Eine kulturübergreifende Reise durch Comedy, Farbe und Ton
Hinter den Kulissen von »Adam Bol«: Die Geschichte einer internationalen Kooperation, remote bearbeitet mit DaVinci Resolve und Fairlight Studio.
»Adam Bol« ist eine ambitionierte kasachisch-nigerianische Koproduktion und verbindet Stil und Humor beider Nationen. Der kasachische Titel »Adam Bol«, was übersetzt so viel wie »bleibe menschlich« bedeutet, bringt den Kerngedanken des Films auf den Punkt.
Er erzählt die Geschichte von drei tollkühnen Männern aus Kasachstan, die sich nach einer Notlandung in Nigeria auf eine Reise voller komödiantischer Missgeschicke begeben. Diese Erfahrungen stellen ihre Lebensideale in Frage und erteilen ihnen schließlich tiefgreifende persönliche Lektionen.
Die Postproduktion des Films wurde geteilt, um zwei verschiedene Versionen für das kasachische bzw. nigerianische Publikum zu erstellen.
Die nigerianischen Produzenten des Films, Kele Ikeata und Chimezie Imo, die bei der Erstellung der nigerianischen Fassung die Regie übernommen hatten, arbeiteten mit der Absicht, eine nigerianische Perspektive zu zeigen, die auch ein breiteres internationales Publikum ansprechen würde. Um ihre global ausgerichtete kreative Vision zu verwirklichen, beauftragten sie die Coloristin Claudia Maneka Maharaj und ihren Kollegen, Sounddesigner und Komponist Lukas Panayi des Postproduktionsstudios Signals aus Berlin.
Das Duo arbeitete von Berlin aus mit DaVinci Resolve Studio für das Color Grading und Fairlight Studio für die Audio-Postproduktion. Dabei entstand ein außergewöhnliches Seherlebnis, das die kreativen Intentionen der Produzenten in den Mittelpunkt stellte und die harmonische Verbindung von Farbe und Ton wirkungsvoll zum Ausdruck brachte.
Balance zwischen Kinotradition und starken Farben
Um den Prozess der Farbentwicklung zu unterstützen, stellten die Produzenten Claudia das Übersichtsdokument von DoP Ziad Abd Elbasit sowie verschiedene Referenzen zur Verfügung, die ihnen visuell gefielen.
»Sie waren sehr offen für meine Ideen hinsichtlich möglicher Wege, die Farbgeschichte des Films zu gestalten,« so Claudia. »Wir entschlossen uns, die beiden verschiedenen Drehorte in Kasachstan und Nigeria mit verschiedenen Farbpaletten zu behandeln, sowohl um die unterschiedlichen Umgebungen der Drehorte als auch die verschiedenen psychologischen Welten der Charaktere zu reflektieren. Darüber hinaus würden diese Unterschiede die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diese Welten aufeinander prallen.«
In DaVinci Resolve Studio entwickelte Claudia benutzerdefinierte LUTs und legte so die Farbgebung für jeden Drehort fest. »Für den nigerianischen Look wählten die Produzenten eine maßgeschneiderte Variante meiner CM8543 Digital Film Stock LUT, inspiriert von Fuji Eterna 8543 Vivid 160T, der für seine hellen, gesättigten Farben und warmen Hauttöne bekannt ist«, so Claudia. »Bei der Verfeinerung dieser LUT für den Film arbeiteten wir daran, ein intensiveres Gefühl von Hitze zu erzeugen, das dem Klima von Lagos entspricht.«
Sie fährt fort: »Ich habe auch die grünen Untertöne der LUT akzentuiert. Dies diente dazu, die lebendige Atmosphäre der verschiedenen Stadt- und Dschungel-Settings besser darzustellen und die verschiedenen Grün-, Cyan- und Blautöne, die ein Hauptmerkmal der Palette des Produktionsdesigns waren, weiter zu betonen.«
Ein anderer visueller Ansatz wurde für die Aufnahmen aus Kasachstan gewählt. » Wir entschieden uns für eine angepasste Variation meiner CM5254 Digital Film Stock LUT, die von Eastman Color Negative 100T 5254 inspiriert ist,« erläutert Claudia. »Eine meiner Haupteinflüsse bei der Gestaltung dieser LUT war der Film »Mirror« von Regisseur Andrei Tarkovsky. Ich fand es toll, wie er die Atmosphäre der damaligen Sowjetunion mit harmonischen Farbinteraktionen zwischen gedämpften Erd- und Cyantönen einfing. In Anbetracht der Tatsache, dass Kasachstan ein Land in der ehemaligen Sowjetunion war, schien es mir passend, ihm diese filmische Note zu geben.«
Um diese LUT für den Film anzupassen, musste Claudia deren ursprünglich melancholische Atmosphäre an einen komödiantischen Kontext anpassen. »Dazu gehörte die Anpassung der allgemeinen Sättigung und des Kontrasts, damit die Bilder lebendiger und unbeschwerter wirken, und die Betonung der Hauttöne«, erklärt sie.
