Festival, Kino: 24.05.2024

Reihe »Neues Deutsches Kino«

Das 41. Filmfest München zeigt in der Reihe »Neues Deutsches Kino« 16 Weltpremieren.

©Filmfest München
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Von etablierten Regie-Persönlichkeiten bis hin zu spannenden Neuentdeckungen, vom klassischen Spielfilm über hybride Formate zwischen Fiktion und Realem bis hin zum Dokumentarfilm: Das Filmfest München präsentiert die Reihe »Neues Deutsches Kino«.

Gemeinsam ist allen Werken, dass ihre Figuren durch eine Welt im drastischen Wandel navigieren. Ein Augenmerk liegt auf erzählerischen Strömungen wie dem Anti-Heimatfilm: Der »Neue Deutsche Heimatfilm« verhandelt große Themen im Kleinen in der ländlichen Idylle. Als eskapistischer Gegenpol dienen ihm sommerlich-heiße Urlaubsorte als Brenngläser auf die privaten und politischen Konflikte unserer Zeit.

©Peter Hartwig X-Verleih AG/Filmfest München
»Zwei zu Eins« eröffnet die Reihe »Neues Deutsches Kino«.
»Zwei zu Eins« eröffnet die Reihe

Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld spielen die Hauptrollen dieser deutsch-deutschen Komödie nach einer wahren Geschichte. Regisseurin Natja Brunckhorst hinterfragt in dem humorvollen Abenteuer über Geld und Gerechtigkeit die Mechanismen des Kapitalismus. Dabei legt sie den Finger in die Wunde: Wie lief das eigentlich psychologisch für alle mit der Wiedervereinigung?

Es brodelt…

Regisseurin Irene von Alberti inszeniert »Die geschützten Männer«, ein What-if-Szenario einer Welt, in der ein Virus ausschließlich Männer befällt.

©Filmgalerie 451/Filmfest München
Still aus »Die geschützten Männer«.

Im Dokumentarfilm »Petra Kelly – Act Now!« darf das Publikum die Grünen-Mitgründerin Petra Kelly wiederentdecken, die 1992 ermordet wurde. Zu Wort kommen u. a. Luisa Neubauer und Otto Schily.

Auch die Mockumentary »Muxmäusschenstillˣ« von und mit Jan Henrik Stahlberg setzt sich mit dem Politbetrieb auseinander. Die Fortsetzung des gleichnamigen Kultfilms geht der Frage nach, ob der Muxismus die Welt retten kann. Dass auch das Private politisch ist, zeigt »Sad Jokes« von und mit Fabian Stumm, der in aller Tragikomik ein Familienmodell außerhalb der Norm miterzählt.

©Cala Film / Filmfest München
»Klandestin« erhielt bereits die Goldene Lola für das beste unverfilmte Drehbuch.

Mit dem Thema Migration befassen sich mehrere Filme der Sektion. In Angelina Maccarones Thriller »Klandestin«, der bereits die Goldene Lola für das beste unverfilmte Drehbuch erhielt, werden die Geschichten vierer entwurzelter Menschen erzählt. Sie sind auf dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent in unterschiedliche Richtungen unterwegs. »Xoftex« erzählt ein Drama aus der Enge einer griechischen Unterkunft für Geflüchtete, in der das Filmemachen einen Ausweg zu bieten scheint. In Leis Bagdachs »Im Rosengarten« ist der erfolgreiche Kölner Musiker Yak (Kostja Ullmann) plötzlich mit seinem entfremdeten syrischen Vater konfrontiert und begibt sich auf eine Familienodyssee quer durch Deutschland.

Eskapismus im Reality-Check

Drei Filme der Reihe spielen an vermeintlich idyllischen Urlaubsdestinationen. Doch was wie Eskapismus daherkommt, ist in Wahrheit ein Brennglas auf die Konflikte unserer Gesellschaft.

©Filmfest München
Still aus »All We Ever Wanted«.

In »Sabbatical« treibt der Wunsch, dem Alltagstrott zu entfliehen, eine junge Familie nach Griechenland. Die Realität entpuppt sich als gefährliche Feuertaufe, insbesondere als der unruhestiftende Bruder (Sebastian Urzendowsky) auftaucht. Aaron Arens Regiedebüt »Sonnenplätze« erzählt vor der Kulisse Lanzarotes eine Familiengeschichte über die Sehnsucht nach Zusammenhalt und Selbstzufriedenheit. Im Roadmovie »All We Ever Wanted« bewegen sich die drei Protagonist_innen durch die karge Landschaft Fuerteventuras. 

»Neuer Deutscher Heimatfilm« und Coming of Age

Ländliche Absurditäten zeichnen den »Neuen Deutschen Heimatfilm« aus, der universelle Themen in dörflichen Settings in Szene setzt. In »Another German Tank Story» fördert das Filmteam einer Streamingserie die großen Träume und kleinen Geheimnisse einer Dorfgemeinschaft zutage.

©Filmfest München
»Milch ins Feuer» begleitet eine Jungbäuerin.

»Milch ins Feuer» zeigt eine Jungbäuerin, die sich entscheidet, den elterlichen Hof in die nächste Generation zu führen und damit dem Klimawandel zu trotzen. Ebenfalls mit den Weichenstellungen von jungen Menschen beschäftigt sich die hybride Dokufiktion »O Chale», die vier Freunde auf einem Basketballplatz in der ghanaischen Hauptstadt Accra porträtiert. »Die Akademie» lässt uns mit der idealistischen Kunststudentin Jojo (Maja Bons) in den bunten Mikrokosmos einer Kunstakademie eintauchen, doch für Idealismus ist hier kein Platz. Eine andere Farbe bringt »Frisch» in die Reihe Neues Deutsches Kino – die Literaturverfilmung mit Louis Hofmann in der Hauptrolle ist eine Bruderballade und zugleich Genrekino mit brutaler Gewalt.

Auch in diesem Jahr wird an ausgewählte Filme der Reihe wieder der hochdotierte Förderpreis Neues Deutsches Kino in den Kategorien Regie, Produktion, Drehbuch und Schauspiel verliehen. Die Verleihung findet am 5. Juli statt. Die Nominierungen werden demnächst bekannt gegeben.