»Mami Wata«: mit Alexa und Zeiss CP.3
Die mehrfach prämierte Kamerafrau Lílis Soares drehte mit der Alexa und CP.3-Objektiven den S/W-Film »Mami Wata«.
Der Film »Mami Wata« des nigerianischen Regisseurs C. J. Obasi, der auf dem Sundance Film Festival 2023 uraufgeführt wurde, ist die erzählerische Neuinterpretation einer geisterhaften Wassergottheit aus der afrikanischen Mythologie: Mami Wata Orisha. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die als Vermittlerin zwischen den Menschen ihres Dorfes und der allmächtigen Wassergottheit agiert.
Die Bildgestaltung realisierte bei diesem Film die afro-brasilianische Filmemacherin und Kamerafrau Lílis Soares. Sie wurde schon wiederholt für ihr Filmschaffen ausgezeichnet, das auf lebendige Weise versucht, einseitige Darstellungen und Blicke zu unterlaufen.
Soares verwendete für »Mami Wata« eine Arri Alexa und CP.3-Objektive von Zeiss, um die intimen und verblüffenden Details dieses Schwarz-Weiß-Films einzufangen. Der Film wurde beim Sundance Film Festival mehrfach nominiert und Soares erhielt den »Sundance World Cinema Dramatic Special Jury Award for Cinematography« für ihre Arbeit an »Mami Wata«.
Schwieriger Start
Die Produktion von »Mami Wata« verlief nicht ohne Herausforderungen: Die Dreharbeiten begannen im Jahr 2021 in Westafrika, in einer Zeit also, in der zahllose Lieferketten durch Covid-19 unterbrochen waren. Soares beschreibt: »Ich hatte eine lange Liste mit Ausrüstungsgegenständen, aber eine Woche, bevor die Ausrüstung ankommen sollte, sagte der Verleiher: ‚Wir können die Bestellung nicht mehr erfüllen‘. Da war ich nun in Afrika, aber ich hatte keine Ausrüstung.«
Die Ausrüstung, darunter eben eine Alexa und Zeiss-CP.3-Objektive, kam schließlich erst am Silvesterabend, dem letzten Tag des Jahres 2020, an. »Wir testeten die Ausrüstung zum ersten Mal in dieser Nacht und gingen am nächsten Morgen zum Set. Wir hatten dadurch eine große Verzögerung bei den Hauptaufnahmen. Aber ich habe das Beste aus der unfreiwilligen, zusätzlichen Preproduction-Zeit gemacht: So habe ich meine gesamte Vorarbeit aufgeschrieben und mich auf alle Probleme vorbereitet, die am Set auftreten könnten.«
Soares wählte die Zeiss-CP.3-Objektive sorgfältig für das Zusammenspiel mit der Alexa-Kamera aus. »Ich brauchte Objektive, die mir Details und Tiefe für die Postproduktion liefern konnten.«
»Mami Wata« zeichnet sich tatsächlich auch in der fertigen Produktion durch eine verblüffende Tiefe und schattierte Kontraste aus, die aus dem Schwarz-Weiß-Format gewonnen wurden.
»Ich habe mich für die Zeiss-CP.3-Objektive entschieden, weil sie mir sehr viele Details und ein sauberes Bild liefern konnten. Ich fotografiere nicht gerne schwarz-weiß, wenn es viele Grautöne gibt. Ich arbeite lieber mit satten Schwarz- und Weißtönen. Für mich sollte das Grau ein dunkles Grau sein, also musste meine Kamera Details im Licht einfangen. Es geht aber nicht nur um die Werkzeuge, sondern auch um die technische Umsetzung, die Erzählung und das, was man mit dem Ergebnis erreichen will«, erläutert sie. »Ich hatte gar keine Zeit, um am Set große Scheinwerfer aufzustellen. Stattdessen habe ich die Schauspieler in gute Positionen gebracht, habe die Kamera geschnappt, bin immer mit den Akteuren mitgerannt, und habe handheld gedreht.«
Soares und Obasi hatten eine starke Vision für den Film, mit dem Ziel, bestehende Darstellungen zu unterlaufen und neue Codes für ihre Figuren zu schaffen.