Ursprünglich in Arri LOG C3 Raw aufgenommen, nutzte Claudia die Arri Camera Raw-Funktion von Resolve, mit der sie das Raw-Material von Log C3 in Log C4 umwandeln konnte. »Im vergangenen Jahr habe ich mich an die neue Arri Log C4-Farbbearbeitung gewöhnt. Ich finde es wirklich toll, dass die auf diese Weise bearbeiteten Farben eine unglaubliche Wahrnehmungstiefe aufweisen. Die Log C4-Kurve hat mir auch geholfen, ein wenig mehr Kontrolle über die Highlights zu bekommen.«
Für Claudia war die Funktion Schattenanpassung im Camera Raw-Panel von Resolve von unschätzbarem Wert, um Schattendetails freizulegen und dunkle Hauttöne in schwach beleuchteten, kontrastreichen Szenen zu verbessern. »Mit einem ausgewogenen Ansatz habe ich das beabsichtigte Kontrastverhältnis beibehalten und gleichzeitig die Darstellung der Schauspieler mit der visuellen Wahrnehmung im wirklichen Leben in Einklang gebracht, da das menschliche Auge subtile Unterschiede in dunkleren Farbtönen besser erkennt als in helleren. Obwohl Kameras dieses Detail einfangen können, behindern die Grenzen der Display-Technologie oft eine genaue Wiedergabe. Diese Funktion half mir, wesentliche Details für eine realistischere Darstellung zu verfeinern.«
Durch die Nutzung von Frame.io für die Reviews konnten die Kunden von ihren jeweiligen Standorten auf der ganzen Welt und nach ihren eigenen Zeitplänen Feedback geben. Dieser asynchrone Ansatz rationalisierte die Kommunikation und machte Termine für Live-Remote-Grading überflüssig. »Wir hatten zwar ein paar Zoom-Meetings, wenn bestimmte Aspekte persönlich besprochen werden mussten, aber insgesamt waren wir alle sehr schnell auf einer Wellenlänge, und unser Remote-Grading-Prozess funktionierte reibungslos«, so Claudia.
Nigeria und Kasachstan klanglich zum Leben erwecken
Der kollaborative Workflow zwischen Farbe und Ton begann in den frühen Phasen des Gradings. Lukas konnte mit der Entwicklung des Sounddesigns und der Musik beginnen und nutzte dazu die Farbvorgaben des Kunden als einen seiner Bezugspunkte. »Unsere Arbeitsräume sind direkt nebeneinander, so konnte ich manchmal hereinschauen, um zu sehen, woran Claudia gerade arbeitete,« erklärte Lukas. »Ich hatte auch Zugriff auf die farbbearbeiteten Renderings auf unserem Server, die ich nach Bedarf in meine Resolve-Timeline einfügen konnte, um zu experimentieren.« Durch diese Nähe konnte sich eine einzigartige Synergie zwischen den Farb- und Tonelementen des Films entwickeln.
Da Lukas sowohl mit der Audio-Postproduktion als auch mit der Filmmusik betraut war, fiel seine Wahl auf Fairlight aufgrund der soliden Handhabung aller technischen Aspekte der Postproduktion, wie Dialog- und SFX-Editing, Foley, Sounddesign und Mischung.
Dies ermöglichte es Lukas, die technische Seite von der kreativen auf produktive Weise zu trennen. Er nutzte auch die Funktionen von Fairlight Studio, um die Klanglandschaften von Nigeria und Kasachstan zu differenzieren. So schuf er Klanglandschaften, die Claudias Farbwahl ergänzten. »Ich musste diese unterschiedlichen Räume zum Leben erwecken – Lagos hatte eine pulsierende und chaotische Energie, während die Drehorte in Kasachstan viel ruhiger und gelassener waren«, sagte er.
