»Drii Winter«: Filmischer Realismus durch Farbkorrektur
Die Zusammenarbeit zwischen Kameramann, Regisseur und Colorist Timo Inderfurth war entscheidend, um den gewünschten Realismus des preisgekrönten Spielfilms zu erreichen.
Matching Footage
Der DoP und der Regisseur hatten vor Ort verschiedene Look-Tests gedreht – sowohl auf 35-mm-Film als auch digital auf der Arri Alexa – und so bestand eine der größten Herausforderungen für Inderfurth darin, das digital gedrehte Material an die Ästhetik des Films anzupassen.
»Obwohl wir uns für einen Farbmanagement-Workflow entschieden haben, anstatt LUTs für die Druckemulation zu verwenden, standen uns die Truelight-Profile aus unserem hauseigenen Filmlabor für Quervergleiche zur Verfügung«, erklärt Inderfurth.
Baselight spielte eine entscheidende Rolle beim Farbmanagement und bei der Wahrung der Bildintegrität.
»Baselight Base Grade ist ein großartiges Werkzeug, um die Integrität des Bildes zu erhalten«, kommentiert Inderfurth. »Besonders bei einem Projekt wie diesem, wo der Look subtil sein muss und zu keinem Zeitpunkt von der Geschichte ablenken darf.»
»Einer meiner Lieblingsaspekte bei der Arbeit mit Baselight ist das Blackboard-Bedienpanel – es ist wirklich intuitiv und hebt Baselight von anderen Systemen ab, bei denen man wahrscheinlich mit einer grafischen Benutzeroberfläche arbeiten würde«, fügt Inderfurth hinzu. »Das Farbmanagement und das Format-Mapping sind weitere Dinge, die uns die Arbeit sehr erleichtern, insbesondere bei Projekten mit gemischten Quellen. Außerdem ist es stabil, was sehr wichtig ist!«
Arbeiten mit Extended Shots
Während der Vorproduktion diskutierte das Team die Szenen, den Zeitrahmen und den Rhythmus des Films und traf die Entscheidung, eine Auswahl langer statischer Aufnahmen einzubauen.
»Es war ein ungewöhnliches Projekt, denn der Film ist 2,5 Stunden lang und hat nur wenige Schnitte«, erklärt Inderfurth. »Auch wenn sich das zunächst nach einer sehr einfachen Aufgabe anhört, bedeutet das, dass die meisten Aufnahmen unglaublich lang sind – und in vielen von ihnen gibt es wenig oder gar keine Kamerabewegung. Das bedeutet, dass wir viel länger auf ein statisches Bild schauen, als wir es gewohnt sind, und deshalb mussten sie noch ‚perfekter‘ sein als die üblichen Zwei-Sekunden-Aufnahmen.«
»Die Herausforderung bei langen statischen Aufnahmen ohne mögliche Cutaways besteht darin, dass sie in Bezug auf Kamerabewegung, Beleuchtung und Rhythmus von A bis Z funktionieren«, kommentiert Dierolf. »Ich liebe diese Herausforderungen, weil sie einen dazu bringen, sich vom Gewöhnlichen zu entfernen. Trotzdem waren wir in dieser Hinsicht nicht dogmatisch, und wenn wir der Meinung waren, dass wir eine weitere Einstellung oder einen möglichen Schnitt brauchten, haben wir das sofort in die Wege geleitet. Ich schätze diese Freiheit sehr.«
Die langen Einstellungen stellten auch eine Herausforderung für Inderfurth in der Postproduktion dar, denn sie erforderten akribische Anpassungen, um sicherzustellen, dass der Look über längere Zeiträume hinweg konsistent blieb.
»Ich hatte die Herausforderungen, die mit extrem langen Einstellungen verbunden sind, etwas unterschätzt«, fügt Inderfurth hinzu. »Wir haben jede Aufnahme mehrfach wiederholt, bis wir die richtige Balance gefunden hatten und den gewünschten Look bei Aufnahmen von teilweise mehreren Minuten Länge erzeugen konnten.«
Im Gegensatz zu den vielen ausgedehnten und sehr unbewegten Aufnahmen gab es bei einigen Aufnahmen ein hohes Maß an Bewegung.
»Einige Sequenzen, wie die Autofahrten durch Serpentinen und Tunnel, waren sehr lang und bewegten sich stark. Diese erforderten ein aufwändiges Keyframing in Baselight«, erinnert sich Inderfurth.
Weite Landschaften
Die Schneeszenen und Landschaften erforderten eine sorgfältige Farbseparation und Sättigungskontrolle, um die Schönheit der Berge einzufangen, ohne dabei übermäßig stilisiert zu werden.
»Es war sehr wichtig, die Grün- und Blautöne in Bezug auf Trennung, Sättigung und Helligkeit richtig hinzubekommen«, erklärt Inderfurth. »Wir wollten die Schönheit der Berge zeigen, aber nicht auf eine postkartenartige Weise.
»Wir sind es gewohnt, Schnee in der Schweiz zu graden, aber es ist immer eine Herausforderung, die gewünschte Gesamthelligkeit in einem Bild beizubehalten, ohne dabei zu viele Details im Schnee zu verlieren, und das erfordert in der Regel ein gewisses Maß an Keying.«
Eine authentische Darstellung
Drii Winter zeigt, welche zentrale Rolle ein Kolorist bei der Gestaltung der visuellen Ästhetik eines Films spielt. Der Erfolg des Films ist auf die authentische Darstellung der Berggemeinden und den Realismus zurückzuführen, der sowohl bei den Dreharbeiten als auch beim Grading erreicht wurde.
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