»Wir hatten keine bestimmte Referenz für ‚Mami Wata‘, denn in den meisten Filmen, die ich mag, fehlt die Darstellung von schwarzer Haut«, sagt Soares. »In der Geschichte des Kinos konzentrieren sich andere Schwarz-Weiß-Filme meist auf weiße Menschen. Bei ‚Mami Wata‘ mussten wir versuchen, diese Sichtweise zu ändern und diesen Körpern, die wir darstellen, mehr Wert beizumessen.«
Das finale Bildergebnis auf der Leinwand ist für Soares‘ Filmgestaltung von zentraler Bedeutung. »Ich habe fünf Spielfilme gedreht, und in vier davon geht es um schwarze Haut. Ich habe in Brasilien sogar einen Preis besonders für die Darstellung schwarzer Haut erhalten. Mit ‚Mami Wata‘ habe ich versucht, etwas Neues zu schaffen und die Menschen wertschätzend darzustellen. Vielleicht wird jemand den Film sehen und dabei etwas Neues empfinden.«
Angesichts der Produktions- und Budgetbeschränkungen musste Soares die Mittel sorgfältig auswählen, um die thematischen Ziele des Films zu erreichen. »Es geht um die Haut und die Beschaffenheit der Haut — die schwarzer Haut. Wenn man einen schwarzen Körper sieht, hat dieser Körper, diese Haut, etwas Besonderes an sich. Ich wollte den Detailreichtum beibehalten und brauchte Objektive, mit denen man diese Haut so detailliert sehen kann, als ob man sie anfassen könnte. Wenn die Objektive starke Verzerrungen erzeugt hätten, hätte ich das vielleicht nicht erreichen können.«
Die kreative Arbeit innerhalb dieser Grenzen führte auch zu überraschenden, inspirierenden Situationen am Set. »Es gab viele Momente in diesem Film, in denen alles einfach perfekt zusammenpasste. An einem Punkt im Film sagte ich: ‚Ich werde versuchen, diese Frau wie Jesus darzustellen.‘ Ich hatte einen Spot hinter ihrem Kopf, und der erzeugte eine Art Heiligenschein, wie bei einer Christusfigur. Ich hielt die Kamera in meinen Händen, und die Schauspielern drehte sich immer weiter. Es war perfekt. Das ist eine wichtige Szene in diesem Film, die Zuschauer können alles im Gesicht der Hauptfigur spüren und ablesen. Man erspürt in der Textur und den Details ihrer Augen, was da innerlich passiert.«
Lílis Soares beschreibt ein anderes Beispiel: »Ich bat die Crew, vor dem Licht zu laufen, um Schatteneffekte auf dem Boden zu erzeugen. Das Ganze fungierte wie eine bewegte Leinwand. Wir drehten eine Person, die quasi auf dieser Leinwand stand, das sah sehr kunstvoll aus, wie sich die Lichter bewegten und veränderten — und dieser Effekt wurde von der Crew erzeugt, zehn Leute, die einfach vor dem Licht hin- und herliefen. Wir haben Wege gefunden, im Rahmen der Möglichkeiten kreativ zu sein.«
Die Dreharbeiten zu »Mami Wata« und die anschließende Rezeption haben die Kamerafrau tief beeindruckt. »Ich habe gelernt, dass ich sehr stark bin«, lacht Soares. »Meine Kollegen, die Crew, sahen mich immer wieder an und fragten: ‚Mann, wie hast du das gemacht?‘ Aber wenn ich nur eine Chance habe, werde ich sie ergreifen und sie nutzen, um eine weitere und eine weitere Chance zu bekommen. Ich weiß, dass nicht viele Frauen in meiner Position sind. Also kann das, was ich tue, vielleicht den Geist anderer öffnen. Ich hoffe, dass es in Zukunft in dieser Branche weitere Frauen wie mich geben wird. Ich hoffe, wir können zusammenarbeiten und Ideen austauschen. Wir Frauen sind nicht klein. Wir wissen, dass es viele sehr starke Frauen gibt. Wir wollen einfach nur arbeiten.«
»Manchmal brauchen wir nur einen Startpunkt«, schließt Soares. »Wir brauchen die Sichtbarkeit auf dem Bildschirm, um anzufangen. Wir müssen neue Geschichten innerhalb unserer Geschichte erschaffen.«
Nach der Nominierung für den Großen Preis der Jury des Sundance Film Festivals in der Kategorie »Weltkino — Dramatischer Spielfilm« und dem Sonderpreis der Jury für die Kameraführung ist ‚Mami Wata‘ weiterhin auf Festivals zu sehen. Beim Fespaco (Panafrikanisches Film- und Fernsehfestival von Ouagadougou) wurde der Film mit dem Prix de la Critique (Preis der afrikanischen Kritiker), dem Meilleur Image (Preis für Kameraführung) sowie dem Meilleur Décor (Preis für Szenenbild) ausgezeichnet.