Produktions-Report: EM im eigenen Land
Die Produktion der Fußball-Europameisterschaft bei ARD und ZDF.
ARD und ZDF erwarben von der Telekom Sublizenzen für die Berichterstattung über die Fußball-Europameisterschaft und übertrugen 34 der insgesamt 51 Spiele live. Auch RTL kooperierte mit der Telekom und übertrug zwölf Spiele.
Wer alle Spiele sehen wollte, wurde bei MagentaTV fündig. Dort wurde täglich bis zu zwölf Stunden lang über die EM berichtet.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Produktionsmethoden von ARD und ZDF. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender waren zwar »nur« Sublizenznehmer, aber als solche mit ihren Übertragungen unangefochtene Reichweiten- und Quotensieger.
EM im eigenen Land
Eine Europameisterschaft im eigenen Land ist etwas Besonderes.
Zuletzt war das 1988 der Fall, also noch vor der Wiedervereinigung. Nach dem »Sommermärchen« 2006 waren die Erwartungen hoch, und die Euphorie der ersten Wochen übertrug sich auch diesmal auf das ganze Land – auch wenn sich natürlich viele ein Weiterkommen der deutschen Nationalmannschaft gewünscht hätten.
International Broadcast Center
Der Host-Broadcaster errichtete das International Broadcast Center in Leipzig. Dort waren aber weder ARD noch ZDF vertreten. Das war ein Novum und hatte technische Gründe, denn die Uefa hat erstmals eine dezentrale Signalverteilung angeboten.
Konkret bedeutete dies, dass die Uefa zusammen mit Eurovision Services über den Content Hub die Signale des Host-Broadcasters in Form von SPTS-Streams verteilt hat. SPTS steht für Single Program Transport Stream, was letztlich ein H264-codiertes Signal mit 40 Megabit und 1080i bedeutet. Im Gegensatz zu SRT werden die Streams bei SPTS in einer geschützten Umgebung Punkt-zu-Punkt übertragen – es ist also nicht das Internet involviert, wie es bei der Übertragung per SRT der Fall ist.
ES Content Hub Übergabe in Frankfurt
»Einen Testlauf für diese Form der Signalverteilung hatten wir schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen«, erklärt Florian Rathgeber, Technischer Leiter des ZDF.
»Damals schickte der Host aus Australien die Signale per dezidierter Leitungsanbindung nach London, von wo sie per SRT via Internet in den gemeinsamen ARD/ZDF-Eventschaltraum des NBC (National Broadcast Center) in Mainz weitergeleitet wurden.«
Dass die Signale einer solchen Groß-veranstaltung per SRT übertragen wurden, war damals für eine Produktion dieser Größenordnung eine Neuheit. Bei der EM ging die Uefa mit der SPTS-Übertragung noch einen Schritt weiter. Grund genug für ARD und ZDF, auf eine Präsenz im IBC (International Broadcast Center) in Leipzig zu verzichten. »Stattdessen haben wir geplant, via Content Hub im PoP Frankfurt alle Signale übernehmen zu können. Konkret waren das 48 Videosignale in Form von SPTS-Streams« erklärt Florian Rathgeber. Die Signale wurden zur weiteren Bearbeitung in die ZDF Produktionsumgebung verteilt sowie an den WDR in Köln weitergeleitet, der die Signale für die Programmproduktion der ARD übernahm.
»Auch ohne IBC-Präsenz haben wir über Eurovision Services die Kommentatorensignale in Leipzig per MADI abgreifen können. Diese wurden ebenfalls zum WDR nach Köln für Fernsehen und Hörfunk weitergeleitet«, so Rathgeber.
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