Artificial Intelligence: 28.01.2025

100 Prozent KI – Kurzfilm erregt weltweit Aufsehen

Der 13 Minuten-Kurzfilm »Transformation« wurde zu 100 Prozent mit KI-Tools im Alleingang hergestellt.

©Hans Albrecht Lusznat
Marcel Barsotti erregte mit seinem KI-Kurzfilm »Transformation« viel Aufsehen.

Marcel Barsotti hat es mit seinem Kurzfilm-Regie-Debut »Transformation« bei gut 25 Festivals unter die Nominierten geschafft und schon sieben Auszeichnungen abgeräumt. Das Besondere an dem 13 Minuten-Werk. Der Film ist zu 100 Prozent mit KI-Tools im Alleingang hergestellt worden. Der Film ist ein Regie-Debut, aber der Debütant Marcel Barsotti ist mit 61 Jahren ein alter Hase im Filmgeschäft, bestens vernetzt und hat für gut 90 Filme die Musik komponiert, darunter Produktionen wie »Das Wunder von Bern« und »Die Päpstin«. HFF-Professorin Sylvia Rothe hat ihn Mitte Januar zu einer Präsentation und Diskussion in die Münchner Filmhochschule eingeladen, und vor vollem Haus stand der Regisseur dann Rede und Antwort.

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Der 13 Minuten-Kurzfilm »Transformation« wurde zu 100 Prozent mit KI-Tools hergestellt.

»Transformation« ist ein Science-Fiction Film, der die aktuellen Themen der Weltgeschichte reflektiert. In einer zukünftigen Welt ist der Mensch durch einen Genunfall das einzige Lebewesen geblieben. Frage ist, ob er Frieden finden kann.

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HFF-Professorin Sylvia Rothe holte Barsotti zu einer Veranstaltung an die HFF München.

Beim 23th Rome Independent Film Festival 2024 heißt es in der Laudatio für den Gewinner Best Short International: »…Was diesen Kurzfilm wirklich besonders macht, ist seine Fähigkeit, aus traditionellen Mustern auszubrechen. Er folgt nicht einfach den Konventionen des Genres, sondern wagt es, neue Wege zu beschreiten, und bietet eine frische und originelle Erfahrung …«

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Szene aus »Transformation«.

Auslöser für das Projekt war eine konkrete Anfrage nach Musik für einen Science-Fiction Film, die Barsotti wegen mangelnder Drehbuchqualität ablehnte. Dann hat er im März 2024 mit der Arbeit am eigenen Projekt begonnen und in sechs Monaten bis zu Fertigstellung gut 5.000 Szenen mittels Prompts generiert. Im fertigen Film sind dann 300 Szenen gelandet. Die Prompts waren zum Teil zwischen zwei und vier Din-A4-Seiten lang und gaben den KI-Tools detaillierte Anweisungen.

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Es gab großes Interesse für die HFF-Veranstaltung.

Bilder, die die KI generiert, sind natürlich nicht völlig neu und einmalig. Immer wieder entdeckt man Details, die aus anderen Werken bekannt sind, wie beispielsweise bedrohliche Kugel-Gebilde, die schon in der britischen Fernsehserie »The Prisoner« 1967 (deutsch. Nr. 6) als weißer Ballon »Roger« die Protagonisten an der Flucht hindern, oder die seltsame Nahrung, mit der in »Soylent Green« 1973 die Menschen versorgt werden, und die zerstörten Städte, die man aus »Independence Day« 1996 kennt.

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Die Gestalten in Transformation sind oft in umhangartige Gewänder gekleidet.

Die Gestalten in Transformation sind oft in umhangartige Gewänder gekleidet, tragen Masken und sind immer nur sehr kurz zu sehen. Das alles sind den KI-Tools (hauptsächlich Runway Gen2) vom Sommer 2024 geschuldete Merkmale und Ergebnisse, die heute, ein halbes Jahr später, schon nicht mehr gelten. Größtes Problem ist die Konsistenz innerhalb einer Szene. An den Extremitäten sind Figuren instabil, die Füße und Hände verändern sich, während sie gehen. Mangelnde Konsistenz ist ein bekanntes Problem, weshalb viele KI-Filmclips aus kurzen Szenen bestehen. In manchen Jury-Begründungen von Festivals wurde an »Transformation« gerade dieses unperfekte Verhalten der Bildgeneratoren als Besonderheit des visuellen Stils gewürdigt.

