»Holo Harmonies«: Konzert und Ballett ergänzt um Extended Reality
Ein Live-Konzert und ein Live-Ballett an getrennten Orten, kombiniert mit XR-Animationen: So werden in Baden-Baden und Prag die »Holo Harmonies« in Szene gesetzt.
»Holo Harmonies« ist ein bilaterales Ballett- und Konzert-Ereignis, das gleichzeitig an zwei getrennten Orten aufgeführt wird: In einer Welturaufführung werden das Stuttgarter Kammerorchester (SKO) und das Tschechische Nationalballett das Stück »Holo Harmonies – Der Tod und das Mädchen« am 1. Dezember 2023 performen.
Im weiteren Text erfahren sie zunächst mehr über das Gesamtkonzept und die künstlerisch Beteiligten. Mehr Infos zur Technik und den Grafikanimationen finden Sie auf Seite 2 dieses Beitrags.
Konzept, künstlerisch Beteiligte
Zu Musik von Franz Schubert sowie einem Prolog und Interludien von Sven Helbig wird das Konzert in Baden-Baden, das Ballett in Prag stattfinden — ergänzt um Animationen von Moritz Mayerhofer. Das Ganze wird zu einem gemeinsamen Erlebnis an beiden Aufführungsorten kombiniert.
Das erfolgt unter der Regie von Jana Günther, die alle Gewerke miteinander verbindet (Animation, Choreographie, Holographie, Musik), um dabei einen stimmigen Gesamteindruck zu schaffen. Günther ist bei diesem Projekt auch als Creative Producerin verantwortlich für die Organisation, Planung, Finanzierung und Umsetzung des ganzen Projekts. Ihr Ziel umschreibt sie so: »Die kreativen Einzelleistungen der mitwirkenden Künstler unter Berücksichtigung bestimmter technischer Restriktionen die Realität durch digitale (Kunst-)Formen zu erweitern.«
Das Publikum kann also an beiden Aufführungsorten ein ganzheitliches Erlebnis erwarten: Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden Orchester und Ballett in Lebensgröße sehen — die eine Hälfte in echt, die andere virtuell — ergänzt um die Animationen.
SKO: Experimentierfreudiges Orchester
Dass das SKO mit seinem Intendanten Markus Korselt künstlerische wie digitale Grenzen austestet, offen für Zukunftstechnologien wie Augmented Reality ist und keinerlei Berührungsängste zu modernen Technologien hat, konnte man spätestens seit dem Projekt »Resonanz« wissen:
Dort wurde eine Installation mit Musik, Kunst und Animation im öffentlichen Raum realisiert, wo Augmented Reality integriert wurde.
Das neueste Projekt des SKO geht jedoch in vielerlei Aspekten noch weit darüber hinaus.
»Holo Harmonies«: Die Verschmelzung getrennter Welten
»Holo Harmonies« kombiniert ein Live-Konzert und ein abendfüllendes Ballett.
Parallel aufgeführt an zwei Orten, fast 600 km voneinander entfernt.
Per 4K-Übertragung werden dabei die Akteure lebensgroß von der jeweils »anderen Seite« als Projektion den jeweils physisch anwesenden Künstlerinnen und Künstlern zur Seite gestellt.
Die direkte Interaktion und das Zusammenspiel der verschiedenen Künste — Tanz, Musik und Lichtkunst — die an verschiedenen physischen und virtuellen Orten stattfinden, in einem Gesamtkunstwerk zu kombinieren, das ist das Ziel und der Anspruch von »Holo Harmonies« — gleichsam ein Kunstort im Kunstort Metaverse.
Zur Musik des Streichquartetts Nr. 14 in D-Moll »Der Tod und das Mädchen« von Franz Schubert, interpretiert durch das SKO unter Leitung seines Chefdirigenten Thomas Zehetmair, hat der Starchoreograph Mauro Bigonzetti ein Ballett für das Tschechische Nationalballett in Prag kreiert.
Es wird zusammen mit einem neu komponierten Prolog und drei Interludien des Elektromusikers Sven Helbig aufgeführt, die »Der Tod und das Mädchen« ergänzen. Als zusätzliche visuelle Komponente fügen die Animationen von Moritz Mayerhofer unter der XR-Regie von Jana Günther das Ganze zum Gesamtkunstwerk »Holo Harmonies – Der Tod und das Mädchen« zusammen.
