Infos und Filmtipps für das 39. Internationale Dokfest München
Das Dokfest München startet mit 109 Dokumentarfilmen aus 51 Ländern in Münchner Kinos und Event-Locations — sowie per Streaming. Hier gibt es dazu Infos und Filmtipps.
The Andersson Brothers
Schweden 2024 / 85 Minuten
Inhaltliche Einordnung: Familiengeschichte, Alt werden, Alkohol
Johanna hat einen Film über ihren Vater und dessen drei Brüder Roy, Kjell und Ronny begonnen. Roy ist der älteste, Filmregisseur mit eigenem Studio in Stockholm und weltbekannt. Sie lässt sich aber nicht weiter über seine Filmarbeit aus, an der sie als Requisiteurin einige Jahre mitgewirkt hat, sondern folgt der Familiengeschichte und den unterschiedlichen Lebensläufen der vier Jungen. Sie alle sind unterschiedliche Wege gegangen, hatten aber alle auch ein Alkoholproblem. Zusammengesetzt aus dokumentarischen Aufnahmen der verschiedenen Jahre, Fotoalben und 8mm-Film entsteht eine interessante Lebensgeschichte und die Frage, was bleibt.
Sehenswert***
Dann gehste eben nach Parchim – Von der Leidenschaft des jungen Theaters
Deutschland 2023 / 94 Minuten
Inhaltliche Einordnung: Liebe zum Theater, Freundschaft, Berufsstart, Langzeitbeobachtung
Gesa und Arikia besteigen nach der abgeschlossenen Schauspielschule den Regionalzug. Sie kommen aus Hamburg und es hat sie nach Parchim in Mecklenburg Vorpommern in ein erstes Engagement am Landestheater verschlagen.
Der Film folgt den beiden Freundinnen und anderen Protagonisten des Theaters über einen Zeitraum von zwei Jahren und gibt einen Einblick in die kulturelle Arbeit in der Provinz, die vor allem von der Begeisterung der jungen Macher lebt. Selbstzweifel und private Schicksale spielen in den beruflichen Alltag hinein, und der Lockdown in der Coronazeit macht alles nicht einfacher.
Sehenswert***
Joana Mallwitz – Momentum
Deutschland 2024 / 88 Minuten
Inhaltliche Einordnung: Musik, Künstlerportrait
Man muss Joana Mallwitz nur ein paar Minuten beim Dirigieren zuschauen, um zu wissen, dass man es mit einem Ausnahmetalent zu tun hat. Der Film begleitet sie über einen Zeitraum von vier Jahren, gibt Einblicke hinter das Konzertgeschehen bei Proben und Aufführungen und klammert auch das Private nicht aus, eine Schwangerschaft und die Organisation des Alltags in einer Künstlerpartnerschaft mit Kind. Insoweit ist es ein gewöhnlicher Dokumentarfilm. Besonders wäre der Film geworden, wenn man sie die ganze Zeit gezeigt hätte, wie sie nicht nur dirigiert, sondern die Musik mitlebt, eine Perspektive, die man als Konzertbesucher nie einnehmen kann, weil man immer nur den Rücken der Dirigentin sieht.
Sehenswert***
Der Unternehmer, das Dorf und die Künstler
Deutschland 2024 / 97 Minuten
Inhaltliche Einordnung: Dorfleben, Umweltschutz, Kunstprojekt
»Fliegen retten in Deppendorf«. Was wie eine Satire klingt, ist ein Kunstprojekt. Der Bielefelder Unternehmer Reckhaus vertreibt Insektenschutzmittel und bestellt bei den Schweizer Künstlerzwillingen Riklin eine PR-Kampagne.
Der Film steigt bei der Suche nach einem geeigneten Dorf ein, und wir werden Schritt für Schritt Zeuge, wie die Idee der Dorfgemeinschaft unterbreitet und dann gemeinschaftlich mit den Deppendorfern umgesetzt wird. Diese haben ein Event im Dorf, und man merkt, wie sich ihre Einstellung gegenüber Insekten ändert. Als Zuschauer ist man gegenüber der Geschichte genau so verunsichert wie die Dorfbewohner, immer auf der Suche nach einem eindeutigen Standpunkt, den es letztendlich nicht gibt. Angetan von diesem Projekt hat der Unternehmer die Idee weiterentwickelt und insect-respect.org ins Leben gerufen.
Sehenswert****
I’m not Everything I Want to Be
Tschechische Republik, Slowakei, Österreich 2024 /89 Minuten
Inhaltliche Einordnung: Fotografie, Künster-Autobiographie, Fotofilm
Libuse hat schon als 16-jährige Teenagerin mit dem Fotografieren im Prag der 1968er Jahre begonnen, und auch wenn vieles im Leben schief gelaufen ist, das Fotografieren konsequent beibehalten. Immer wieder ist sie selbst Objekt ihrer Bilder, und die Fotografie ist ein Mittel der Selbsterkundung. »Ich werde nie aufhören zu fragen, wer ich bin.« Der Film ist nur aus Fotos zusammengestellt, vorwiegend sind es Schwarz/Weiß Bilder, viele grobkörnig, eigenwillig kadriert und oft verwischt und unscharf. Es gibt kein Bewegtbild. Die Kommentare werden auf Basis von Tagebuchaufzeichnungen eingesprochen, und wir verfolgen die Protagonistin von den Jugendjahren über einen Aufenthalt in Tokio, ein paar Jahre in Berlin bis zurück in die Heimat nach Prag. 2019 wurde Libuse Jarcovjakova mit einer Ausstellung in Arles geehrt.
Sehenswert****
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