Report, Top-Story: 11.03.2000

24P: Universelles Aufzeichnungsformat mit Zukunft?

Die Aufzeichnung im 24P-Format wird derzeit in der Video-, aber auch in der Filmbranche intensiv diskutiert. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und besonders in Deutschland herrscht reges Interesse an diesem Thema. Zeit, sich mit 24P etwas ausführlicher zu befassen.

B_IZMB_0999_Sony24PUniversell: 24P-Aufzeichnung.

Während der vergangenen IBC wurde die Aufzeichnung im neuen Format 24P von Herstellern wie auch von Kunden erstmals vor dem Hintergrund des europäischen Marktes diskutiert. Es wurden konkrete Geräte präsentiert, erste Ansätze für zukünftige Einsatzgebiete und Arbeitsabläufe aufgezeigt.

Seither hat sich etliches getan und vor allem in Deutschland ist das Interesse etlicher Verleiher und Produktionsfirmen an 24P so konkret, dass erste Geräte bestellt und ausgeliefert wurden. Ganz vorn in der 24P-Bewegung sind auf Herstellerseite die Firmen Avid, Pixelpower, Quantel, SGI und Sony. Auf der Anwenderseite sind die Firmen Das Werk, Kopp-Film, Krauser & Co, Schubert AV und Taurus Media (die frühere Beta-Technik) zu nennen. Derzeit laufen erste Test- und Pilot-Produktionen mit 24P-Equipment. In den USA kommen die lautesten Töne aus dem Filmbereich: George Lucas hat angekündigt, die nächste Starwars-Episode werde im Format 24P produziert.

Eigentlich beschreibt der Begriff 24P nur einen Teil dessen, was dieses neue, digitale Videoformat ausmacht. Zusätzlich zur progressiven Abtastung und zur Bildwiederholrate von 24 Hz spielt natürlich die Auflösung eine große Rolle. Die könnte man zwar unabhängig von den genannten Parametern betrachten, aber in der Praxis meint derzeit zumindest in Europa jeder, der von 24P redet, 24P mit einer Auflösung von 1080 Zeilen.

Diese Zeilenzahl weicht von allem ab, was bisher für HDTV diskutiert wurde. Sie ist im US-amerikanischen DTV-Standard als eine der zahlreichen für das digitale Fernsehen nach US-Lesart möglichen vertikalen Auflösungen festgelegt. Das Bildfenster ist hierbei mit 1080 x 1920 Pixels definiert und damit erreicht man annähernd 2K-Filmauflösung, eine Auflösung also, mit der im digitalen Filmbereich weit überwiegend gearbeitet wird.

24P mit 1080 Zeilen gilt aufgrund der hohen Auflösung, der progressiven Abtastung und der Bildrate von 24 Hz als besonders filmfreundlich, weil es viele Probleme im Zusammenspiel von Film und Video ausschaltet. 24P passt aber auch nahtlos in den amerikanischen DTV-Standard.

Schon in wenigen Jahren soll es in den USA nur noch digitale TV-Ausstrahlung geben, aber innerhalb des neuen Standards sind zahlreiche Formate und Bildqualitätsstufen möglich. Nun möchte vielleicht ein großes Network einen Spielfilm in HDTV ausstrahlen, während mehrere kleine Broadcaster das gleiche Programm in normaler Bildqualität senden möchten, weil das einfach billiger ist. Da ist es natürlich naheliegend, ein digitales Master in der höchsten elektronischen Qualität herzustellen, die möglichst nah am Film liegt. Dafür eignet sich die Aufzeichnung mit 24 progressiv abgetasteten Bildern mit einer Auflösung von 1080 Linien sehr gut. Denn aus diesem hochauflösenden Master lassen sich bei Bedarf die jeweils gewünschten Formate erzeugen.

Die Alternative zu dieser Vorgehensweise wäre es, den Spielfilm in allen denkbaren Formaten abzutasten und ein Master in jeder Qualitätsstufe vorzuhalten. Das ist nicht nur unpraktischer, sondern auch teurer. Gerade Unternehmen, die international tätig sind, können ihre Produktionen dank 24P schneller und immer im richtigen Format anliefern. Schon wird die Zukunftsvision eines unversellen Standards entworfen, denn mit einem 24P-Band gibt es keine Probleme mehr, wie man sie mit PAL-Bändern in NTSC-Ländern oder umgekehrt hat.

24 P hat natürlich auch Grenzen, und zwar nicht nur da, wo die Aufzeichnung mit 24P schlichtweg zu teuer oder zu aufwendig wäre. So sind auch Sportübertragungen oder -aufzeichnungen für 24P denkbar ungeeignet, denn hier hat die traditionelle Videotechnik mit 50 oder 60 Halbbildern pro Sekunde Vorteile: Die zeitliche Auflösung der Bewegungsabläufe ist hier mehr als doppelt so hoch, wie bei der Aufzeichnung mit 24 Bildern pro Sekunde. Gerade bei Sportübertragungen und anderen Szenen mit sehr schnellen Bewegungen ist es aber wichtig, eine möglichst hohe zeitliche Auflösung zu haben — sonst wirkt etwa eine Ballbewegung doch nicht ganz so flüssig, sondern stroboskopartig abgehackt.

Mit 24P wird ein alter Traum der Kopierunternehmen wahr, für dessen Realisierung es schon verschiedene Ansätze gab (unter anderem auch von Ampex): Man kann aus ein und demselben elektronischen 24P-Master PAL- und NTSC-Kopien in der jeweils optimalen Qualität herstellen, ohne die Fehler und Artefakte von Normwandlungen in Kauf nehmen oder zwei getrennte Filmabtastungen durchführen zu müssen (3:2-Pull-Down).

Downloads zum Artikel:

T_IZTK_0300_24PGrundlagen.pdf

Empfehlungen der Redaktion:

12.02.2015 – Never ever
23.04.2001 – NAB2001: George Lucas will nie mehr auf Film drehen