuerung umgestellt wird, dürfte also einfach gerätebedingt und irreversibel sein. Das ist unerfreulich und jeder Anwender sollte selbst testen, ob und wie stark der Effekt beim jeweiligen Gerät auftritt und ob das für den jeweiligen Einsatzzweck entscheidend und/oder tolerierbar ist. Einerseits leistet die automatische Aussteuerung wirklich gute Arbeit, so dass man sie in den meisten Drehsituationen einsetzen wird, andererseits ist es aber ärgerlich, dass gerade im Audiobereich, wo bei der Ausstattung auch viele Stärken des Camcorders liegen, ein solches Problem auftritt.
Wer zwischen dem VX2000 und dem PD150 schwankt und professionell arbeiten möchte, sollte zum PD150 greifen. Die Profi-Version bietet eindeutig die bessere Funktionalität für das professionelle Umfeld und erlaubt den problemlosen Einsatz professionellen Tonzubehörs. Diese Funktionalität zusammen mit einigen sinnvollen Bedien-Modifikationen und der Möglichkeit, im DVCAM-Format etwas mehr Sicherheit bei der Aufnahme zu haben, ist den Aufpreis von rund 1.500 Mark wert.
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