Bei den technisch anspruchsvolleren Szenen erwiesen sich die neuen Werkzeuge zur Dialogbearbeitung von Fairlight als unverzichtbar. »Der Dialog-Leveler und die Sprachisolierung von Fairlight waren eine große Hilfe in Szenen, in denen die Charaktere mit unterschiedlicher Intensität sprachen und oft zwischen extremem Schreien und leisem Flüstern wechselten«, erklärt Lukas.
Eine besonders herausfordernde Szene war eine energiegeladene Performance, bei der die Überschneidung von Dialogen, Musikelementen und Hintergrundgeräuschen eine sorgfältige Audioabstimmung erforderte. Mit Hilfe von Fairlight wählte Lukas die saubersten und am besten klingenden Dialogaufnahmen und minimierte unerwünschte Geräusche am Set. Dabei bewältigte er die schwierige Mischung aus Russisch, nigerianischem Pidgin und Englisch, ohne den natürlichen Charakter oder die Nuancen der einzelnen Darbietungen zu verlieren. Die integrierten Tools von Fairlight strafften diesen Workflow und minimierten den Bedarf an PlugIns von Drittanbietern deutlich, was es einfacher machte, eine einheitliche Klangqualität und eine überschaubare Arbeitsweise aufrechtzuerhalten, besonders in Anbetracht der großen Menge an Audiomaterial.
Fairlight ermöglichte Lukas auch, die technischen Anforderungen an den Kinostart zu erfüllen, indem er verschiedene Deliverables für 5.1 und Stereomischungen effizient erstellen konnte. »Durch die Möglichkeit, in Fairlight eine benutzerdefinierte 5.1-Vorlage zu erstellen, war es einfach, die Spezifikationen des Kunden sowohl für das Kino als auch für digitale Formate anzupassen«, sagte er und fügte hinzu, dass es wichtig war, dass der Ton des Films auf allen Plattformen konsistent bleibt.
Synergie zwischen Farbe und Ton in Action
Zwei Szenen des Films stachen für Claudia und Lukas bezüglich der Synergie zwischen Farbe und Ton besonders heraus.
Ein Höhepunkt für Claudia ist eine Szene, in der die drei kasachischen Protagonisten, die eindeutig fehl am Platz sind, ein lokales Café in Lagos betreten. »Ein urkomischer Kulturkonflikt zwischen ihnen und einigen Gangstern aus der Nachbarschaft führt zu einem Kampf und einer Verfolgungsjagd durch die Straßen. Der farbenfrohe und ausgelassene Soundtrack, gepaart mit der reichen Farbpalette des Cafés und der umliegenden Straßen, sorgt für ein unterhaltsames Seherlebnis«, meint Claudia.
Für Lukas ist eine seiner Lieblingsszenen eine Szene, in der die kasachischen Protagonisten nach einer Entführung gefesselt in einem dunklen Lagerhaus aufwachen. Die Szene, die mit einem niedrigen Tonwert und hohem Kontrast aufgenommen wurde, erzeugt eine bedrohliche Spannung, in der beunruhigende metallische Geräusche in der Atmosphäre widerhallen. Trotz der allgemeinen Dunkelheit der Umgebung ist die Farbpalette mit Goldgelb, Rostrot und Grün gesättigt. Wenn die verschiedenen Antagonisten den Raum betreten, werden sie von schwerer Trap-Musik mit etwas überzogenen akustischen Akzenten begleitet. Die amüsante Kombination dieser überhöhten audio-visuellen Elemente verstärkt die komödiantische Absurdität der Szenen.
Nachdem die kasachische Version bereits im Inland veröffentlicht wurde, ist die Postproduktion für die nigerianische Fassung abgeschlossen und wartet nun auf den Kinostart, mit der Möglichkeit des internationalen Streamings. Im Rückblick auf das Projekt äußerten sich Claudia und Lukas begeistert darüber, dass »Adam Bol« in die internationalen Kinos kommt. »Es ist ein so einzigartiger Film, und es war ein Privileg, daran mitzuwirken. Ich denke, er ist auch ein Zeichen für die Zukunft der internationalen Filmzusammenarbeit, die durch die sich weiterentwickelnde Technologie immer mehr möglich wird«, meint Claudia. Eine Meinung, die Lukas teilt. »Im Kern ist dieses Projekt ein Zeugnis für die universelle Sprache des filmischen Erzählens«, schließt er.