Editorial, Kommentar: 28.09.2017

Bild und Ton — manchmal auch synchron

Warum nimmt in der Liveberichterstattung die Asynchronität von Bild und Ton wieder zu?

Asynchron
Bild und Ton — manchmal auch synchron

In jüngster Zeit gab es wieder viele Ereignisse, bei denen lineares Fernsehen seine unschlagbaren Vorteile ausspielen und mit brandaktueller Live-Berichterstattung vor Ort punkten konnte. So wollten wohl die meisten Bundesbürger die Prognosen und Hochrechnungen der Bundestagswahl live verfolgen – und vermutlich eher selten erst sehr viel später abends aus der Mediathek abrufen. 

Damit diese Art von hochintensiver, schneller Live-Berichterstattung funktioniert, treiben die Sender einen hohen Aufwand, um die Bilder und Töne von den unterschiedlichsten Standorten zum Zuschauer nach Hause zu bringen. Zahlreiche Quellen, zahlreiche Schalten, alles live und unter dem Druck sich wandelnder Ereignisse: eine Herausforderung für die beteiligten Personen und für die Technik.
Bis auf den unglücklichen Fall, dass die Sender den ganzen Abend Grafiken zu möglichen Regierungsmehrheiten zeigen mussten, die durch den raschen Rückzug der SPD auf die Oppositionsrolle eigentlich schon obsolet waren, hat das meiste senderseitig bei der Bundestagswahl recht gut geklappt, soweit man das an den Bildschirmen verfolgen konnte.
 
Bei der Wahlberichterstattung konnte man allerdings auch einen Effekt beobachten, der sich in jüngster Zeit zu häufen scheint. Sehr oft gibt es nämlich einen Bild/Ton-Versatz, der mal stärker, mal schwächer ausgeprägt ist — aber eigentlich immer stört. Sind Bild und Ton asynchron, dann ist man als Zuschauer irritiert und aus dem Konzept geworfen.
 
Auch beim gestrigen Champions-League-Spiel der Bayern konnte man das einmal mehr verfolgen, als Arjen Robben den Auftritt der Bayern nach dem Spiel kommentierte.
 
Synchronitäts- und Laufzeitprobleme gibt es praktisch schon immer, seit das Fernsehen erfunden wurde. So ist dieses Problem auch bei den Schaltungen zu Korrespondenten recht häufig zu beobachten — und ganz offenbar hat die durchdigitalisierte IT-Produktionswelt hier keinerlei positiven Effekt, eher im Gegenteil.
 
Vielleicht muss man das Ganze so sehen: Wenn man sich erst mal an die Hochkant-Videos mit seitlichem Blur-Effekt gewöhnt hat, dann stört es auch nicht weiter, wenn Bild und Ton auseinanderlaufen.
 
Oder vielleicht auch nicht: Es gibt eben Beiträge, bei denen die Asynchronität dazu führt, dass man als Zuschauer wie gebannt auf die Lippen der sprechenden Person starrt, deren Bewegung aber beim besten Willen nicht mit dem gehörten Ton zur Deckung bringen kann — und darüber dann die Inhalte völlig untergehen.
 
Sie werden sehen.