Euro, Live, Sport, Top-Story: 30.07.2024

Produktionsreport: EM im eigenen Land

Die Produktion der Fußball-Europameisterschaft bei ARD und ZDF.





»Enthält virtuelle Werbung«

Die Uefa arbeitete bei der EM mit virtueller Bandenwerbung (Virtual Board Replacement). Dabei wurde die Bandenwerbung, die die Stadionbesucher sahen, für die Fernsehübertragung ausgetauscht. Die Uefa hatte hierfür verschiedene Rechteräume eingerichtet, einen deutschen, einen amerikanischen und einen chinesischen – sie verdiente also mit einer Bandenfläche das Dreifache.

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Zuschauer im Stadion und zu Hause bekamen unterschiedliche Bandenwerbung zu sehen.

Technisch wurde das so umgesetzt, dass die Kamera 1 durch ein NCAM-System getrackt wurde und nur in der Kamera 1 die virtuelle Bandenwerbung ausgetauscht wurde. »Das hatte natürlich Auswirkungen auf uns, wir müssen in unserer Produktionskette diesen um 800 Millisekunden verzögerten World Feed berücksichtigen«, erklärt Florian Rathgeber, »und aufpassen, dass wir keine Einstellungen mit Bild-/Tonversatz produzieren.«

Herausforderungen

Für die ARD bestand eine große Herausforderung darin, die Produktion quasi unter dem »laufenden Rad« des WDR zu realisieren. »Im Grunde ist es wie bei der Sanierung einer Autobahn«, sagt Clemens Dieckmann. »Eigentlich wäre man schneller, wenn man sie komplett sperren würde, aber der Verkehr muss ja weiterlaufen, also verengt man sie auf eine Spur – mit dem Nachteil, dass dann alles viel länger dauert.«

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Eine Technikschlacht ist eine Groß-Produktion wie die EM immer.

Beide Sender betonen auch, dass es durchaus ungewohnt war, nicht mehr im IBC präsent zu sein. »Wir wissen alle, wie solche Großereignisse funktionieren, und da hat das IBC bisher eben immer eine große Rolle gespielt und letztlich auch ein Sicherheitsgefühl gebracht, weil man dort vieles vor Ort regeln konnte. Das ist bei dieser EM weggefallen«, so Florian Rathgeber. Statt »echter« Videosignale lieferte der Host nun eben Streams.

©ZDF
Perspektivisch verlagert sich mehr in die Cloud.

»Es ist einfach etwas anderes, wenn man die Signale der Uefa nur noch über einen Stream bekommt – und nicht mehr die Sicherheit hat, dass der Host-Broadcaster zwei Türen weiter sitzt und bei Problemen direkt erreichbar ist. Jetzt ist alles in der Cloud. Aber das ist die Zukunft, und bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Cortina wird es ähnlich sein. Da sagt der Host-Broadcaster schon ganz klar: 65% der Produktion wird in der Cloud stattfinden«, so Florian Rathgeber.

Nach dem Spiel ist vor den Spielen

Nach dem Endspiel am 14. Juli ging es ohne Unterbrechung weiter, denn in Paris finden die Olympischen Spiele statt. Für diese Produktion werden 31 Schnittplätze im NBC in Mainz und nicht nur eine, sondern vier Regien genutzt. Hinzu kommen zehn Streamingkanäle, mit KI gemischt. Aber das ist eine andere Geschichte – ebenfalls demnächst zu lesen bei film-tv-video.de …

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