Festival, Top-Story: 02.05.2024

Infos und Filmtipps für das 39. Internationale Dokfest München

Das Dokfest München startet mit 109 Dokumentarfilmen aus 51 Ländern in Münchner Kinos und Event-Locations — sowie per Streaming. Hier gibt es dazu Infos und Filmtipps.





Where we Used to Sleep

Deutschland 2024 / 82 Minuten

Inhaltliche Einordnung: Umweltkatastrophe, Umsiedlung, Rumänien

Eine alte Frau stapft über eine Schotterfläche zum Rand eines Riesenkraters. Im Rumänien der 70er Jahre wurde hier Kupfer im großen Stil abgebaut und ließ ein Loch mit über einem Kilometer Durchmesser entstehen. Valeria Prata lebt allein mit Kuh und Hund auf ihrem Hof in der Nähe des Kraters, in einer wunderschönen idyllischen Mittelgebirgslandschaft – bis sich die Cinemascope-Bilder in Talrichtung öffnen und man in dieser Richtung immer mehr von einem See sieht.

© Dokfilmfest München
Still aus »Where we Used to Sleep«.

In der Mitte ragt noch die Kirchturmspitze aus dem Wasser. Man sieht jedoch keine Talsperre, sondern Absetzbecken und Schlammteich der ehemaligen Kupfermine, gefüllt mit chemischen und anderen Bergbaurückständen. Der See steigt stetig und kommt auch dem Haus von Valeria immer näher. Breitformatige, romantisierende Bilder mit Sphärenmusik und dem Anspruch auf große Oper begleiten ein alltägliches individuelles Drama in einer gigantischen Umweltkatastrophe.

Sehenswert***

Die guten Jahre

Österreich 2023 / 94 Minuten

Inhaltliche Einordnung: Demenz, Alter, Photographie, Intimität

© Dokfilmfest München
Still aus »Die guten Jahre«.

Eine Vorstadt in der Nähe von Wien. Ein VW-Bus rollt vor einen Flachbau. Eine Gruppe von Mittfünfzigern kommt mit Umzugskartons ins Blickfeld. Sie laden aus: große, in Bläschenfolie gewickelte Bilder, eine Waschmaschine, ein Bett. Michi kehrt heim zur Mutter und zieht wieder in sein altes Zimmer, an den Wänden noch Plakate von Stars und dem Film »Apokalypse Now«. Er kümmert sich aufopfernd um seine Mutter, der langsam durch Demenz die Kontrolle entgleitet. Dabei ist er selbst angeschlagen, ringt manchmal um Atem und hat am Körper deutlich sichtbare Operationsnarben. Erst langsam erfährt man von seinem Vorleben als Fotograf und sieht Bilder, wenn er sie vereinzelt im Heizungskeller von den Folien befreit. Schonungslos gegen sich selbst breitet Michael Appelt ganz gegen den Selbstoptimierungstrend von Social Media sein Leben und seine Verletzlichkeit vor der Kamera aus.

Sehenswert****

© Dokfilmfest München
Still aus »Archiv der Zukunft«.

Archiv der Zukunft

Österreich 2023 / 92 Minuten

Inhaltliche Einordnung: Museum, Naturwissenschaft

Sammeln ist die Grundlage wissenschaftlicher Forschung. 30 Millionen Objekte sind im Naturhistorischen Museum in Wien zusammengetragen. Der Film gibt in ruhigen, beobachtenden Bildern einen Einblick in die Sammlungstätigkeit und die wissenschaftliche Grundlagen-Forschung des Museums. Immer wieder wird deutlich, dass die Schätze des Museums auch Erkenntnisse für die Zukunft hergeben.

Sehenswert**

© Dokfilmfest München
Still aus »Archiv der Zukunft«.

Ozogoche 

Ecuador, Belgien 2023 / 77 Minuten

Inhaltliche Einordnung: Fremde Länder, Familienleben

Eine Hand streift durch Vogelfedern, auf dem Gasherd stehen Töpfe und ein junges Mädchen in typischer Südamerikanischer Kleidung kocht in einem karg eingerichteten Raum. Wir lernen in ruhigen Bildern eine Familie kennen, zwei Kinder mit ihrer Mutter und den Großvater, die zusammen in einer kargen Mittelgebirgslandschaft ein bescheidenes bäuerliches Leben führen. Sie leben im Sangay Nationalpark in Ecuador in der Nähe des Ozogochesees.

Die Gespräche drehen sich um die Väter, die in die Fremde gegangen sind, um Geld für die Familien zu verdienen, und Alte und Familie zurückgelassen haben. Anfang Herbst kommen die Regenpfeifervögel aus dem Norden und viele davon stürzen sich plötzlich über dem See ins eisige Wasser und sterben. Einer davon landet im Kochtopf der Familie.

Sehenswert**

© Dokfilmfest München
Still aus »Ozogoche«.

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