Film: 23.10.2024

Junger Dokumentarfilm 2024

Ab 7.11. sind die Filme der 24. Staffel der Reihe »Junger Dokumentarfilm« im SWR sowie in der ARD Mediathek zu sehen.

Bis zum 22.11. strahlt der SWR Filme von Diplomand_innen und Absolvent_innen der Filmakademie Baden-Württemberg aus. Die Filme entstehen in inhaltlicher Zusammenarbeit mit der Redaktion Dokumentarfilm des SWR und werden finanziell gefördert vom SWR und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg.

©SWR/Glotzenoff/André Krummel
Marcel Goldhammer in Tel Aviv.

Die jungen Protagonist_innen der diesjährigen Staffel sehen sich – jede/r auf seine/ihre Art – mit völlig unterschiedlichen Krisen konfrontiert. Ob Klimawandel, sinnentleerte Glücksverheißungen oder die eigene Gesundheit, sie suchen und finden Wege aus der Krise oder verlieren sich in ihr. Alle Filme ab Ausstrahlung auch in der ARD Mediathek.

»Goldhammer« am 7.11. um 23:35 Uhr

Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich jederzeit chamäleonartig zu verwandeln und die Erwartungen des Zeitgeists perfekt zu erfüllen scheint. Marcel Goldammer (37), schwuler Sex-Arbeiter im Ruhestand, will Aktivist werden.

©SWR/Glotzenoff/André Krummel
Marcel Goldhammer beim Selfie im Badezimmer.

Einstmals aus Bewunderung für die damalige Kanzlerkandidatin Angela Merkel in die Junge Union eingetreten, schlägt sein Herz heute für Populist_innen. Marcel ist in den sozialen Netzwerken unterwegs und nutzt sie für politische Meinungsäußerungen. Er tritt der AfD bei und inszeniert sich vor allem selbst in Video-Clips. Geboren als deutscher Christ, lebt er mal in Berlin, mal als jüdischer Israeli in Tel Aviv, er ist liiert mit einem jungen Shanghaier, dessen scheinbar unendlicher Reichtum Marcels ausschweifenden Lebensstil ermöglicht. Der Film geht ganz bewusst in die Grenzbereiche des dokumentarischen Erzählens. Marcels Hang zur Selbstinszenierung eröffnet ein Spiel mit den Möglichkeiten und passt damit symptomatisch in unsere Zeit. »Goldhammer« blickt hinter die Fassade eines Millennials auf dem Weg zum Populisten. Auf mikroskopischer Ebene verhandelt der Film so dieselben großen Sinnfragen nach Identität, Zugehörigkeit und individueller Freiheit, die in der gesamten westlichen Welt immer deutlicher gestellt werden.

Diplomfilm; Regie: André Krümmel und Pablo Ben Yakov; Produktion: Fruitmarket, Köln, Corso Film, Köln und Glotzenoff, Leipzig

»Stille ist ein schönes Geräusch«, 14.11. um 23:35 Uhr

Der Dokumentarfilm »Stille ist ein schönes Geräusch« taucht in die Welten von sechs gehörlosen Protagonist_innen ein und zeigt ihre individuellen Perspektiven, mit der Taubheit umzugehen: Entscheiden sie sich für ein Cochlea-Implantat (CI), das – wenn es frühzeitig implantiert wird – ein Hören ermöglichen kann und damit den Weg in die Lautsprache? Oder entscheiden sie sich für die Gebärdensprache, über die sie sich genauso ausdrücken und entfalten können?

© SWR
Still aus dem Film »Stille ist ein schönes Geräusch«.

Der Film porträtiert ganz unterschiedliche Familien- und Lebenskonstellationen. Pina bringt nach dem Kindergarten ihren hörenden Eltern Gebärden bei. Denn wie sollen sie mit ihrem Kind kommunizieren, wenn es sie nicht hören kann? Die gehörlose Tamia will mal Tänzerin werden, wie ihre große Schwester, die hören und sprechen kann. Für Romeo, einen jungen Künstler, ist die Gebärdenpoesie Teil seiner künstlerischen Ausdrucksform. Anton trägt ein Cochlea-Implantat (CI), seit er 18 ist, und studiert heute Medizin. Auch Kalle nimmt mit dem CI wieder am Hörenden-Leben teil, nachdem er sein Gehör für Jahre verloren hatte. Zrinka hingegen hat als Erwachsene ihr Cochlea-Implantat wieder explantieren lassen und engagiert sich für die Bedürfnisse von Gehörlosen. Der Regisseurin Nathalie Lamb und ihrem Team ist ein bildgewaltiger Film gelungen, der den Zuschauer auf poetische und einfühlsame Weise in die komplexe Welt der Gehörlosen führt und dabei bewusst beide Welten anspricht.

Abschlussfilm; Regie: Nathalie Lamb, Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg

»Yumi – Der Südpazifik im globalen Kulturkampf« am 22.11. um 23:35 Uhr

»Yumi« erzählt die inspirierende Geschichte von Jurastudierenden wie Solomon (27), Vishal (26) und Romabeth (26), die sich als Teil einer Bewegung von der Universität des Südpazifiks aufmachen, um über die Vereinten Nationen den Klimawandel vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen. Die drei arbeiten sich von einem kleinen Universitätsraum bis auf die internationale Bühne vor.

© SWR/Jan Robin Weiland
Dreharbeiten auf der Fahrt zu Romabehts Großmutter: (v.l.n.r.) Jan Robin Weiland, Romabeth Siri, Felix Golenko. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern will die Jurastudentin Romabeth den Klimawandel vor den Internationalen Gerichtshof bringen.

Sie lernen, mit Ministern, Botschaftern und Kommissaren umzugehen, erfahren die Frustrationen diplomatischer Arbeit und stellen sich den Herausforderungen, die ihr ehrgeiziger Plan mit sich bringt: eine historische Resolution in den Vereinten Nationen durchzusetzen, mit dem Ziel, die Pflichten von Staaten hinsichtlich des Klimawandels juristisch zu bewerten. Werden sie es mit ihrer ungebrochenen Motivation schaffen, genug Staaten der UN zu überzeugen, um ihr Anliegen vor das höchste Gericht der Welt zu bringen? Nachdem »Yumi» bereits am 19.9. erfolgreich bei einem internen Screening am Internationalen Gerichtshof (IGH) gezeigt wurde, präsentiert die Filmakademie Baden-Württemberg im Rahmen ihrer internationalen Aktivitäten den Film in einem exklusiven Screening am 23. Oktober bei den Vereinten Nationen in New York. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der deutschen UN-Vertretung und dem südpazifischen Inselstaat Vanuatu statt.

Diplomfilm; Regie: Felix Golenko, Produktion: Mark Szilágyi

Alle Filme sind ab Erstausstrahlung für 90 Tage in der ARD Mediathek zu sehen.