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Barsotti lieferte viele interessante Details über die Produktion. 

Im November und Dezember 2024 haben die KI-Tools einen deutlichen Entwicklungsschub erfahren, und mittlerweile sind wesentlich verbesserte Figuren bei hoher Konsistenz generierbar.

Marcel Barsotti hat schon ein neues Projekt in Planung, einen Film, der diesmal mit KI-Schauspielern gestaltet wird, was er glaubt, mit den neuen Tools jetzt umsetzen zu können. Der Erfolg von »Transformation« war die Eintrittskarte für einen Langfilm, und jetzt stehen auch reichlich Geldmittel zur Verfügung. Aus der One-Man-Band wird ein Team mit bis zu fünfzehn Gewerken, Spezialisten, die sich langsam in den verschiedenen Feldern der KI-Bildgenerierung herausgebildet haben. Inzwischen kann man der KI auch Bilder vorgeben, die sie in die Bildgestaltung einbeziehen soll. So kann man Landschaften und KI-Darsteller in anderen Programmen erschaffen und dann ihre Animation und Bewegung der KI übergeben. Viele Szenen bestehen aus zusammengesetzten Bildern oder verschiedenen Layern, die man in der KI einzeln erschaffen kann. In dieser Beziehung gibt es noch sehr viele Möglichkeiten, und so, wie die Prompts wesentlich über das Ergebnis mitentscheiden, werden die visuellen Vorgaben sehr unterschiedliche, wichtige Gestaltungskriterien der Bildgenerierung werden.

Die Geschichte von »Transformation« erzählt sich auch über die Farbgestaltung, wobei Grün für die Hoffnung, Gelb für die Zukunft und Rot für die Außerirdischen steht. Für das Angleichen der roten Szenen war eine aufwändige Farbkorrektur notwendig, denn Rot ist in der Videotechnik schon immer eine schwierige Farbe gewesen.


Szenen aus »Transformation« ©TFM

Eine Frage aus dem Filmpublikum betraf die Musik, und ein aufmerksamer Zuschauer schilderte den Eindruck, der Film bestehe aus einem musikalischen Soundtrack, der bebildert sei. Dem war aber nicht so. Barsotti hatte den Film fertig geschnitten, als er sich dem Komponieren der Musik zuwandte, die dann ganz traditionell zum großen Teil auf analogen Synthesizern entstand. Als Regisseur hat er den Komponisten Barsotti besonders gefordert. Mehr als fünf Musikentwürfe gab es, bis der Regisseur zufrieden war.

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»Transformation« hat ungefähr 35.000 $ gekostet.

»Transformation« hat ungefähr 35.000 $ gekostet, wenn er seine Arbeitszeit mit berechnet. Obwohl Kurzfilme schwerer zu verkaufen sind, wird der Film nun von Lizenznehmern vermarktet. Das nächste Projekt von Marcel Barsotti wird einen Millionenetat haben. Die Auflösung bei Transformation liegt bei 2K+. Erste KI-Programme können jetzt schon 4K-Bilder generieren, die Entwicklung schreitet zügig voran.

»Transformation« Daten

Filmdebut Regie Marcel Barsotti
Kategorie Kurzfilm | KI generiert
Genre Science Fiction
Filmproduktion Tunesformovies film production
Produktionsjahr 2024
Herstellungsland Deutschland
Länge 12:35 Minuten
Sprache Englisch
Formate DCP, 16:9, QWXGA, 2048 x 1152 pixel (2K) 24 Frames
Aspect ratio 1.77
Audio Mix: Stereo, 48kHz, 16 Bit
Farbe