Produktions-Report: Olympia in Paris
Wie ARD und ZDF die Olympischen Spiele produzierten und welche Neuheiten es neben KI in der Produktion gab, erläutert dieser Beitrag.
Studio an der Place de l‘Alma
Die Moderatorinnen und Moderatoren berichteten aus Paris aus einem Studio an der Place de l’Alma, unweit des Trocadéro. Es war über eine Geo-redundante 10-Gigabit-Leitung an das NBC in Mainz angebunden.
Ein modulares Sofa bildete das Zentrum des Studios. Zwei LED-Wände fungierten als zusätzliche Fenster zu den einzelnen Venues und Moderationen in der Stadt.
ARD-Regisseurin Sarah Blätz beschreibt das Studio so: »
Das Olympiastudio von ARD und ZDF auf der Place de l’Alma vereint französische Eleganz und sportliche Dynamik, historische und moderne Architektur, Großstadt und Wohnzimmer. Die große Glasfront bietet ein Panorama aus Eiffelturm, Seine und Pariser Boulevards. Wir fühlen hautnah den olympischen Puls der Stadt und sind dennoch zu Hause, auf dem Sofa im persönlichen Gespräch mit den deutschen Athletinnen und Athleten. Dazu ermöglicht uns modernste LED-Technik den weiten Blick in alle Stadien und zu den Reporter_innen in der Stadt.«
Felix Ruhberg berichtet: »Der Platz im Studio war sehr begrenzt, deshalb nutzten wir vor Ort noch einen NDR Ü-Wagen. Damit wurde aber nicht produziert, der Ü-Wagen diente lediglich als Technik-Hub – im Grunde wie eine ausgelagerte Klimaanlage.
Im Studio waren die neuen Grass-Valley-Kameras aus dem MPE-Gerätepool im Einsatz. Eine kleine 16:9-LED-Wand und eine kleine Hochkant-Wand, bereitgestellt von Gahrens & Battermann, zählten ebenfalls zur Studioausstattung (Jupiter Panel mit 1,58 mm Pixel Pitch).
Bei LED-Wänden, die im Studio bespielt werden und im On zu sehen sind, gilt es stets, mögliche Latenzen auszumerzen.
Damit das gelang, arbeiteten die beiden Sender mit einem Multi-Delay-Konzept. Dabei wurden alle Quellen auf dem Bildmischer verzögert, und zwar jeweils um den Wert, der bei Tests als Gesamtlaufzeit zwischen Regie und Remote-Set ermittelt wurde. Die Signale auf der LED-Wand waren hingegen unverzögert.
Mit diesem Setup war es möglich, am Bildmischer in gewohnter Arbeitsweise intuitiv zwischen den Quellen zu schalten, ohne dass es zu Latenzproblemen kam. So konnten Schaltgespräche auf der LED-Wand beginnen, dann in den Live-Bereich und schließlich wieder zurück auf die LED-Wand übergeben werden, ohne dass es dabei störende Latenzen gab. Die LED-Wand war dabei also die Referenz für alle anderen Gewerke.
Samy Kassem, Toningenieur und Technischer Leiter beim NDR, ergänzt, dass man zehn Frames, also etwa 400 Millisekunden, kompensieren musste. Auch audioseitig musste das berücksichtigt werden, schließlich mussten sowohl die Moderationen als auch die Off-Kommentare zum Bild passen.
Generell galt, dass es unterschiedliche Delay-Ebenen gab und die Quellen unterschiedliche Laufzeiten hatten.
Audioseitig ist die MPE mit einem 96er Lawo-Pult ausgestattet. Daran angebunden ist ein Power Core RP von Lawo, der als Remote-Stagebox genutzt wurde. Darüber wurde das Self-Monitoring bzw. das Monitoring der Studio-Gesprächspartner untereinander realisiert. »Auf diese Weise konnten Moderatorinnen und Moderatoren auch einen weiter weg sitzenden Gast gut In-Ear hören.«
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