Wunsch, Wille, Weg
Obwohl eigentlich für Consumer erdacht, hat das digitale Video-Bandformat DV rasch seinen Weg in professionelle Anwendungen gefunden: als Backup-System, für verdeckte Aufnahmen, bei beengten Raumverhältnissen oder einfach um Kosten zu sparen. DV-Aufnahmen wurden sogar schon in Kinofilme eingebaut.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Professionelle Anwender wollten das Consumer-DV-Format für verschiedene Zwecke einsetzen und sie taten es auch. Das führte in den Anfangszeiten von DV zu großen Engpässen bei den Leerkassetten, weil größere Produktionen damals einfach den spärlich bestückten Markt leerkauften.
Mittlerweile gibt es zahllose DV-Camcorder, drei DV-Heimrecorder, DV-Walkmen und professionelle DV-Recorder. DV-Aufnahmen haben sich schon den Weg ins Kino gebahnt, so enthält etwa »Buena Vista Social Club« von Wim-Wenders neben Digital-Betacam- auch DV-Aufnahmen. Höchste Zeit also, sich mit der grundlegenden Technik vertraut zu machen.
DV-Camcorder und -Recorder schreiben Bild und Ton digital auf ein 6,35 mm breites ME-Metallband. Die Bilddaten werden vor der Aufzeichnung komprimiert und dann zusammen mit unkomprimierten Ton- und Timecode-Daten gespeichert. Die Spurbreite auf dem Band beträgt 10 µm.
Die einzelnen Bereiche der Schrägspur sind durch Leerstellen (Edit-Gaps) voneinander getrennt, neben Audio und Video gibt es noch den Abschnitt ITI mit Insert- und Tracking-Informationen. Diese sorgen dafür, dass Insert-Schnitte möglich sind, und dass der Schreib/Lesekopf die Schrägspur exakt trifft.
Die Video-Datenmenge wird vor der Aufzeichnung reduziert, also komprimiert. Das DV-Format nutzt hierfür unter anderem ein mathematisches Verfahren, die diskrete Cosinus-Transformation (DCT). Mit Hilfe von DCT sowie weiteren Rechenoperationen und Kodierverfahren werden die am wenigsten relevanten Informationen innerhalb eines Bildes erkannt und dann gezielt weggelassen. Bei diesem Vorgang, der DV-Kompression, geht Bildqualität verloren. Die Datenreduktion, die hiermit durchgeführt wird, ist nicht verlustfrei, lässt sich also nicht vollständig umkehren.
Zudem werden bei DV der Helligkeitsanteil und die beiden Farbanteile des Bildsignals nicht im Verhältnis 4:2:2, sondern im Verhältnis 4:2:0 verarbeitet. Es wird also auch bei der Farbauflösung Qualität geopfert, um Datenmenge einzusparen.
Die Datenmenge wird bei DV insgesamt auf rund ein Fünftel des ursprünglichen Werts reduziert, man spricht vom Kompressionsfaktor 5:1. Übrig bleibt immer noch eine Videodatenrate von rund 25 Megabit pro Sekunde (kurz: Mbps).
Der Ton bleibt unkomprimiert und lässt sich im Zweikanal-Modus mit 16-Bit-Quantisierung und 48-Kilohertz-Sampling digital aufzeichnen. Die Tondaten werden im PCM-Modus in einen separaten Bereich der Schrägspur geschrieben.
Manche DV-Geräte ermöglichen auch das Arbeiten mit vier Tonkanälen, dann erfolgt die Aufzeichnung in etwas reduzierter Tonqualität mit 12 Bit und 32 kHz.
DV-Geräte nutzen die ultrakompakten Mini-DV-Kassetten (bis 60 Minuten Lauf-zeit in Standard-Play) oder die größeren Standardkassetten (maximal 270 Minuten).