Entwickelt und realisiert von diesem spartenübergreifenden Team, fügt »Holo Harmonies« Franz Schuberts Schlüsselwerk eine neue, durch und durch zeitgenössische Dimension hinzu. Es gibt nach Ansicht vieler Klassikexperten nur wenige Stücke in der Musikgeschichte, die das Ringen zwischen Diesseits und Jenseits so rauschhaft in Szene setzen, wie »Der Tod und das Mädchen«.
Das Konzeptionsteam aus SKO-Intendant Markus Korselt, XR-Regisseurin Jana Günther und Sound Designer Tobias Scherer dachte daher sofort an Franz Schuberts legendäres Streichquartett, als sie die Grundidee von »Holo Harmonies« entwickelten. Schließlich kann man in dem multidisziplinären neuen Projekt auch einen Brückenschlag zwischen der körperlichen und der geistigen einerseits, sowie der der analogen und virtuellen Sphäre andererseits sehen.
Das Konzert im Festspielhaus Baden-Baden und die Tanzaufführung in der Staatsoper Prag verschmelzen zu einer gemeinsamen Vorstellung.
Als fotorealistische holografische Lichtprojektionen stehen das Stuttgarter Kammerorchester und das Tschechische Nationalballett auf der jeweils anderen Bühne. Das Bühnenbild besteht aus Animationen, die mit den jeweils echten und virtuellen Personen verschmelzen. Diese Visuals sind teils vorproduziert, teils audioreaktiv konzipiert und interagieren live mit dem Bühnengeschehen.
Jana Günther, Tobias Scherer und Moritz Mayerhofer haben ihr Know-how an der Filmakademie Baden-Württemberg erworben und sind nach ihren Diplomen in erfolgreiche Karrieren im Bereich Film und Medien gestartet.
»Holo Harmonies« ist das Ergebnis von vier Jahren Entwicklungsarbeit und operiert an der Grenze des derzeit technisch Machbaren, mit einem hohen Echtzeit-Anteil und höchsten Anforderungen an die Präzision der sich überlagernden Ebenen von Projektion, Musik und Tanz.
Ein »maximal immersives Erlebnis für das Publikum« wünscht sich XR-Director und Creative Producerin Jana Günther folgerichtig für das Publikum.
Um den Seheindruck von jedem Sitzplatz individuell zu kalibrieren, wurden die Zuschauerräume beider Spielstätten vorab komplett 3D-gescannt. Viel entscheidender als die technische Perfektion ist jedoch die immersive 3D-geprägte Optik. Abstrahierte Formen, die an Spiralnebel, Monde und Sternenhaufen erinnern, sollen ein Setting schaffen, das das Geschehen zwischen dem Reich des Lebens und des Todes in überwältigende kosmische Bilder verdeutlicht.
»Holo Harmonies – Der Tod und das Mädchen«
Stuttgarter Kammerorchester und Tschechisches Nationalballett
Festspielhaus Baden-Baden und Staatsoper Prag
Eine Produktion des Stuttgarter Kammerorchesters in Kooperation mit dem Tschechischen Nationalballett
Weltpremiere: 1. Dezember 2023
Musik: Streichquartett Nr. 14 d-Moll Der Tod und das Mädchen (eingerichtet für Streichorchester) von Franz Schubert, Prolog und Interludien zu Schuberts Streichquartett Nr. 14 von Sven Helbig.
Musikalische Leitung: Thomas Zehetmair
Live-Elektronik: Sven Helbig
Choreographie: Mauro Bigonzetti
XR-Regie: Jana Günther
Animationsregie: Moritz Mayerhofer
Gesamtkonzept: Jana Günther, Markus Korselt, Tobias Scherer
XR-Konzept: Jana Günther, Tobias Scherer
Lead Developer: Felix Lange
CG-Artist: Henning Schild
3D-Scan: Benjamin Hopfmann, Felix Bucella
Sound: Alexander Hofmann, Tobias Schirmann
Hologram: Technology Musion Holotec
XR-Consultant: Andreas Dahn, Felix Bucella
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