Frauenfußball-WM in Down Under
Seit dem 20. Juli 2023 findet in Australien und Neuseeland die Weltmeisterschaft im Frauenfußball statt. ARD und ZDF produzieren dabei erstmals mit SRT-Streams.
Studios in Mainz und Hamburg
Sowohl die ARD als auch das ZDF verzichten auf ein Studio in Australien. Das ZDF nutzt für die Fußball-WM der Frauen das ehemalige, 120 m2 große Studio 5, das auch schon für die Sendungen von Olympia aus Peking eingesetzt wurde. »Wir arbeiten mit zwei Kameras auf Pumpstativen und mit einer Krankamera. Für den Hintergrund haben wir eine 14 m breite, gebogene LED-Wand gemietet – wie wir sie schon von der Frauenfußball Euro 2022 her kennen«, erläutert Florian Rathgeber.
Aus dem ZDF-WM-Studio auf dem Mainzer Lerchenberg moderiert Sven Voss die WM-Übertragungen und analysiert zusammen mit ZDF-Expertin Kathrin Lehmann und Gästen die Spiele. Jeweils eine gute halbe Stunde vor Spielbeginn geht »Sportstudio Live: Fifa Frauen-WM 2023« mit Vorberichten, Gesprächen und Informationen zu den Mannschaften auf Sendung. Nach Spielende wird im WM-Studio mit Sven Voss das Spielgeschehen in einer guten halben Stunde analysiert und eingeordnet.
In Hamburg nutzt der NDR das vorhandene Studio 2, in dem auch Magazine wie »Das!«, »Panorama«, »Weltspiegel« oder die Nachrichtensendung »NDR Info« produziert wird. Nur aufgrund der großen Zeitverschiebung nach Australien/Neuseeland ist es möglich, dieses Studio für die Berichterstattung von der WM nachts und am Morgen zu nutzen. Abends ist das Studio dann wieder für »Das!« am Start.
»Das Studio ist fest mit zwei LED-Wänden und einer Stele ausgerüstet, die wir nutzen können. Wir haben lediglich noch ein Podest mit einer Sitzecke im Sportschau-Design hinzugefügt sowie einen Glanzboden eingebaut«, erläutert Henning Schwartz. Moderator Claus Lufen und ARD-Expertin Nia Künzer präsentieren in diesem NDR-Studio in Hamburg-Lokstedt die Spiele der Frauenfußball-WM.
Kameraseitig sind im NDR-Studio zwei Quadro-Pumpstative mit Sony-Kameras, eine Steadicam und eine Deckenkamera mit Remote-Kopf im Einsatz.
Team vor Ort in Australien
Nach Australien haben ARD und ZDF möglichst wenig Personal geschickt. Das ZDF ist mit einem kleinen achtköpfigen Redaktionsteam um Kommentatorin Claudia Neumann präsent, die ARD hat neun crossmediale Redaktionsleute für Hörfunk, Fernsehen, Online und Social Media und zwei Kommentatorenteams vor Ort.
Beide Sender arbeiten zudem noch mit zwei EB-Kameras. Per LiveU-Rucksack ist es so möglich, direkt am Spielfeld oder in der »Flash-Zone« Interviews zu führen. Mit dem LiveU LU800-System ist es möglich, auch mit zwei Kameras zu arbeiten und zwei Kanäle zu übertragen.
Das kompaktere 300S-System von LiveU ist hingegen für Single-Kamera-Betrieb vorgesehen. Wenn mit LiveU gearbeitet wird, versenden diese Systeme die Signale direkt per Cellular Bonding auf die jeweiligen LiveU-Server bei ARD respektive ZDF.
Vom ZDF sind Redaktion, ein Techniker und zwei EB-Teams in der Nähe des Teamhotels der deutschen Nationalmannschaft untergebracht, die ARD hält dort Redaktion, einen Techniker und ein dreiköpfiges EB-Team vor. Die EB-Teams berichten aus dem Teamhotel und reisen auch mit zu den Spielen.
Hauptzeiten der Berichterstattung
Aufgrund der Zeitverschiebung wird am Vormittag und Mittag deutscher Zeit der interessanteste Part der Live-Berichterstattung stattfinden. »Deshalb gibt es insbesondere ins ‚Morgenmagazin‘ viele Schaltungen, weil das durch die Zeitverschiebung sehr gut in die Berichterstattung aus Australien passt, denn etliches spielt sich in diesem Zeitfenster ab«, erklärt Florian Rathgeber.
ARD und ZDF werden zwar alle Spiele zeigen, aber jene, die nach hiesiger Zeit um 3 Uhr nachts stattfinden, werden ausschließlich als Stream zu sehen sein. Das sind bei beiden Sendern insgesamt acht Spiele, bei fünf davon handelt es sich jeweils um Parallelspiele.
Online
In Köln auf dem »Sportschau«-Campus sorgt ein Team dafür, dass die crossmedialen Inhalte schnell und passgenau auf »sportschau.de«, in der »Sportschau«-App und der ARD-Mediathek veröffentlicht werden. In der ARD-Mediathek ist das komplette Angebot zur WM mit Livestreams, Highlights, Dokus und Reportagen gebündelt.
Das ZDF bietet mit der ZDF-Mediathek und auf »sportstudio.de« ein umfassendes Online-Angebot, das alle Informationen zu den 64 WM-Spielen bündelt – Infos, Videos, Daten und Ticker lassen sich leicht im Spielplan finden.
Alle ZDF-WM-Spiele werden online als Livestream in der ZDF-Mediathek angeboten. Einige der Spiele werden dabei exklusiv via Livestream übertragen – das sind die Partien, die nach mitteleuropäischer Sommerzeit nachts in Australien oder Neuseeland angepfiffen werden. An den Parallelspieltagen zeigen ARD und ZDF ein Spiel im TV und das andere im Livestream in der Mediathek.
Erneut im Einsatz ist auch der ZDF-Highlight-Player: Die Nutzerinnen und Nutzer können sich im Livestream bei allen Spielen zu den spannendsten Szenen, Toren oder strittigen Schiedsrichterentscheidungen navigieren und alles in Ruhe noch einmal erleben – aus »live« wird ohne Verzögerung »on demand«. Diese Features stehen auch nach Abpfiff für die Zuschauerinnen und Zuschauer in der ZDF-Mediathek zur Verfügung.
Radio
Alle Spiele des DFB-Teams werden als Voll- und Magazinreportage für die ARD-Radioprogramme angeboten. Außerdem sind alle Audio-Vollreportagen auf sportschau.de und in der ARD-Audiothek abrufbar. Zusätzlich wird es ab dem Viertelfinale aller (Tag-)Spiele Audio-Vollreportagen geben. Die ARD-Radioprogramme informieren darüber hinaus mit Talks, Nachrichten und Stories über die DFB-Elf und die WM.
Fazit
Die Programmmacher bei ARD und ZDF sind sich einig, dass Frauenfußball mittlerweile einen deutlich höheren Stellenwert hat als noch in der Vergangenheit.
Aufgrund der Zeitverschiebung zu Australien und Neuseeland liegen die Anstoßzeiten für deutsche Arbeitszeiten allerdings eher ungünstig. Ob unter diesen zeitlichen Rahmenbedingungen der ganz große Funke überspringen wird, dürfte sicherlich auch vom Erfolg der deutschen Mannschaft abhängen — aber an der Berichterstattung wird es nicht scheitern. Und den ersten großen großen Erfolg konnte die deutsche Mannschaft ja schon verbuchen – und das mit einem Marktanteil von über 60%.
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