Grading, Making-of, Top-Story: 07.06.2023

Tender Hearts: Look und Grading mit DaVinci Resolve

Colorist Martin Szafranek und DoP Johannes Louis über den Look der Sky-Serie »Tender Hearts« — und die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit von DoP und Colorist.



Look verfeinern im finalen Grading

DoP Johannes Louis war beim finalen Grading mit DaVinci Resolve mit dabei. »Natürlich saß ich nicht die ganze Zeit neben Martin, aber wir haben uns dennoch intensiv ausgetauscht und die Szenen gemeinsam verfeinert und angepasst.«

© Sky Deutschland/Odeon Fiction
Grading und Bildgestaltung müssen eng zusammenspielen.

Im ersten Schritt realisierte Martin Szafranek einen HDR-Grade, aus dem dann im zweiten Schritt eine SDR-Version generiert wurde. Das Ausgangsmaterial hatte Johannes Louis mit der Alexa Mini in Log-C aufgenommen.

Johannes Louis sagt dazu: »Es gibt ja verschiedene Wege, mit HDR umzugehen. Man kann natürlich bei jeder Szene die maximale Helligkeit und den maximalen Kontrast ausreizen. Aber das wollten wir bei unserer Produktion gar nicht. Wir haben im Grunde mit einem erweiterten SDR-Raum gearbeitet und nur bei einigen Szenen den kompletten HDR-Raum auch ausgeschöpft.«

© Sky Deutschland/Odeon Fiction
Technikpause für den Lovedroid.

Martin Szafranek ergänzt: »Grundsätzlich versuche ich, die Tiefen und Mitten im HDR in einem ähnlichen Bereich zu halten, wie ich es klassischerweise in SDR machen würde, und erweitere tatsächlich nur die Highlights in den HDR-Bereich.«

Und weiter: »Die neuen HDR-Wheels in Resolve sind sehr hilfreich, um z.B. schnell die Färbung in einem Helligkeitsbereich zu ändern. Gerade für Highlights nutze ich das gerne. Außerdem arbeite ich in der Regel im Remote-Clip-Mode. Das hilft, Zeit zu sparen, und gerade wenn man Szenen testweise angradet, hat man schneller eine kleine Sequenz zusammen, die man dem DoP zeigen kann.«

© Sky Deutschland/Odeon Fiction
Mensch und Maschine kommen sich näher.

Martin Szafranek merkt weiter an, dass es für ihn auch wichtig ist, dass die technische Umsetzung im finalen Grading gut laufe.

»Ich habe gemerkt, dass man vorsichtig dabei sein muss, Coloristen anhand einzelner Arbeiten  zu beurteilen, denn es gibt sehr viele Faktoren, die auf das Endergebnis ebenso Einfluss haben, neben dem eigenen Können«, so Martin Szafranek. Angefangen bei der Qualität des Ausgangsmaterials über Mitsprache von oft mehreren Beteiligten – das alles hat Einfluss auf den finalen Look. Auch die Zeit, die fürs Grading zur Verfügung stehe, spiele eine wichtige Rolle, betont der Colorist.

© Sky Deutschland/Odeon Fiction
Im Club herrscht eine andere Stimmung.

Er findet ganz generell, dass oft noch vernachlässigt wird, wie groß der Einfluss von Grading auf das finale Bild ist. Es kann noch so viel Geld in den Dreh gesteckt werden, wenn am Ende im Grading gespart wird, wird das Ergebnis nicht hochwertig aussehen.

 

© Sky Deutschland/Odeon Fiction
Der Lovedroid beginnt über seine Rolle »nachzudenken«.

Szafranek betont: »Im Grading wird entschieden, wie gut das mit viel Aufwand produzierte Material am Ende tatsächlich aussieht. Jeder zusätzliche Tag bietet mehr Möglichkeit, genauer ins Detail zu gehen. «

© Sky Deutschland/Odeon Fiction
Licht und Schatten.

Letztlich sei es so wie bei vielen gestalterischen Prozessen: 75% des Eindrucks eines Looks stehen im zeitlichen Aufwand nicht im Verhältnis zu den letzten 25%. Die Feinheiten und Details der letzten 25% kosten meist mindestens so viel, wenn nicht sogar mehr Zeit als die ersten 75%. Je mehr Zeit also für die letzten 25% zur Verfügung steht, desto hochwertiger wird das finale Ergebnis.

 

Produziert wurde die Serie von Odeon Fiction mit Katja Herzog als Produzentin, Producerinnen waren Kathrin Tabler und Karoline Mennecken.

© Sky Deutschland/Odeon Fiction/Nik Konietzny
Teil des Teams von »Tender Hearts«.

Für Sky Deutschland zeichneten verantwortlich Frank Jastfelder als Director Original Production, Andreas Perzl als Executive Producer sowie Florian Handler als Junior Executive Producer. Gefördert wurde »Tender Hearts« vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dem FilmFernsehFonds Bayern und dem German Motion Picture Fund (GMPF). »Tender Hearts« ist seit Anfang 2023 in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen.

© Johannes Louis
Johannes Louis.

Johannes Louis studierte an der Filmuniversität Babelsberg und gewann schon zahlreiche Preise für seine Kameraarbeit, darunter den Deutschen Preis für Kinematographie für »Berlin Metanoia« und den Preis der Ökumenischen Jury der Filmfestspiele Berlin für »Sto Spiti – At Home« 2014. Die von ihm gedrehte neuseeländische Serie »Rurangi« wurde 2022 mit einem Emmy Award ausgezeichnet.

Sein Verständnis von Film als internationalem Medium wurde durch seine Erfahrungen in internationalen Masterclasses wie der Budapest Masterclass of Cinematography (mit Vilmos Zsigmond), den Berlinale Talents und der ASC Masterclass (unter der Leitung von Jo Willem, Bill Bennet und Paul Cameron) geprägt.

© MartinSzafranek
Martin Szafranek.

Martin Szafranek ist Freelance Colorist mit Sitz in Berlin und Madrid. Er ist hauptsächlich im fiktionalen Bereich tätig. Für seine Arbeit an »Unsere wunderbaren Jahre« erhielt er den Colorist Award. 2021 wurde er für »Die Ibiza Affäre« nominiert.

 


Komplette erste Episode der ersten Staffel.

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